Lieder des Mirza
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Mirza Schafi

Die Lieder des Mirza Schaffy

von Friedrich von Bodenstedt

Kapitel 1

9.

Kind, was tust du so erschrocken,
Was hebt schüchtern sich dein Fuß!
Fass' ich tändelnd deine Locken,
Naht mein Mund sich dir zum Kuss –

Was ich biete, was ich suche,
Laß dich's, Mädchen, nicht betrüben:
Denn so steht's im Schicksalsbuche
Mir urzeitlich vorgeschrieben!

Ja, voll hohem Glauben bin ich,
Glaub' an Allah und Koran!
Glaube, dass ich dich herzinnig
Lieben muss und lieben kann!

Andern ward ihr Los zum Fluche,
Mir zum Segen und zum Lieben:
Denn so steht's im Schicksalsbuche
Mir urzeitlich vorgeschrieben!

Beut die Liebe dir Bedrängnis?
Scheuche lächelnd Angst und Pein,
Denn erfüllt muss das Verhängnis
Meines stolzen Herzens sein!

Ob ich sinne, ob ich suche,
Keine andre kann ich lieben:
Denn so steht's im Schicksalsbuche
Mir urzeitlich vorgeschrieben!

Hoffst du einst dort auf Belohnung
Nach vollbrachter Erdenbahn,
Nimm dich selbst auch hier voll Schonung
Meines armen Herzens an!

Keines andern Minne suche,
Füge, zwing dich, mich zu lieben!
Denn so steht's im Schicksalsbuche
Mir urzeitlich vorgeschrieben!

Nimm dies duft'ge Lied und lies es,
Lausche seinem Zauberton –
Es verheißt des Paradieses
Seligkeit auf Erden schon!

Andres Glück dort oben suche,
Doch hienieden lass uns lieben:
Denn so steht's im Schicksalsbuche
Uns urzeitlich vorgeschrieben!

Wie vom Hauch des Morgenwindes
Sich der Kelch der Rose regt,
Sei das Herz des lieben Kindes
Von des Liedes Hauch bewegt!

Sie gewähre, was ich suche,
Was mich toll zu ihr getrieben:
Denn so steht's im Schicksalsbuche
Ihr urzeitlich vorgeschrieben!

 

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