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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen
Die 106. Konsultation – Belege von Ibn Abbas und weitere
18.
Rabi-ul-Thani 1330 (6.4.1912)
Verehrter [maulana] Scheich al-Islam, der
Friede sei mit
Dir und die Gnade
ALLAHs und Seine Barmherzigkeit.
Ich möchte Dich auf ein Gespräch hinweisen, bei dem
Umar
gesagt hat: „Oh
Ibn Abbas! Weißt Du, warum eure Leute sich
nach dem Ableben
Muhammads (s.) von Euch ferngehalten haben?“
Ibn Abbas, der nicht darauf antworten wollte, sagte: „Wenn ich
es nicht weiß, dann weißt Du es vielleicht, Du
Befehlshaber der Gläubigen?“
Umar erwiderte darauf: „Sie wollten nicht,
dass sich neben dem
Prophetentum auch noch das
Kalifat unter
Euren Leuten findet. Sonst hätten nämlich Eure Leute mit
ihrem Stolz Unrecht verbreitet. Daher haben die
Quraisch das
Kalifat selbst erwählt, sie haben das Ziel erreicht, haben
Erfolg gehabt.“
Ibn Abbas erwiderte: „Oh
Befehlshaber der Gläubigen! Gestattest Du mir noch ein Wort, ohne verärgert zu
sein?“ – „Bitte, sprich!“, entgegnete
Umar. Und so sprach
Ibn Abbas: „Oh
Befehlshaber der Gläubigen! Was deine Worte
betrifft, dass die
Quraisch sich selbst erwählt, dass sie ihr
Ziel erreicht und Erfolg gehabt haben, so sage ich, dass sie
erst dann ihr Ziel erreicht haben, wenn sie jenes für sich
erwählen, was
ALLAH für sie erwählte, niemand würde dies
zurückweisen und niemand würde es streitig machen. Und was
deine Worte betrifft, dass sie es ablehnten, dass sich neben
dem
Prophetentum auch noch das
Kalifentum in unserer Familie
befindet, so antworte ich darauf, dass
ALLAH, der Allmächtige
und Erhabene, die Leute als widerwillig beschrieben hat, als
er nämlich sagte: ‚Dies, weil sie verabscheuen, was Allah
herabgesandt hat. So macht Er ihre Werke wertlos’ (Heiliger
Qur'an 47:9)“.
Da sagte
Umar: „Weit gefehlt,
Ibn Abbas! Ich habe Berichte
gehört, nach denen Du etwas gesagt haben sollst, das ich Dir
nicht ins Gesicht sagen möchte, denn sonst würdest Du bei mir
nicht länger in hohem Ansehen stehen.“ Und Ibn Abbas
erwiderte: „Was, oh
Befehlshaber der Gläubigen, waren das für
Informationen, die Du über mich erhalten haben willst? Wenn
sie zutreffend sind, dürften sie mein Ansehen bei Dir kaum
schmälern. Wenn sie jedoch nicht der Wahrheit entsprechen,
werde ich beweisen, dass es sich nur um freche Lügen handeln
kann.“ Daraufhin sagte
Umar: „Man hat mir mitgeteilt, dass Du
Folgendes gesagt hast: ‚Sie haben uns das
Kalifat aus Neid
vorenthalten. Es war Ungerechtigkeit und es war Frevel.’“
Ibn Abbas erwiderte daraufhin: „Oh
Befehlshaber der Gläubigen. Was die
Worte anbelangt, dass es Ungerechtigkeit war, so dürften sie
sowohl für den Wissenden als auch für den Unwissenden jetzt
klar und deutlich sein. Was die Worte angeht, es sei aus Neid geschehen, so wurde selbst
Adam und auch wir als seine
Nachkommen mit Neid betrachtet.“
Umar aber sagte: „Nicht doch!
Ihr von den
Banu Haschim habt in euren
Herzen immer Neid!“ Und
Ibn Abbas: „Vorsicht, oh
Befehlshaber der Gläubigen! Den
Herzen dieser
Menschen darfst Du so etwas nicht nachsagen,
denn
ALLAH hat die
Unreinheit von ihnen entfernt, hat sie ganz
und gar geläutert.“ Siehe hierzu bitte die entsprechende
Überlieferung.
Und während einer anderen Unterhaltung fragte
Umar
Ibn Abbas: „Wie hast Du deinem Cousin erlebt?“
Ibn Abbas, der dachte, dass
Umar
Abdullah ibn Dschafar gemeint sei,
antwortete: „Ich hinterließ ihn mit seinen Altersgenossen.“ –
„Diesen meine ich nicht“, sprach
Umar, „sondern eure größte
Persönlichkeit aus der Familie des
Propheten.“ Da sagte
Ibn Abbas: „Ich sah ihm zuletzt, als er den größten Ledereimer aus
dem Brunnen zog und den
Qur'an las.“ Und
Umar fragte: „Sage
mir bitte bei deinem Leben,
Abdullah, und verheimliche es
nicht vor mir, ob er noch immer auf das
Kalifat hofft?“
Ibn Abbas bejahte dies und
Umar meinte: „Hat er behauptet, dass
der
Gesandte Allahs ihn bestimmt hat?“
Ibn Abbas sprach: „Um
Dich noch besser informieren zu können, habe ich meinem Vater
nach seiner Behauptung gefragt, der
Gesandte Allahs hätte ihn
bestimmt, und der hat mir gesagt, dass
Ali die Wahrheit
gesprochen habe.“ Da sagte
Umar: „Er hatte bei dem
Gesandten Allahs eine hohe Stellung inne. Das steht außer Zweifel und
ist unbestritten. Der
Gesandte Allahs lobte und ehrte ihn, um festzustellen, ob die
Umma ihn als seinen Nachfolger
akzeptieren würde. Er wollte, während er krank war, ebenfalls
seinen Namen erwähnen, aber davon habe ich ihn abgehalten.“
Siehe hierzu bitte die entsprechende
Überlieferung.
Als sie sich ein drittes Mal miteinander unterhielten,
sagte
Umar: „Oh
Ibn Abbas! Ich sehe, dass dein Gefährte
ungerecht behandelt worden ist.“ Darauf erwiderte
Ibn Abbas:
„Oh
Befehlshaber der Gläubigen, befreie ihn doch von dieser
Ungerechtigkeit!“ Da ließ
Umar die Hand von
Ibn Abbas los,
murmelte einige Worte und ging weg.
Ibn Abbas folgte ihm. Da
sprach
Umar: „Ibn
Abbas! Ich glaube, seine Leute haben sich
deshalb von ihm abgewandt, weil sie ihn für zu jung gehalten
haben.“
Ibn Abbas meinte darauf: „Bei
ALLAH.
ALLAH und
sein Gesandter haben ihn nicht für zu jung gehalten, als sie ihm
auferlegten, sich von Deinen
Gefährten zu befreien.“ Da wandte
sich
Umar ab und eilte fort. „Und auch ich“, sagte
Ibn Abbas,
„entfernte mich von ihm.“ Wie oft hat
Abdallah
ibn Abbas,
die Autorität der
Umma, der Sprecher der
Haschimiten, der
Cousin des
Gesandten Allahs, eine solche Haltung eingenommen!
Sein Einspruch gegen jene vermessene Gruppe hinsichtlich
der zehn besonderen Vorzüge von
Ali ist Dir aus der
26. Konsultation sicherlich noch im Gedächtnis. In einer langen
und erhabenen
Überlieferung wird von ihm berichtet: Der
Prophet fragte die Söhne seines Onkels:
„Wer von euch wird mir
im
Diesseits wie im
Jenseits eine Stütze sein?“ Als sie
schwiegen, sprach
Ali: „Ich werde dir im
Diesseits und im
Jenseits eine Stütze sein.“ Und der
Prophet meinte daraufhin:
„Du bist mein Helfer im
Diesseits und im
Jenseits.“
Und weiter sagte
Ibn Abbas: „Als der
Gesandte Allahs sich
auf den
Feldzug von
Tabuk begab und dabei von seinen Männern
begleitet wurde, sprach
Ali zu ihm: ‚Ich ziehe mit Dir’,
worauf der
Gesandte Allahs ihm dies abschlug. Da begann
Ali zu
weinen und der
Prophet (s.) sprach zu ihm: ‚Gibst Du Dich
nicht damit zufrieden, dass Du mir gegenüber die gleiche
Stellung einnimmst wie
Aaron gegenüber
Moses? Nach meinem
Ableben gibt es keinen Nachfolger mehr und mir ist erst
gestattet zu gehen, wenn Du mein Nachfolger bist.’ Und der
Gesandte Allahs fuhr fort: ‚Nach meinem
Ableben wirst Du jedem
Gläubigen ein "Wali" sein.’ Und er ergänzte: ‚Wessen
Schutzherr ich war, dessen
Schutzherr wird auch
Ali sein.’“
Siehe hierzu bitte die entsprechende
Überlieferung.
Und wie viele Persönlichkeiten der
Banu
Haschim haben
Protest geäußert! Selbst
Alis Sohn
Hasan kam einst zu
Abu Bakr, als dieser auf der Kanzel des
Gesandten Allahs (s.)
stand und sagte zu ihm: „Steige herab vom Platz meines
Vaters!“ Ähnlich verhielt sich auch
Husain gegenüber
Umar,
als dieser ebenfalls auf der
Kanzel stand.
Die Schriften der Imame geben Aufschluss über zahlreiche
solcher Einsprüche seitens der
Haschimiten und der Freunde
unter ihren
Gefährten und Gefolgsleuten. Wer hierzu nähere
Auskunft möchte, kann in den Quellenwerken nachschlagen. Ich
begnüge mich hier mit dem Buch „al-Ihtidschadsch“ von Imam
al-Tabrisi, das Äußerungen enthält von
Chalid ibn Said bin
al-As al-Ummawi,
Salman Farsi,
Abu Dharr al-Ghaffari,
Ammar ibn Jasir,
Miqdad,
Buraida al-Aslami,
Abu al-Haitham bin
al-Tahhan,
Sahl und
Uthman, den Söhnen von
Hanif,
Chuzaima ibn Thabit, dem Herrn zweier Märtyrer,
Abu ibn Kabb,
Abu Ayyub Ansari und anderen. Wer die Berichte der
Angehörigen der
Familie des Propheten und ihrer
Gefolgsleute genau studiert,
der erkennt, dass sie keine Gelegenheit versäumt haben, auf
jede nur erdenkliche Weise Widerspruch einzulegen, seien es
Andeutungen gewesen oder öffentliche Erklärungen, harte oder
sanfte Worte, mündliche oder schriftliche Einwendungen, Verse
oder Prosatexte, abhängig davon, was die widrigen Umstände
ihnen gerade noch ermöglichten. Wie die Kenner wissen, haben
sie als Argument oft das Vermächtnis erwähnt.
Der
Friede sei mit Dir.
Weiter zur
107. Konsultation (Frage zur Erwähnung des Vermächtnisses).