Familie el-Zubeir

Die Familie el-Zubeir

Aus dem Arabischen übertragen von Ferdinand Wüstenfeld

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Muchab ben el-Zubeir

82. Mucfab ben el-Zubeir wurde im J. 35 (Chr. 655) geboren 1); er erscheint zum ersten Male 2) auf dem Schauplatze, als ihn sein Bruder Abdallah im J. 65 nach Palästina schickte, um in Syrien einzufallen, wahrend Marwan sich von dort nach Agypten begeben hatte 3), und Muc'ab legte hier die ersten Proben seiner Tapferkeit ab, musste sich aber vor Marwan's Truppen unter 'Amr ben Sa'id el-Aschdak zurückziehen, noch ehe er die Syrische Grenze überschritten hatte. Er wurde nun von Abdallah an die Stelle seines Bruders 'Obeida (VII, 70), welcher auf der Kanzel eine unpassende Rede gehalten hatte, zum Statthalter von Medina ernannt.

1) Es ist also nicht zweifelhaft,dass nicht er, sondern sein viel alterer Bruder Abdallah es war, welcher im J. 27 in Africa den Gregorius erschlug. Vergl. Weil, Gesch. d. Chalifen. Bd. 1. S. 161, Note.

2) Weil Bd. 1. S. 344 nennt einen Muc'ab ein Jahr fruher bei der Vertheidigung von Mekka und hat in dem Register unter Mussab ben Zubeir auf diese Stelle verwiesen; es ist aber hier Muc'ab ben Abd el-Rahman gemeint. S. Ihn Coteiba S. 123.

3) Ibn el-AtMr Chron. Vol. IV. 127 setzt dies in das J. 64, allein nach der sonst bekannten Reihenfolge der Ereignisse in Agypten fallt Marwan's Zug dahin in das J. 65. Vergl. Die Statthalter von Agypten. Abth. I. S. 33.

Im J. 67 vertauschte er diesen Posten mit der Statthalterschaft von Bacra, indem Abdallah hoffte, an ihm eine bessere Stutze und einen kraftigeren Vertheidiger seiner Anspruche auf den Chalifenthron zu finden, als der bisherige Statthalter el-Harith ben Abu llabfa mit dem Beinamen el-Cuba' ,,der Scheffel" gewesen war. An Muc'ab war personliche Tapferkeit die Haupttugend, aber er scheute sich vor den Beschwerden des Krieges und gab sich den häuslichen Freuden zu sehr hin, und an Kriegswissenschaft und Erfahrung, an rascher Entschliessung und Thatkraft fehlte es ihm fast gänzlich.

Er kam unerwartet und unerkannt in Bacra an, da er sich die untere Halfte des Gesichtes zugebunden hatte, ging sogleich in die Moschee und bestieg die Kanzel; die Leute hielten ihn fur den Emir el-Harith und riefen: „der Emir! der Emir!" und in demselben Augenblicke kam auch der wirkliche el-Harith. Jetzt nahm Muc'ab die Binde ab, man erkannte ihn und er befahl el-Harith zu ihm heraufzukommen und eine Stufe unter ihm Platz zu nehmen. Dann erhob er sich und begann seine Rede nach der allgemeinen Doxologie mit dem Anfange der 28.

Sure: „Dies sind die Zeichen des deutlichen Buches. Wir wollen dir etwas von der Geschichte Moses und Pharao's der Wahrheit gemass fur das glaubige Volk vorlesen. Siehe! Pharao erhob sich in dem Lande und theilte das Volk in mehrere Parteien, er schwachte einen Theil von ihnen dadurch, dass er ihre Sohne schlachten Hess, die Tochter liess er am Leben ; ja, er war einer von den Verderbern". — Dabei zeigte er mit der Hand nach Syrien. — „Wir aber wollten den Geschwachten im Lande Gnade erweisen, wir wollten sie zu Fuhrern machen und sie zu Erben einsetzen". — Damit zeigte er nach Hi'gaz. — „Wir wollten Pharao, Haman und beider Fleere durch sie das erleben lassen, was sie befurchteten". — Dabei zeigte er nach Kufa. Dann fuhr er fort:

Ihr Leute von Bacra! ich habe erfahren, dass ihr euren Emiren Beinamen zu geben pflegt, ich gebe mir selbst den Beinamen el-Gazzar „der Schlachter". Ibn el-Athtr Chron. IV. 219.

In Bacra heirathete Muc'ab zu gleicher Zeit zwei Frauen, 'Ai'scha, eine Tochter des Talha ben Obeidallah, und Sukeina, eine Tochter des Husein ben 'Ah'. Der ersteren schenkte er eine Million Dirham und darüber richtete Anas ben Zuneim el-Dilf an seinen Bruder die Verse*): Bringe dem Fursten der Glaubigen eine Nachricht: Von deinem aufrichtigen Freunde, der keine Tauschung will. Heim fuhrt er die Braut mit Tausend mal Tausend Vollwichtigen, wahrend bekanntlich die Führer der Truppen Hunger leiden. Hätte ich dem Abu Hafn diese Worte gesagt und erzahlt, wie ihre Verhältnisse stehen, so wäre er misstrauisch geworden.

Unter Abu Hafc soll der Chalif 'Omar ben el-Chattab verstanden sein, was nicht ganz klar ist; jedenfalls ist die Warnung an einen Omeijaden Fürsten gerichtet, dem diese doppelte Verbindung unter seinen Gegnern A nicht gleichgultig sein konnte. Von 'A'ischa, die vorher schon mit Abdallah ben Abd el-Rahman ben Abu Bekr verheirathet gewesen und von ihm geschieden war, hatte Muc'ab keine Kinder, von Sukeina nur eine Tochter und die Mutter seiner acht Sohne sind unbekannt. Alsbald sah sich Muc'ab genothigt, in die Entwickelung der Verhältnisse tätig einzugreifen, um die Herrschaft seines Bruders nicht nur zu erhalten, sondern womöglich weiter auszudehnen. Sein nachster Gegner war el-Muchtar, welcher anscheinend für die Omeijaden, im Grunde aber selbständig und für sich selbst kämpfte, indem er nach nichts geringerem trachtete, als selbst Chalif zu werden. Er hatte sich der Stadt Kufa bemächtigt und die Einwohner fluchteten nach Bacra und kamen zu Muc'ab, um ihn um Hilfe anzurufen und zu einem Zuge gegen Muchtar zu bewegen. Mit den wenigen und noch dazu unzuverlässigen Truppen, die ihm zur Verfugung standen, und bei seiner Unerfahrenheit wollte Muc'ab ein solches Unternehmen nicht wagen, sondern Hess erst el-Muhallab ben Abu Cufra aus Persien herbeirufen, welcher eine grosse Armee nach Bacra führte und eine volle Kriegskasse mitbrachte. Nun schickte Muc'ab den Abd el-Rahman ben Michnaf nach Kufa, von wo

1) Nach Aguni XIV. 170 war Sukeina die so beschenkte, der Dichter Abdallah ben Hammam und Abul-Sulas der Uberbringer der Verse an Abdallah ben el-Zubeir, letzteres jedenfalls unwahrscheinlich.

er gefluchtet war, zurück, um ins Geheim die Einwohner von Muchtar abwendig zu machen und so viel er nur konnte zu uberreden nach Bacra zu kommen; er hielt sich zu diesem Zweck in seinem eigenen Hause verborgen. Nachdem dies einigermassen gelungen war, erfolgte der Ausmarsch aus Bacra; das Commando uber den Vortrab erhielt 'Abbad ben el-Hucein el-Hatanri, den rechten Flugel befehligte 'Omar ben Obeidallah ben Ma'mar, den linken el-Muhallab, an der Spitze der Banu Beistand Malik ben Misma', die Tamim fuhrte el-Ahnaf ben Keis u. s. w.

Als Muchtar hiervon Nachricht erhielt, liess auch er seine Truppen unter dem Oberbefehl von Ahmed ben Sumeit 1) aus Kufa ausrücken, nachdem er noch die unter lbn Kamil el-Schakin stehenden Corps an sich gezogen hatte und sie lagerten sich bei Hammam A'jan. Ibn Sumeit stellte den lbn Kamil auf den rechten und Abdallah ben Wuheib el-Chuschanri auf den linken Flügel und Abu 'Amra, einen Freigelassenen vom Stamme 'Oreina, an die Spitze der Freigelassenen. Abdallah ben Wuheib kam nun zu Ibn Sumeit und sagte ihm: diese Freigelassenen und Sklaven sind die unzuverlässigsten Leute; viele von ihnen sind zu Pferde, wahrend du zu Fuss gehen musst; befiehl ihnen, dass sie wie du zu Fuss gehen, denn ich furchte, dass sie mit ihren Pferden davon fliegen und dich im Stiche lassen. Er sagte dies aus Hass gegen die Freigelassenen, weil sie sich in Kufa allerlei Ungehörigkeiten gegen andere erlaubt hatten, und er wünschte, wenn sie geschlagen wurden, dass keiner von ihnen davon käme. Ibn Sumeit durchschaute diesen Grund nicht, er folgte seinem Rath und die Freigelassenen mussten absitzen und zu Fuss kampfen. Muchtar war bis el-Madsar 2) vorgeruckt und Muc'ab lagerte ganz

1) so nach den meisten; bei Ilm el-AtMr Chron. Vol. IV. 221 Ahmar ben Schumeit.

2) el-Madsar ist der Hauptort des Districtes Meisan zwischen WYisit und Bacra von letzterem vier Tagereisen entfernt; hier erhebt sich ein grosses Monument uber dem Grabe des Abdallah ben Ali ben Abu Talib, welcher nicht weit davon in der Schlacht bei Kerbela mit seinem Bruder Husein gefallen war; dort starb auch der Makamen-Dichter Hariri.

in der Nahe, beide stellten ihre Truppen in Schlachtordnung und gingen gegen einander vor. Nachdem einige erfolglose Zweikampfe stattgefunden hatten, befahl Muhallab seinen Leuten, einen allgemeinen Angriff zu machen, und dieser kam den Gegnern so unerwartet, dass sie die Flucht ergriffen. Ibn Kamil hielt mit einigen vom Stamme Hamdan Stand, bis er ebenfalls das Weite suchte, ebenso Abdallah ben Anas, der von 'Omar ben Obeidallah bedrängt wurde, so dass sich zuletzt alle gegen Ibn Sumeit wenden konnten, welcher aber kämpfte, bis er getodtet wurde. Zwar wurden die Bagila und Chath'am noch angerufen: steht! aber Muhallab rief ihnen nach: die Flucht ist heute fur euch die beste Rettung, warum wolltet ihr euch selbst mit diesen Sklaven in den Tod begeben? Die Reiterei wandte sich gegen Ibn Sumeit's Fussvolk und trieb sie vor sich her und Muc'ab schickte den 'Abbdd zur Verfolgung hinterher mit dem Befehl, die Gefangenen nicht zu schonen, sondern allen die Kopfe abzuschlagen, und ebenso entliess er Muhammed ben el-Asch'ath mit einer grossen Reiterschaar aus Kufa mit den Worten: nun racht euch! Die Kufaner waren denn auch in der Verfolgung eifriger als die aus Bacra, sie verschonten keinen und brachten die, welche in ihre Hande fielen, auf die grausamste Weise um; nur wenige entkamen. Muc'ab Hess aber die Verfolgung weiter fortsetzen, ihnen den Weg bei Wasit verlegen und ihnen Tag und Nacht keine Ruhe gewahren durch das ganze Gebiet von Kaskar, bis die Fluchtlinge den Kanal Churschad erreichten, wo sie ihr Gepäck und die Kranken in Schiffe brachten und so weiter fuhren, bis sie durch den Kanal Cusan in den Euphrat kamen. — Bei der Nachricht von dieser Niederlage und von dem Verluste seiner ganzen Reiterei sagte Muchtar: Vor dem Tode ist kein Entrinnen, mir ware keine andere Todesart lieber, als wie Ibn Sumeit gestorben ist. Seine Umgebung wusste nun, dass, wenn er seine Absicht nicht erreichen konnte, er kämpfen wurde, bis er den Tod fande. Als Muchtar erfuhr, dass Muc'ab ihm zu Lande und zu Wasser nachsetzen liess, zog er sich nach el-Seilahun') zuruck. Hier sah er,

1) oder Seilahin, Ort zwischen Kufa und Kadisia, nicht Salhin, wie bei Ibn eh Athlr Chron. IV. 222. Vergl. Jacut III. 218.

wie aus dem Euphrat vier Arme abfuessen, nach Chureira, Seilahun, Kadisia und Zunbak 2); er liess also den Euphrat abdammen und alles Wasser in die Kanale fliessen, so dass nichts nach Baera kam und dort die Schiffe in dem Schlamme festsassen. Die Bacrenser mussten nun erst den Damm wieder entfernen und marschirten dann auf Kufa los; Muchtar kam bis Haraura 8) heran und stand so zwischen den Bacrensern und der Stadt Kufa; er hatte das Schloss von Kufa befestigen und mit Vertheidigungsmaterial versehen lassen. Anfangs kämpfte man hier nun mit abwechselndem Erfolge, Muc'ab verlor sogar einen seiner besten Anfuhrer, Muhammed ben el-Asch'ath, nach und nach wurde indess Muchtar immer weiter zuruckgedrangt, bis seine Umgebung ihm rieth, sich in das Schloss zuruckzuziehen. Die Stadt wurde nun eingeschlossen, Muc'ab lagerte in der Ebene und schnitt ihr das Wasser und die Zufuhren ab ; Muchtar's Soldaten fochten nur schwach, wenn er sie hinausfuhrte, und schon wagten auch die Einwohner, sie schlecht zu behandeln, indem sie von oben schmutziges Wasser auf sie herabgossen. Nur die Frauen halfen ihnen noch dadurch, dass sie ihnen heimlich Proviant und Wasser zutrugen, was aber immer nur sehr wenig sein konnte, und sobald Muc'ab dies bemerkte, liess er sie scharf beobachten und daran hindern, so dass im Schlosse bald Mangel eintrat. Muchtar wollte noch einen letzten Versuch machen und stellte seinen Soldaten vor, dass sie immer hinfalliger wurden; wenn sie sich schließlich ergeben mussten, wurden sie doch sämmtlich umgebracht werden; jetzt konnten sie noch einen Ausfall unternehmen und entweder sich durchschlagen oder mit Ehren sterben. Aber er fand kein Gehör, manche verliessen ihn noch heimlich, und er entschloss sich endlich zu dem Aussersten; an der Spitze von neunzehn Getreuen machte er einen Ausfall und sturzte sich in den Kampf, bis er von zwei Brudern Tarafa und Tiraf, Sohnen des Abdallah ben Daggaga vom Stamme Hanifa, getodtet wurde.

1) Uuij eine Gegend bei Bacra; so ist unstreitig zu lesen anstatt vju≪, bei Ihn el-AtHr a. a. 0. Vergl. Jacut II. 948.

2) oder Harura, ein Dorf zwei Meilen von Kufa, einst der Versammlungsplatz der Anbanger des 'Ali, •welche davon die Secte Harauria genannt wurden.

Ein anderer Bericht lautet folgendermassen. Muc'ab Hess Abbad el-Hatamf und Obeidallah ben Ali ben Abu Talib vorrucken und blieb selbst an einem Arme des Euphrat, der nach Bacra fliesst, stehen; el-Muchtar kam mit 20,000 Mann und stiess bei Anbruch der Nacht auf Muc'abs Truppen, gab aber den Befehl, dass Niemand seinen Platz verlassen solle, bis das Zeichen zum Angriff durch den Ruf ,,o Muhammed!" gegeben wurde. Als nun der Mond aufging, Hess er diesen Ruf erschallen, sie überfielen plötzlich die Armee Muc'abs in ihrem Lager, schlugen sie in die Flucht und verfolgten sie bis zum Morgen. Als Muchtar erwachte, sah er Niemand, da seine Truppen in der Verfolgung sich weit entfernt hatten, er glaubte sich verlassen, eilte davon und zog sich in das Schloss von Kufa zurück. Seine Truppen kamen nun wieder herbei, fanden ihn nicht und nachdem sie eine Zeitlang vergebens auf ihn gewartet hatten, glaubten sie, er sei getodtet; wer fliehen konnte, floh, sie versteckten sich in den Hausern von Kufa, 8000 Mann begaben sich nach dem Schlosse, wo sie Muchtar fanden, und schlossen sich mit ihm darin ein. Muc'ab hatte in jener Nacht große Verluste erlitten, Muhammed ben el-Asch'ath befand sich unter den Gefallenen; er kam nun vor das Schloss und belagerte es vier Monate, täglich machte die Besatzung einen Ausfall, wobei auf dem Marktplatze gekampft wurde, bis Muchtar fiel. Dies geschah am 14. Ramadhan des J. 67 (4. April 687), er war damals 67 Jahre alt. Die Besatzung bat dann um Frieden, Muc'ab schlug jede Bedingung ab, sie musste sich mit auf dem Rucken gebundenen Händen auf Gnade und Ungnade ergeben ; mehrere flehten ihn an, ihr Leben zu schonen und er selbst wäre wohl noch geneigt gewesen, wenigstens einige zu begnadigen, allein gerade die Kufaner stachelten ihn auf und forderten ihren Tod und sie wurden sammtlich umgebracht, 6000 an der Zahl, darunter 700 freie Araber, die ubrigen von anderen Nationen. Auch Muc'abs Frau, 'A'ischa bint Talha, hatte noch für die Gefangenen bitten wollen, aber der Bote kam zu spät, die Hinrichtung hatte schon statt gefunden. Als spater einmal Muc'ab dem Abdallah ben Omar in Mekka begegnete, ihn grusste und sich als den Sohn seines Bruders vorstellte 1), sagte Ibn Omar: du bist es, der 7000 von denen, die nach der Kibla sich wenden, an einem Morgen hat umbringen lassen, ausser den ubrigen. Da Muc'ab entgegnete: sie waren gottlose und unglaubige, sagte Ibn Omar: wenn du ebensoviele Schafe von dem Erbe deines Vaters geschlachtet hattest, das ware eine Verschwendung gewesen. Uber das grausame Verfahren Muc'abs war selbst sein Bruder Abdallah empört, er setzte ihn ab und schickte seinen Sohn Hamza (VII, 35) als Statthalter nach Bacra. Eine Zeit lang zeigte sich dieser sehr eifrig in seinem Amte, bald aber trat seine Unerfahrenheit und Schwache hervor und el-Ahnaf ben Keis schrieb endlich an Abdallah, dass er ihn wieder abberufen und Muc'ab wieder einsetzen mochte. Dieser hatte sich etwa ein Jahr in Kufa aufgehalten und sich dann zu seinem Bruder nach Mekka begeben und wurde jetzt wieder als Statthalter nach Bacra geschickt. Er liess nun el - Muhalhal, welcher seine fruhre Stellung in Persien gegen die Chari'giten (Azrakiten) wieder eingenommen hatte, abermals von dort zurückkommen und sandte ihn nach Mosul, um von dieser Seite das Vordringen des Abd el-Malik ben Marwan zu hindern.

Allein von der anderen Seite naherten sich die Chari'giten unter el-Zubeir ben el-Mahaz und Catari ben el-Fu'gaa aus el-Ahwaz immer mehr, und wenn sie auch von Muhalhals Nachfolger 'Omar ben Obeidallah ben Ma'mar hier geschlagen und zerstreut wurden, so erschienen sie bald nachher wieder von Catarf geführt, durchzogen plündernd und brennend das Gebiet von Grucha und Nahrawan, und standen plotzlich vor el-Madain. Der Commandant Kardam ben Marthad ergriff die Flucht, sie drangen ohne Widerstand in die Stadt und mordeten Manner, Frauen und Kinder. Auf die Nachricht hiervon drangen die Einwohner von Kufa in den Emir el-Harith el-Cuba', den Vorganger Muc'abs in Bacra, welchen er als Commandanten nach Kufa geschickt hatte, gegen die Chari'giten zu Felde zu ziehen, er bequemte sich auch dazu und rückte mit der Armee aus nach el-Nucheila, einem ganz in der Nahe der Stadt gelegen Orte, wo er halt machte, und er musste erst von Ibrahim ben

1) d. h. als nahen Verwandten.Vergl. indess unten.

el-Aschtar wieder angetrieben werden, um den Befehl zum Weitermarschiren zu geben, und kam dann bis zum Kloster Abd el-Rahman, wo wieder gelagert wurde. Hier übernahm es Schabath ben Rib'f, ihn an den Aufbruch zu erinnern und so ging es langsam weiter. Hierauf beziehen sich mehrere Spottverse, wie el-Cuba machte mit uns beschwerliche Marsche, zwischen sakika und Badika in fünf Tagen. Diese beiden Orte liegen nämlich nur zwei Meilen auseinander; oder el-Cuba' machte mit uns anstrengende Marsche, er marschierte einen Tag und machte einen Monat halt.

In einem Monate kam er wirklich bis Bagawwa bei Babel am Euphrat und ging von hier nach dem Tigris hinuber. Die Chari'giten hatten einen Mann Namens Simak ben Jazid mit seiner Tochter gefangen genommen, die Tochter gab ihnen die besten Worte und Versicherungen, um sich und ihrem Vater das Leben zu retten, als sie aber dennoch sie umbringen wollten, sank sie todt nieder und wurde von ihnen in Stucke gehauen. Simak schleppten sie mit sich, bis sie an den Canal el-Carat kamen, wo die Kufaner am anderen Ufer standen; diesen rief Simak zu: kommt herüber, es sind ihrer nur wenige gemeine Kerle; dafür schlugen ihm die Chari'giten sofort den Kopf ab und hefteten den Körper an ein Kreuz. Ibrahim ben el-Aschtar drang in el-Harith ihm zu erlauben mit seinen Leuten zu diesen Hunden hinuberzugehen und ihm ihre Kopfe zu holen, allein Schabath, Asma' ben Chdri'ga und andere Corpsfuhrer, die auf Ibrahim neidisch waren, riethen ihm, er moge sie laufen lassen. Es kam el-Harith sehr gelegen, dass die Chari'giten, als sie eine uberlegene Macht vor sich sahen, die Brucke abbrachen; er liess halt machen, setzte sich nieder und hielt an die Umstehenden eine Anrede : Der Anfang des Kampfes ist das Schiessen mit Pfeilen, das Werfen mit den Lanzen und das Stossen, dann das Stossen mit Gewalt und das Ziehen des Schwerdtes ist das letzte von allen. Da entgegnete einer der Anwesenden: der Emir hat eine sehr schone Beschreibung gegeben, aber was sollen wir machen, wenn dies Wasser uns von ihnen trennt? lass die Brucke wieder herstellen und uns hinubergehen, dann wirst du etwas sehen, woran du deine Freude haben sollst. Die Brucke wurde nun wieder hergestellt, die Truppen gingen hinuber und verfolgten die Chari'giten, bis sie -nach el-Madai'n kamen. Eine kleine Abtheilung Reiter, die bei der Brucke einen schwachen Widerstand geleistet und dann den Rucken gekehrt hatten, Hess el-Hdrith durch Abd el-Rahman ben Michnaf mit 6000 Mann verfolgen, um sie von dem Gebiete von Kufa abzuhalten, er sagte ihm aber, wenn sie den "Weg nach Bacra einschlugen , solle er ihnen nicht weiter nachsetzen; er verfolgte sie bis Icpahan und kehrte dann um, ohne einen Kampf mit ihnen gehabt zu haben.

Die grosse Durre, welche wahrend des Sommers 68 (das Muhammedanische Jahr begann am 18. Juli 687) in Syrien herrschte, hatte wegen Wassermangel und Misswachs einen Vormarsch der Armee des Abd el-Malik unmoglich gemacht; er war zwar später noch ausgerückt, dann stellte sich aber die Kalte fruh ein und er bezog die Winterquartiere in Butnan Habib nicht weit von Kinnasrin bei Haleb. Muc'ab war zu derselben Zeit am Tigris hinaufgegangen und bis Maskin in der Nahe von Takrft am kleinen Tigris (Du'geil) gekommen und den Winter dort stehen geblieben. Da in Damascus ein Aufstand ausbrach, wo der als Befehlshaber zuruckgelassene Amr ben Sa'id el-Aschdak sich selbst des Chalifats bemachtigen wollte, musste Abd el-Malik dahin zuruckeilen und Muc'ab fand es bequemer, auch seinerseits wieder nach Bacra zuruckzukehren, und verbrachte das Jahr 69 im Nichtsthun, ausser dass er den Abdallah ben 'Omeir el-Leitlri mit 14,000 Mann nach Bahrein sandte, um gegen Na'gda ben 'Amir zu kampfen, welcher aber nicht nur aus diesem Kampfe siegreich hervorging, sondern sich auch zum Herrn von 'Oman und ganz Sud-Arabien machte. — Wie wenig Muc'ab sich auf seine Corpsfuhrer verlassen konnte und wie wenig Anhänglichkeit sie an ihn und mithin auch an seinen Bruder Abdallah hatten, haben wir oben schon an dem Beispiele des Harith und seiner Umgebung gesehen, bald sollte er darin weitere Erfahrungen machen.

Als Abd el-Malik im J. 70 den Vormarsch gegen Muc'ab wieder beginnen wollte, erbot sich Chalid ben Abdallah nach Bacra zu gehen und hoffte durch seine dortigen Verbindungen die Stadt bald in seine Gewalt zu bekommen; Abd el-Malik ubergab ihm ein kleines Reitercorps, mit welchem er unbemerkt nach Bacra kam. Er begab sich zu 'Amr ben Acma' und dieser sandte zu 'Abbad ben el-Hucein, dem Befehlshaber der Leibwache des Abdallah ben Obeidallah ben Ma'mar, welchen Muc'ab auch zum Stadtcommandanten ernannt hatte, und liess ihm sagen, er habe Chalid in seineu Schutz genommen und wolle ihn hiervon benachrichtigen, in der Erwartung, dass er mit ihnen gemeinschaftliche Sache machen werde. Der Bote traf ihn, als er eben vom Pferde abgestiegen war, und 'Abbad erwiederte: sag ihm, ich werde die Decke von meinem Pferde nicht abnehmen, bis ich mit meinen Reitern zu ihm gekommen sei. Ibn Acma' sagte bei dieser Nachricht zu Chalid: 'Abbad wird alsbald hier sein, ich kann dich gegen ihn nicht schutzen, geh' zu Malik ben Misma'. Chalid trieb nun sein Pferd an, (er hatte die Fusse aus den Steigbugeln gezogen), bis er zu Malik kam und bat, ihn unter seinen Schutz zu nehmen. Er that dies und schickte zu den Banu Bekr ben Wail und el-Azd, und das erste Fahnlein, welches herbeikam, war das der Banu Jaschkur. Abbad erschien mit Reiterei und die beiden Parteien standen einander gegenüber, ohne dass es zum Kampfe kam.

Am anderen Morgen eilten alle nach dem freien Platze Gufra Nafi', seit jener Zeit auch Gufra Chalid genannt, da seine Partei den Namen Gufria erhielt, wahrend die Partei des Ibn Ma'mar die Zubeiria hiess; zu Chalid traten die angesehensten Fuhrer der Tamim uber und Muc'ab schickte dem Ibn Ma'mar 1000 Mann unter Zahr ben Keis el-Gu'fi zu Hulfe. 24 Tage (nach Jdkut II. 93 sogar 40 Tage) wurde hier gekampft, Malik ben Misma' und Dha'gir ben el-Harb verloren jeder ein Auge, Unterhandler gingen hinuber und heruber, bis endlich ein Vergleich zu Stande kam, dass Chalid freien Abzug haben solle.

Nachdem die Gefahr vorüber war, machte Muc'ab seinem Herzen Luft, indem er zuerst Ibn Ma'mar tuchtig ausschalt; dann liess er die Anhanger Chdlid's zu sich kommen und schimpfte auf sie auf das schmahlichste. Obeidallah ben Abu Bakra redete er an: du Sohn des (Sklaven) Masruh! du bist der Sohn einer Hundin, die mit mehreren Hunden zu thun gehabt und nach deren Farbe einen rothen, braunen und schwarzen geboren hat, dein Vater war ein Sklav, der aus der Burg von el-Taif zu dem Gottgesandten herabstieg, ihr habt dann behauptet, dass eure Mutter sich mit Abu Sufjan eingelassen habe, wenn ich am Leben bleibe, werde ich euch eure Abstammung beibringen. Zu Humran, welcher dann herein gerufen wurde, sagte er: du bist der Sohn einer Judin, ein Nabataischer Gottesleugner, du wurdest bei Ain el-Tamr gefangen genommen ; ähnliche beschimpfende und drohende Anreden hielt er an Ali ben Acma', el-Hakam ben el-Mundsir, Abdallah ben Fadhala, Abd el-Aziz ben Bischr und andere, er Hess jedem Hundert Stockprugel aufzahlen, ihnen Kopf- und Barthaar abschneiden, ihre Hauser zerstoren, sie drei Tage in der Sonne braten, befahl ihnen, sich von ihren Frauen zu scheiden, steckte ihre Sohne unter die Soldaten, Hess sie durch die Strassen von Bacra fuhren und sie schworen, dass sie nie wieder eine Frau heirathen wollten. Aus der Wohnung des Malik ben Misma', welche zerstort wurde, eignete er sich alles an, was darin war, unter andern eine Sklavin, welche die Mutter des Amr ben Muc'ab wurde. Er blieb noch einige Zeit in Bacra, dann begab er sich nach Kufa und hielt sich dort auf, bis er zum letzten Kriege gegen Abd el-Malik auszog. Wenn wir die Nachrichten uber Muc'abs Leben bisher vorzugsweise aus Ihn el-Athirs Chronicon genommen haben, so lassen wir nun die Erzahlung uber den letzten Kampf und den Tod desselben nach el-Zubeir ben Bakkdr aus den MuwaffaMjat in Text und moglichst wortlicher Ubertragung folgen.

Mir erzahlte el-Zubeir, dass Abul-'Abbds el-Madaim ihm folgendes berichtet habe: Als das Jahr 72*) herangekommen war, fragte Abd el-Malik ben Marwan den Abd el-Rahrnan ben Zeid el-Hakami um Rath wegen eines Zuges nach 'Irak und der Rustung zum Kampfe gegen Muc'ab ben el-Zubeir. Er erwiederte: O Furst der Glaubigen! du hast nun schon zwei Jahre hinter einander einen Feldzug unternommen, deine Pferde und Mannschaften sind erschopft, in diesem Jahre herrscht wegen Unfruchtbarkeit uberall Mangel, gonne dir erst einmal die geistige und korperliche Ruhe, dann magst du uberlegen, was du thun willst. Jener entgegnete: Es sind besonders drei Grunde, wesshalb ich mich beeilen mochte: erstens ist Syrien ein Land, das wenig Hulfsmittel bietet, und ich furchte, dass meine Vorrathe erschopft werden; zweitens haben die angesehenen Einwohner von 'Irak schon an mich geschrieben und mich eingeladen zu kommen und die Bewohner von 'Irak sind keineswegs beharrlich und zuverlassig in ihren Gesinnungen; drittens habe ich noch drei von den Begleitern des Gottgesandten bei mir, die aber schon so alt sind, dass ihre Tage bald zu Ende gehen werden, und da ich Avunsche, dass sie mich begleiten, so muss ich mich beeilen, ehe der Tod sie ereilt. Hierauf liess er Jahja ben el-Hakam rufen, er pflegte namlich zu sagen, wer etwas unternehmen will , der muss Jahja um Rath fragen und dann von dem, wozu er rath, gerade das Gegentheil thun. Er redete ihn an: o Jahjd! was denkst du von einem Zuge nach 'Irak? Er antwortete: Ich denke, dass du dich mit Syrien begnugen und hier bleiben solltest und Muc'ab und 'Irak solltest fahren lassen; ja! Gott verfluche 'Irak! Da lachte Abd el-Malik und liess Abdallah ben Chalid ben Asid rufen, um ihn um seinen Rath zu fragen. Dieser sagte: O Furst der Glaubigen! du hast einmal einen Feldzug unternommen, da hat dir Gott den Sieg gegeben, dann zum zweiten Male, da hat dir Gott noch mehr Macht verliehen, so bleib nun dieses Jahr zu Hause. Jetzt wandte er sich an (seinen Bruder) Muhammed ben Marwan: Was meinst

1) Auch mehrere andere gehen das Jahr 72 an, wahrscheinlicherist nach einigen anderen das Jahr 71. Vergl. Weil, Gesch. der Chalifen. Bd. I. S. 407. Note.

du dazu? Er erwiederte: Ich hoffe, dass dir Gott den Sieg verleiht, magst du bleiben oder zu Felde ziehen; so ziehe gegen deinen Feind und beeile dich, denn Gott wird dir den Sieg verleihen. — Er befahl nun den Leuten sich zu dem Zuge zu rusten und als sie bereit waren, sagte (seine Frau) 'Atika, die Tochter des Jazid: o Furst der Glaubigen! schicke die Truppen fort und bleibe du hier, es ist nicht klug, dass der Chalif selbst mit in den Krieg zieht. Er entgegnete: Wenn ich das ganze Volk von Syrien fortschickte und Muc'ab vvusste, dass ich nicht darunter ware, so wurde die ganze Armee zu Grunde gehen. Dazu recitirte er den Vers:

Der Mann, der nach uns fragt, wunscht uns den Untergang, Den Frauen, welche fragen, stromen die Augen uber, Der Erzahler fahrt fort: Er sandte nun Muhammed ben Marwan vorauf in Begleitung von Chalid ben Abdallah ben Chalid ben Asid und Bischr ben Marwan; ein Herold rief aus: Der Furst der Glaubigen hat den Herrn der Menschen Muhammed ben Marwan zu eurem Anfuhrer ernannt.

Als Muc'ab ben el-Zubeir die Nachricht von dem Ausmarsche des Abd el-Malik (aus Damascus) erhielt, wollte er ihm entgegen ziehen, allein die Bewohner von Bacra widersetzten sich und sagten: Unser Feind ist nahe bei uns; sie meinten die Chari'giten. Er schickte also zu el-Muhallab, seinen Statthalter in Mosul, und befahl ihm, den Kampf gegen die Chari'giten zu fuhren; dann zog Muc'ab aus, woruber, da er schon ofter nach Ba'gumeird ausgezogen, aber immer wieder zuruckgekehrt war, einer der Dichter sagte: Ziehst du denn immer nach Ba'gumeira mit uns aus ohne etwas Gutes zu nutzen? 1)

1) Jdcut I. 454: Ba'gumeira ein Ort diesseits Takrit. Die Historiker erzahlen: Wenn Abd el-Malik etwas gegen Muc'ab in 'Irak unternehmen wollte, zog er jedes Jahr nach Butnan Habib, den nachsten Ort von Kinnasrin nach Mesopotamienund schlug dort sein Lager auf; Muc'ab kam dann nach Maskin und bezog ein Lager bei Ba'gumeira im Gebiete von Mosul. Jeder von beiden sah ein, dass sein Gegner etwas gegen ihn unternehmen wollte, aber keiner kam damit zur Ausfuhrung. Wenn

Abd el—Malik ruckte dann vor und bezog ein Lager bei el-Ochnunia*); Muc'ab lagerte sich bei Maskin seitwarts von Awana und verschanzte sich hinter einem Graben, dann anderte er den Platz und lagerte sich bei dem Kloster el-'Gathilik, ebenfalls bei Maskin; zwischen den beiden Heeren war eine Entfernung von drei oder nur zwei Parasangen 2). Abd el-Malik Hess Muhammed ben Marwan und Bischr ben Marwan jeden mit einem besonderen Corps vorgehen, den Oberbefehl hatte aber Muhammed; Muc'ab schickte den Ibrahim ben el-Aschtar mit dem Vortrab vorauf. Abd el-Malik schrieb an die hervorragenden Personen aus 'Irak um sie fur sich zu gewinnen und machte ihnen allerlei Versprechungen; sie antworteten ihm, stellten ihm Bedingungen und baten sich bestimmte Verwaltungsbezirke aus, unter andern waren 40 Personen darunter, welche die Verwaltung von Icpahan zu haben wunschten. Verwundert über die Menge, welche sich darum bewarben, fragte Abd el-Malik die Anwesenden: dann der Winter streng wurde und Schneegestober eintrat, kehrte Abd el-Malik nach Damascus und Mu§'ab nach Bacra zuruck und Abd el-Malik pflegte (auf den Namen anspielend) zu sagen: Muc'ab hat nur seine kleinen Kohlen ('Guuieirat) sehen wollen, die ihm der liebe Gott angezundet hat. — Dann folgt der obige Vers mit dem Namen des Dichters Abul-Gahm el-Kinani, wofur ich an einer anderen Stelle Abul-Na'gm gefunden habe. In der obigen Geschichtserzahlung ist bisher nur von einem Zuge nach Maskin die Kede und es bleibt kein Jahr frei, in welchem Muc'ab in Person einen zweiten Zug dahin hatte unternehmen konnen, wenn man nicht annehmen will, dass ein solcher in das Jahr 71 fiel und im Jahre 72 wiederholt wurde, so dass dieses doch das Jahr des letzten Kampfes gewesen ware.

1) Dieser Ort war zu Jacuts Zeit nicht mehr genau bekannt, man nahm an, dass er an der Stelle von Harba lag, einem Stadtchen am oberen Du'geil zwischen Bagdad und Takrit, welches durch seine Webereien von dicken Baumwollen-Zeugen bekannt war; am entgegengesetztenUfer lag el-Hadhira, wo dergleichen feine Zeuge gewebt wurden.

2) Am oberen Du'geil in der Richtung von Karkisia am Euphrat (nicht Kadisia, wie bei Jacut III. 555) dehnt sich eine weite fruchtbare Ebene aus, in welcher die Orte Awana, 'Okbara, Carifun, el-Hadhira und Maskin und das Kloster 'Gathilik (Catholic) liegen, die drei erstgenannten so nahe bei einander, dass man die Gebetausrufer des einen in dem andern horen kann; nach Carifun zog sich an einem der Schlachttage auf eine kurze Zeit der Kampf hin. jacut II. 555. III. 384.

was ist dieses l9pahdn? — Auch an Ibrahim ben el-Aschtar schrieb er und versprach ihm die Verwaltung des ganzen Gebietes, welches der Euphrat bespulte, wenn er zu ihm ubertreten wurde. Ibrahim begab sich mit diesem Briefe zu Muc'ab und sagte: Diesen Brief hat mir Abd el-Malik geschickt, glaube aber nicht, dass ich unter meinen Ranggenossen der einzige bin, der einen solchen bekommen hat; gieb sie in meine Hande. Auf die Frage: was soll ich denn thun? erwiederte er: Lass sie zu dir rufen und schlag ihnen die Kopfe ab. — Nach deiner Meinung soll ich sie also umbringen lassen? — Oder lass sie in Ketten legen und schicke sie auf das weisse Schloss von el-Maddl'n, bis der Krieg beendigt ist. — Dann werden mir die Herzen ihres ganzen verwandten Anhanges entfremdet werden und die Leute werden sagen : Muc'ab hat seine Freunde hintergangen. — Wenn du nicht eins von diesen beiden thun willst, so schicke sie mir nur nicht zur Hulfe; sie sind wie eine Buhlerin, die jeden Tag einen anderen Geliebten haben will; sie wollen jeden Tag einen anderen Anfuhrer haben.

Abd el-Malik sandte nun zu Muc'ab einen Mann und gab ihm den Auftrag: Entbiete dem Sohne deiner Schwester 1) meinen Gruss und sage ihm, er moge aufhoren, zur Huldigung fur seinen Bruder (Abdallah ben el-Zubeir) aufzufordern, dann wolle auch ich aufhoren, fur mich selbst zur Huldigung aufzufordern und wolle die Sache zur weiteren Berathung stellen. Der Bote ging hin, richtete seine Bestellung aus, erhielt aber eine abschlagige Antwort.

Nun liess Abd el-Malik seinen Bruder Muhammed ben Marwan vorrucken, indem er sagte: o Gott! gieb Muhammed den Sieg! o Gott! wenn Muc'ab zur Huldigung fur Abdallah auffordert, so fordre ich auch zur Huldigung fur mich selbst auf; o Gott! gieb dem den Sieg, welcher von uns der beste fur dies Volk ist! — Auch Muc'ab liess Ibrahim ben el-Aschtar vorgehen, so dass die vordersten Truppen von beiden Seiten auf einander stiessen; Muc'ab blieb hinter Ibn el-Aschtar eine Parasange

1) Ibn el-AtJdr Chron. IV. 2GG giebt hierzu die Erlauterung: der Mann war vom Stamme Kalb und Muc/abs Mutter eineKalbitin; namlich el-Rabab, s. oben S. 40-

zuruck und Abd el-Malik stand von Muhammed in geringer Entfernung. Beim ersten Angriff wurde ein Mann aus dem Vortrapp Muhammeds mit Namen Firas getodtet und gleichfalls fiel der Fahnentrager des Bischr mit Namen Asid. Muhammed sandte an Abd el-Malik eine Ordonnanz und liess ihm melden, dass Bischr seine Fahne verloren habe; Abd el-Malik ubertrug nun das Commando uber alle Truppen dem Muhammed; dieser hielt seine Leute zuruck und blieb ruhig stehen. Jetzt begannen die Soldaten des Ibn el-Aschtar sie anzugreifen, wahrend Muhammed die seinigen zuruckhielt. Abd el-Malik schickte an Muhammed den Befehl, den Kampf zu beginnen; er weigerte sich. Er schickte ihm einen anderen Boten und liess ihm Vorwurfe machen; da gab Muhammed einem Manne den Befehl: bleib hier mit einigen von deinen Leuten stehen und lass unter keinen Umstanden Jemand vorbei, der von Abd el-Malik zu mir will 1). Indess schickte Abd el-Malik den Chalid ben Abdallah ben Chalid ben Asid hin und als sie ihn sahen, meldeten sie Muhamed: Da kommt Chalid ben Abdallah. Er aber sagte: weist ihn zuruck noch bestimmter, als ihr seine Vorganger zuruckgewiesen habt. — Als es dann Abend zu werden begann, sagte Muhammed zu seinen Leuten: Jetzt greift sie an! da erfolgte ein allgemeiner Angriff.

Unterdess hatte auch Muc'ab zu Ibrahim den 'Attab ben Warca el-Rijahi abgeschickt, den nannte er einen Feigling 2) und entgegnete: ich habe ihm (Muc'ab) ja gesagt, dass er mir von dieser Art Leuten keinen zur Hulfe schicken sollte; bekampft euch unter einander. Ibrahim ben el-Aschtar liess nun [Agani: in Gegenwart des Abgesandten, um sogleich zu sehen, ob die Trakaner seinen Planen entgegen waren,] den Leuten den Befehl geben, nicht zuruckzugehen, bis die Syrer vor ihnen zuruckgingen. Da sagte 'Attab: warum sollten wir nicht zuruckgehen? er that es und die Leute ergriffen die Flucht bis sie zu Muc'ab kamen; Ibrahim aber hielt Stand, bis er getodtet wurde.

1) Agani XVIII. 163,5 kommt der Zusatz vor: Er hatte sich einen festen Plan gemacht, wonach er den Angriff bis zu der ihm passend scheinenden Zeit verschieben wollte, und er wunschte nicht, dass Abd el-Malik ihm seinen Plan verderben sollte.

2) Nach anderer Lesart hatte Muc/ab den Ibrahim einen Feigling genannt.

Am anderen Morgen befahl Muhammed einem Manne, sich in das Lager Muc'abs zu begeben und auszukundschaften, wie es dort nach dem Tode des Ibn el-Aschtar aussahe. Auf die Einwendung, er kenne den Platz nicht, wo ihr Lager sei, entgegnete Ibrahim ben 'Arabi ['Adi] el-Kinanf: Geh' nur hin und wenn du an die Palmen kommst, so nimm sie an die Seite deines Schwerdtes, (er wollte damit sagen: an die linke Seite,) und geh' weiter, bis dir das Lager zu Gesicht kommt. Der Mann machte sich also auf den Weg, bis er in Muc'abs Lager kam, kehrte dann zu Muhammed zurück und berichtete, er habe sie wie ein geschlagenes Heer gesehen. Muc'ab ging indess am Morgen vor und auch Muhammed näherte sich ihm, bis sie aufeinander stiessen, da verliess Muc'ab ein Theil seiner Anhanger und ging zu Muhammed uber. Dieser naherte sich noch mehr und rief Muc'ab zu: Vater und Mutter gab' ich für dich als Entgelt! sieh, die Leute lassen dich im Stich! Er wollte aber nicht horen und liess seinen Sohn 'Isa herbeirufen und sagte ihm: sieh doch zu, was Muhammed will. Er ging naher und Muhammed sagte: sieh, ich will euer Berather sein, die Leute lassen euch im Stich, dir und deinem Vater verspreche ich Sicherheit; und er schwur es ihm zu. Er kehrte zu seinem Vater zurück und brachte ihm diese Nachricht, da sagte dieser: Ich glaube schon, dass die Leute ihr Wort halten werden, und wenn du zu ihnen übergehen willst, so geh'! Da erwiederte er: die Frauen der Kureisch sollen sich nicht erzahlen, dass ich dich im Stiche gelassen und dich verrathen habe, um mein Leben zu retten. — So geh' voran, dass ich in dir den lieben Sohn verliere. Er ging vor und einige Leute mit ihm, bis er getodtet wurde und sie mit ihm; die anderen verließen Muc'ab, so dass nur noch sieben bei ihm blieben. Einer der Syrer kam heran und wollte 'Isa den Kopf abschneiden, da sturzte sich Muc'ab auf ihn und streckte ihn zu Boden, dann sturzte er sich auf andere, bis sie sich zerstreuten. Hierauf kehrte er zurück und setzte sich auf einen seidenen Polster; dann stürzte er sich wieder auf die Syrer, bis sie vor ihm auseinander stieben, und kehrte wieder zurück und setzte sich auf den Polster und dies wiederholte er mehrere Male. Nun kam 'Obeidallah ben Zijad ben Dhabjan heran und forderte ihn zum Zweikampfe heraus; Muc'ab rief ihm entgegen: Zuruck du Hund! und sturzte auf ihn los, schlug ihn mitten uber den Kopf und brachte ihm eine klaffende Wunde bei, so dass 'Obeidallah sich zuruckziehen musste, um seinen Kopf zu verbinden. In diesem Augenblicke kam Ibn Abu Farwa, ein Freigelassener des 'Othman und Secretar bei Muc'ab und redete ihn an: Ich gebe mein Leben fur dich, die Leute haben dich verlassen , hier habe ich noch ein abgetriebenes Pferd, sitz auf und rette dein Leben! Da hob er gewaltig die Brust und entgegnete: Ich bin kein Sklav, wie deines Gleichen. Jetzt kam Ibn Dhabjan zuruck und machte auf Muc'ab einen Angriff, zugleich warf Zaida ben Cudama (el-Thakefi) nach ihm mit einer kurzen Lanze und mit dem Ausruf: ha! diese Rache fur el-Muchtar! streckte er ihn zu Boden. 'Obeidallah befahl seinem Sklaven, einem Deilamiten, ihm den Kopf abzuschneiden; er stieg ab und befolgte den Befehl und 'Obeidallah brachte den Kopf zu Abd el-Malik. *). Jazid ben el-Rica el-'Amili, ein Dichter unter den Syrern, gedenkt des Todes des Muc'ab, Ibrahim und Muslim in den Versen: Wir haben Muc'ab den Sohn des Prophetenfreundes getodtet, den Verwandten der Asaditen, und den Mudshi'giten aus Jemen 2).

Der Todesadler zog an uns voruber zu Muslim 3), und streckte eine Kralle nach ihm aus, da war er morgens eine Leiche. Abu Abdallah el-Zubeir bemerkt hierzu, dass diese Verse dem Ba'ith el-Jaschkuri zugeschrieben wurden (vergl. unten). 'Obeidallah ben Keis el-llukeijat sang zum Lobe des Muc'ab und zum Spott der Banu Bekr und Tamim in 'Irak: Furwahr! der bei dem Kloster'Gathilik feststand, bis er getodtet wurde,

1) Nach Ibn el-AtUr Chron. IV. 2(56 hiess der, welchor ihn todtete, 'Obeid ben Meisara, ein Freigelassener der Banu 'Udsra.

2) d. i. Ibrahim ben el-Aschtar.

3) d. i. Muslim ben 'Amr el-Bahili, welcher bei dem zweiten Angriffe der 'Irakaner gefallen war, der Vater des Cuteiba ben Muslim, des Obergenerals in Chorasan und Eroberers vonFargana. Ibn el-AtMr Chron. IV. 26G. Ibn Challilc. vit. Nr. 553.

hat den beiden Stadten 1) Trauer und Niedergeschlagenheit als Erbtheil hinterlassen, Da die Bekr ben Wail nicht mit Gott kampften, und die Tamim nicht Stand hielten beim Zusammenstoss. Ware er ein Keisit gewesen, so hatten sich um ihn Tausende geschaart, sie waren herbeigekommen zur Rache und geflogen. So aber wollte er Stand halten, da war dort nicht ein edler Mudharit an jenem Tage. Ibn Keis el-Rukeijdt sagte ein ander Mal: Siehe das Elend am Tage von Maskin, das herbe Geschick und das Ungluck! O Sohn des Prophetenfreundes, welchen der Tag des Treffens nicht am Leben Hess. Treulos gegen ihn waren die Mudhar von 'Irak, so gewannen uber ihn die Rabi'a die Oberhand. Du hast deine Rache genommen, Rabi'a, und warest einst folgsam gehorchend.

Oh! wenn doch fur ihn bei dem Kloster am Tage des Klosters Hulfe erschienen ware! Oder hatten sie nicht das Bundniss mit ihm gebrochen die Leute aus 'Irak, Sohne einer niedrigen Mutter, Gewiss ihr wurdet gefunden haben, als er morgens erschien, dass ihm der Untergang noch nicht bestimmt war 2). Abu Abdallah el-Zubeir sagt: Ich habe schon in meinem genealogischen Werke einige Lobgedichte auf ihn angefuhrt und will hier nur nachholen, was ich in jenem Buche nicht erwahnt habe. el-Harith ben Chalid el-Machzumf sagt in seiner Satire gegen die Banu Chalid ben Asid, indem er die Familie el-Zubeir lobt und ihrer Ausdauer im Kampfe gedenkt:

1) d. i. Bacra und Kufa.

2) Vers 3. 4. 6. 7 sind aus Jacut IV. 530, hier hinzugenommen;Agani XVII. 165 kommen davon 1. 2. 3. 5. 7 vor.

Warum habt ihr Sohne der schwarzen Sklavin nicht euer Leben gegenseitig verpfandet bis in den Tod, sowie die Banu Asad den Tod gefunden haben? Die Banu Asad sind dem Ruhme ihrer Vorfahren nachgeeilt, und ihr seid wie die fluchtigen Strausse von el-Ka'a 1). Suweid ben Man'guf el-Sadusi, in Bacra wohnhaft, warnt Muc'ab vor den Einwohnern von Kufa und ihrer Treulosigkeit in den Versen: So bringe Muc'ab von mir die Botschaft, (und nicht auf jeder Strasse findest du einen treuen Berather): - Wisse, dass der grossteTheil von denen, mit welchen du vertraulich redest, wenn du sie entlassest, deine Feinde sind. Ibrahim ben el-Aschtar war der einzige, welcher bei ihm Stand hielt; daruber sagt el-Okeischir: Ich werde weinen, wenn auch die jungen Mudshi'g ihre jungen Helden nicht beweinen, wann die lange Nacht anbricht. Ein Held, der in Ertragung der Kriegsbeschwerden nicht unbekannt war, und dem nicht folgte, der beim Kriegslurm Furcht erregen wollte. Er lenkte auf dem leicht lenkbaren Rosse dessen Zugel, und sprach zu dem, der wie ein Strauss entfloh: reit' zu! Sein Tod trennte die vornehmsten des Stammes Cahtan, und die vornehmsten Nizar, die er getrennt, vereinigte er wieder. Wie viele auch uber ihren Anfuhrer schlechtes sprechen, Ibrahim hat im Kriege nie uber Muc'ab schlechtes gesprochen. Abu Abdallah el-Zubeir sagt: Auch Jahja ben Mubaschschir, einer der Banu Tha'laba ben Jarbu, von Tamim, hielt mit ihm Stand, bis er getodtet wurde; desshalb sagte Abul-Saffah Bukeir ben Ma'dan ben Amira ben Tarik el-Jarbu'i, indem er Jahja lobt und seiner Standhaftigkeit bis in den Tod gedenkt: Fur Jahjd und seine Genossen erflehe den Segen ein gnadiger Herr und ein hochverehrter Vermittler!

1) el-Ka'a heisst die Sandebene, welche vor Jabrin sich hinzieht im Gebiete der Banu Sa'd ben Zeidmenat ben Tamim. Belm pag. 725. Jacut IV. 17.

O Herr! was bist du fur ein Herr, dessen Haus viel betreten ward, wo er mit offenen Armen empfing. Er redete nur Gutes und handelte danach, er vertheilte die ubrig bleibenden Stucke der Kamelmutter. Er setzte die Schusseln seinen Gasten vor, als waren es Arme eines Sees in weiten Ebenen. Er sturzte herbei, und seine Angriffe waren nicht verfehlt, wie der Lowe im Lowenthale herbeisturzt. Er vereinigte Sanftmuth und Geduld zugleich, dann zeigte er den frohen Muth der Tapfern. Als den Muc'ab seine besten Freunde schmahlich behandelten, bezahlte er ihm die Last (Getraide) Maass um Maass. Wenn es keinen betrubt, so hat es mich betrubt, Dass deine kleinen Sohne einem fremden Huter uberlassen sind, Dem Abu Talha oder Wakid, das ist nach meiner Ansicht die Pflicht der Familienglieder selbst. Abu Talha und Wakid waren zwei Freigelassene des Jahja, die er mit der Vollstreckung seines letzten Willens beauftragt hatte; dieser Abu Talha ist der Grossvater des Abul-Nadhr Jahja ben Kathir, eines Schulers des Hasan el-Bacri. Jahja ben Mubaschschir stammte von den Banu Rabfa ben Hacaba ben Arcam ben 'Obeid ben Tha'laba ben Jarbu, gehorte zu den vornehmen Einwohnern von Bacra und war Stellvertreter des Ibn Hicn el-Tha'labf als Oberst der Leibwache des Ibn Zijad zu Bacra. Als sein Kopf zu Abd el-Malik gebracht wurde, erkannte er ihn nicht und fragte desshalb seine Umgebung, da erkannte ihn el-Hakam ben Nahik el-Hu'geimf und sagte: o Furst der Glaubigen! das ist bei Gott! der vortreffliche edle Mann, das ist Jahja ben Mubaschschir el-Jarbu'f; da befahl er, dass er begraben wurde. Garir ben el-Chatafa sagte uber ihn in einem Lobgedichte: Der Segen Gottes uber dich, o Ibn Mubaschschir! dass du Stand gehalten hast auf dem Kampfplatze der Heere, Wahrend die Pferde den Staub aufwirbelten, als waren sie Rohr, das verbrannt wird, oder ein Heer von Heuschrecken. Fest war der Stoss, wenn er die ganz bewaffneten zu Falle brachte, Die Schlingen des Todes umgaben die Satteldecken.

Zuflucht der Hungrigen, wenn Missjahre auf einander folgten, ein Held im Kampfe, zu jedem schwierigen Unternehmen bereit. Salim ben Wabica el-Asadf machte folgendes Lobgedicht auf Muhammed ben Marwan, worin er erwahnt, wie Ibrahim und Muc'ab durch ihn umkamen: Bringe dem Fursten der Glaubigen die Nachricht: Ein Maulesel ist nicht wie ein vortrefflicher Renner. So sei eingedenk und halte nicht Muhammeds Tapferkeit und derer, die dich im heissen Kampfe treulos verlassen haben, wie die von Heuschrecken. Er wird genannt, wenn einer aus dem Heere als Muster gelobt wird, giebt einer daraus ein schlechtes Beispiel, wird er nicht genannt. Halte ja nicht den Mann mit vornehmer Verwandtschaft, der unter einem grossen Zelte oder auf einem bequemen Reitthier sitzt, Gleich dem Tapfern, der die Schwerdter als Zeltdecke nimmt, und mit seiner Fahne den Gang eines hochschultrigen geht.

Gott hat durch die Kraft, die er dir verliehen hat, erobert, was zwischen Morgen und Abend liegt. Als wir morgens auf die Leute von Maskin stiessen, wie auf einen Berg mit furchtbarer Ausdehnung, Da rannten ihre Rosse davon mit all' den Stirngelockten mit neuen Kleidern und gelben Streifen, Mit jugendlich zugestutzten Barten, steif wie Holz; ihre Todten waren von unbekannter Abkunft. Und oh Sohn Marvvan's des tapfern, Muhammed! wie viele junge Manner auf Seiten ihres Aschtar und Muc'ab (Mein Leben fur dich!) fanden an jenem Tage an der Stelle, wo sie fielen, den Platz des Grabes! Nach der Reihe der Uberlieferer berichtet Ahmed ben Sa'id von el-Zubeir, dieser von Abul-Hasan el-Mada'inf, dieser von 'Awana ben el-Hakam und el-Scharia ben el-Cutami' von Abu Hajjan el-Kalbi, dass ein alter Mann zu Mekka ihm folgendes erzahlt habe: Als Abdallah ben el-Zubeir die Nachricht von dem Tode des Muc'ab ben el-Zubeir erhielt, erwahnte er mehrere Tage gar nichts davon, bis die Magde von Mekka auf den Strassen sich daruber unterhielten; da bestieg er die Kanzel und setzte sich eine Zeit lang hin, ohne ein Wort zu sagen. Ich beobachtete ihn und sah deutlich, wie der Kummer auf seinem Gesichte lag und der Schweiss ihm vor der Stirn stand und sagte zu meinem Nachbar: was ist ihm? glaubst du, dass er sich furchtet zu sprechen? er ist doch sonst ein gewandter Redner und nimmt es mit den gescheidtesten Mannern auf, wenn es ans Widerreden und Streiten geht; was glaubst du, wovor er sich scheut? Er antwortete: ich glaube, er will uber den Tod des Herrn der Araber, el-Muc'ab, reden, ist aber von der Erinnerung an ihn uberwaltigt und desshalb nicht zu tadeln. Jetzt stand er auf und sprach: Gelobt sei Gott, der Schopfer, Gebieter und Regierer dieser und der zukunftigen Welt! Er giebt die Herrschaft, wem er will und er nimmt die Herrschaft, wem er will! er macht machtig, wen er will und erniedrigt, wen er will, nur dass Gott, der gelobt und gepriesen sei, nicht den erniedrigt, mit dem das Recht ist, auch wenn er allein und ohne Hulfe dasteht, und dass Gott den nicht machtig macht, der sich zu den Anhangern des Teufels halt, auch wenn die grossere Zahl und Menge und bessere Ausrustung auf seiner Seite ware (oder nach Ibn el-Kalbi: auch wenn die Menschen und Damonen sammtlich auf seiner Seite waren). Es ist aus Trak von dem treulosen und feindseligen Volke eine Kunde zu uns gekommen, die uns mit Freude, aber auch mit Leid erfullt; wir haben erfahren, dass Muc'ab getodtet ist, Gottes Erbarmen und Gnade sei uber ihn! Was uns dabei mit Trauer erfullt, das ist der Stich ins Herz, den durch den Verlust des Freundes der Freund bei diesem Ungluck empfindet, doch ziemt es dem Vernunftigen und Glaubigen, dass er nachher in Geduld sich fasse. Was uns dagegen mit Freude erfullt, ist, dass wir wissen, dass sein Tod ein Martyrertod ist, und dass Gott, der gelobt sei, fur uns und fur ihn es zum Besten lenkt, so Gott will, dass die Trdkaner ihn verrathen und verkauft haben fur den geringsten und niedrigsten Preis, den sie fur ihn genommen haben, indem sie ihn verliessen und fluchtig wurden wie gelbschnablige Strausse; da wurde er getodtet. Wenn Er aber getodtet wurde, so wurden auch schon sein Vater, sein Oheim und sein Bruder getodtet, und sie waren die besten, die frommsten; wir, bei Gott! werden nicht auf der Flucht 1) sterben, wir werden nicht anders sterben als im Kampfe, im Kampfe, plotzlich, plotzlich, zwischen dem Werfen der Lanzen und unter dem Schatten der Schwerdter, nicht wie die Familie Marwan 2), von der, bei Gott! nicht ein Mann, weder im Heidenthume noch im Islam je (im Kampfe) getodtet wurde. Die Welt ist nur ein anvertrautes Gut von dem allmachtigen Konige, dessen Herrschaft nicht aufhort und dessen Reich nicht untergeht; wenn nun die Welt mir entgegenkommt, so greife ich nicht danach wie ein vor ausgelassener Freude Ubermuthiger, und wenn sie sich von mir wendet, so weine ich nicht uber sie wie ein kleinlicher Mensch, der alle Fassung verloren hat.

Hierauf erwiederte ihm ein Mann vom Stamme 'Adwan aus Medina, indem er ihn zur Ausdauer ermahnte und in dem Widerstande gegen seine Feinde bestarkte: Wenn Muc'ab dir seinen Platz leer hinterlassen hat, so lebt er doch unter den Menschen ungetadelt fort.

1) Weil ubersetzt ≫auf unseren Betten,≪ ich weiss nicht, nach welcher Lesart; Agani ≫eines naturlichen Todes;≪ Quatremere nach Mas'udi ≫d'hydropisie*ist nicht zutreffend, Barbier, •≫d'indigcstion;≪ der Arabische Ausdruck ware noch drastischer zu ubertragen.

2) Im Arabischen steht Banu Marwan ≫Sohne Marwan's,≪ was hier in der affectvollen Kede nicht eigentlich zu nehmen ist, da vielmehr seine Vorfahren gemeint sind; es scheint mir aber nicht nothig, mit Mas'udi dafur Banu Abul-'Aci ≫Sohne des Abul-'Aci,≪ des Grossvaters Marwan's zu setzen. Das Ganze ist ubrigens nur eine Redefigur, deren Nachdruck darin liegen soll, dass sie nicht in der Schlacht umkamen, denn zwei andere Enkel des Abul-'Aci waren bereits eines gewaltsamen Todes gestorben: Mu'awia ben el-Mugira, der auf MuhammedsBefehl verfolgt und getodtet war, und der Chalif Othman ben 'Affan, welcher ermordet wurde.

Wenn Muc'ab dich verlassen hat und am Kriege nicht mehr Theil nimmt, so scheuest du doch vor dem Kampfe nicht zuruck. Darum eile den Feinden entgegen und erhebe dich mit Kraft, Denn du bist an Tapferkeit ohne Tadel; Und vertraue auf den Herrn der Glaubigen, Denn er schatzt nach Verdienst jeden Edeln. Abul-'Abbas der blinde sagte uber Muc'abs Tod, als er Kenntniss davon erhielt: Gott erbarme sich des Muc'ab! siehe, er starb edel und lebte unter uns edel. Er strebte nach der Herrschaft, da starb er, indem er seine Ehre vertheidigte; er lebte nicht als Geizhals oder verachtet. Waren doch die Banu el-'Awwam, die nach ihm noch leben, gestorben und er wohlbehalten noch am Leben! Du wirst unter ihnen keinen ihm ahnlichen sehen so lange, bis die Winde den Jasum *) als Staub verweht haben. Wie oft hat er den Menschen die freigebige Hand dargereicht, womit er selbst morsche Knochen wieder ins Leben brachte. Und wenn er seine Hand von einem Reichen abzog, so wurde er von allem entblosst bald wieder ein verachtlicher Sklav. Abul-'Abbas hatte auf die Familie el-Zubeir Spottgedichte gemacht mit Ausnahme des Muc'ab, den er ebenso wie die Omeijaden in Lobgedichten besungen hatte. Als er nun nach Muc'abs Tode vor Abd el-Malik erschien, fragte ihn dieser nach seinem Gedichte; er antwortete ausweichend: verzeihe mir; jener aber bestand darauf: lass nur horen, wir haben keinen Argwohn gegen dich. Da trug er ihm jene Verse vor und Abd el-Malik sagte dann zu ihm: Du hast recht, so war er, wie du ihn beschrieben hast [und er setzte, wahrscheinlich aus einem alteren Gedichte, hinzu]:

1) Jasum ein hoher Berg bei Mekka.

Aber er strebte nach etwas, was keiner unter den Menschen erreicht ausser der talentvolle mit dem furstlichen Kopfschmuck. Er wollte Dinge, die sein Gott nicht wollte, da fiel er hingestreckt mit beiden Handen und dem Munde. Ein Mann von Asad ben Abd el-'Uzza dichtete zu Muc'abs Lobe: Bei deinem Leben! sieh, der Tod ist begierig nach jedem jungen Manne von uns, der mit grossen, reichen Talenten begabt ist. Denn, wenn Muc'ab gestern schon sein Ende erreicht hat, so war er doch von hartem Holz, nicht furchtsam; Von schonem Antlitz, der Gegner furchtete seinen Angriff *), Und wenn ein Ungluck ihn traf, runzelte er die Stirn nicht 2). Die bestimmte Zeit des Todes traf ihn in der Mitte seiner Heere, da flogen sie zerstreut davon, wahrend er nach einem Becher zu zu trinken verlangte. Hatten sie Stand gehalten, so hatten sie ihm das Leben und die Herrschaft bewahrt 3), aber sie flogen davon ohne Herzen. Abdallah ben el-Zubeir pflegte diese Verse oft zu recitiren. — el- Baith ben Amr ben Murra ben Wudd ben Zeid ben Murra ben Sa'd ben Kifa'a ben Ganm ben Hubeijib ben Ka'b ben Jaschkur sagte (vgl. oben): Wir haben Muc'ab den Sohn des Prophetenfreundes getodtet, den Verwandten der Asaditen und den Madshigiten aus Jemen. Der Todesadler zog an uns voruber zu Muslim und streckte eine Kralle nach ihm aus, da war er Morgens eine Leiche. Wir haben dem Ibn Sidan einen durststillenden Becher zu trinken gegeben, der uns genugt, und die beste Sache ist die, die genugend ist. Es ging von uns zu dem Stolzen eine Wolke hinuber, die ihn mit einem Gifttrank trankte, der seinen Tod entschied.

1) Agam: sein heftiger Angriff entnervte den Gegner.

2) Agam: ward er nicht geschwacht.

3) Agani: so hatten sie Liebe und Ehre erworben.

Diese Rebellen waren die Vorkampfer, wenn die leichten Truppen anfingen den Tod in Uberfluss regnen zu lassen.

Derselbe sagte auch: Wir haben den Banu el-'Awwam einen starken Kelch zu trinken gegeben, berauschend, der ihnen bitter geworden ist. Fur das, was sie mit ihren Handen und der Schneide ihrer Schwerdter erwuchern wollten, haben wir ihnen im wiederholten Kampfe Hiebe versetzt, die reichlich fielen. Als sie hofften, dass der Krieg nachlassen und sich von ihnen entfernen wurde, haben wir ihnen die Feuer desselben angezundet, dass er weit sich ausdehnte. Mit jungen Kriegern haben sie ihn angefacht, da hat er fruh die Banu el-'Awwdm erreicht, bis er Schaden brachte. Wir haben ihnen darin einen Markt aufgeschlagen, der ihnen Schaden brachte, die Kureisch haben daruber Larm gemacht und sind entflohen. Muc'ab hatte, als er nach Kufa kam, den 'Orwa ben el-Mugira ben Schu'ba nach el-Husein ben Ali gefragt und wie er umgekommen sei; er fing an, ihm davon zu erzahlen und Muc'ab recitirte einen Vers, welchen Suleiman ben Kunna gedichtet hatte: Denn die von Hischams Familie bei el-Taff') zugegen waren, trauerten und machten den Edlen die Geduld zur Pflicht. 'Orwa sagte nachher: Da wusste ich, dass Muc'ab niemals fliehen wurde, und so kam es. — Abu' Abdallah el-Zubeir erzahlt: Als Abd el-M\ alik den Zug gegen Muc'ab beschlossen hatte, suchte (seine Frau) Atika, Tochter des Jazid, ihn daran zu hindern, er gab ihr aber nicht nach, und als sie sah, dass er auf dem Auszuge beharrte, fing sie an zu weinen; da recitirte Abd el-Malik aus einem Gedichte des Kutheijir:

1) Das Schlachtfeld bei Kufa, wo el-Husein fiel.

Wenn er einmal einen Zug unternehmen will, lobt seinen Entschluss nicht eine zuchtige Frau, die mit einer Perlenkette um den Hals geschmuckt ist. Sie verbietet es ihm und wenn sie sieht, dass das Verbot ihn nicht abhalt, weint sie, dann weint uber das, was sie betroffen hat, ihre Dienerschaft. Ahmed ben Sa'id berichtet nach der Uberlieferung des Zubeir, dem es el-Madaini erzahlt hatte, dass Zijad ben 'Amr el-'Ateki den Muc'ab treulos verlassen habe und zu Abd el-Malik ubergegangen sei, der ihn dafur mit einem Grundbesitz belohnte; und als Abdallah ben Hazim el-Sulemi die Nachricht von dem Tode Muc'abs erhielt, fragte er: war el-Muhallab ben Abu Cufra dabei? — Nein! — oder 'Omar ben Obeidallah ben Ma'mar? — Nein! — Da sagte er: Nehmt ihn und zerreisst ihn, ihr wilden Thiere, und freut euch uber das Fleisch eines Mannes, dem heute nicht gehalten ist, was man ihm geschworen hat.

Dann fuhr er fort .(aus einem Gedichte): Beider Herzen bewegte das Kriegsgetummel, er zwang sie zur Ruhe, gewiss beide waren stehen geblieben, und wenn sie auf Kohlen gestanden hatten.

Abu Abdallah el-Zubeir sagt: Abul-Hakam Ibn Challad ben Kurra ben Chalid el-Sadusf erzahlte von seinem Vater: Am Tage von el-Sabaha '), als el-Ha'ggag ben Jusuf sich lagerte, um dann Schabib el-Haruri anzugreifen, sagten die Leute zu ihm: Gott erhalte den Emir! wolltest du dich nichr weiter von dieser Kothstelle entfernen? Da antwortete ihnen el-Hag'ga'g: ihr werdet mich nicht weiter von hier fortbringen; bei Gott! ich will riechen, was Muc'ab einem Edeln als Zuflucht zuruckgelassen hat. Dann recitirte er einen Vers, dessen Verfasser Kuleiha el-Azi (? der geduldige) ist: Wenn ein Mann unbequeme Sachen nicht unternimmt, so werden bald die Stricke der Bequemlichkeit durch einen jungeren abgeschnitten.

1) ein Ort bei Ba^a. Belm III. 30.

A'scha vom Stamme Hamdan (sein Name ist Abd el-Rahman ben Abdallah ben el-Harith) sagte uber den Tod des Muc'ab, indem er seine Geschichte und die Treulosigkeit der 'Irakaner gegen ihn beschreibt: Oh! wer hilft mir in der Angst, die am Ende der Nacht mich befiel, und bei der grossen, schweren Aufgabe, die mir das Haar grau farbt? Ich erwachte uber etwas, das mich befiel, und Thranenstrome flossen eilends vom Auge nach allen Seiten herab. Da sprach ich, als die ersten Thranen schon meinen Mantel benetzten, mit den Worten eines mit Schmerz und Trauer erfallten: Oh! der Fluch Gottes, dessen Schutzling geehrt sei, uber die Abtrunnigen, die an Muc'ab Verrath ubten! Vergelte Gott fur uns an allen Kahtan insgesammt den Lohn eines ungerechten, verbrecherischen Ubelthaters! Und an allen Ma'add, seinem Volke, deren Hulfe fern von ihm war an jenem Morgen, beim Herrn des Muhaccab *)! Vergelte ihnen der Gott der Menschen die schlimmste Vergeltung fur den Verrath des erfahrnen, viel gepriesenen Verwandten! Des Fuhrers zur wahren Religion, Geduld, Gehorsam und Gottesfurcht, des hochbegabten, reinen, edlen, rechtschaffenen! Mit Schande bedecke Gott die Angesehenen von Irak, denn sie sie sind das schlechteste Volk zwischen Osten und Westen.

Sie haben mit List hintergangen Muc'ab den Sohn des Prophetenfreundes, und haben nicht erhort den, der wiederholt um Hulfe bat. Er rief ihnen zu: vertreibet die Feinde aus eurem Lande und von euren Gutern mit blanken, schneidenden Schwerdtern! Da flohen sie; einer von ihnen rief dem andern zu: auf! lass sie fahren, du bist verloren, rette dich! Vergelte Gott dem Ha'ggar hier mit Schimpf und Schande und der jungen Brut des 'Omeir den heimlichen Verrath und die Aufreizung!

Ila'g'gar ben Ab'gar el-'Pglf aus Kufa. Muhammedben 'Omeir ben 'Otarid el-Darinri aus Kufa.

1) Der Ort am 'Arafa bei Mina, wo die Steinchen geworfen werden.

Auch Attab war ihm nicht ein treuer Warner und beeilte sich nicht, ihm rasch Nachricht zu bringen. 'Attab ben Warca el Rijahi aus Kufa. Und weder Katan, noch sein Sohn warnten bei Zeiten, und verdammt sei die verderbliche Eile des Harithiten! Auch el-Atekf Hess damals seine Fahne nicht heruberwehen, sondern floh mit ihr von ihm zu der schlechtesten Rotte. Zijad ben 'Amr el-'Ateld.

Auch nicht Ibn Ruweim, Gott bewassre sein Grab nicht! da kam er endlich nach langer Zeit zuruck mit ganz verstummelter Nase. Jazid ben Abu Ruweim, ein Scheibanit aus Kufa. Auch erfreute mich nicht von Heitham, was Heitham that, selbst wenn er unter uns Reichthum und Ansehen besass. el-Heitham ben el-Aswadel-Nacha'i.

Dagegen den sehr liberalen Mann von Bekr ben Wail werde ich loben, und die beste Rede ist die, die nicht Lugen gestraft wird. Der Sohn des Prophetenfreundes rief die Hochherzigen als seine Vorkampfer auf, um ihn zu vertheidigen gegen alle Gottlose und Aufruhrer; Da erschien Ibn Teim el-Lat, der beste Vertheidiger fur einen Freund ohne Zweifel und die Zuflucht des Armen. O du, der du zu den Wallfahrtsorten ziehst, unterlass es nicht, ja, steige oben auf dieCamelemit hangenden Lippen, die rasch gehen, Auf! verkunde den Tod des besten der Menschen im Leben und im Tode, den Bewohnern der Wassercanale der Kureisch und in Jathrib Als Suhne fur euch; dabei gedenke seiner Armee und seines Zuges, wie er die Rosse antrieb, Schaar auf Schaar.

Er marschirte herauf mit dem Heere, um zu erreichen einen kuhnen Helfershelfer aus der Familie Marwans, Welcher mit den Truppen aus Syrien heranzog, um das Land zu unterjochen, und zu ihnen von einem Gebiete zum anderen vordrang. Als wir nun alle bei Maskin versammelt waren, wurden wir von einer Art empfindlicher Strafen betroffen, Von dem Tode mehrerer Fursten und dem Untergange eines beruhmten, unter den erhabenen hervorragenden Kriegers u. Sohn eines Kriegers. Es war der grossmuthige Lowe, das Oberhaupt, Sohn eines Konigs, wenn er einmal seinen Angriff machte, wurde er nicht fur verfehlt gehalten.

Er kam zu Muc'ab und sprach: wer zu ihnen gehort, den strafe nach deinem Ermessen mit einer abschreckenden Strafe; Mach' auf die Hervorragendsten einen Angriff wie ein Ehrenmann, und auf ihre Kopfe ehe es Morgen wird und schlag' sie ab. Wenn nicht, so mogen ihre Edelsten in den Kerkern weinen; bis die Menschen wieder zur Besinnung kommen, mogen sie zusammen in Fesseln liegen. Erlaube mir und den Bewohnern der beiden Stadte, dass ich mein Vergnugen an ihnen habe, und halte sie in einem Gefangniss, wie der Schulmeister, Wie man ein storriges Cameel zuchtigt, das man eingeholt und sicher gemacht hat; ein Dummkopf ist nicht so wie ein Erfahrener zu behandeln.

Da erwiederte er ihm: Zieh' mit den Truppen gegen die Feinde, tritt auf den Kampfplatz, schlage drein und kampfe tapfer mit dem Volke, so wirst du siegen. Denn ich wahrhaftig habe nicht zuerst einen Glaubigen treulos behandelt; also in Gottesfurcht und wahrem Glauben bitte demuthig!

Mit dieser Weisung zog er gegen die vereinte Macht Marwans und setzte sich ihr zur Wehre, als der Kampf entbrannte, Und kampfte mit seiner Reiterei und seinem Fussvolke, und ging beherzt vor, ohne zu weichen und ohne sich zu furchten, Da fand Asid an jenem Tage seinen Tod, ein junger Held von uns, der nicht zur Seite wich, streckte ihn nieder. Asld, der Fahnentrager des Bischr ben Marwan, wurde von Ibn el-Aschtar getodtet.

Stolz sahen wir ihn einhergehen, von hohem Wuchs, schlank, mit dem Schwerdte kuhn voran, edel, Sohn eines Edeln. Fast hatte das ganze Syrische Heer die Vernichtung getroffen an jenem Morgen; hor'zu, was ich dir erzahle, du wirst dich wundern. Als nun die Sohne Marwans sahen, wie er ansturmte gegen ihr ganzes Heer, hatten sie einen schweren Tag zu bestehen. Er war von seiner Reiterei und seinem Fussvolk umgeben, und griff an unverzagt und unerschrocken. Aber der Verrather Ibn el-Kaba'thara zog sich von ihm ruruck und schutzte ihn weder (von vorn), noch deckte er den Rucken. Gadhban ben el-Kaba'thara vom Stamme Scheiban aus Kufa. Jetzt lockerte die Schlachtreihe Ibn Warca als zweiter, und verliess ihn treulos, indem er aufforderte, ihm nach der Seite des Propheten zu folgen;

Da wandten sich zu ihm alle die muthigen, glorreichen, tapfern, beherzten, dahin, wohin er sich wandte. Er aber kampfte, bis er mehr als einen fluchtigen Grossen und Anfuhrer an seiner Seite zerstuckt hatte. Und niedergestreckt wurde alles Volk, das widerstand in der Schlachtreihe, und vor ihm wichen alle Erschopften und Entkrafteten zuruck. Als aber Muc'ab der Tod des Ibn el-Aschtar gemeldet wurde, da rief er Tsa herbei und sprach zu ihm: fliehe! Doch dieser erwiederte: Behute mich Gott! ich fliehe nicht. Ich sollte fliehen, und meinen Vater verlassen, wenn uns ein Ungluck trifft? Dann sprach er: geh' vor, dass ich deiner beraubt werde! da sturzten heran gegen ihn Haufen von Hunden und Wolfen. Dann sprach er zu den wortbruchigen aus den beiden' Irak: kommt heran! Da flohen sie zerstreut sowie die bunten Strausse. Sie sturmten gegen ihn an mit den Schwerdtern, aber er wich nicht, wie der kampfbereite Lowe, der im Walde seine Wohnung hat. * "I Dann kampften gegen sie Jahja und Tsa vor ihm, und er selbst kampfte unter dem sich erhebenden Staube. Jahja ben Mubaschschirein Tamimit wurde mit 'Isa gerade vor Mut/ab getodtet.

So horten sie nicht auf, bis der Tod die Lanzen auf sie lenkte, — wer (andere des Tiebens) beraubt, wird, bei deiner Starke! (desselben)beraubt. Nun beweine die verwandten jungen Manner und den glaubensstarken Muc'ab, und rufe wehe uber ihn, vergiesse Thranen und klage laut! Ja, fortgezogensind die Schaaren am Morgen und haben treulos verlassen in Maskin den Kumpf des (mit dem Todtentuch) bedeckten Helden. Ich meines Theils unterdrucke die Flamme des Kriegs zuweilen, zu Zeiten aber werde ich dazu getrieben, dann mocht' ich anfangen. In der Geschichte der Frommen wird Mucabs mit einer einzigen Zeile gedacht, die aber uber seine TJnentschlossenheit und Thatlosigkeit genugenden Aufschluss giebt: Muc/ab der Zubeirit betete taglich, Tag und Nacht, Tausend Verbeugungen und fastete bestandig. Uber jenen Obeidallah,welcher Muc'ab todtete, findet sich bei Jacut IV, 530 und Ibn el-Athir Chron. IV, 268 noch folgendes: Muc'ab hatte den Fati (oder el-Nabi) ben Zijad ben Dhabjan getodtet und sein Bruder Obeidallah schwur dafur Hundert Kureischiten umzubringen. Achtzig hatte er bereits erlegt, da todtete er auch Muc'ab und brachte seinen Kopf zu Abd el-Malik, welcher beim Anblick desselben sich zum Gebet niederbeugte. Obeidallah kam der Gedanke, die Gelegenheit wahrzunehmen und auch ihm den Kopf abzuschlagen, um sagen zu konnen, ich habe zwei Konige der Araber ums Leben gebracht und vor beiden den Menschen Kuhe verschafft, doch stand er davon ab; auch Abd el-Malik uberlegte einen Augenblick, ob er den Obeidallah umbringen sollte, um den tollkuhnsten Menschen zur Vergeltung fur den tapfersten zu todten; er bot ihm indess Tausend Dinare als Geschenk an, welche Obeidallah ausschlug mit den Worten: ich habe ihn nicht aus Gehorsam gegen dich getodtet, sondern um den Tod meines Bruders zu rachen. Spater bereute er es, dem ersten Gedanken nicht gefolgt zu sein und druckte dies in einem Verse aus:

Ich dachte es und that es nicht, fast hatte ich's, oh! hatt' ich's doch gethan und hatte das Weinen seinen Frauen uberlassen. Dies ist die gewohnliche Uberlieferung, die Wahrheit aber ist, dass Obeidallah ihn nicht im Kampf erlegte, sondern ihn fand, wie er von seinen vielen Wunden erschopft dalag und kaum noch athmete, da schnitt er ihm den Kopf ab. Fruher schon hatte er die Verse gemacht: Muc/ab denkt, dass ich einen Dahingeschiedenen vergessen konnte, verdammt sei, so wahr Gott lebt! was Muc/ab denkt. Bei Gott! ich vergesse ihn nicht, so lange eine Sonne aufgeht und so lange in finstrer Nacht ein Stern erscheint. Du sturztest auf ihn mit Unrecht und hast ihn getodtet, also hat deine Gewaltthat von mir ein schweres Unheil zur Folge. Getodtet habe ich fur ihn vom Stamme Fihr ben Malik achtzig, darunter Junglinge und Greise, Und es genugt zu ihnen noch einer statt zwanzig, oder man wird uber mich am Morgen eine Klage wie uber ein verlornes Junges vernehmen.

Konnte ich wohl mein Haupt erheben unter den Bekr ben Wdfl, wenn ich mein Schwerdt nicht triefen sahe? Bacra wurde ihm bald zu eng, er floh nach 'Oman und stellte sich unter den Schutz des Suleiman ben Sa'id ben el-Cacr ben el-Galanda. Als dieser indess von seinen verwegenen Mordthaten Nachricht erhielt, fürchtete er sich vor ihm, scheute sich aber, ihn öffentlich umzubringen, und schickte ihm desshalb die vergiftete Hälfte einer Melone, seiner Lieblingsspeise, und Hess ihm sagen, dies sei eine ganz vorzugliche Melone, er habe die eine Hälfte davon gegessen, und mache ihm die andre Hälfte zum Geschenk. Sobald er sie verzehrt hatte, merkte er, dass er sterben musse; Suleiman kam noch, um ihn zu besuchen und Obeidallah redete ihn an: komm naher, du aufrichtiger Freund, ich will dir noch ein Wort eröffnen; jener aber erwiderte: sag, was dir beliebt, du wirst in 'Oman kein aufmerksames Ohr finden; er wagte jedoch nicht ihm nahe zu kommen und Obeidallah starb danach.

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