Gafar ben el-Zubeir
57. Gafar ben el-Zubeir, dessen Mutter Zeinab hiess, eine
Tochter des Bischr ben Abd 'Amr ben Keis ben Tha'laba, war
junger als sein Bruder 'Orwa und wurde erst nach dem Tode des
Propheten geboren. Ibn Hagar I. 548. Er war der einzige,
welcher seinen Bruder Abdallah begleitete, als dieser sich
heimlich aus Medina entfernte, um nicht dem Jazid huldigen zu
mussen. Ibn el-Atkir IV. 11. Er blieb auch bei ihm in Mekka
und am Tage, als die Stadt erobert und Abdallah getodtet
wurde, hatte er noch so tapfer gefochten, dass das geronnene
Blut an seiner Hand klebte. In der Folge wohnte er wieder in
Medina in etwas bedrangten Verhaltnissen. Suleiman ben Abd
el-Malik hatte, als er zur Regierung gekommen war , (reg.
96—99), Stipendien ausgesetzt, welche er an Unbemittelte
vertheilte. Unter diesen redete er eines Tages einen jungen
Mann an: wer bist du? —. Ich bin Schu'eib der Sohn des Ga'far
ben el-Zubeir. — Wie geht es Ga'far? — 'Omar ben Abd el-'Aziz,
welcher zugegen war, fiel ihm ins Wort: der wird vom Alter und
seinem Hausstande bedruckt. — Sag' ihm, dass er einmal zu mir
kommt, — Als Schu'eib diesen Auftrag uberbrachte, rief Ga'far
seinen Neffen el-Mundsir ben 'Obeid ben el-Zubeir und Hess
sich ein Stuck Papier reichen, darauf schrieb er an 'Omar in
Versen: Ich stehe, o 'Omar an der Thur, ein Stuck fur die
Zahne erwart' ich von dir. Als 'Omar dies gelesen hatte, legte
er bei Suleiman ein gutes Wort fur ihn ein und dieser
bewilligte ihm Tausend Dinare zur Bezahlung seiner Schulden,
ebensoviel fur den Unterhalt seiner Hausgenossen und der
schwarzen und weissen Sklaven und einen grossen Theil von den
Speisen, welche regelmassig an die Schutzlinge vertheilt
wurden, und dazu Tausend Dinare aus der Armenkasse. Den
Uberbringer fragte 'Ga'far: hast du es bekommen, ohne darum zu
betteln? — Ja! — Gelobt sei Gott! wie freigebig ist doch
dieser junge Mann! sein Vater und Grossvater waren nicht so
freigebig, dieser ist, als gehorte er zur Familie Harb. —
Hierzu macht einer der Erzahler die Bemerkung: Die Menschen
sehen gewohnlich ihre eigenen Fehler nicht; Ga'far will keinen
des Geizes beschuldigen, aber es gab keine grosseren Geizhalse
als seine eigenen Verwandten, Abdallah ben el-Zubeir ganz
besonders; der einzige unter ihnen, der sich durch
Freigebigkeit auszeichnete, war Muc'ab. Mit seinem Bruder 'Orwa
lebte Ga'far auf gespanntem Fusse. — Er war ein guter Dichter,
mehrere von seinen Gedichten sind mit Unrecht dem 'Omar ben
Abu Rabi'a und anderen beigelegt. Als er sich mit einer Frau
vom Stamme Chuza'a verheirathete, dichtete er die bekannten
Verse: Ist denn die Erinnerung an die Geliebte ein Verbrechen
? oder hat das sorgenvolle Herz auch Freude? Ich habe unsere
Reise nach Mittag nicht vergessen, als wir am Fusse des Ama'g
anhielten, Als der Bote sprach: sie hat eingewilligt, so komm
ohne Furcht und tritt herein! Ich sturzte eilends nach ihren
Wohnungen hin, dem Luftzuge ihres duftenden Geruches entgegen.
Einer Gesellschaft von Kureischiten, die sich in einiger
Entfernung von Medina befand, kam ein Beduine von der Stadt
her entgegen; sie fragten ihn: giebt's in Medina etwas Neues?
— O ja! der Vater der Menschen ist gestorben. — Wie so denn? —
Die ganze Stadt folgte ihm, aus allen Hausern sah man sie
weinen. — Das ist gewiss Ga'far ben el-Zubeir. — Bald darauf
erfuhren sie auch, dass er gestorben sei. Aganl XIII. 104.
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