Sänger von Schiras

Der Sänger von Schiras

Gedichte des Hafiz aus dem Persischen übertragen von Friedrich von Bodenstedt

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Fünftes Buch

Anmerkungen

1 Im Persischen steht nicht "Adler", sondern Huma, ein Wort, das sich nicht übersetzen, sondern nur umschreiben lässt. Es wird damit ein fabelhafter Königsgeier bezeichnet, dessen Schatten jeden Menschen, auf den er fällt, glücklich macht, und dessen Anblick die Gewährung aller augenblicklichen Wünsche zur Folge hat.

2 Das Wort déir bedeutet im Persischen zugleich Kloster und Weinhaus. In der mystischen Ausdrucksweise der Sufi's wird aber auch das ganze Weltgebäude damit bezeichnet, da der ursprüngliche Sinn des Wortes sein soll "ein überwölbter Ban": die Welt mit dem Himmelsgewölbe.

3 Die blaue Kutte, welche die Derwische des Scheich Hassan Asrakpusch, d. h. des Blaugekleideten, tragen, als ein himmelfarbenes Gewand, welches schon durch seine Farbe nach oben weisen und den Blick von allem Irdischen abziehen sollte. Hafis macht sich über den Scheich Hassan, der zu seinen größten Gegnern zählte, lustig und verspottet die blaue Kutte als einen Deckmantel der Heuchelei und falschen Demut.

4 D.h. die Jünger des Scheich Hassan.

5 Die Zypresse ist das Sinnbild der Freiheit und Majestät,

weil sie immer hoch erhobenen Hauptes grünt und durch keine fruchtlast gebeugt wird.

6 Suleima = Verkleinerungswort von Selma.

7 Sindernd = Fluss bei Isfahan.

8 Die Irak'schen Tonweisen klingen ernst und klagend.

9 Der oft bei Hafis vorkommende Messias oder Jesus heißt "der Freie" wegen seiner Unabhängigkeit von irdischen Dingen. Die Moslimen lassen ihn jedoch auf seiner Himmelfahrt nicht bis zum Trone Gottes gelangen, sondern nur bis in den vierten Himmel, wo die Sonne herrscht.

10 Das Wort Haschisch steht nicht im Text, aber erklärt den Text, dessen "grünes Korn" Haschisch bedeutet, welches bekanntlich aus irdischem Leinsamen (Cannabis Indica) bereitet und im ganzen Orient als Betäubungs- und Reizmittel genossen wird. Über die ironische Bedeutung des Gedichtes ist schon in der Einleitung das Nötige gesagt.

11 Simurg = ein riesiger Wundervogel, hier mit dem Phönix zu vergleichen.

12 Timur's Einbruch in Persien gab Veranlassung zu diesem Ghasel.

13 D.h. "König im reich des Gebets", das besonders in den Morgenstunden Erhörung findet. - So die gelehrten Erklärer. Mir scheint die Annahme näher zu liegen, Hafis habe sich als König im Reich des Gedankens gefunden; denn beten kann Jeder, aber nicht dichten wie Hafis.

14 D.h. "Ich bekenne den einigen Gott und bin doch ein Sünder."

15 In den Magiertempeln wurde das Verbot des Weines nicht gehalten.

16 Es ist damit ein nachenförmiger Pokal gemeint.

17 Dies ist eins von den beiden Gedichten, welche auf Hafisens Grabstein stehen. Es zerfällt offenbar in zwei inhaltsverschiedene Hälften, die ich durch einen Strich bezeichnet habe, und in deren erster von himmlischer Liebe die Rede ist, während die zweite unzweifelhaft auf irdische Liebe zielt.

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