Wahr und Falsch

Das Wahre und das Falsche

Ayatollah Morteza Motahhari

 

zum
Inhaltsverzeichnis

Die Verse der 37. Sure des Heiligen Qurans (Die in Reihe und Glied stehen)

Gegen Ende dieser Sure wird vom Sieg der Propheten (a.s.) und ihrer Botschaft gesprochen. Das kommt in verschiedenen Ausführungen zum Ausdruck:

"Als wir den Völkern unsere Propheten schickten, versprachen wir ihnen unseren Schutz; wir versicherten ihnen, daß unsere Armeen siegreich sein würden."

"Unser Wort (der Verheißung) für unsere (als Übermittler der Botschaft zu den Menschen) gesandten Diener liegt ja bereits vor. Sie sind es, denen Hilfe geleistet wird, und unsere Heerschar wird Sieger sein."

Spricht er hier vom militärischen Sieg? Soll das heißen, daß jedesmal wenn es einen Krieg zwischen dem Propheten (s.a.s.), seinen Freunden, den Menschen, die die Wahrheit verteidigen, und ihren Feinden gibt, es sie sind, die siegen? Sicherlich nicht. Denn der Heilige Qur’an selbst berichtet von Propheten (a.s.), die von ihren Feinden ungerechtfertigt getötet worden sind:

"Sicher töten die, die Gottes Zeichen leugnen, ungerechtfertigt Propheten und die, die um die Gerechtigkeit kämpfen."

Demnach können dem Heiligen Qur’an zufolge Propheten, Verteidiger der Wahrheit und Kämpfer für die Gerechtigkeit getötet werden. Also meint der Heilige Qur’an hier nicht den militärischen Sieg, sondern jenen der Verteidiger der Wahrheit, er meint den Sieg der göttlichen Heerschar. Denn dieses Heer ficht einen Glaubenskampf, einen Kampf der religiösen Prinzipien. Sein Sieg ist der Sieg der religiösen Prinzipien. Es ist zwar richtig, daß es militärische Kriege gibt, aber manchmal sind sie es auch nicht. Manchmal nimmt ein Krieg politischen Rang ein sowie derjenige der Perser mit den Römern, deren Intention nur die Eroberung feindlichen Bodens und dessen Eingliederung in das eigene Territorium war. Dabei siegte jedesmal eines der beiden Länder. Manchmal nimmt ein Krieg auch ökonomischen Rang ein, das heißt ein Land versucht, Zugriff auf die Quellen des Reichtums des anderen Landes zu bekommen. Dazu lassen sich zur Zeit zahlreiche Beispiele finden, besonders in Zonen von strategischer Wichtigkeit. Welchen Grund hätten die Supermächte, einen solchen Wert auf Aden zu legen, was doch nur ein winziger Staat ist, oder auf Südjemen, was nach ihren Worten gar kein besonders wichtiges Land ist? Länder, die Quellen des Reichtums, die Öl haben, ziehen die Aufmerksamkeit der Supermächte auf sich. Der größte Teil aller Kriege ist ökonomischen Ranges, d.h. das Motiv ist, Zugriff zu den wirtschaftlichen Ressourcen zu nehmen, nicht, die Herrschaft, das Königreich zu stürzen. Wenn Großbritannien mit Indien kämpft, dann nicht, um seinen eigenen Grund und Boden auszudehnen; es will sich dieses Landes als Verbrauchermarkt für englische Produkte bedienen und seine Bodenschätze ausrauben. Es gibt auch Kriege und Kämpfe, die einen prinzipiellen, ideologischen Aspekt aufweisen. Da sie ein Doktrin oder eine Ideologie zum Inhalt haben, ist ihre Absicht die, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und einen Weg für die Verbreitung dieser Doktrin in der Welt zu bahnen.

Imam Ali (a.s.) sagt, die Kriege während der Frühzeit des Islam hätten ideologischen Rang besessen. Jene Menschen, die kämpften, trugen ihre Klarsicht, ihr Verständnis und ihre Erkenntnis auf der Spitze ihres eigenen Schwertes. Das bedeutet: Sie wollten die Leute mit dem Schwert zur Überzeugung bringen. Sonst nichts. Sie wollten nichts erbeuten, sondern nur etwas anbieten. Das, was sie anbieten wollten, war Erleuchtung und Klarsicht. Wenn man sagt, die Propheten bleiben siegreich, so handelt es sich bei diesem Sieg nicht um einen militärischen Sieg. In dem Krieg, den Imam Hussein (a.s.), der Sohn Imam Alis (a.s.) gegen das Heer von Yazid und Ibn-Ziyad führte, wird offensichtlich Imam Hussein (a.s.) besiegt, und die anderen sind die Sieger. Aber aus der Sicht der Doktrin und der Ideologie ist es umgekehrt. Yazids Regierung war Sinnbild einer Prozession, welche die islamische Ideologie bekämpfen wollte. Imam Hussein (a.s.) kämpfte jedoch für ihre Erneuerung und Bestätigung. Konnte er dieses Ziel erreichen? Ja. Seit dreizehn Jahrhunderten erringt diese "Bewegung" alljährlich einen neuen Sieg. Man kann demnach sagen: Jedes Jahr wiederholt sich Aschura, und der Sinn von: "Jeder Tag ist Aschura" liegt darin, daß jeder Tag im Namen Imam Hussains (a.s.) ein Kampf gegen Falschheit und Unterdrückung zur Wiederbefestigung des Wahren und der Gerechtigkeit stattfindet. Gibt es einen besseren Sieg als diesen? Die Yazids, die Ibn-Ziyads vergehen, aber die Hussains, die Abbas, die Zainabs, sie bleiben immer lebendig, nicht als Menschen natürlich, aber als Idee. Genauso wie ein Herrscher der Gesellschaft, Yazid, stirbt, lebt Imam Hussein (a.s.) ewig.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de