Dreiundzwanzigstes Capitel - Der Krieg am Graben – Saad
Ibn Moad's Tapferkeit – Niederlage der Koreischiten – Einnahme
der jüdischen Burg Koraidha – Saad entscheidet über die
Bestrafung der Juden – Mohammed verlobt sich mit Rehana, einer
jüdischen Gefangenen – Sein Leben wird durch Zauberei
gefährdet; durch eine Offenbarung des Engels Gabriel gerettet
Während des Waffenstillstandsjahres, das auf die Schlacht
am Ohod folgte, errichtete Abu Sofian, das ruhelose Oberhaupt
der Koreischiten, mit dem arabischen Stamme Ghatafan und
anderen Stämmen der Wüste sowie mit vielen Juden vom
Geschlechte Nadher, welche Mohammed aus ihrer Heimath
vertrieben hatte, ein Bündniß. Nach Ablauf des
Waffenstillstandes rüstete er nebst diesen Verbündeten zum
Zuge gegen Medina; die vereinigten Streitkräfte beliefen sich
auf zehn tausend Mann.
Mohammed erhielt von diesem beabsichtigten Angriffe
frühzeitig Nachricht; aber seine letzte Niederlage am Ohod
machte ihn bedenklich, gegen solche Massen ins Feld zu rücken,
besonders da er fürchtete, der Feind möchte geheime Verbündete
in Medina haben, wo er gegen die jüdischen Bewohner und die
Heuchler, die Parteigänger Abdallah Ibn Obbas, welche
zahlreich und mächtig waren, Mißtrauen hegte.
Große Anstrengungen wurden jetzt gemacht, die Stadt in
Vertheidigungszustand zu setzen. Der Perser Salman, welcher
den Glauben angenommen hatte, gab den Rath, in einiger
Entfernung jenseit der Mauern auf der Seite, auf welcher der
Feind sich nähern würde, einen tiefen Graben zu ziehen. Diese
Vertheidigungsart, bis dahin in Arabien ungebräuchlich, wurde
von Mohammed mit Freuden gut geheißen; er stellte zur Ziehung
des Grabens eine zahlreiche Mannschaft an und leistete
persönlichen Beistand bei der Arbeit. Viele Wunder, die er
während der Ausführung dieses Werkes verrichtete, werden
erzählt. Das eine Mal, wird gesagt, speiste er eine große
Menge mit einem einzigen Korbe Datteln, und dieser blieb voll,
nachdem alle gesättigt waren. Ein anderes Mal bewirthete er
von einem gebratenen Lamm und einem Laib Gerstenbrod tausend
Mann; gleichwol war für alle Mitarbeiter am Graben genug
übrig. Auch dürfen wir nicht die wundervollen Schläge
anzuführen unterlassen, welche er mit einem eisernen Hammer an
einen Felsen that, so daß Blitze heraussprangen, welche in
einer Richtung ganz Jemen oder das glückliche Arabien
erleuchteten, in einer andern den kaiserlichen Palast von
Constantinopel sehen ließen, und in einer dritten die Thürme
der königlichen Residenz in Persien bestrahlten – Alles
Anzeichen und Vorbedeutungen der künftigen Siege des Islams.
Kaum war der Graben vollendet, als der Feind in großer
Stärke auf den benachbarten Höhen sich zeigte. Ibn Omm Mactum,
einen zuverlässigen Officier, zurücklassend, um in der Stadt
den Oberbefehl zu führen und ein wachsames Auge auf die
Uebelgesinnten zu haben, zog Mohammed mit drei tausend aus und
stellte sie, den tiefen Graben in Front, in Schlachtordnung.
Mit seiner aus Koreischiten und Ghatafaniten zusammengesetzten
Macht rückte Abu Sofian zuversichtlich vorwärts, wurde aber
durch den Graben und durch ein quälendes Feuer der jenseit
desselben aufgestellten Moslemen unerwartet aufgehalten. Jetzt
schlug der Feind ein Lager auf, die Koreischiten am unteren,
die Ghatafaniten am oberen Theile des Grabens, und einige Tage
lang standen die Armeen auf jeder Seite des Grabens, indem sie
aus der Ferne ein Gefecht mit Schleudern und Steinen wie mit
Pfeilschüssen unterhielten.
In der Zwischenzeit brachten Kundschafter Mohammed die
Nachricht, daß ein jüdischer Stamm, die Beni Koraidha, welche
eine feste Burg nahe bei der Stadt besaßen und mit ihm einen
Friedensvertrag geschlossen hatten, in geheimer Verbindung mit
dem Feinde ständen. Jetzt erkannte er die Schwierigkeit der
Aufgabe, mit seinen geringen Streitkräften den Graben in
seiner ganzen Ausdehnung zu bemannen, gegen einen
verrätherischen Angriff der Koraidhiten sich zu schützen und
in der Stadt, wo die Juden geheime Verbündete haben mußten,
die Ruhe aufrecht zu erhalten. Er berief einen Kriegsrath und
erwog mit den Hauptleuten das Mittel, nämlich durch das
Anerbieten eines Drittheils der Dattelernte von Medina, die
Ghatafaniten zu einem Sonderfrieden zu bewegen. Hierauf fragte
Saad Ibn Moad, ein kühner Führer der medinäischen Awsiten:
»Schlägst du dies auf Allahs Befehl vor, oder ist es ein
Gedanke von dir selbst?« »Wenn es ein Befehl Allahs gewesen
wäre«, erwiderte Mohammed, »so würde ich euch nicht um eure
Ansicht gefragt haben. Ich sehe euch auf jeder Seite von
Feinden bedrängt, und ich suche die Verbindung derselben zu
sprengen.« »O Prophet Gottes!« entgegnete Saad, »wenn wir auch
Götzendiener wären, wie diese Leute Ghatafans, so würden sie
unsere Datteln ohne Bezahlung nicht erhalten, und jetzt sollen
wir, die wir den wahren Glauben haben und von dir geführt
werden, sie ihnen umsonst hingeben? Nein, bei Allah! wenn sie
unsere Datteln bedürfen, so müssen sie dieselben mit dem
Schwert gewinnen.«
Der kühne Saad mußte seinen Muth bald durch die Probe
bewähren. Eine Streifpartei koreischitischer Reiter, unter
denen sich Akrema, der Sohn Abu Zahls, und Amru, der Oheim von
Mohammeds erstem Weibe Kadidschah, befanden, entdeckten eine
schmale Stelle des Grabens und setzten, den Streitrossen die
Sporen gebend, nebst etlichen ihrer Kameraden glücklich
hinüber. Hierauf forderten sie die tapfersten Moslemen zu
einem Zweikampfe heraus. Die Herausforderung wurde von Saad
Ibn Moad, von Ali und mehreren ihrer Gefährten angenommen. Ali
hatte einen harten Kampf mit Amru; sie fochten zu Pferde und
zu Fuß, bis sie mit einander ringend in den Sand stürzten. Am
Ende war Ali siegreich und erlegte seinen Feind. Das
allgemeine Gefecht wurde mit großer Hartnäckigkeit geführt;
Mehrere wurden auf beiden Seiten getödtet, und Saad Ibn Moad
wurde schwer verwundet. Endlich räumten die Koreischiten den
Platz und spornten die Pferde, um wieder über den Graben zu
setzen. Das Roß des Einen von ihnen, nämlich Nawfal Ibn
Abdallahs, sprang fehl; sein Reiter wurde im Graben mit
Steinen geworfen und forderte die Moslemen auf, ihn mit edlern
Waffen anzugreifen. Augenblicklich sprang Ali in den Graben
und bald fiel Nawfal unter seinem Schwerte. Ali vereinigte
sich nun mit seinen Genossen zur Verfolgung des retirirenden
Feindes und verwundete Akrema durch einen Wurfspieß. Dieses
Scharmützel wird mit dem Namen »das Treffen am Graben« beehrt.
Mohammed, noch unentschlossen, ob er eine regelmäßige
Schlacht wagen sollte, entsendete Rucim, einen im Geheimen
bekehrten Araber von dem Stamme Ghatafan, um die Lager der
Verbündeten zu besuchen und unter ihnen auf schlaue Weise den
Saamen der Zwietracht auszustreuen. Rucim begab sich zuerst zu
den Koraidhiten, mit denen er in alter Freundschaftsverbindung
stand. »Was ist das für Thorheit«, sagte er, »euch von den
mekkanischen Koreischiten in ihre Streitigkeiten hineinziehen
zu lassen. Bedenket, wie verschieden eure Lage von der ihrigen
ist. Wenn sie unterliegen, so haben sie blos nach Mekka
zurückzugehen, um sicher zu sein. Ihre Verbündeten aus der
Wüste werden sich gleichfalls in die entfernte Heimath
zurückbegeben, und ihr werdet zurückgelassen, um die ganze
Hitze von Mohammeds und der Medinäer Rache zu ertragen. Bevor
ihr also gemeinschaftliche Sache mit ihnen macht, so laßt sie
sich verpfänden und Geißeln stellen, daß sie nicht eher
abtreten wollen, als bis sie Mohammeds Macht gebrochen haben.«
Nun ging er zu den Koreischiten und zu dem Stamme Ghatafan,
und warnte sie vor dem Vertrauen auf die Juden Koraidhas, da
diese beabsichtigten, von ihnen Geißeln zu verlangen und sie
in Mohammeds Hände auszuliefern.
Das unter den Verbündeten so listig gesäte Mißtrauen trug
bald seine Früchte. Abu Sofian schickte am Freitage Abends den
Koraidhiten den Befehl, sich am nächsten Morgen zu einem
allgemeinen Angriffe bereit zu halten. Die Juden erwiderten,
daß der folgende Tag ihr Sabbath wäre, an welchem sie sich in
keine Schlacht einlassen könnten, zugleich weigerten sie sich,
an irgend einer feindseligen Handlung Theil zu nehmen, wofern
die Verbündeten ihnen nicht Geißeln gäben, daß sie ihnen bis
ans Ende beistehen wollten.
Jetzt wurden die Koreischiten und Ghatafaniten von der
Treulosigkeit der Koraidhiten überzeugt und aus Furcht, daß
ihnen diese in den Rücken fielen, getrauten sie sich nicht,
den beabsichtigten Angriff zu wagen. Während sie unthätig in
dem Lager standen, brauste ein kalter Sturm daher, der
überschwemmenden Regen brachte und Pestdünste aus der Wüste
einherjagte. Ihre Zelte wurden umgeworfen; ihre Lagerfeuer
wurden ausgelöscht; mitten in dem Aufruhr verbreitete sich das
Lärmgeschrei, daß Mohammed das Ungewitter durch Zauberei
erregt hätte und käme, sie mit seiner Macht zu überfallen.
Alles war jetzt in panischem Schrecken und in Verwirrung. Da
Abu Sofian alle Anstrengungen, die Ordnung herzustellen,
vergeblich fand, so bestieg er in Verzweiflung das Kameel und
gab Befehl zum Rückzuge. Die Verbündeten eilten mit Ungestüm
von dem Schauplatze des Tumultes und Schreckens, die
Koreischiten nach Mekka zu, die andern in ihre Heimath in der
Wüste.
Abu Sofian, wüthend und gedemüthigt, schrieb an Mohammed
einen Brief, in welchem er ihm Feigheit vorwarf wegen seines
Verstecks hinter einem Graben, einem in arabischer
Kriegführung unbekannten Dinge, und drohete, an einem
künftigen Tage, wenn sie in offener Feldschlacht zusammen
treffen würden, Vergeltung zu üben wie auf dem Felde von Ohod.
Mohammed schleuderte eine Herausforderung zurück und
prophezeihte, daß der Tag sich bereits nahe, wo er die
Götzenbilder der Koreischiten in Stücke zerbrechen würde.
Da die Angreifer verschwunden waren, so wendete sich
Mohammed zur Rache an die Beni Koraidha, welche sich in ihre
Burg eingeschlossen hatten und einer vieltägigen Belagerung
widerstanden. Endlich, von Hungersnoth gequält, baten sie die
Awsiten, ihre ehemaligen Freunde und Beschützer, um ihre
Vermittelung. Die Letzteren ersuchten den Propheten, diesen
Hebräern dieselben Bedingungen, welche er früher den Beni
Kainoka auf des Khazraditen Abdallah Bitte gewährt hatte, zu
bewilligen. Mohammed bedachte sich einen Augenblick und trug
ihnen an, die Entscheidung ihres Schicksals dem
Awsiten-Häuptling Saad Ibn Moad anheim zu stellen. Die
Koraidhiten gingen erfreut darauf ein, da sie wußten, daß er
früher ihr Freund gewesen war. Demzufolge ergaben sie sich, an
Zahl sieben hundert, und wurden in Ketten nach Medina geführt.
Unglücklicherweise für sie betrachtete Saad ihre treulose
Verbindung mit dem Gegner als eine Ursache der neulichen
Feindseligkeit. Er litt noch an der Wunde, welche er im
Treffen am Graben erhalten hatte, und in den Augenblicken des
Schmerzes und Zornes hatte er wiederholt gebeten, daß sein
Leben gefristet werden möchte, um die an den Koraidhiten
genommene Rache zu sehen. Das war die Beschaffenheit seiner
Gesinnungen, als er aufgefordert wurde, über ihr Schicksal zu
entscheiden.
Da er ein starker, fleischiger Mann war, so wurde er mit
Mühe auf einen Esel gesetzt, durch ein ledernes Kissen
gestützt und in seinem Sitze aufrecht gehalten, bis er an den
Richterstuhl kam. Bevor er ihn bestieg, forderte er von allen
Anwesenden einen Eid, daß sie bei seiner Entscheidung bleiben
wollten. Die Juden leisteten ihn bereitwillig in der Erwartung
eines günstigen Richterspruchs. Kaum war ihm auf den
Richterstuhl hinaufgeholfen, als er die Hand ausstreckend die
Männer zum Tode, und die Frauen und Kinder zur Sclaverei
verurteilte, und ihr Vermögen zur Vertheilung unter die Sieger
bestimmte.
Die beklagenswerthen Juden wurden leichenblaß, aber da galt
keine Appellation. Sie wurden an einen öffentlichen Platz
geführt, der seitdem der Markt der Koraidhiten heißt. Daselbst
waren große Gruben gemacht; in diese mußten sie einer nach dem
andern hinabsteigen, ihr Fürst Hoyai Ibn Ahstab unter der
Zahl, und wurden der Reihe nach hingerichtet. So wurde das
Gebet Saad Ibn Moads um Rache an den Koraidhiten vollständig
erhört. Er war Zeuge von der Hinrichtung der Männer, welche er
verurtheilt hatte; aber so groß war seine Aufregung, daß seine
Wunde von Neuem aufbrach und er kurz darauf starb.
In der Burg Koraidha wurde eine große Menge Pieken, Speere,
Harnische und anderer Waffen gefunden; die Ländereien waren
mit Schafen, Rindern und Kamelen bedeckt. Bei Vertheilung der
Beute erhielt jeder Fußsoldat ein Loos, jeder Reiter drei,
nämlich zwei für das Pferd und eins für sich. Der fünfte Theil
des Ganzen wurde für den Propheten bei Seite gelegt.
Der in Mohammeds Augen köstliche Preis war Nihana, die
Tochter Simeons, eines wohlhabenden und einflußreichen Juden,
und das schönste Frauenzimmer ihres Stammes. Er nahm sie zu
sich, und nachdem er sie zum Glauben bekehrt hatte, gesellte
er sie zu seinen Gattinnen.
Aber obgleich Mohammed für die Reize der israelitische
Frauen so empfänglich war, so wurde er doch immer
rachsüchtiger in seinem Grolle gegen die Männer, indem er
nicht länger Vertrauen in die Verträge mit ihnen setzte und
sie wegen der hinterlistigsten Anschläge auf sein Leben in
Verdacht hatte. Moslemische Schriftsteller schreiben den
Zaubereien jüdischer Hexenmeister eine lange und erschlaffende
Krankheit zu, mit der er um diese Zeit behaftet war, und die
jedem Heilmittel Trotz zu bieten schien. Sie beschreiben sogar
das Mittel, durch welche sie erzeugt wurde. Es wurde, sagen
sie, von einem jüdischen Schwarzkünstler aus den Gebirgen
zubereitet, der dabei von seinen Töchtern, die auf gleiche
Weise in dieser teuflischen Kunst erfahren waren, unterstützt
wurde. Sie machten ein kleines Wachsbild von Mohammed, wanden
rund um dasselbe Etwas von seinem Haare und stachen durch
dasselbe eilf Nadeln. Hierauf machten sie in eine Bogensehne
eilf Knoten und hauchten ihren Athem auf jeden, und nachdem
sie die Sehne um das Bild gewunden hatten, warfen sie das
Ganze in einen Brunnen.
Unter dem Einflusse dieses mächtigen Zaubers schwand
Mohammed dahin, bis ihm sein Freund, der Engel Gabriel, das
Geheimniß in einer Vision offenbarte. Nach dem Erwachen
schickte er Ali zu dem Brunnen, wo das Bild entdeckt wurde.
Als man es Mohammed brachte, fährt die Legende fort,
wiederholte er über ihm die zwei letzten Suren des Korans,
welche ihm in der jüngsten Vision mitgetheilt worden waren.
Sie bestehen aus eilf Versen und enthalten Folgendes:
Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Ich will meine
Zuflucht zum Herrn des Tageslichtes nehmen, daß er mich aus
der Gefahr der von ihm geschaffenen Wesen und Dinge befreie –
aus den Gefahren der dunkeln Nacht und des Mondes, wenn er in
Finsterniß ist, aus der Gefahr der Zauberer, welche Knoten
schlingen und auf dieselben ihren Athem hauchen, – aus der
Gefahr der Neider, welche tödliches Leid ersinnen. – Ich will
meine Zuflucht suchen bei Allah, dem Herrn der Menschen, – bei
Allah, dem Könige der Menschen, – bei Allah, dem Gotte der
Menschen, – daß er mich befreie von dem bösen Geiste, welcher
bei Nennung seines heiligen Namens entflieht, – welcher böse
Gedanken den Herzen der Menschenkinder zuflüstert, – und von
den bösen Genien und den Menschen, welche Zauberei treiben.
Bei der Wiederholung eines jeden von diesen Versen,
berichtet die Legende, wurde ein Knoten der Bogensehne locker,
fiel eine Nadel aus dem Bilde, und gewann Mohammed Kraft. Beim
Schlusse des eilften Verses stand er auf, an Gesundheit und
Kraft erneuert wie ein in Freiheit Gesetzter, nachdem er mit
Stricken gebunden gewesen ist.
Diese zwei Schlußcapitel des Korans, welche diese Verse
enthalten, werden die Amulete (Schutzmittel) betitelt und von
den abergläubischen Moslemen als wirksame Talismanne gegen
Zauberei und Magie betrachtet.
In Mohammeds Verhalten bei der in diesem Capitel erzählten
Kriegsangelegenheit ist Kraftlosigkeit und Schwanken, wie der
Mangel militärischer Entschiedenheit gerügt, und in seinen
Maßregeln wahre Geistesgröße vermißt worden; um diese
Beschuldigungen zu unterstützen, werden die folgenden
Vorkommnisse angeführt. Als ihn Gewalt von Außen und
Treulosigkeit im Innern bedroht, so ist er dafür, daß eine
Partei seiner verbündeten Feinde zu einem Sonderfrieden
beredet werde; aber er läßt sich aus dieser listigen Politik
von Saad Ibn Moad gewissermaßen hinaustrotzen; ferner kommt er
nachher zu einem noch schlaueren und listigeren Plane, nach
welchem er Zwietracht unter seine Feinde ausstreut. Vornämlich
hat man sein Betragen gegen die Juden streng getadelt. Daß er
die Bitte der Beni Koraidha um Gnade der Entscheidung
desjenigen überwies, dessen Gier nach ihrer Vernichtung er
kannte, hat man als grausamen Spott gebrandmarkt, und die
Hinmetzelung dieser unglücklichen Menschen auf dem Marktplatze
von Medina wird für eine der schwärzesten Seiten seiner
Geschichte erklärt. Sein Verhalten gegen dieses Geschlecht
bildet seit der Zeit, daß er Macht in den Händen hatte, zu der
allgemeinen Beschaffenheit seiner Sinnesart, die versöhnlich
und menschlich war, in der That eine Ausnahme. Er mag durch
Beweise von Verrätherei und tödtlichem Grolle ihrerseits gegen
sie besonders herausgefordert worden sein; aber wir sehen in
diesem, wie in andern Stücken seiner Politik während dieser
Zeit, Beispiele jener irdischen Beimischung, welche bisweilen
seinen Geist erniedrigte, so jetzt, daß er der Apostel des
Schwertes geworden ist.