Siebenzehntes Capitel - Das Treffen von Beder
Im zweiten Jahr der Hedschra erhielt Mohammed Nachricht,
daß sein Erzfeind Abu Sosian mit einer Bedeckung von vierzig
Reitern eine Karavane von tausend Kameelen, die mit Waaren aus
Syrien beladen waren, nach Mekka zurückführte. Ihr Weg führte
zwischen der Bergkette und dem Meere durch das Gebiet von
Medina. Mohammed beschloß, sie wegzunehmen. Ungefähr um die
Mitte des Monats Ramadan zog er mit drei hundert und vierzehn
Mann aus, von denen drei und achtzig Mohadscheren oder
mekkanische Flüchtlinge, ein und sechzig Awsiten und hundert
und siebenzig Khazraditen waren. Jede Rotte hatte ihr eigenes
Banner. Es gab nur zwei Pferde in dieser kleinen Armee,»Die
Araber der Wüste«, sagt Burckhardt, »sind nicht reich an
Pferden. Unter den großen Stämmen am rothen Meere, zwischen
Akaba und Mekka, und im Süden und Südosten von Mekka bis
Jemen, sind Pferde sehr selten, besonders unter den Bewohnern
der gebirgigen Districte. Die Bewohner von Hedjaz (Heddschas)
und Jemen, welche feste Wohnplätze besitzen, haben es nicht
sehr in der Gewohnheit, Pferde zu halten. Die an Pferden
reichsten Stämme sind die, welche sich in den
vergleichungsweise fruchtbaren Ebenen von Mesopotamien, an den
Ufern des Euphratstromes und in den syrischen Ebenen
aufhalten.« aber siebenzig schnelle Kameele, welche die
Kriegerschaar wechselsweise bestieg, so daß sie einen
Eilmarsch ohne große Ermattung machten. Othman Ibn Affan,
Mohammeds Schwiegersohn, war jetzt mit seinem Weibe Rokaia aus
der Verbannung in Abyssinien zurückgekehrt, und würde sich dem
Unternehmen angeschlossen haben, wenn nicht sein Weib fast bis
zum Tode krank danieder gelegen wäre, so daß er gezwungen war,
wider Willen in Medina zurückzubleiben
Mohammed zog einige Zeit die Hauptstraße nach Mekka,
hierauf wendete er sich, diese zur Linken lassend, nach dem
rothen Meere und trat in ein fruchtbares Thal ein, welches von
dem Bache Beder bewässert wird. Hier legte er sich auf die
Lauer neben einer Furt, welche die Karavanen zu passiren
pflegten. Er ließ seine Mannschaften einen tiefen Graben
ausstechen und das Wasser hinein leiten, so daß sie hieher
zurückkehren konnten, um außerhalb des Bereiches des Feindes
den Durst zu löschen.
Da Abu Sofian frühzeitig Kunde erhalten hatte, daß Mohammed
ausgezogen war, um ihm mit einer überlegenen Streitmacht den
Weg zu verlegen: so entsendete er in der nämlichen Zeit einen
Eilboten, Namens Omair, auf einem flüchtigen Kameele, um
augenblickliche Hülfe aus Mekka zu fordern. Entstellt und
athemlos kam der Bote in der Kaaba zu Mekka an. Abu Jahl
bestieg das Dach und blies Waffenlärm. Ganz Mekka war in
Verwirrung und Bestürzung. Henda, Abu Sofians Gattin, ein Weib
heftigen und unerschütterlichen Characters, rief ihren Vater
Otha, ihren Bruder Al Walid, ihren Oheim Shaiba, und
sämmtliche Krieger ihrer Verwandtschaft auf, sich zu rüsten
und ihrem Gatten zu Hülfe zu eilen. Außerdem ergriffen die
Brüder des Koreischiten, welcher von Abdallah Ibn Jasch im
Thale Naklah erschlagen worden war, zu den Waffen, um seinen
Tod zu rächen. Vermögensrücksichten mischten sich mit der
Begierde nach Rache, denn die meisten Koreischiten hatten
Eigenthum bei der Karavane. In kurzer Frist eilte eine
Streitmacht von hundert Pferden und sieben hundert Kameelen
auf der Straße nach Syrien vorwärts. Abu Jahl führte dieselbe.
Er zählte jetzt siebenzig Jahre; ein ergrauter Krieger der
Wüste, besaß er noch das Feuer und beinahe die Kraft und
Behendigkeit der Jugend, womit er den bittersten Groll des
hohen Alters vereinigte.
Während Abu Jahl mit seinen Streitkräften in der einen
Richtung schleunigst vorwärts drang, näherte sich Abu Sofian
in der andern. Bei der Ankunft in der Gegend der Gefahr ging
er der Karavane in beträchtlicher Entfernung voran, indem er
jede Spur und jeden Fußtritt sorgfältig beobachtete. Endlich
kam er auf die Spur von Mohammeds kleiner Armee. Er erkannte
sie an der Form der Dattelkerne, welche die Truppen beim
Marsche auf die Seite geworfen hatten, – die von Medina sind
nämlich wegen der Kleinheit bemerkenswerth. Auf solch winzige
Zeichen verlassen sich die Araber, wenn sie den Feinden durch
die Wüste nachspüren.
Da Abu Sofian den von Mohammed eingeschlagenen Weg
wahrnahm, so änderte er seine Marschroute und zog an der Küste
des rothen Meeres hin, bis er sich außer Gefahr erachtete. Er
schickte hierauf einen andern Boten ab, um mit den
Koreischiten, welche vorwärts gedrungen sein könnten, zusammen
zu treffen und sie wissen zu lassen, daß die Karavane in
Sicherheit wäre und sie nach Mekka zurückkehren möchten.
Der Bote traf die Koreischiten in vollem Marsche. Bei der
Nachricht, daß die Karavane in Sicherheit wäre, kamen sie an
einen Halteplatz und hielten eine Berathung. Einige waren für
das weitere Vorrücken und für die Vollziehung einer
Hauptzüchtigung Mohammeds und seiner Anhänger, Andere stimmten
für die Rückkehr. Bei dieser Unentschiedenheit sandten sie
einen Kundschafter ab, um den Feind zu besichtigen. Er brachte
die Nachricht zurück, daß er ungefähr drei hundert Mann stark
wäre; dies erhöhte das Verlangen derjenigen, welche für einen
Kampf waren. Die Anderen machten Gegenvorstellungen. »Bedenket
doch«, sagten sie, »daß dies Männer sind, welche Nichts zu
verlieren haben; sie besitzen Nichts als ihre Schwerter; nicht
Einer von ihnen wird fallen, ohne seinen Mann zu tödten.
Außerdem haben wir unter ihnen Verwandte; wenn wir siegen,
werden wir nicht im Stande sein, einander ins Angesicht zu
sehen, da Einer dem Andern die Verwandten erschlagen hat.«
Diese Worte brachten ihre Wirkung hervor; aber die Brüder des
Koreischiten, welcher im Thale Naklah gefallen war, wurden von
Abu Jahl aufgereizt, nach Rache zu schreien. Dieser feurige
alte Araber unterstützte ihre Aufforderung. »Vorwärts!« schrie
er; »laßt uns aus dem Bache Beder Wasser holen zu dem Feste,
an welchem wir über das Entkommen unserer Karavane jubeln
wollen.« Die Hauptmasse der Truppen erhob die Fahnen und trat
den Marsch wieder an, obschon eine beträchtliche Anzahl nach
Mekka sich zurück wendete.
Die Spione Mohammeds brachten ihm Kunde von der Annäherung
dieser Kriegsmacht. Einige unter seinen Anhängern verloren den
Muth; in der Erwartung eines kurzen Gefechts und einer großen
Beute waren sie ausgezogen und erschraken bei dem Gedanken an
ein solch überlegenes Heer; aber Mohammed bat sie, gutes Muths
zu sein, denn Allah hätte ihm einen leichten Sieg verheißen.
Die Moslemen stellten sich auf einer Anhöhe, an deren Fuße
sich Wasser befand, in Schlachtordnung. Für Mohammed war ein
Zelt oder Schirmdach aus Baumzweigen eiligst auf dem Gipfel
errichtet worden, und ein Dromedar stand vor ihm, auf welchem
er im Fall einer Niederlage nach Medina fliehen konnte.
Die Vorhut des Feindes, lechzend vor Durst, betrat das Thal
und eilte an den Bach, um zu trinken; aber Mohammeds Oheim
Hamza griff sie mit einer Anzahl seiner Mannschaften an und
tödtete den Führer mit eigener Hand. Von der Vorhut entkam nur
Einer, welcher sich nachher zum Glauben bekehrte.
Die Hauptmasse des Feindes näherte sich jetzt unter
Trompetenschalle. Drei koreischitische Krieger traten vor die
Fronte und forderten die tapfersten unter den Moslemen zum
Zweikampfe heraus. Zwei dieser Kämpfer waren Otha, Abu Sofians
Schwiegervater, und Al Walid, sein Schwager; der dritte war
Shaiba, Otha's Bruder. Diese waren, wie man sich erinnern
wird, von Henda, Abu Sofians Weibe, angespornt worden, aus
Mekka mit auszuziehen. Sie waren alle Männer von Rang in ihrem
Stamme.
Drei Krieger Medinas traten heraus und nahmen die
Herausforderung an; aber man schrie: »Nein! Lasset die
Abtrünnigen unsrer eigenen Stadt Mekka vorschreiten, wenn sie
Muth haben.« Hierauf unterzogen sich Hamza und Ali, Oheim und
Neffe Mohammeds, und Obeidah al Hareth dem Kampfe. Nach einem
hitzigen und hartnäckigen Gefechte erlegten Hamza und Ali ihre
Gegner; dann gingen sie Obeidah zu Hülfe, welcher schwer
verwundet war und von Otha beinahe überwältigt wurde. Sie
tödteten den Koreischiten und trugen ihren Streitgenossen
hinweg, aber er starb alsbald an seinen Wunden.
Jetzt wurde das Gefecht allgemein. Die Moslemen, ihrer
Minderzahl sich bewußt, hielten sich anfänglich rein auf der
Defensive (Verteidigungslinie), indem sie ihre Stellung auf
dem erhöheten Puncte behaupteten und die Feinde durch
Bogenschüsse ängstigten, wenn sie etwa den unerträglichen
Durst im Bache unter ihnen zu löschen suchten. Mohammed
verweilte in dem Zelte auf dem Hügel; Abu Beker war bei ihm,
und er selbst war in brünstiges Gebet versunken. Im Laufe des
Gefechts verfiel er in eine Verzückung. Als er zur Besinnung
kam, erklärte er, daß ihm Gott den Sieg verheißen hätte. Er
stürzte aus dem Zelte hinaus, ergriff eine Hand voll Staub und
warf ihn gegen die Koreischiten in die Luft mit dem Rufe: »Mag
Verwirrung auf ihre Gesichter fallen!« Hierauf befahl er den
Seinigen, sich auf den Feind zu werfen, und schrie: »Kämpfet
und fürchtet euch nicht, die Thore des Paradieses sind unter
dem Schatten der Schwerter. Gewißlich findet der, welcher im
Kampfe für den Glauben fällt, augenblicklichen Einlaß in
dasselbe.«
In der Verwicklung der Schlacht, welche folgte, erhielt Abu
Jahl, der sein Pferd in das dickste Handgemenge drängte, einen
Säbelhieb in den Oberschenkel, welcher ihn auf den Boden warf,
Abdallah Ibn Masoud setzte ihm den Fuß auf die Brust, und hieb
ihm, während der feurige Veteran noch Verwünschungen und
Flüche gegen Mohammed ausstieß, den Kopf vom Leibe.
Jetzt wichen die Koreischiten und flohen. Siebenzig ließen
sie todt auf dem Platze, und fast dieselbe Zahl wurde
gefangen. Vierzehn Moslemen waren gefallen, deren Namen als
Märtyrer des Glaubens in der Geschichte fortleben.
Dieser ausgezeichnete Sieg kann leicht aus natürlichen
Gründen bemessen werden. Die Moslemen waren frisch und nicht
erschöpft, hatten den Vortheil eines erhöheten Platzes und
Zufuhr von Wasser; die Koreischiten hingegen waren durch einen
eiligen Marsch abgemattet, vor Durst verschmachtet und durch
den Abgang Vieler, welche nach Mekka zurückgekehrt waren, der
Zahl nach schwächer. Moslemische Schriftsteller schreiben
jedoch diesen baldigen Sieg des Glaubens übernatürlicher
Einwirkung zu. Als Mohammed Staub in die Luft warf, sagen sie,
so stürzten drei tausend Engel als Krieger mit weißen und
gelben Turbanen, in langen glänzenden Gewändern und auf
schwarzen und weißen Streitrossen wie ein Windstoß herbei und
fegten die Koreischiten von sich hinweg. Auch wird dies nicht
allein auf Grund moslemischen Zeugnisses bestätigt, sondern
auch nach der Erzählung eines Götzendieners mitgetheilt, eines
Landmanns, welcher auf einem benachbarten Hügel Schafe hütete.
»Ich war mit einem Kameraden, meinem Vetter«, sagte der
Landmann, »bei der Schafhürde des Berges, beobachtete den
Kampf und lauerte auf, um mich mit den Siegern zu verbinden
und an der Beute Theil zu nehmen. Plötzlich sahen wir, wie
eine große Wolke auf uns zuschwebte und innerhalb derselben
wieherten Schlachtrosse und schmetterten Trompeten. Als sie
sich näherte, sprangen Schwadronen Engel aus derselben heraus
und wir hörten die fürchterliche Stimme des Erzengels, wie er
seine Stute Haizum zur Eile trieb, ›schnell! schnell! o Haizum!‹
Bei diesem fürchterlichen Tone brach meinem Kameraden vor
Schrecken das Herz und er starb auf der Stelle, und ich hätte
beinahe sein Schicksal getheilt.«Diese wunderbare Hülfe wird
wiederholt im Koran erwähnt, z. B. »Gott hatte euch bei Beder
bereits den Sieg gegeben, als ihr an Zahl noch schwächer wart.
Als du zu den Gläubigen sprachst: Ist es nicht genug für euch,
daß der Herr euch beistand mit drei tausend Engeln und sie vom
Himmel niedersandte? Wahrlich, wenn ihr beharret und Gott
fürchtet und eure Feinde kommen plötzlich über euch, so wird
der Herr euch beistehen mit fünf tausend Engeln, die
ausgezeichnet sind durch ihre Rosse und ihren Schmuck. Sure 8.
– O ihr wahren Gläubigen, ihr selbst schlugt nicht diejenigen,
welche am Beder geschlagen wurden, sondern Gott schlug sie.
Auch du, o Mohammed, warfst nicht den Kies in ihre Augen, als
du ihn zu werfen schienst, sondern Gott warf ihn.« Sure 3.
Als der Kampf vorüber war, brachte Abdallah Ibn Masoud das
Haupt Abu Jahls zu Mohammed, welcher dieses grausige
Siegeszeichen mit Frohlocken beschaute und ausrief: »Dieser
Mann war der Pharao unsrer Nation.« Der wahre Name dieses
ergrauten Kriegers war Amru Ibn Hascham. Die Koreischiten
hatten ihm wegen seines Scharfsinnes den Beinamen Abu Hakam,
d. i., Vater der Weisheit gegeben. Die Moslemen hatten
denselben in Abu Jahl, Vater der Narrheit, umgewandelt. Der
letztere Name ist ihm in der Geschichte geblieben, und von den
wahren Gläubigen wird er niemals erwähnt ohne den Stoßseufzer,
»mag er von Gott verflucht werden!«
Die Moslemen, welche in der Schlacht gefallen waren, wurden
ehrenvoll beerdigt; was die Körper der Koreischiten betrifft,
so wurden sie mit Verachtung in eine Grube geworfen, welche
für sie gemacht worden war. Es entstand die Frage, wie man
über die Gefangenen verfügen sollte. Omar war dafür, daß ihnen
die Köpfe abgeschlagen würden; aber Abu Beker gab den Rath,
sie gegen ein Lösegeld frei zu geben. Mohammed bemerkte, daß
Omar wie Noah wäre, welcher um die Vernichtung der Schuldigen
durch die Sündfluth bat; aber Abu Beker Abraham gliche,
welcher für die Schuldigen eine Fürbitte einlegte. Er
entschied sich für die Partei der Begnadigung. Zwei von den
Gefangenen wurden jedoch zum Tode geführt; der eine, Namens
Nadhar, weil er den Koran als eine Sammlung persischer
Erzählungen und Fabeln verlacht hatte, der andere, Namens Okba,
wegen seines Angriffs auf das Leben Mohammeds, als dieser
zuerst in der Kaaba predigte und von Abu Beker gerettet wurde.
Mehrere Gefangene, welche arm waren, wurden in Freiheit
gesetzt, wenn sie nur den Eid leisteten, daß sie gegen
Mohammed und seine Anhänger niemals wieder die Waffen
ergreifen wollten. Die übrigen wurden mit Arrest belegt, bis
die Lösegelder von ihren Freunden eingingen.
Zu den wichtigsten Gefangenen gehörte Al Abbas, Mohammeds
Oheim. Er war von Abu Yaser, einem Manne von kleiner Statur,
übermannt worden. Als sich die Nebenstehenden über die
Ungleichheit der Gestalt lustig machten, so behauptete Al
Abbas, daß er sich einem Reiter von riesenmäßiger Größe und
auf einem Kampfrosse, wie er niemals zuvor eins gesehen, in
Wirklichkeit ergeben hätte. Abu Yaser würde das Wahre seiner
Gefangennehmung beständig behauptet haben, aber Mohammed,
welcher seinem Oheim die Demüthigung ersparen wollte, gab zu
verstehen, daß der Besieger vom Engel Gabriel unterstützt
worden wäre.
Al Abbas wollte sich von Bezahlung des Lösegeldes frei
machen, indem er anführte, daß er im Herzen ein Moslem wäre
und nur gezwungen an der Schlacht Theil genommen hätte; aber
seine Entschuldigung half ihm Nichts. Viele glaubten, daß er
mit seinem Neffen ein geheimes Einverständniß hätte und von
demselben als Spion in Mekka verwendet würde, sowohl vor als
nach der Schlacht von Beder.
Ein anderer Gefangener von großer Wichtigkeit für Mohammed
war Abul Aaß, der Ehemann seiner Tochter Zeinab. Der Prophet
würde mit Freuden seinen Schwiegersohn an sich gezogen und ihn
unter seine Schüler aufgenommen haben, aber Abul Aaß verblieb
hartnäckig im Unglauben. Hierauf bot ihm Mohammed die
Freilassung unter der Bedingung an, daß er ihm seine Tochter
zurückgäbe. Darauf ging der Ungläubige ein; Zeid, der treue
Freigelassene des Propheten, wurde mit mehreren Gefährten nach
Mekka gesendet, um Zeinab nach Medina zu holen; ihr Gatte Abul
Aaß blieb als Leibbürge für die Erfüllung des Vertrags während
dieser Zeit zurück.
Bevor die Armee wieder nach Medina zog, wurde eine Theilung
der Beute vorgenommen. Denn wiewohl die Karavane Abu Sofians
entkommen war, so war der Gewinn an Waffen und Kameelen,
welchen man in der Schlacht gemacht hatte, noch beträchtlich,
und eine große Summe Geldes mußte außerdem für die Auslösung
der Gefangenen hinzukommen. Bei dieser Gelegenheit verordnete
Mohammed, daß das Ganze unter alle Moslemen, welche bei der
Unternehmung betheiligt wären, gleichmäßig vertheilt werden
sollte; und wiewohl es unter den Arabern eine uralte
Gewohnheit war, dem Oberhaupte ein Viertel der Beute zu geben,
so begnügte er sich doch mit demselben Antheil wie die
Uebrigen. Unter den Beutestücken, welche auf sein Loos fielen,
befand sich auch ein Schwert von bewundernswerther Härte, Dhul
Fakar oder der Durchstecher genannt. Dies trug er nachher
stets in der Schlacht, und sein Schwiegersohn Ali erbte es bei
seinem Tode. Diese gleichmäßige Vertheilung erregte unter den
Truppen großes Murren. Diejenigen, welche die Hitze des
Gefechtes ausgestanden hatten und bei der Plünderung am
thätigsten gewesen waren, beklagten sich, daß sie mit denen,
welche fern von dem Handgemenge gestanden, und mit den alten
Männern, welche zur Bewachung des Lagers zurückgeblieben
wären, ebenmäßig theilen sollten. Der Streit gleicht, wie man
bemerkt, dem der Kriegsleute Davids rücksichtlich des Raubes,
welchen sie den Amalekitern abgenommen hatten; die, welche im
Gefechte gewesen waren, drangen darauf, daß die, welche beim
Gepäcke blieben, keinen Theil an der Beute haben sollten. Die
Entscheidung war dieselbe – nämlich gleichmäßig zu theilen (1.
Sam. 30, 21–25). Mohammed mag zufolge seiner Kenntniß der
biblischen Geschichte von dieser Entscheidung geleitet worden
sein. Die Vertheilung der Beute war für einen Anführer, der im
Begriffe stand, die Bahn des Raubkrieges zu betreten, ein
wichtiger Ordnungspunct. Glücklicherweise hatte er kurz nach
seiner Rückkehr nach Medina eine baldige Offenbarung, welche
die Theilung aller Beute, welche im Kampfe für den Glauben
gewonnen wurde, für die Zukunft regelte.
Das sind die Einzelheiten der berühmten Schlacht von Beder,
des ersten Sieges der Saracenen unter Mohammeds Fahne; er ist
vielleicht unbeträchtlich an sich, aber erstaunlich in seinen
Folgen, da er der Anfang einer Reihe von Siegen war, welche
die Geschicke der Welt veränderten.