Imam Dschafar Sadiq (a.)
Als Imam Dschafar Sadiq (a.) das Imamat oblag, waren die
Gegebenheiten, die es ihm ermöglichten, sich intensiver und
unbehelligter um Aufklärung und Ausbildung der Muslime zu
bemühen, zunächst besser als zu Lebzeiten seines Vaters.
Einerseits waren infolge des Schaffens und Wirkens Imam
Muhammad Baqirs (a.) als auch der Öffentlichkeitsarbeit der
von ihm ausgebildeten Lehrer Bereitschaft und geistiges Niveau
der Gesellschaft angestiegen. Sie empfand nun deutlich ihr
Bedürfnis nach echtem Wissen, nach den Belehrungen Ahl-ul-Bayts (a.)
und wollte mehr und eingehender über all das erfahren.
Andererseits war die Herrschaft der Bani Umayyah heftig ins
Schwanken geraten, denn die Bani Abbas verlangte es nach der
Macht. Um ans Ziel ihrer Wünsche zu kommen, zeigten sich
letztere Ahl-Bayt (a.s.) gegenüber zunächst wohlgesonnen und
beklagten - scheinbar - das Leid und Unrecht, das diesen als
auch den Märtyrern von Kerbela angetan worden war.
Mit anderen Worten: Ahl-Bayt (a.s.) und die Tyrannei, der
sie und die Schi’ah unter den Bani Umayyah ausgesetzt waren,
dienten den Bani Abbas als “Mittel zum Zweck”.
Diese Entwicklung kam Imam Sadiqs Bemühungen entgegen. Er
sorgte für die Vertiefung bzw. Verbreitung der Wissenschaften.
Von weither, aus fernen Ländern und aus allen Richtungen kamen
Gelehrte und Wissenschaftler, um von seinem hohen Wissen zu
schöpfen und von ihre über die Vielfalt der “Ma’arif islami”
zu erfahren..., über die islamische Ethik, Weltanschauung, die
Geschichte der Propheten und Völker, Weisheit etc..
Imam Sadiq (a.) diskutierte mit den Leuten aus den
verschiedensten Gesellschaftsschichten..., erklärte, lehrte
und bildete viele Lehrer aus.
Hunderte Bücher sind über seine Vorlesungen,
wissenschaftlichen Abhandlungen, seine Worte und Weisheiten
geschrieben worden. Unter dem Titel: “Usul”.
Kurz..., Imam Sadiq (a.) vermochte in der kurzen Zeit, in
der ihm dieses aufgrund der politischen Wirren möglich war,
tausender Lehrer und Gelehrte heranzubilden und einen
kostbaren Schatz an Wissen und Erkenntnissen zu hinterlassen.
Die Zahl der Wissenschaftler und Gelehrten, die durch ihn
ausgebildet wurden, beläuft sich auf mehr als viertausend.
Imam Sadiq (a.) hatte seine Schüler und Studenten
angewiesen, seine Vorlesungen niederzuschreiben und die
Schriften aufzubewahren. Er sagte:
Es wird eine Zeit voller Unruhen und Wirren kommen, in der
viele Bucher vernichtet werden. Dann werden die Muslime auf
diese eure Niederschriften zurückgreifen können. Sie werden
ihnen die einzige “Instanz’ sein, bei der sie bezüglich
theologischer und anderer Wissensdinge nachfragen können.
So schrieben seine Studenten alles, was sie von ihm
erfuhren und in seinen Vorlesungen hörten, nieder und
bewahrten es auf.
Imam Sadiq (a.) nutzte - wo immer er auch war,
offenkundig und insgeheim - jede Gelegenheit, um zu lehren und
aufzuklären. An dem unermesslich reichen Schatz seines Wissens
ließ er einen jeden, der wollte, teilhaben.
Seine “Schule” riss die Mauern des Unwissens nieder und
brachte die reine Lehre Muhammads (s.) erneut zum
Erstrahlen. Aus diesem Grunde wird Imam Sadiq (a.) als der
Begründer der schiitischen Lehre bezeichnet und infolgedessen
die schiitische Glaubenslehre als “dschafaritische”.