Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib
Seine Urteile im Jemen
Zu den
Überlieferungen, die über seine Urteile im Umlauf waren, als
der Prophet (s.) noch am Leben war, gehört diese: Als der
Gesandte Allahs (s.) ihn mit dem Richteramt im Jemen betrauen
wollte und ihn zu ihnen (den Jemeniten) schickte, damit er sie
die Gesetzte lehrte, sie mit dem Erlaubten und dem Verbotenen
bekannt machte und zwischen ihnen nach dem Qur´an richtete, da
sagte der Fürst der Gläubigen (a.) zu ihm: „Willst du mich,
o Gesandter Allahs, mit dem Richteramt betrauen, da ich doch
noch ein junger Mann bin ohne Wissen über all (die
Angelegenheiten) des Richtens?“ „Komm her zu mir“, sagte
er (der Prophet, s.) zu ihm. Er ging zu ihm hin, und er tippte
auf seine Brust und sagte: „O Allah, leite sein Herz und
festige seine Zunge.“ „Nach diesem Ereignis“, sagte der
Fürst der Gläubigen, „zweifelte ich nie wieder an (meiner
Fähigkeit für) das Richteramt.“
Als er das (Regierungs-) haus (dar) im
Jemen bezogen hatte und sich um das Richten und Entscheiden
zwischen den Muslimen kümmerte, womit ihn der Gesandte Allahs
(s.) beauftragt hatte, wurden zwei Männer zu ihm gebracht. Bei
ihnen war eine Sklavin, über die beide zu gleichen Teilen ein
Recht hatten. Sie wussten nicht, dass es ihnen verboten war,
mit ihr Verkehr zu haben, und sie hatten beide Verkehr mit ihr
gehabt während des selben Menstruationszyklus. (Sie hatten das
getan) im Glauben, dass dies erlaubt war, aufgrund ihres
kürzlichen Übertritts zum Islam, und weil sie wenig Wissen
darüber hatten, was die Schari´a an Gesetzen umfasste. Die
Sklavin war schwanger geworden und hatte einen Sohn geboren.
Sie stritten darüber (wer der Vater war). Er (Imam Ali, a.)
warf Lose mit ihrem Namen für den Jungen, und das Los fiel auf
einen von ihnen, und er sprach diesem den Jungen zu, aber
verpflichtete ihn, die Hälfte des Wertes für ihn zu zahlen, da
er Sklave seines Teilhabers war. Er sagte: „Wenn ich
wüsste, dass ihr das getan habt, nachdem der Beweis des
Verbotes dafür zu euch gekommen war, dann würde ich dafür
Sorge tragen, dass ihr beide bestraft werdet.“ Dieses
Ereignis kam dem Gesandten Allahs (s.) zu Ohren, und er
billigte und bestätigte das Urteil darüber innerhalb des Islam
und sagte: „Preis sei Allah, Der unter uns, der Ahl-al-Bait,
jemanden gebracht hat, der nach der Verfahrensweise und Praxis
Dawuds
(a.) richtet.“ Damit meinte er die Rechtssprechung durch
Inspiration (ilham), die der Bedeutung von Offenbarung (wahy)
gleichkam, wie eines herabgesandten Textes dafür, wenn es eine
Erklärung für (solch ein Ereignis) gegeben hätte.
Zu den Dingen, die vor ihn gebracht
wurden, während er im Jemen war, gehört der Bericht (von der
Begebenheit,) als eine Fallgrube für einen Löwen gegraben
wurde und er hinein fiel. Die Leute sammelten sich darum, um
ihn anzuschauen. Ein Mann stand am Rand der Grube. Sein Fuß
rutschte aus, und er klammerte sich an einen anderen Mann, und
der hängte sich an einen dritten, und der Dritte an einen
Vierten. Sie fielen alle in die Grube, der Löwe zerriss sie,
und sie wurden alle getötet. Er (Imam ´Ali, a.) fällte das
Urteil, dass der Erste Opfer des Löwen gewesen sei, und dass
er (bzw. seine Familie) für die Zahlung eines Drittels der
Entschädigungszahlung für den zweiten (der dem Löwen zum Opfer
gefallen war) verpflichtet war, und dass (der Familie) des
Zweiten (Opfers) zwei Drittel der Entschädigungszahlung für
den Dritten sowie dem Dritten (bzw. dessen Familie) die
gesamte Entschädigungszahlung für den Vierten oblag.
Der Bericht erreichte den Gesandten Allahs (s.). Er sagte:
„Abu al-Hassan hat mit dem Urteil Allahs entschieden, Dem
Mächtigen und Erhabenen auf Seinem Thron.“
Dann wurde der Fall vor ihn gebracht,
dass ein Mädchen in einem arglosen Spiel ein anderes Mädchen
auf den Schultern trug. Da kam ein anderes Mädchen daher und
kniff das Mädchen, das (das andere) trug. Sie machte einen
Sprung, weil sie gekniffen wurde, das Mädchen, dass auf (ihren
Schultern) saß, fiel hin, brach sich das Genick und starb. Er
(Imam ´Ali, a.) entschied, dass das Mädchen, das (die andere)
gekniffen hatte, ein Drittel der Entschädigungszahlung zu
zahlen hätte und das Mädchen, das gesprungen war, ein
(weiteres) Drittel zahlen musste, und das verbleibende Drittel
entfiel, da das Reiten des Mädchens, das sich das Genick brach
(auf den Schultern des anderen) als Spiel geschah. Der Bericht
darüber erreichte den Gesandten Allahs (s.), und dieser
bestätigte und bekräftigte dessen Richtigkeit.
Er (a.) gab (auch) sein Urteil (in dem
Fall), als eine Mauer auf einige Leute gefallen war und sie
getötet hatte. In ihrer Gruppe befanden sich eine Sklavin und
eine freie Frau. Die freie Frau hatte einen kleinen Sohn von
einem freien Mann, und die Sklavin hatte einen kleinen Sohn
von einem Sklaven, und das freie Kind konnte nicht von dem
Sklavenkind unterschieden werden.
Er warf Lose zwischen ihnen, und er sprach dem die Freiheit
zu, auf den das Los des Freien fiel, und er sprach dem die
Sklaverei zu, auf den das Los des Sklaven fiel. Dann befreite
er ihn (den Sklaven) und machte ihn zum Schutzbefohlenen (des
Freien), und so urteilte er hinsichtlich ihres Erbes mit dem
Urteil eines Freien und dessen Schutzbefohlenen. Der Gesandte
Allahs (s.) bestätigte dieses Urteil, er erklärte dessen
Richtigkeit, indem er es bekräftigte, wie wir es vorher schon
erwähnt und beschrieben haben.