Imam Hussain ibn Ali (a.)
Berichte über das Märtyrertum von Imam Hussain (a.)
Dies ist eine Auswahl der Berichte,
welche die Gründe für seinen Aufruf angeben (ihm zu folgen)
sowie von dem Treueid, den die Leute ihm leisteten, (mit ihm)
zu kämpfen und ein kurzer Bericht über seine Mission, seinen
Auszug (aus Mekka) und sein Märtyrertum.
Al-Kalbi, al-Mada´ini und andere
Historiker überlieferten: Als al-Hassan ibn Ali (a.) starb,
gerieten die Schi´iten im Irak in Aufruhr. Sie schrieben
al-Hussain (a.), dass sie Muawiya absetzen und ihm (Imam
Hussain, a.) dem Treueid schwören wollten. Dieser weigerte
sich (jedoch) und sagte, dass er mit Muawiya einen Vertrag und
ein Abkommen abgeschlossen habe, welches er nicht brechen
dürfe, bis die (Vertrags-)Dauer abgelaufen sei, er jedoch,
wenn Muawiya stürbe, sich um diese Sache kümmern werde.
Als Muawiya in der Mitte des Monats
Radschab
60 Jahre nach der Hidschra starb, schrieb Yazid zu Walid ibn
‘Utba ibn Abi Sufyan, welcher in Mu´awiyas Auftrag in Medina
war, dass er al-Hussain (a.) dazu bringen solle, ihm (Yazid)
den Treueid (bai´a) zu leisten, und dass er ihm keine
Verzögerung darin erlauben solle. So ließ in der Nacht Walid
nach al-Hussain (a.) schicken und ihn (zu sich) rufen.
Al-Hussain (a.) wusste, was er wollte, und er rief eine Gruppe
seiner Gefolgsmänner und befahl ihnen, Waffen zu tragen. Er
sprach zu ihnen: „Walid hat mich zu dieser (nächtlichen)
Zeit gerufen, und ich bin nicht sicher davor, dass er mir
etwas auferlegt, dem ich nicht nachkommen (will). Er ist
unberechenbar, seid bei mir, und wenn ich bei ihm eingetreten
bin, dann setzt euch an die Tür. Wenn ihr hört, dass meine
Stimme laut ist, dann kommt herein und haltet ihn von mir ab.“
Al-Hussain (a.) ging zu Walid und fand
Marwan ibn al-Hakam bei ihm. Walid gab ihm Nachricht über den
Tod Mu´awiyas, und al-Hussain (a.) antwortete mit der Formel:
„’inna-lillah wa inna-ilaihi radschi´un’ -
Allahs sind wir, und zu Ihm kehren wir zurück.“
Dann las er (Marwan) ihm den Brief von
Yazid vor und seinen Befehl, seinen (Imam Hussains, a.)
Treueid für ihn (Yazid) zu bekommen. „Ich sehe,“ sagte
al-Hussain (a.), „dass du dich nicht damit begnügst, wenn
ich Yazid im Geheimen den Treueid leiste, sondern (du nicht
zufrieden bist,) bis ich es öffentlich tue, damit die Leute
dessen gewahr werden.“ – „In der Tat,“ sagte Walid.
„So lass uns sehen, was du darüber am Morgen denkst,“
schlug al-Hussain (a.) vor. Da sagte Marwan zu ihm: „Bei
Allah, wenn al-Hussain jetzt von dir weggeht, ohne den Treueid
zu leisten, dann wirst du nie mehr so eine Macht über ihn
bekommen, bis es eine Menge (im Kampf) Getötete zwischen dir
und ihm gibt. Verhafte den Mann, und er soll nicht von dir
freikommen, bis er (Yazid) den Treueid geleistet hat, oder
köpfe ihn.“ Da sprang al-Hussain (a.) auf und sagte:
„Du Sohn einer fremden Frau, wirst du mich töten oder er? Bei
Allah, du hast gelogen und gesündigt.“ Damit ging er
hinaus, und mit ihm seine Gefolgsmänner, bis er zu seinem Haus
kam.
„Du hast mir nicht gehorcht,“
sagte Marwan zu Walid. „Nein, bei Allah, er wird dir nie
(wieder) so eine Gelegenheit geben (gegen ihn vorzugehen).“
– „Dann wehe einem anderen als dir, Marwan,“ antwortete
Walid, „du hast mich zu etwas ausersehen, das die
Zerstörung meines Glaubens zur Folge haben wird, und bei
Allah, ich begehre nichts von dem weltlichen Geld und
Herrschaft, über dem die Sonne auf- und untergeht, wenn es
damit verbunden ist, dass ich al-Hussain töte. Lob sei Allah!
Soll ich al-Hussain töten, weil er sagte, das er keinen
Treueid (an Yazid) leistet? Bei Allah, ich glaube nicht, dass
(die Tat) eines Mannes, der das Blut von al-Hussain (a.) (zu
verantworten hat), am Tage der Auferstehung bei Allah wenig
wiegen wird.“ Da sagte Marwan: „Wenn das deine Ansicht
ist, dann hast du in dem, was du getan hast, richtig
gehandelt“, aber er sagte das, ohne ihn für seine Meinung
zu loben.
Al-Hussain (a.) hielt sich in dieser
Nacht in seinem Haus auf. Es war die Nacht auf Samstag, und es
waren noch drei Tage vom Monat Radschab übrig im Jahre 60 nach
der Hidschra (680 n.Chr.). Walid ibn ‘Utba war damit
beschäftigt (die Information) an Ibn al-Zubair wegen des
Treueids an Yazid zu senden und mit seiner (al-Hussains, a.)
Weigerung dagegen. Ibn al-Zubair verließ Medina in der Nacht
in Richtung Mekka. Als es Morgen wurde, schickte Walid Männer
auf seine Spur, er schickte einen Reiter, einen der Anhänger
der Bani Umayya mit (einer Schar von) 80 berittenen (Männern).
Sie verfolgten ihn, erreichten ihn aber nicht und kehrten um.
Gegen Ende des Samstags schickte er
(Walid) Männer zu al-Hussain ibn Ali (a.), damit sie diesen zu
ihm bringen, so dass er Walid (doch) den Treueid leiste
(stellvertretend) für Yazid ibn Mu´awiya. Al-Hussain (a.)
sagte zu ihnen: „Kommt am (nächsten) Morgen. Dann werdet
ihr (die Situation) überdenken, und wir auch.“ So ließen
sie jene Nacht von ihm ab, ohne ihn (weiter) zu drängen. Er
(Imam Hussain, a.) verließ unter (dem Schutze) der Nacht
(Medina) - es war die Nacht auf Sonntag, und es waren noch
zwei Tage des Monats Radschab verblieben - in Richtung Mekka,
und bei ihm waren seine Söhne, seine Brüder und die Söhne
seines Bruders (al-Hassan, a.). Die meisten waren von seiner
Ahl-al-Bait, außer Muhammad ibn al-Hanafiyya (r.). Als dieser
von seinem (Imam Hussains, a.) Entschluss, Medina zu
verlassen, erfuhr, wusste er nicht, wohin er (Imam Hussain,
a.) gehen würde. Er sagte zu ihm: „Mein Bruder, du bist mir
der Liebenswerteste und Geliebteste unter den Menschen, und
ich konnte keinem der Geschöpfe raten außer dir, und du bist
dessen am würdigsten. Verzichte darauf, Yazid ibn Muawiya den
Treueid zu schwören, und (vermeide) die großen Städte, wie du
kannst. Dann schicke deine Abgesandten zu den Menschen und
rufe sie zu (dem Gehorsam zu) dir auf, und wenn die Menschen
dir folgen und dir den Treueid leisten, dann preise Allah
dafür; und falls die Leute dahingehend übereinkommen, jemand
anderem als dir (zu folgen), dann wird Allah deine Religion
und deinen Verstand dadurch nicht mindern, noch wird Er deine
Mannhaftigkeit und deinen (großen) Verdienst (verloren) gehen
lassen. Ich fürchte, dass du eine dieser Städte betrittst und
die Leute untereinander uneins sein werden: Eine Gruppe wird
für dich sein, die andere gegen dich. Sie werden kämpfen, und
du wirst das erste (Ziel) ihrer Speerspitzen sein. Denn der
Beste in all dieser Ummah, (sowohl) von seiner Person her (als
auch) von Vater und Mutter, wird derjenige sein, dessen Blut
vergossen und dessen Familie am meisten gedemütigt werden
wird.“
„Wohin soll ich gehen, Bruder?“,
fragte al-Hussain (a.). „Geh und bleibe in Mekka, wenn das
ein sicherer Platz für dich ist, das wäre ein Weg (für dich),
und wenn das für dich ungeeignet ist, dann begib dich zu den
Wüsten und den Bergen und begib dich von Ort zu Ort, bis du
siehst (, wie sich die Einstellung der Leute dazu
entwickelt.). Du kannst die Lage am besten beurteilen, wenn du
die Situation direkt siehst.“ – „Mein Bruder,“
sagte al-Hussain (a.), „du hast mir geraten und deine
Besorgnis gezeigt, und ich hoffe, dass deine Ansicht richtig
und erfolgreich sein wird.“
Al-Hussain (a.) brach nach Mekka auf und
verlas (folgenden Vers): „Da ging er hinaus von dort,
furchtsam, auf der Hut. Er sprach: Mein Herr, rette mich vor
dem ruchlosen Volk.“
Er
hielt sich an die Hauptstraße, und seine Ahl-al-Bait sagte zu
ihm: „Wenn du die Hauptstraße vermieden hättest, wie
al-Zubair, dann hätten die Verfolger dir nicht folgen können.“
– „Nein, bei Allah,“ antwortete er, „ich werde sie
nicht verlassen, bis Allah Sein Urteil gesprochen hat.“
Als al-Hussain (a.) in Mekka eintraf, war
es die Nacht auf Freitag, den 3. Scha´ban, und er verlas
(dabei folgenden Vers): „Und als er sein Antlitz gegen
Midian wandte, sprach er: ‚Ich hoffe, mein Herr würde mich auf
den rechten Weg leiten.’ “
Dann ließ er sich dort nieder, und die
Bewohner begannen, ihn oft zu besuchen, wie auch diejenigen,
die zur ‘Umra
gekommen waren und (andere) aus weit entfernten Gegenden. Ibn
al-Zubair hatte sich dort neben der Kaaba niedergelassen, wo
er im Gebet zu stehen sowie das Umkreisen (tawwaf)
zu verrichten pflegte. Er kam ihn (Imam Hussain, a.) besuchen
mit den anderen, die zu ihm kamen. Er pflegte ihn in Abständen
von zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu besuchen und manchmal
einmal zwischen dem Zwei-Tage-Intervall. Er (Imam Hussain, a.)
war für Ibn al-Zubair das lästigste Geschöpf Allahs, denn er
wusste, dass die Bewohner von Hidschaz
ihm (Ibn al-Zubair) nicht den Treueid leisten würden, solange
al-Hussain (a.) im Lande weilen würde, denn dieser war
fähiger, den Gehorsam der Leute zu erlangen und angesehener.
Die Kufiten
erfuhren vom Tode Mu´awiyas (l.)
und verbreiteten Gerüchte über Yazid (l.), und sie erfuhren
(auch) von der Nachricht der Weigerung al-Hussains (a.), ihm
(Yazid) den Treueid zu leisten und welche Einstellung Ibn
al-Zubair dazu hatte wie auch über ihrer beider Auszug nach
Mekka. Die Schi´a
versammelten sich im Hause Sulaimans ibn Surad, sprachen über
den Tod Mu´awiyas und lobten und priesen Allah (dafür).
„Muawiya ist tot,“ sagte Sulaiman
ibn Surad, „al-Hussain hat seinem Volk (d.h. der Bani
Umayya) seinen Treueschwur versagt und ist nach Mekka
gegangen. Ihr seid seine Schia und die Schia seines Vaters,
und wenn ihr wisst, das ihr seine Helfer und seine Kämpfer
gegen seinen Feind seid, dann lasst es ihn wissen. Wenn ihr
aber Versagen und Schwäche fürchtet, dann verlockt den Mann
nicht dazu, sein Leben zu riskieren.“ Sie antworteten:
„Nein, wir werden seinen Feind bekämpfen und an seiner Stelle
getötet werden.“ Sie schrieben ihm:
„Im Namen Allahs, Des Gnädigen, Des
Barmherzigen. An al-Hussain ibn Ali (a.), von Sulaiman ibn
Surad, al-Musayyib ibn Nadschaba, Rifa´a ibn Schaddad
al-Badschali, Habib ibn Muzahir sowie die Gläubigen und
Muslime seiner Schia unter den Kufiten.
Der Friede sei mit Dir, und Preis sei
Deinetwegen Allah, außer Dem es keinen Gott gibt. Preis sei
Allah, Der Deine Feinde zerbrochen hat, den halsstarrigen,
Tyrannen, der sich über diese Gemeinschaft hinweggesetzt, sie
ihrer Autorität beraubt, ihren Anteil an der Kriegsbeute
enteignet und die Macht über sie an sich gerissen hat ohne ihr
Einverständnis. Dann tötete er ihre (der Gemeinschaft)
Erwählten und verschonte die Übeltäter. Er hat das Eigentum
Allahs zu einem Staate gemacht (aufgeteilt) zwischen den
Tyrannen und den Reichen. Er wurde zerstört, wie das Volk der
Thamud
zerstört worden war. (Nun)
haben wir keinen Imam über uns. Darum komm, damit Allah gebe,
dass wir uns durch Dich unter (dem Banner) der Wahrheit
versammeln. Al-Nu´man ibn Baschir ist im Gouverneurspalast,
und wir werden uns nicht mit ihm zum Freitagsgebet versammeln,
noch werden wir ihn für das Fest (zur Moschee) begleiten.
Sollten wir erfahren, dass Du zu uns kommen wirst, dann werden
wir ihn vertreiben, bis wir ihn bis nach Syrien verfolgen, so
Allah will.“
Dann schickten sie den Brief mit Abdullah
ibn Misma’ al-Hamdani und Abdullah ibn Walin und ermahnten sie
zur Eile. Die beiden machten sich schnell auf den Weg, bis sie
am 10.Tag des Monats Ramadan zu al-Hussain (a.) nach Mekka
kamen. Zwei Tage, nachdem die Kufiten den Brief losgeschickt
hatten, schickten sie Qais ibn Muschir al-Saidawi, ‘Abd
ar-Rahman und Abdullah al-Arhabbi und ‘Umara ibn Abdullah
al-Saluli zu al-Hussain (a.), und sie nahmen etwa
hundertfünfzig Briefe mit sich, geschrieben von einzelnen
Männern, (und andere) von (Gruppen) von Zweien oder Vieren.
Sie (die Kufiten) ließen weitere zwei
Tage verstreichen, dann schickten sie Hani’ ibn Hani’
al-Sabi´i und Sa´id ibn Abdullah al-Hanafi zu ihm (Imam
Hussain, a.) (mit einem weiteren Brief) und schrieben ihm
folgendes:
„Im Namen Allahs, Des Gnädigen, Des
Barmherzigen.
An al-Hussain ibn Ali von seiner Schia
unter den Gläubigen und den Muslimen. Beeile dich, denn die
Menschen warten auf Dich. Sie haben keine Meinung (über jemand
anderen) als Dich. Darum: Schnell, schnell! Und wiederum:
Schnell, schnell! Und Salam.“
Schabath ibn Rib´i ibn Abdschar, Yazid
ibn al-Harith ibn Ruwaim, ‘Urwa ibn Qais,
‘Amr ibn al-Hadschadsch al-Zubaidi und Muhammad ibn ‘Amr
al-Taimi
schrieben (einen weiteren Brief), in welchem es hieß: „Die
Datteln sind grün geworden, und die Früchte sind gereift.
Darum, wenn Du willst, dann komm zu einer Armee, die für Dich
aufgestellt wurde, salam.“
Als alle Botschafter sich bei ihm (Imam
Hussain, a.) trafen, las er die Briefe und fragte die
Botschafter nach den Leuten. Dann schrieb er mit Hani’ ibn
Hani’ und Sa´id ibn Abdullah, welche die letzten beiden
Botschafter waren (zurück):
„Im Namen Allah, Des Gnädigen, Des
Barmherzigen.
Von al-Hussain ibn Ali
An die Oberhäupter der Muslime und der
Gläubigen.
Hani‘ und Sa´id haben mir Eure Briefe
übergeben, und sie waren die letzten beiden von Euren
Abgesandten, die zu mir gekommen sind. Ich habe alles
verstanden, was Ihr erzählt und erwähnt habt. Die Aussage der
meisten von Euch ist (diese): ‘Wir haben keinen Imam über uns.
Darum komm; damit Allah uns durch Dich uns einen möge unter
(dem Banner) der Rechtleitung und Wahrheit.’ Ich schicke Euch
meinen Bruder und Vetter (Muslim ibn ’Aqil) und mein
vertrauenswürdiger (Vertreter) von meiner Ahl-al-Bait. Wenn er
mir schreibt, dass die Ansicht Eurer Oberhäupter, der Weisen
und Verdienstvollen unter Euch so einheitlich ist wie die
Botschafter, die zu mir gekommen sind, es beschrieben haben
und wie ich in Euren Briefen gelesen habe, werde ich schnell
zu Euch kommen, so Allah will. Denn, bei meinem Leben, was ist
der Imam (anderes) als der durch das Buch Regierende, der sich
durch die Gerechtigkeit erhebt, der die Religion der Wahrheit
bekennt und sich dem Wesen Allahs in Gefangenschaft begibt?
Salam.“
Imam Hussain ibn Ali (a.) rief Muslim ibn
‘Aqil ibn Abu Talib (r.) und entsandte ihn mit Qais ibn
Muschir al-Saidawi und ‘Umara ibn ‘Abd al-Saluli sowie mit
‘Abd ar-Rahman ibn Abdullah al-Arhabbi. Er befahl ihm
Gottesehrfurcht, seine Angelegenheit geheimzuhalten und auf
freundliche Art und Weise zu handeln. (Er befahl ihm
außerdem), wenn er sähe, dass die Leute in ihren Ansichten
einheitlich und in Harmonie seien, ihn schnell darüber zu
informieren.
Muslim (r.) näherte sich, bis er nach
Medina kam. Er betete in der Propheten-Moschee und
verabschiedete sich von seinen geliebtesten
Familienmitgliedern. Dann mietete er zwei Führer von Qais.
Diese beiden machte sich mit ihm auf den Weg, doch sie kamen
vom Weg ab und verirrten sich. So überkam sie starker Durst,
und die beiden (Führer) waren nicht in der Lage, die Reise
fortzusetzen. Sie wiesen ihm den Weg, nachdem er (wieder) klar
vor ihnen erschien. Muslim wandelte auf jenen Wegen weiter,
und die beiden Führer starben an Durst.
Muslim ibn ‘Aqil (möge Allah ihm
barmherzig sein) schrieb von einem Ort namens al-Madhiq (einen
Brief und schickte ihn) mit Qais ibn Muschir:
„Ich brach mit zwei Führern von Medina
aus auf, (doch) sie kamen vom Wege ab und verirrten sich.
Beide wurden von starkem Durst überwältigt und starben bald.
Doch wir gingen (weiter), bis wir schließlich an Wasser
gelangten. Wir wurden erst im letzten Moment unseres Lebens
gerettet. Und jenes Wasser befindet sich an einem Ort namens
al-Madhiq im Innern von al-Chabt.
Ich erblickte darin ein schlimmes Vorzeichen für mein Ziel.
Wenn Du das (auch so) siehst, dann würdest Du mich bitte
entschuldigen und jemand anderen als mich entsenden, salam.“
Al-Hussain ibn Ali (a.) schrieb ihm
(zurück): „Ich bin besorgt, dass Du mich nur aus Feigheit
im Brief veranlassen willst, Dich von der Mission zu
entbinden, mit der ich Dich beauftragt habe. Darum fahre mit
Deiner Mission fort, die ich Dir aufgetragen habe. Salam.“
Als Muslim den Brief las, sagte er:
„Ich fürchte nicht für mich selber.“ Er setzte (seinen
Weg) fort, bis er an eine Wasserstelle kam, die (dem Stamme)
der Tayyi’ gehörte. Er stieg dort (für die Nacht) ab, dann,
als er abreiste, sah er einen Mann, der auf der Jagd war. Er
sah ihn eine Gazelle schießen, als er in sein Blickfeld kam,
und (sah), wie er sie tötete. Da sagte Muslim: „(So auch)
werden wir unsere Feinde töten, so Allah will.“ Dann ging
er weiter, bis er nach Kufa kam, und er blieb im Hause von
al-Muchtar ibn Abu ’Ubaida, welches heute „das Haus von Muslim
ibn al-Musayyib“ genannt wird. Die Schia begann, ihn
regelmäßig zu besuchen. Immer, wenn eine Gruppe von ihnen sich
bei ihm versammelte, las er ihnen den Brief von al-Hussain ibn
Ali (a.) vor, und sie weinten. Die Leute schworen ihm (Muslim
stellvertretend für Imam Hussain, a.) den Treueid, bis 18000
von ihnen den Treueid geleistet hatten. Daher schrieb Muslim
einen Brief an al-Hussain (a.) und informierte ihn darüber,
dass ihm 18000 (Männer) den Treueid geschworen hatten, und
drängte ihn, zu kommen.
Die Schia begann, Muslim ibn ‘Aqil (r.)
so oft zu besuchen, dass (dieser) Ort wohlgekannt wurde.
Al-Nu´man ibn Baschir, der der Gouverneur Mu´awiyas von Kufa
gewesen war und den Yazid darin bestätigt hatte, erfuhr davon.
Er stieg auf die Kanzel, pries Allah und sagte: „Diener
Allahs, fürchtet Allah und eilt nicht zu Streitigkeit und
Zwietracht, denn damit werden Männer vernichtet, Blut
vergossen und Eigentum geplündert. Ich bekämpfe niemanden, der
mich nicht bekämpft, ich gehe auf niemanden zu, der nicht zu
mir gekommen ist, und ich wecke keinen Schlafenden von euch
auf. Ich fange keinen Streit mit euch an, noch hege ich
Widerwillen gegen euch, noch Verdacht, noch Anklage. Jedoch,
wenn ihr euch von mir abwendet, euren Treueid brecht und eurem
Imam
Widerstand entgegenbringt, dann, bei Allah, außer Dem es
keinen Gott gibt, werde ich euch mit meinem Schwert abstechen,
solange sein Griff in meiner Hand bleibt, selbst dann, wenn
ich keinen von euch als Helfer habe. Doch ich hoffe, dass
diejenigen unter euch, die die Wahrheit kennen, zahlreicher
sind als diejenigen, die die Falschheit vernichten wird.“
Abdullah ibn Muslim ibn Rabi´a
al-Hadhrami, ein Verbündeter der Bani Umayya, stand auf und
sagte: „Was du siehst, kann nur mit Gewalt korrigiert
werden, denn dein Standpunkt darüber, was zwischen dir und
deinem Feind (geschehen soll) ist die Ansicht der Schwachen.“
– „Es ist mit lieber, dass ich unter den Schwachen bin im
Gehorsam gegenüber Allah“, antwortete al-Nu´man, „als
dass ich zu den Mächtigen zähle im Ungehorsam gegenüber
Allah.“ Dann stieg er hinab (von der Kanzel). Abdullah ibn
Muslim machte sich auf den Weg und schrieb (folgendes) an
Yazid ibn Mu´awiya: „Muslim ibn ‘Aqil ist nach Kufa
gekommen, und die Schia hat ihm den Treueid geschworen für
al-Hussain ibn Ali. Wenn Dir etwas an Kufa liegt, dann schicke
einen starken Mann dorthin, der Deinen Befehl ausführen und so
handeln wird, wie Du gegen Deinen Feind handeln würdest, denn
Nu´man ibn Baschir ist ein schwacher Mann, oder er tut so.“
Dann schrieb ‘Umara ibn ‘Uqba ihm einen
ähnlichen Brief, (wie auch) ‘Umar ibn Sa´d ibn Abu Waqqas. Als
die Briefe bei Yazid eintrafen, rief er Sardschun, einen
Gefolgsmann von Muawiya und fragte (ihn): „Was denkst du
darüber, dass Hussain (seinen Gefährten) Muslim ibn ‘Aqil nach
Kufa geschickt hat, damit der für ihn Treueide entgegennimmt?
Ich habe erfahren, dass al-Nu´man ibn Baschir schwach ist und
(andere) schlechte Berichte. Wen, denkst du, soll ich an die
Spitze Kufas setzen?“ Nun war Yazid ärgerlich auf
‘Ubaidullah ibn Ziyad, und so sagte Sardschun zu ihm:
„Denkst du, dass, wenn Muawiya für dich wieder zum Leben
erweckt werden würde, du seiner Meinung folgen würdest?“ –
„Ja,“ antwortete Yazid. Sardschun zog (ein Schreiben
mit der) die Ernennung ‘Ubaidullah ibn Ziyads (als Gouverneur)
für Kufa hervor und sagte: „Dies ist die Meinung Mu´awiyas,
er ließ dieses Schreiben aufsetzen, bevor er starb. So
vereinige die Städte (Kufa und Basra) unter (die Macht von)
‘Ubaidullah ibn Ziyad.“ – „Ich werde das tun,“
antwortete Yazid, „ich werde die Verfügung für ‘Ubaidullah
ibn Ziyad (die mein Vater ausgestellt hat) zu ihm schicken.“
Danach rief er Muslim ibn ‘Amr al-Bahili und schickte an
‘Ubaidullah ibn Ziyad mit ihm (folgenden) Brief:
„Meine Anhänger unter den Kufiten
haben mir geschrieben und mich darüber informiert, dass ibn
‘Aqil
(Menschen-)Mengen versammelt, um Rebellion unter den Muslimen
zu verbreiten. Darum, wenn Du diesen meinen Brief liest, fahre
nach Kufa und suche nach ibn ‘Aqil, als ob Du eine Stecknadel
im Heuhaufen suchst, bis Du ihn ergreifst. Dann fessele ihn
(in Ketten), töte oder vertreibe ihn. Salam.“
So übergab er ihm (‘Ubaidullah ibn Ziyad)
die Verfügung (von Mu´awiya) über (die Macht über) Kufa.
Muslim ibn ‘Amr ging zu ‘Ubaidullah nach Basra und ließ ihm
den Brief mit der Verfügung (Mu´awiyas) zukommen. ‘Ubaidullah
ordnete sofortige Vorbereitung an und den Abmarsch nach Kufa
für den nächsten Tag. Er verließ Basra, nachdem er seinen
Bruder ‘Uthman zu seinem Stellvertreter bestimmt hatte. Er
rückte an Basra heran, mit Muslim ibn ‘Amr al-Bahili und
Scharik ibn al-A´war al-Harithi, zusammen mit seinem Gefolge
und seiner Familie. Als er Kufa erreichte, trug er einen
schwarzen Turban, und er war verhüllt. Die Leute hatten schon
erfahren, dass al-Hussain (a.) zu ihnen unterwegs war und
erwarteten seine Ankunft. Als sie ‘Ubaidullah sahen, nahmen
sie an, er sei al-Hussain (a.). Er (‘Ubaidullah) ging an
keiner Gruppe vorbei, ohne dass sie ihn grüßten und riefen:
„Willkommen, o Sohn des Gesandten Allahs, deine Ankunft ist
die beste Ankunft.“ Er sah (in der Art), wie sie
al-Hussain (a.) willkommen hießen, etwas, was ihm sehr
missfiel. Muslim ibn ‘Amr sagte, als ihre Zahl groß wurde:
„Bleibt zurück, dies ist der Gouverneur ‘Ubaidullah ibn
Ziyad.“ Sie gingen weiter, bis sie in der Nacht zum (Gouverneurs-)Palast
gelangten. Bei ihm war eine (Menschen-)Menge, die sich um ihn
versammelt hatte und nicht daran zweifelte, dass es sich um
al-Hussain (a.) handelte. Nu´man ibn Baschir verriegelte (den
Palast) gegen ihn und seine Vertrauten. Einer von denen, die
bei ihm waren, rief ihm zu, ihnen die Tür zu öffnen. Da
erschien vor ihm Nu´man, der (immer noch) annahm, dass es
al-Hussain (a.) sei, und rief: „Ich rufe vor dir Allah als
Zeugen an, wenn du dich nicht zurückziehst, werde ich dir
nicht mein Amt übergeben, und ich habe (auch) nicht den
Wunsch, mit dir zu kämpfen.“ Er (ibn Ziyad) machte keine
Anstalten, mit ihm zu reden, (doch) dann ging er näher heran,
während Nu´man über einer Balkonbrüstung (des Palastes)
lehnte, und begann, mit ihm zu reden: „Mach auf, du hast
noch nicht aufgemacht,
und deine Nacht war lang (d.h. in der du geschlafen hast, ohne
zu regieren)“. Jemand hinter ihm hörte das und wandte sich
an die Kufiten, die ihm (Ibn Ziyad) gefolgt waren (in der
Annahme), dass er al-Hussain (a.) sei. Er sagte: „O Leute,
es ist Ibn Murdschana,
bei Dem, außer Dem es deinen Gott gibt.“ Al-Nu´man öffnete
ihm die Tür, und er trat ein. Sie schlugen die Tür vor dem
Angesicht der Leute zu, und diese zerstreuten sich.
Am Morgen erklang der Ruf:
„Gemeinschaftsgebet! (d.h. das Gebet ist ein allgemeines, an
dem alle teilnehmen sollen)“, und die Leute versammelten sich,
und er (Ibn Ziyad) ging zu ihnen hinaus, lobpries und
verherrlichte Allah, dann sprach er:
„Der Fürst der Gläubigen (er meinte
Yazid) hat mir die Verantwortung für eure Stadt übertragen,
eure Grenzstation und die Verteilung eurer Kriegsbeute. Er
befahl mir Gerechtigkeit gegenüber den Unterdrückten und
Freigiebigkeit gegenüber den Entrechteten unter euch sowie
Güte gegenüber den Gehorsamen wie ein gütiger Vater, aber (er
befahl mir auch) meine Peitsche und mein Schwert gegen
diejenigen (einzusetzen), die meinen Befehlen nicht nachkommen
und gegen meine Ernennung opponieren. Lasst jeden Mann sich
selbst schützen. Aufrichtigkeit soll euch zugute kommen, nicht
die angedrohte (Strafe).“
Dann stieg er hinab, nahm sich die Führer
einiger Gruppen (U´rafa) und (einige der) Leute streng vor und
sagte: „Schreibt den Gruppenführern über diejenigen unter
euch, die Amir al-Mu´minin (d.h. Imam Ali, a.) (als Imam)
forderten sowie über die Haruriyya (die Charidschiten) und die
Unberechenbaren, deren Anliegen Streit und Spaltung sind. (Wer
sie uns meldet, ist frei (von jedem Nachteil)), und wer uns
über niemanden schreibt, muss dafür garantieren, dass es
keinen Gegner in seiner Gruppe (‘irafa) gibt, der gegen uns
opponiert und kein Bösewicht, der uns übel will. Wer das nicht
tut, dem wird der Schutz entzogen, und sein Blut sowie sein
Eigentum sind uns erlaubt. Jeder Gruppenführer, in dessen
Gruppe ein Parteigänger des Führers der Gläubigen (Imam Ali,
a.) gefunden wird, wird an der Tür seines Hauses gekreuzigt
werden, und (jegliche) Zahlung (‘ata’) an jene Gruppe wird
eingestellt werden.“
Als Muslim ibn ‘Aqil (r.) von der Ankunft
‘Ubaidullah ibn Ziyads in Kufa und von der Rede, die dieser
gehalten hatte, erfuhr sowie von der Behandlung der
Gruppenführer und Leute, verließ er das Haus al-Muchtars und
ging zum Hause Hani’ ibn ‘Urwas und trat ein (um dort zu
bleiben). Die Schia begann, ihn oft im Hause Hanis zu
besuchen, verborgen vor ‘Ubaidullah, und sie rieten sich
gegenseitig zur Geheimhaltung.
Ibn Ziyad rief einen seiner Gefolgsmänner
namens Ma´qil. „Nimm dreitausend Dirham,“ sagte er,
„und suche Muslim ibn ‘Aqil und suche nach seinen Anhängern.
Wenn du einen von ihnen oder eine Gruppe gewonnen hast, dann
gib ihnen diese dreitausend Dirham und sage zu ihnen, dass sie
das als Hilfe im Krieg gegen ihre Feinde nutzen sollen, und
lasse sie wissen, dass du einer von ihnen bist. Denn wenn du
es (das Geld) ihnen gibst, dann werden sie sich vor dir sicher
fühlen und dir vertrauen und keine ihrer Informationen vor dir
geheimhalten. Gehe dann hin- und her, bis du den
Aufenthaltsort Muslim ibn ‘Aqils weißt und zu ihm gegangen
bist.“
Er tat dies, bis er neben Muslim ibn
‘Ausadscha al-Asadi in der großen Moschee (von Kufa) zu sitzen
kam. Dieser betete, und er (Ma´qil) hörte einige Leute sagen,
dass er al-Hussain (a.) den Treueid geschworen habe. Er kam
und setzte sich neben ihn, bis er sein Gebet beendet hatte.
„O Diener Allahs,“ sagte er, „ich bin ein Syrer, den
Allah mit der Liebe zu den Ahl-al-Bait gesegnet hat und der
Liebe zu denjenigen, die sie (die Ahl-al-Bait, a.) lieben.“
Er täuschte ihm (Muslim ibn ‘Ausadscha) vor, dass er weinte,
und fuhr fort: „Ich habe dreitausend Dirham bei mir, und
ich wollte damit einen Mann von ihnen treffen, über den ich
erfahren habe, dass er nach Kufa gekommen sei, um die Treueide
für den Sohn der Tochter des Gesandten Allahs
entgegenzunehmen. Ich habe ihn immer treffen wollen, aber ich
habe niemanden gefunden, der mich zu ihm führt, noch kenne ich
seinen Aufenthaltsort. Während ich in der Moschee saß, hörte
ich einige von den Gläubigen sagen: ‘Dieser Mann (Muslim ibn
‘Ausadscha) hat Wissen über die Ahl-ul-Bait.’ So bin ich zu
dir gekommen, damit du dieses Geld von mir nimmst und mich
deinem Führer (Sahib) vorstellst. Ich bin einer deiner Brüder,
und du kannst mir vertrauen. Wenn du willst, nimm meinen
Treueid entgegen, bevor ich ihn treffe.“ – „Ich danke
Allah, dass ich dich getroffen habe,“ entgegnete Muslim
ibn ‘Ausadscha, „und ich freue mich, dir deinen Wunsch zu
erfüllen, so das Allah den Leuten des Hauses des Propheten
(s.) durch dich helfen möge. Doch es beunruhigt mich, dass die
Leute von mir und dieser Sache wissen, bevor sie vollendet ist
aufgrund (meiner) Furcht vor diesem Tyrannen und seiner
Macht.“ – „Es wäre am besten,“ sagte Ma´qil, „wenn du
den Treueid (jetzt) von mir entgegennimmst“, und er nahm
ihm den Treueid ab mit dem bindenden Versprechen, aufrichtig
zu sein und (die Angelegenheit) geheimzuhalten. Er (Ma´qil)
sagte ihm (all) das zu, was ihn (Muslim ibn ´Ausadscha)
zufrieden machte. „Komm und besuche mich für einige Tage in
meinem Haus,“ sagte (Muslim ibn ‘Ausadscha), „ich werde
für dich um Erlaubnis fragen, deinen Führer (Sahib, gemeint
war Muslim ibn ‘Aqil) zu besuchen.“ Er begann, ihn (Ma´qil)
häufig mit den Leuten (d.h. den anderen Mitgliedern der Schi´a)
zu besuchen und ersuchte für ihn um Erlaubnis (Muslim ibn
‘Aqil (r.) zu besuchen). (Diese) wurde ihm gegeben, und Muslim
ibn ‘Aqil (r.) nahm ihm den Treueid ab. Er befahl Abu Thumama
al-Sa´idi, das Geld von ihm zu nehmen, und dieser war
derjenige, der Geld von ihnen einsammelte und (andere Dinge),
die (dazu dienten,) einander zu unterstützen, und er kaufte
damit Waffen für sie. Er war weitsichtig, einer der berittenen
(Soldaten) der Araber und einer der Angesehenen der Schi´a.
Jener Mann (d.h. Ma´qil) begann, sie oft
zu besuchen. Er war der Erste, der kam und der Letzte, der
ging, so dass er (alles) verstanden hatte, was Ibn Ziyad (an
Informationen) von ihren Angelegenheiten benötigte, und er
pflegte ihn von Zeit zu Zeit zu benachrichtigen.
Hani’ ibn ‘Urwa fürchtete sich vor
‘Ubaidullah ibn Ziyad, und er hörte auf, seine (Ibn Ziyads)
Versammlung zu besuchen und gab vor, krank zu sein. Ibn Ziyad
sagte zu den Sitzungs-Teilnehmern: „Was ist los, dass ich
Hani’ nicht sehe?“ – „Er ist krank,“ antworteten
sie. „Wenn ich von seiner Krankheit gewusst hätte, hätte
ich ihm einen Krankenbesuch abgestattet,“ sagte Ibn Ziyad.
Er rief Muhammad ibn Asch´ath und Asma’ ibn Charidscha und
‘Amr ibn al-Hadschadsch al-Zubaidi. Dessen Tochter Ruwaiha war
mit Hani’ ibn ‘Urwa verheiratet, und sie war die Mutter von
Yahya ibn Hani’. „Was hindert Hani’ ibn ‘Urwa daran, zu uns
zu kommen?“, fragte er (Ibn Ziyad) sie. „Wir wissen es
nicht,“ erwiderten sie, „man sagt, er sei krank.“ –
„Ich habe erfahren,“ sagte (Ibn Ziyad), „dass er
(von seiner Krankheit) befreit ist, und dass er an der Tür
seines Hauses sitzt. Geht zu ihm und teilt ihm mit, dass er
nicht seine Pflichten uns gegenüber aufgeben soll, denn ich
wünsche nicht, dass einer der Edlen der Araber bei mir
Verderben stiftet.“ Sie gingen, bis sie am Abend vor ihm
standen, und er saß an seiner Tür. „Was hindert dich, zu
(den Versammlungen des) Gouverneurs zu gehen?“, fragten
sie, „denn er hat über dich gesprochen und gesagt, dass,
wenn er gewusst hätte, dass du krank bist, er dir einen
Krankenbesuch gemacht hätte.“ – „Eine Krankheit hat mich
abgehalten,“ antwortete er (Hani’). „Er hat erfahren,“
sagten sie, „dass du jeden Abend an deiner Haustür sitzt.
Er empfindet dich als säumig, und (seine) Autorität duldet
keine Säumigkeit und grobes Benehmen. Wir beschwören dich, mit
uns zu reiten.“
Er
(Hani’) ließ sich seine Kleider bringen, zog sie an, ließ sich
sein Maultier bringen und bestieg es. Als sie sich dem Palast
näherten, erfasste ihn ein Gefühl (der Furcht). Er sagte zu
Hassan ibn Asma’ ibn Charidscha: „Mein Neffe, ich fürchte
mich vor diesem Mann, was meinst du?“ – „Bei Allah,
Onkel, ich fürchte nichts für dich,“ antwortete (dieser),
„du hast nichts getan (,was) gegen dich (verwendet werden
könnte),“ denn Hassan (ibn Asma’) wusste nicht, in welcher
Angelegenheit ‘Ubaidullah ihn (Hani’) ihn hatte rufen lassen.
Hani’ ging weiter, bis er zu Ibn Ziyad
kam, und bei diesem befand sich eine Gruppe von Leuten. Als er
erschien, sagte Ibn Ziyad (zu sich selbst): „Seine Zeit ist
gekommen, seine Füße haben ihn zu dir gebracht.“ Als er
(Hani’) sich Ibn Ziyad genähert hatte, der den Richter,
Schuraih, bei sich hatte, wandte er sich zu ihm und rezitierte
folgenden Gedichtvers: „Ich wünsche seine Freundschaft,
doch er wünscht meine Ermordung - Derjenige, der vor euch
Entschuldigungen vorbringt, ist einer eurer besten Freude von
(dem Stamme der) Murad.“
Er bezog sich dabei
auf seine frühere Großzügigkeit und Freundlichkeit gegen ihn
(Hani’). „Was bedeutet das, o Gouverneur?,“ fragte
Hani’. „Ja, Hani’ ibn ‘Urwa,“ sagte er, „was sind
das für Dinge, auf die du in deinem Hause lauerst, dass sie
den Fürst der Gläubigen und die Allgemeinheit (amma)
der Muslime treffen mögen? Du hast Muslim ibn ‘Aqil
mitgebracht und in dein Haus aufgenommen. Du hast für ihn
Waffen und Männer in den Häusern um dich herum gesammelt, und
du dachtest, dass das mir verborgen blieb.“ – „Ich habe
das nicht getan, und Muslim ist nicht bei mir,“ antwortete
er (Hani’). „Doch,“ sagte er, „das hast du getan.“
Als diese (Auseinandersetzung) zwischen
den beiden länger andauerte und Hani’ auf seinem Abstreiten
und Leugnen (der Anklagen) bestand, rief Ibn Ziyad Ma´qil -
jenen Spion. Er kam und stand vor ihm. „Kennst du diesen
Mann?“, fragte Ibn Ziyad ihn. „Ja“, erwiderte er (Ma´qil),
und da erkannte Hani’, dass er ein Spion war (, der) auf sie
(angesetzt worden) war, und dass er ihm (Ibn Ziyad) (alle)
Informationen über sie (die Schi´a) weitergegeben hatte. Er
war einen Moment bestürzt, dann kehrten seine Lebensgeister zu
ihm zurück. „Hört mir zu“, sagte er, „und glaubt,
was ich sage. Ich schwöre bei Allah, dass ich nicht gelogen
habe, und bei Allah, ich habe ihn (Muslim ibn ‘Aqil, r.) nicht
in mein Haus eingeladen, und ich wusste nichts über ihn, bis
er zu mir kam und mich bat, bei mir bleiben zu dürfen. Ich
schämte mich, abzulehnen. Als Resultat davon war es an mir,
(ihm) Schutz zu gewähren, so gab ich ihm Kost und Logis. Die
Sache mit ihm entwickelte sich so, wie du erfahren hast. Wenn
du wünschst, dann schwöre ich dir meine feierlichsten Eide,
dass ich dir nichts Böses oder Unheil wünsche, und ich werde
zu dir kommen und meine Hand in deine Hand legen. Wenn du
willst, gebe ich dir einen Pfand, der in deiner Hand ist, bis
ich zu dir (zurück) komme. Ich werde zu ihm gehen und ihm
befehlen, mein Haus zu verlassen und in irgendein Land zu
gehen, wohin er will, und ich entbinde mich von (der Pflicht
zu) seinem Schutz und seiner Nachbarschaft.“ – „Bei
Allah,“ sagte Ibn Ziyad, „du wirst niemals von mir
weggehen, bis du ihn mir bringst.“ – „Nein, bei Allah,“
antwortete er (Hani’), „ich werde ihn dir nie und nimmer
bringen, soll ich dir meinen Gast bringen, damit du ihn
tötest?!“ – „Bei Allah, du wirst ihn zu mir bringen!“
– „Nein, bei Allah, ich werde ihn nicht zu dir bringen!“
Nachdem ihr Wortwechsel länger angedauert
hatte, erhob sich Muslim ibn ‘Amr al-Bahili - und es gab in
Kufa keinen Syrer noch jemanden aus Basra außer ihm - und
sagte: „Möge Allah dem Gouverneur Glück bescheren“,
sagte er, „lass mich mit ihm allein, so dass ich mit ihm
sprechen kann.“ Er stand auf und nahm ihn von Ibn Ziyad
(weg) beiseite. Sie waren in seiner (Ibn Ziyads) Sichtweite
und so (nahe bei ihm), dass er hören konnte, was sie sprachen,
wenn sie ihre Stimmen hoben. „Hani’“, sagte Muslim (ibn
‘Amr), „ich beschwöre dich bei Allah, du bringst dir selbst
den Tod und Unheil über deine Familie. Bei Allah, ich halte
dich für zu wertvoll dafür, dass du getötet werden sollst.
Dieser Mann ist der Cousin (deines) Stammes, sie werden ihn
nicht töten oder ihm schaden. Daher übergib ihn (Muslim ibn
‘Aqil) an sie, für dich entsteht damit keine Schande oder
Fehler, denn du wirst ihn nur den Autoritäten übergeben.“
– „Bei Allah“, antwortete Hani’, „in der Tat wäre es
für mich Schmach und Schande, wenn ich meinen Nachbarn und
Gast ausliefern würde, während ich am Leben und gesund bin,
höre und sehe, einen starken Arm habe und viele Helfer?! Bei
Allah, selbst wenn ich alleine wäre und keinen Helfer hätte,
würde ich ihn nicht ausliefern, bis dass ich an seiner Stelle
sterbe.“ Er begann, zu ihm zu rufen: „Bei Allah,
niemals werde ich ihn ausliefern!“ Das hörte Ibn Ziyad.
„Bringt ihn zu mir“, sagte er, und er wurde zu ihm
gebracht. „Bei Allah,“ forderte er, „du wirst ihn
mir bringen, oder ich werde dich köpfen lassen.“ Hani’
antwortete: „Dann wird es viel Blitzen (von Schwertern) um
dein Haus herum geben.“ – „Sein Irrtum (komme) über
dich,“ sagte Ibn Ziyad, „willst du mir mit dem Blitzen
Angst einjagen?“ Hani’ dachte, dass sein Clan ihn (Ibn
Ziyad) daran hindern würde, (ihn zu töten).
„Komm her zu mir,“ befahl Ibn
Ziyad. Er (Hani’) kam heran, und Ibn Ziyad stellte sich ihm
entgegen mit einer Rute, und er schlug ihn (damit)
unaufhörlich auf sein Gesicht, Nase, Stirn und Wangen, so dass
seine Nase brach und das Blut auf seine Kleider strömte. Das
Fleisch seiner Wangen und seiner Stirn spritzte auf seinen
Bart, bis die Rute entzweibrach. Er streckte seine Hand nach
dem Griff des Schwertes einer der Wachmänner aus, doch der
packte sie und hinderte ihn (daran). „Du hast dich also die
ganze Zeit wie ein Haruri (Charidschite) verhalten?“
schrie ‘Ubaidullah, „dein Blut ist uns somit erlaubt.
Bringt ihn weg!“ Sie schleppten ihn fort, warfen ihn in
einen der Räume im Haus und verriegelten die Tür hinter ihm.
„Stellt Wachen vor ihm auf!“ hatte Ibn Ziyad (zuvor)
befohlen, und dies wurde getan. „Sind wir die ganze Zeit
Boten des Verrats gewesen?“, fragte Hassan ibn Asma’.
„Du hast uns befohlen, den Mann zu dir zu bringen, und als wir
ihn zu dir brachten, hast du seine Nase und Gesicht
zerschmettert, und sein Blut floss auf seinen Bart, und du
hast behauptet, dass du ihn töten wirst.“ – „Und dir
wird es (ebenfalls) so ergehen“, schrie ‘Ubaidullah, und
er ließ ihn schlagen und schütteln, dann wurde er beiseite
gestoßen. „Wir sind mit der Einstellung des Gouverneurs
zufrieden,“ sagte Muhammad ibn Asch´ath, „sei sie für
oder gegen uns; er ist ein guter Gouverneur.“
Als ‘Amr ibn al-Hadschadsch erfuhr, dass
Hani’ ermordet worden sei, brach er mit Madhhidsch auf, bis
sie den Palast umstellten, und bei ihnen war eine große Menge
(von Menschen). „Ich bin ‘Amr ibn al-Hadschadsch,“ rief
er, „und diese sind die berittenen (Soldaten) von
Madhhidsch und ihre Anführer. Wir haben uns weder vom Gehorsam
losgesagt, noch uns von der Gemeinschaft getrennt.“ Sie
hatten erfahren, dass ihr Gefährte ermordet worden war, und
sie sahen es als ein großes Verbrechen an. ‘Ubaidullah war
mitgeteilt worden, dass Madhhidsch am Tor war. Er sagte zu dem
Richter Schuraih: „Gehe zu ihrem Gefährten und sieh nach
ihm, dann gehe hinaus und lasse sie wissen, dass er am Leben
ist und nicht ermordet wurde.“ Schuraih ging zu ihm hinein
und sah nach ihm. Als er Schuraih sah, sagte Hani’: „O
Allah. O ihr Muslime! Ist mein Clan zugrunde gegangen? Wo sind
die Religiösen? Wo sind die Bewohner der Stadt?!“ Das Blut
floss auf seinen Bart. Als er den Tumult am Palast-Tor hörte,
sagte er: „Ich vermute, dass dies die Stimmen von
Madhhidsch und meiner Gruppe der Muslime sind. Wenn zehn von
ihnen hineinkommen (könnten), dann würden sie mich retten.“
Als Schuraih gehört hatte, was er gesagt hatte, ging er zu
ihnen (Madhhidsch und seinen Leuten) und sagte zu ihnen:
„Nachdem der Gouverneur von eurem Standpunkt und eurer
Einstellung gegenüber eurem Gefährten gehört hatte, ließ er
mich zu ihm gehen, und ich ging zu ihm und sah nach ihm. Er
(Ibn Ziyad) befahl mir, euch zu treffen und euch zu
informieren, dass er noch lebt, und dass das, was ihr über
seine Ermordung gehört habt, falsch ist.“ – „Preis sei
Allah,“ sagte ‘Amr ibn al-Hadschadsch zu seinen Gefährten,
„dass er nicht ermordet wurde.“ Dann wandten sie sich
zum Gehen.
‘Ubaidullah ibn Ziyad ging hinaus und
bestieg die Kanzel, und bei ihm waren die Angesehenen der
Leute, seine Leibwächter und sein Gefolge. Er sagte: „O ihr
Menschen, suchet Schutz beim Gehorsam gegenüber Allah und im
Gehorsam gegenüber euren Führern, und spaltet euch nicht, denn
dann werdet ihr zugrunde gehen, gedemütigt, getötet, hart
behandelt und beraubt werden. Dein Bruder ist derjenige, der
dir die Wahrheit sagt, und der, der eine Warnung ausspricht,
ist entschuldigt.“ Dann schickte er sich an, von der
Kanzel hinabzusteigen, doch er war noch nicht hinabgestiegen,
als die Wächter der Moschee von Dattel-Verkäufer-Tor aus
hereingestürmt kamen und riefen: „Ibn ‘Aqil ist gekommen!“
‘Ubaidullah ibn Ziyad eilte in den Palast und verriegelte die
Tore.
Abdullah ibn Hazim berichtete: „Bei
Allah, ich war Ibn ‘Aqils Botschafter (,der) zum Palast
(geschickt wurde), damit ich nachsehe, was mit Hani’ geschehen
war. Als er eingesperrt und geschlagen wurde, bestieg ich mein
Pferd, und ich war der erste, der das Haus betrat, um Muslim
ibn ‘Aqil Nachricht von ihm (Hani’) zu geben, und da waren die
Frauen der Murad versammelt und riefen aus: ‘O Tränen um
ihn, o welch ein Verlust von ihm!’. Ich ging zu
Muslim ibn ‘Aqil und berichtete ihm (von Hani’). Er befahl
mir, seine Gefährten zu rufen. Die Häuser um ihn herum waren
voll von ihnen; es waren dort viertausend Mann. Ich rief:
‘O Siegreicher, töte (sie)!’ So kamen die Kufiten zusammen
und versammelten sich. Muslim (r.) ernannte die Führer der
Scharen von den Stämmen der Kinda, Madhhidsch, Tamim, Asad,
Mudaar und Hamdan. Die Leute hatten sich gegenseitig
herbeigerufen und sich versammelt. Es dauerte nicht lange, bis
die Moschee und der Marktplatz voller Leute war, und sie waren
voller Kampfbereitschaft bis zum Abend. ‘Ubaidullahs Lage
wurde kritisch. Seine größte Anstrengung konzentrierte sich
darauf, das Tor (geschlossen) zu halten, und bei ihm waren nur
dreißig Mann von seiner Leibwache und zwanzig von den
Angesehenen der Leute, seine Familie und sein Gefolge.
Diejenigen von den Edlen der Leute, die sich von ihm abgewandt
hatten, kamen zu ihm durch das Tor, das an das Gebäude der
Römer angrenzte. Dann begannen die (Leute) bei Ibn Ziyad auf
sie (die Leute draußen) herabzublicken. (Diese) schauten auf
sie, bewarfen sie mit Steinen und beschimpften ‘Ubaidullah und
seinen Vater.
Ibn Ziyad rief Kathir ibn Schihab und
befahl ihm, sich unter die Leute zu mischen, die Madhhidsch
gehorchten und in Kufa umherzureisen, um die Leute dazu zu
bringen, Ibn ‘Aqil im Stich zu lassen. Er sollte den Leuten
Angst vor Krieg einflößen und sie vor den Strafaktionen der
Machthaber warnen. Er (Ibn Ziyad) befahl Muhammad ibn Asch´ath,
zu den Angehörigen der (Stämme) Kinda und Hadhramaut zu gehen,
die ihm gehorchten, er sollte ein Banner hissen, das
denjenigen Sicherheit garantierte, die zu ihm kamen. Ähnliches
befahl er (auch) Qa´qa´ al-Dhuhli, Schabath ibn Rib´i
al-Tamimi, Hadschar ibn Abdschar al-´Idschli und Schimr ibn
Dhi al-Dschauschan al-Amiri. Er behielt den Rest der Führer
der Leute bei sich. Er wollte nicht ohne sie sein, da (nur)
wenige von den Leuten bei ihm waren.
Kathir ibn Schihab ging hinaus, um die
Leute dazu zu bringen, (Muslim) Ibn ‘Aqil im Stich zu lassen.
Muhammad ibn al-Asch´ath machte sich auf den Weg, bis er die
Häuser der Bani ‘Umara erreichte. Ibn ‘Aqil schickte von der
Moschee aus ‘Abd ar-Rahman ibn Schuraih al-Schibami zu
Muhammad ibn Asch´ath. Als Ibn al-Asch´ath die Menge sah, die
zu ihm (Muslim ibn ‘Aqil) gekommen war, zog er sich zurück von
dort, wo er war (d.h. er führte Ibn Ziyads Auftrag, das Banner
zu hissen, nicht aus). Er - Muhammad ibn al-Asch´ath - und
Kathir ibn Schihab, Qa´qa´ ibn Schawr al-Dhuhli und Schabath
ibn Rib´i begannen, die Leute von der Anhängerschaft zu Muslim
abzubringen, indem sie ihnen Furcht vor den Mächtigen
einflößten, so dass eine große Zahl von ihren Stammesgenossen
und anderen sich bei ihnen versammelte, und sie gingen zu Ibn
Ziyad durch das Römer-Haus. Die Stammesleute gingen mit ihnen
hinein.
„Möge Allah dem Gouverneur Glück
bescheren“, sagte Kathir ibn Schihab zu ihm (Ibn Ziyad),
„bei dir sind viele der Angesehenen des Volkes, wie auch
deine Leibwache, deine Familie und Gefolge. Gehe mit uns
hinaus zu ihnen (den Anhängern von Muslim).“ Doch Ibn
Ziyad weigerte sich, aber er gab Schabath ibn Rib´i ein Banner
und schickte ihn hinaus. Die Anhänger von Ibn ‘Aqil blieben
bis zum Abend zahlreich.
Ihre Situation wurde prekär. ‘Ubaidullah
ließ die Angesehenen rufen und versammelte sie (um sich). Sie
gingen hinauf (auf das Dach) und schauten auf die Leute herab.
Sie versprachen denjenigen, die (Ibn Ziyad) gehorchen würden,
ein Zusatzgehalt und Ehrung, und sie schüchterten die
Ungehorsamen mit der (Androhung von) Enteignung und
Strafmaßnahmen ein. Sie informierten sie darüber, dass die
Armee aus Syrien zu ihnen unterwegs war. Kathir sprach, bis
die Sonne dabei war, unterzugehen. Er sagte:
„Ihr Leute, bleibt euren Familien
verbunden und eilt nicht zum Bösen. Setzt euch nicht dem Kampf
aus. Es ist die Armee des Führers der Gläubigen Yazid, die im
Anmarsch ist. Der Gouverneur hat Allah gelobt, dass wenn ihr
auf dem Krieg gegen ihn beharrt und euch nicht bis zum
Einbruch der Nacht zurückzieht, er dann eure Kinder von der
Unterhaltszahlung durch den Staat (‘ata’) ausschließen und
eure Kämpfer in den Kriegszügen der syrischen Armee zerstreuen
wird. Er wird die Gesunden (unter euch) für die Kranken
verantwortlich machen und die Anwesenden für die Abwesenden,
bis keiner von den Aufständischen mehr übrig bleiben wird, den
er nicht die üblen Folgen für das, was seine Hände gewirkt
haben, hat spüren lassen.“ Die (anderen Angesehenen)
sagten Ähnliches.
Nachdem die Leute ihre Reden gehört
hatten, begannen sie, sich zu zerstreuen. (So manche) Frau
ging zu ihrem Sohn und ihrem Bruder und sagte: „Geh, die
Leute sind genug (auch ohne dich)“, und (mancher) Mann
ging zu seinem Sohn bzw. seinem Bruder und sagte: „Morgen
kommen die Syrer gegen dich. Was willst du mit Krieg und Übel
anfangen? Geh weg.“ (Und so kam es, dass) er ihn mitnahm
oder er (selber) ging. Sie zerstreuten sich weiterhin bis zum
Abend, so dass, als Ibn ‘Aqil das Abendgebet verrichtete, nur
dreißig Personen bei ihm in der Moschee waren. Als er sah,
dass er am Abend nur noch jene Personen bei sich hatte,
verließ er die Moschee und machte sich auf in Richtung der
Tore von Kinda. Er erreichte die Tore mit (nur) zehn von
ihnen, dann ging er durch die Tore hinaus, und da war niemand
mehr bei ihm. Er schaute sich um, doch er sah niemanden, der
ihm den Weg zeigte, niemanden, der ihn zu seinem Hause
geleitete und niemanden, der ihn persönlich unterstützte in
dem Falle, dass sich ihm ein Feind entgegenstellte.
So ging er seines Weges, schaute sich
nach rechts und links um und wusste nicht, wohin er gehen
sollte, bis er zu den Häusern der Bani Dschabala von Kinda
kam. Er ging weiter, bis er zu einer Tür einer Frau namens
Taw´a kam. Sie war eine Sklavin gewesen (Umm Walad) von
al-Asch´ath ibn Qais, und er hatte sie freigelassen. Usaid
al-Hadhrami hatte sie geheiratet, und sie hatte ihm einen Sohn
namens Bilal geboren. Bilal war mit den Leuten ausgezogen, und
seine Mutter wartete auf ihn. Ibn ‘Aqil grüßte sie, und sie
erwiderte seinen Gruß. „Dienerin Allahs,“ sagte er,
„gib mir bitte Wasser zu trinken.“ Sie gab ihm zu trinken,
und er setzte sich nieder. Sie brachte das Gefäß hinein, kam
(wieder) heraus und fragte: „Diener Allahs, hast du nicht
getrunken?“ – „Doch,“ antwortete er. „So gehe zu
deiner Familie,“ sagte sie. Er schwieg, dann wiederholte
sie (was sie gesagt hatte), und er schwieg (weiterhin).
“Gelobt sei Allah,“ sagte sie ein drittes Mal, „Diener
Allahs, stehe auf, möge Allah dir Gesundheit schenken, (und
gehe) zu deiner Familie, denn es ist nicht recht von dir, dass
du an meiner Tür sitzt, und ich erlaube dir das nicht.“
Er stand auf und sagte: „Dienerin
Allahs, ich habe in dieser Stadt weder Haus noch Verwandte.
Würdest du mir etwas Großzügigkeit und Güte erweisen? Ich
werde es die später zurückzahlen.“ – „Diener Allahs,
was ist los?“ fragte sie. „Ich bin Muslim ibn ‘Aqil,“
sagte er, „jene Leute haben mich verleugnet, mich Gefahr
ausgesetzt und mich vertrieben.“ – „Du bist Muslim (ibn
‘Aqil)?“, fragte sie, und er antwortete: „Ja.“ –
„Tritt ein,“ sagte sie, und er ging in ein Zimmer in ihrem
Haus, in dem sie sich nicht aufhielt. Sie breitete einen
Teppich für ihn aus und bot ihm ein Abendessen an, doch er
konnte nicht essen.
Es dauerte nicht lange, bis ihr Sohn kam.
Er sah sie oft aus dem Zimmer (in dem Muslim sich aufhielt)
aus- und ein gehen, und er sagte: „Bei Allah, so oft, wie
du aus diesem Zimmer aus- und eingehst, erweckt es in mit den
Verdacht, dass du (dort) etwas Wichtiges hast.“ – „Mein
Sohn,“ sagte sie, „vergiss das.“ – „Bei Allah,“
sagte er, „sag es mir.“ – „Kümmere dich um deine
Angelegenheiten“, erwiderte sie, „und frage mich
nichts.“ Doch er drängte sie (weiter), bis sie sagte:
„Mein Sohn, sage niemandem von den Leuten, was ich dir (jetzt)
sage.“ – „Ja,“ sagte er, und sie nahm ihm einen
Schwur ab. Als er schwor (nichts zu sagen), sagte sie (es)
ihm. Er ging schweigend zu Bett.
Nachdem die Leute Muslim ibn ‘Aqil
verlassen hatten, hörte Ibn Ziyad lange Zeit nicht mehr die
Stimmen der Anhänger Ibn Aqils, wie er sie vorher gehört
hatte. Er wies seine Anhänger an, (vom Dach) hinunterzuschauen
und zu sehen, ob sie einen von ihnen (Muslim ibn ‘Aqils
Anhängern) sehen könnten. Sie schauten hinab, sahen aber
niemanden. Er (Ibn Ziyad) sagte: „Seht nach, ob sie im
Schatten sind und euch auflauern,“ Sie begannen, die
hölzerne Deckenverkleidung der Moschee abzureißen, und sie
hielten Fackeln in ihren Händen und schauten (hinab). Manchmal
leuchteten die Fackeln ihnen, und manchmal gaben sie nicht so
(viel) Licht, wie sie wollten. Sie ließen die Leuchten (ein
Bündel Rohre, die mit Seilen zusammengebunden waren) herab,
dann zündeten sie an, dann ließen sie diese herab bis zur
Erde. Sie taten dies in äußerster Dunkelheit, und beleuchteten
nahe wie entfernter Liegendes, und dies geschah in der
Dunkelheit um die Kanzel herum. Als sie sahen, dass dort
nichts war, teilten sie Ibn Ziyad mit, dass die Leute sich
zerstreut hatten. Dann öffnete er den Säulengang, der in die
Moschee führte. Er ging daraufhin hinaus und stieg auf die
Kanzel, und seine Anhänger waren mit ihm gekommen. Er befahl
ihnen, sich eine Weile hinzusetzen vor dem Nachtgebet. Er wies
‘Amr ibn Nafi’ an, folgendes auszurufen:
„Es wird keine Garantie auf Sicherheit
für irgendeinen Mann von der Leibwache, den Gruppenführern
sowie deren Chefs und von den Kämpfern geben, der das
Nachtgebet woanders als in der Moschee verrichten wird.“
Es dauerte nicht einmal eine Stunde, bis die Moschee voller
Leute war. Dann befahl er (Ibn Ziyad) seinem Ausrufer (, zum
Gebet zu rufen), und er erhob sich zum Gebet. Sein Wachmann
erhob sich hinter ihm, (aber) er sagte ihm, dass er ihn gegen
jeden bewachen solle, der hereinkam, um einen Anschlag auf ihn
zu verüben. Er betete mit den Leuten, dann bestieg er die
Kanzel, lobpries Allah und sagte:
„Ibn ‘Aqil, dumm und unwissend (wie er
ist), hat Opposition und Spaltung begangen, wie ihr gesehen
habt. Es gibt keine Sicherheit Allahs (dhimma-t-ullah) für
denjenigen, in dessen Haus wir ihn finden. Und wer ihn bringt,
wird den Lohn für sein Blut bekommen. Fürchtet Allah, ihr
Diener Allahs, haltet fest an eurem Gehorsam und eurem
Treueid. Tut nichts, was gegen euch verwendet werden könnte.
Hussain ibn Numair, deine Mutter wird ihren Sohn verlieren,
wenn die Tore der Straßen Kufas offen sind, oder dieser Mann
sie verlässt, ohne dass du ihn mir bringst. Ich gebe dir die
Vollmacht über die Häuser der Bewohner Kufas, und schicke
Kundschafter (, um die Leute) auf den Straßen (zu überwachen).
Morgen früh durchsuche die Häuser und verhafte (die Leute),
bis du mir diesen Mann bringst.“ Al-Hussain ibn Numair war
für die Leibwache verantwortlich, und er gehörte zu den Bani
Tamim. Dann ging Ibn Ziyad in den Palast. Er gab ‘Amr ibn
Huraith die Flagge und gab ihm den Befehl über die Leute. Am
Morgen hielt er eine Versammlung ab und gestattete den Leuten,
zu ihm zu kommen. Muhammad ibn Asch´ath kam, und er (Ibn
Ziyad) sagte (zu ihm):
„Willkommen sei derjenige, der außer
Verdacht und ohne Beschuldigung ist,“ und ließ ihn neben
sich sitzen. An jenem Morgen ging der Sohn jener alten Frau zu
‘Abd ar-Rahman ibn Muhammad ibn al-Asch´ath und erzählte ihm,
dass Muslim ibn ‘Aqil bei seiner Mutter sei. ‘Abd ar-Rahman
ging zu seinem Vater, der bei Ibn Ziyad war, und ging zu ihm.
Ibn Ziyad erfuhr von seinem Geheimnis. „Geh,“ sagte Ibn
Ziyad und piekste mit einem Rohr in seine Seite, „und
bringe ihn mir sofort.“ Er erhob sich und schickte Leute
mit ihm mit, denn er wusste, dass alle nicht wollten, dass es
ihnen wie Muslim ibn ‘Aqil ergehen möge. Er schickte
‘Ubaidullah ibn ‘Abbas al-Sulami mit ihm und siebzig Männer
von (dem Stamme der) Qais. Sie gingen zu dem Haus, wo Muslim
ibn ‘Aqil (r.) sich aufhielt. Als dieser das Hufgetrappel der
Pferde und die Stimmen der Männer hörte, wusste er, dass er es
war, dessentwegen sie gekommen waren. Er lief zu ihnen hinaus
mit seinem Schwert, als sie auf das Haus einstürmten. Er
stürzte sich auf sie und schlug mit seinem Schwert auf sie
ein, so dass er sie von dem Haus wegtrieb. Sie wiederholten
ihren Angriff auf ihn, doch er schlug sie wieder auf die
gleiche Art und Weise zurück. Er und Bakr ibn Humran al-Ahmari
bekämpften sich, und dieser traf den Mund Muslims und spaltete
seine Oberlippe, dann schlug er sein Schwert schnell in seine
Unterlippe, um zwei seiner Schneidezähne auszuschlagen. Muslim
schlug ihn mit einem furchtbaren Schlag und wiederholte
diesen, wobei er ihm eine Schultersehne durchtrennte und fast
seinen Magen erreichte. Als die Leute das sahen, (gingen sie
hoch) und schauten auf ihn (Muslim) herab, und sie begannen,
Steine auf ihn zu werfen. (Außerdem) fingen sie an, Rohre aus
Holz anzuzünden, die sie von den Dächern der Häuser
herunterwarfen. Als er das sah, lief er unbeugsam mit seinem
Schwert auf die Straße, und Muhammad ibn al-Asch´ath sagte zu
ihm: „Du kannst Sicherheit haben, töte dich nicht selbst.“
Doch er bekämpfte sie weiterhin und sagte: „Ich habe
geschworen, dass ich nur als freier Mann getötet werde, auch
wenn ich den Tod als etwas Furchtbares ansehe. Er macht die
Kälte zu einer bitteren Hitze und wendet die Sonnenstrahlen
für immer ab. Jeder wird eines Tages etwas Schlechtes
antreffen, und ich fürchte, dass ich belogen oder getäuscht
werde.“
„Du wirst weder belogen, getäuscht
noch bekümmert werden,“ sagte Muhammad ibn al-Asch´ath,
„denn dieser Stamm (Bani Umayya) sind deine Vettern, sie
werden dich nicht töten oder dir Schaden zufügen.“ Er
(Muslim) war durch die Steine verwundet worden und
kampfunfähig. Er war außer Atem und lehnte mit seinem Rücken
gegen die Wand jenes Hauses, und Ibn Asch´ath wiederholte sein
Angebot der Sicherheitsgarantie an ihn. „Habe ich
Sicherheit?“ fragte er (Muslim). „Ja“, erwiderte er
(al-Asch´ath). (Dann) fragte er (Muslim) die Leute: „Bin
ich sicher?“, und sie bejahten das, außer ‘Ubaidullah ibn
al-Abbas al-Sulami, welcher sagte: „Ich habe weder
Kamelstute noch ein Kamel darin (d.h.: Ich will nichts damit
zu tun haben.)“, und wandte sich ab. „Wenn ihr mir
keine Sicherheit gebt“, sagte Muslim, „dann werde ich
nicht meine Hand in eure legen.“
Ein Maultier wurde gebracht, und er wurde
daraufgehoben. Sie versammelten sich um ihn herum und
entrissen ihm sein Schwert. Da geriet er in Verzweiflung für
sein Leben, und Tränen traten ihm in die Augen. „Das ist
der erste Verrat!“
, rief er. „Ich hoffe, dass
dich kein Schaden treffen wird“, sagte Muhammad ibn
al-Asch´ath. „Ist es nichts als Hoffnung?,“ rief er,
„wo ist eure Sicherheitsgarantie? Wahrlich, Allahs sind wir,
und zu Ihm kehren wir zurück“, und er weinte. „Jemand,
der die gleiche Sache anstrebte, die du anstrebtest, und ihm
dann das gleiche widerfährt, was dir (jetzt) widerfährt,
sollte nicht weinen“ sagte ‘Ubaidullah ibn al-Abbas
al-Sulami zu ihm. „Bei Allah“, antwortete (Muslim),
„ich weine nicht um meinetwillen, und auch nicht wegen meines
Todes, auch wenn ich nicht einen Augenblick Verlangen nach
(meiner) Zerstörung hatte, sondern ich weine wegen meiner
Familie, die zu mir kommt, ich weine um al-Hussain (a.) und um
die Familie al-Hussains.“
Dann ging er näher an Muhammad ibn
al-Asch´ath heran und sagte: „Diener Allahs, bei Allah, ich
sehe, dass du mir keine Sicherheit garantieren kannst. Hast du
die Güte, dass du einen Mann von dir mit meiner Botschaft
losschicken kannst, damit es zu al-Hussain kommt? Denn ich bin
sicher, dass er heute schon zu euch aufgebrochen ist, oder
dass er sich morgen mit seiner Familie auf den Weg machen
wird.(Meine Botschaft ist folgende) ‘Ibn ‘Aqil hat mich zu dir
geschickt. Er ist ein Gefangener in den Händen des Volkes, und
er denkt, dass er den Abend nicht mehr erleben wird, ohne
getötet zu werden.; und er sagt (zu dir): ‘Kehre um mit deiner
Familie, mögen mein Vater und meine Mutter dir geopfert
werden, damit dich die Kufiten nicht täuschen, denn sie sind
die Anhänger deines Vaters,
welcher sich von ihnen trennen wollte (und sei es) durch
(seinen) Tod oder (seine) Ermordung. Die Kufiten haben dich
belogen. Wer lügt, kann nicht urteilen.’“.
„Bei Allah“, sagte ibn al-Asch´ath,
„ich werde das tun, und ich werde Ibn Ziyad informieren,
dass ich dir eine Sicherheitsgarantie gegeben habe.“ Ibn
al-Asch´ath ging mit Ibn ‘Aqil zum Palasttor. Er bat um
Erlaubnis (einzutreten), die ihm gegeben wurde. Er ging zu Ibn
Ziyad und informierte ihn über Ibn ‘Aqil und den Schlag Bakrs
gegen ihn, und über seine Sicherheitsgarantie. „Was (ist
mit) dir und der Sicherheitsgarantie? Als ob wir dich dazu
geschickt hätten, ihm Sicherheit zu garantieren! Wir haben
dich nur dazu geschickt, dass du ihn uns bringst.“ Ibn
al-Asch´ath schwieg. Während Ibn ‘Aqil an dem Palasttor blieb,
bekam er starken Durst. Am Palasttor saßen Leute und warteten
auf die Erlaubnis, einzutreten. Unter ihnen waren ‘Umara ibn
‘Uqba ibn Abu Mu´ait, ‘Amr ibn Huraith, Muslim ibn ’Amr und
Kathir ibn Schihab. Am Tor stand ein Krug mit kaltem Wasser.
„Gebt mir von diesem Wasser,“ bat Muslim. „Sieh, wie
(erfrischend) kalt es ist,“ antwortete Muslim ibn ‘Amr.
„nein, bei Allah, du wirst keinen Tropfen davon kosten, bis du
das Feuer der Hölle gekostet hast!“ – „Schande über
dich, wer bist du?,“ rief Muslim ibn (‘Aqil, r.). „Ich
bin derjenige,“ antwortete er, „der die Wahrheit
erkannt hat, als du sie verleugnet hast, derjenige, der
aufrichtig zu seinem Imam war, als du ihn getäuscht hast,
derjenige, der ihm gehorcht hat, als du dich gegen ihn
gestellt hast. Ich bin Muslim ibn ‘Amr al-Bahili.“ –
„Deine Mutter hat ihr Kind verloren,“
sagte Muslim ibn ‘Aqil (r.), „wie rauh du bist, wie grob,
und wie hart dein Herz ist! Mann aus Bahila, du hast es eher
als ich verdient, für ewig im Feuer der Hölle zu schmoren.“
Er setzte sich nieder und lehnte sich an eine Wand.
‘Amr ibn Huraith schickte seiner Diener
zu ihm mit einem Gefäß, in dem ein Tuch und eine Trinkschale
waren. Er goss Wasser hinein und sagte: „Trink,“ doch
jedes Mal, wenn er trinken wollte, füllte er das Gefäß mit
Blut, und er konnte nicht trinken. Er tat dies ein, zwei Mal,
und beim dritten Mal, als er trinken wollte, fielen seine
Schneidezähne ins Trinkgefäß. Er sagte: „Allah sei Dank (al-hamdu-lillah),
wenn Allah mir das als Versorgung zugeteilt hätte, dann hätte
ich es getrunken.“
Ein Bote von Ibn Ziyad kam und befahl
ihm, zu diesem zu gehen. Als er eintrat, grüßte er ihn nicht,
wie es einem Gouverneur gebührt hätte. „Grüßt du den
Gouverneur nicht?“, fragte der Wachmann. „Wenn er
meinen Tod wünscht, warum soll ich ihn dann grüßen?“
erwiderte Muslim. „Wenn er nicht meinen Tod wünschen würde,
dann würde ich ihn viel grüßen.“ – „Bei meinem Leben,“
sagte Ibn Ziyad, „du wirst getötet werden.“ – „So
sei es denn,“ sagte Muslim. „Ja,“ antwortete Ibn
Ziyad. „So lass mich (noch) für einige meiner Stammesleute
mein Testament schreiben,“ erwiderte Muslim. „Tu
(das),“ sagte er (Ibn Ziyad). Muslim schaute auf die
Anwesenden, die (an der Sitzung mit Ibn Ziyad teilnahmen), und
unter ihnen war ’Umar ibn Sa´d ibn Abu Waqqas. „’Umar,“,
sagte er, „wir sind verwandt, und ich brauche dich. Ich
brauche dich für die Verwirklichung meines Wunsches, aber es
ist geheim.“ Doch ‘Umar weigerte sich, ihm zuzuhören.
„Warum,“ fragte ‘Ubaidullah, „weigerst du dich, den
Wunsch deines Cousins zu beachten?“ So stand er (‘Umar)
mir ihm auf und setzte sich dorthin, wo ibn Ziyad sie beide
beobachten konnte. „Ich habe Schulden in Kufa,“ sagte
er (Muslim), „die ich gemacht habe, als ich nach Kufa kam,
es sind siebenhundert Dirham, begleiche sie für mich. Wenn ich
getötet werde, dann verlange meine Leiche von Ibn Ziyad und
begrabe sie. Schicke irgendjemanden zu al-Hussain (a.), der
ihn zurückschickt, denn ich habe ihm schon geschrieben und ihm
mitgeteilt, dass die Leute auf seiner Seite sind, und ich kann
nur denken, dass er kommen wird.“ – „Weißt du, was er
zu mir sagte, o Gouverneur?“, sagte ‘Umar zu Ibn Ziyad.
„Er erwähnte (wohl) dieses und jenes.“ – „Der
Zuverlässige wird dich nicht betrügen,“ sagte Ibn Ziyad,
„sondern der Verräter hat um Straflosigkeit gebeten! Was
dein Eigentum betrifft, so gehört es dir, und wir werden dich
nicht daran hindern, damit zu tun, was du willst, und was
seine Leiche angeht, nachdem wir ihn getötet haben, ist es uns
gleichgültig, was damit getan wird. Und Hussain - wenn er
nichts von uns will, so wollen wir auch nichts von ihm.
Wohlan, Ibn ‘Aqil,“ sagte Ibn Ziyad zu ihm, „du bist zu
den Leuten gekommen, als sie einig waren und hast (dann)
Spaltung zwischen ihnen verursacht. Du hast ihre Meinung
gespalten und sie gegeneinander aufgebracht.“ – „Nein“,
antwortete er (Muslim ibn ‘Aqil, r.), „ich bin nicht
deshalb gekommen, sondern weil die Leute aus der Stadt (Kufa)
behaupteten, dass dein Vater ihre besten Männer getötet und
ihr Blut vergossen habe und mit ihnen wie Chosrow und der
Kaiser von Byzanz umgegangen sei. Wir sind gekommen, um ihn zu
Gerechtigkeit zu ermahnen und ihn dazu aufzurufen, gemäß dem
Buche (d.h. dem Qur´an) zu regieren.“ – „Was hast du damit zu
tun, du Abweichler?“ schrie Ibn Ziyad. „Warum hast du
das nicht bei den Leuten getan, als du in Medina Wein
trankst?“ – „Ich und Wein trinken?! Bei Allah, Allah
weiß, dass du nicht die Wahrheit sprichst, und dass du ohne
Wissen gesprochen hast, denn ich bin nicht so, wie du gesagt
hast. Es kann eher von dir angenommen werden, dass du Wein
trinkst, als von mir, (du bist es), von dem es
wahrscheinlicher ist, dass er das Blut der Muslime trinkt und
das Leben tötet, das Allah zu töten verboten hat, und (du bist
derjenige, der) heiliges Blut vergießt auf der Grundlage von
Besatzung, Feindschaft und bösen Vermutungen, während er
(Yazid) sich amüsiert und spielt, als ob er nichts getan
hätte.“
„Du Abweichler“, schrie Ibn Ziyad,
„deine Begierden (nafs) brachten dich dazu, etwas zu
begehren, was Allah dir verwehrt hat, da Er dich nicht dafür
als würdig erachtete .“ – „Und wer ist dessen würdig,“
fragte Muslim, „wenn nicht wir?!“ – „Der Herrscher
der Gläubigen, Yazid,“ antwortete Ibn Ziyad.
„Preis sei Allah unter allen
Umständen,“ erwiderte Muslim, „und wir akzeptieren
Allahs Urteil zwischen uns und euch .“ – „Möge Allah
mich töten“, sagte Ibn Ziyad, „wenn ich dich nicht auf
so eine Weise töten werde, auf die noch niemand im Islam
getötet worden ist.“ – „Du bist derjenige, der die
meisten Neuerungen (bid´a) in den Islam gebracht hat, die es
vorher nicht gab,“ sagte Muslim, „denn du wirst keine
bösartigen Morde aufgeben, noch scheußliche Strafen, noch
abscheuliche Verhaltensweisen und unehrenhaften Sieg.“
Da begann Ibn Ziyad, ihn zu beschimpfen,
und er beschimpfte al-Hussain, Ali und ‘Aqil, Segen und Heil
sei auf ihnen, und Muslim sprach nicht mit ihm. „Bringt ihn
hinauf auf das Dach des Schlosses,“ befahl Ibn Ziyad,
„und schneidet seinen Köpf ab, (lasst ihn nach unten fallen)
und werft seinen Körper hinterher.“
Muhammad ibn al-Asch´ath stand auf und
sprach mit ‘Ubaidullah ibn Ziyad über Hani’ ibn ‘Urwa: „Du
kennst doch die Stellung von Hani’ in der Stadt und von seinem
Haus innerhalb seines Clans. Sein Stamm weiß, dass ich und
mein Gefährte ihn zu dir gebracht haben. Ich beschwöre dich
bei Allah, überlasse ihn mir, denn ich möchte nicht die
Feindschaft der Stadt (auf mich ziehen)“. Er versprach
ihm, das zu tun, doch dann geschah etwas, und er befahl:
„Bringt ihn hinaus auf den Marktplatz und schlagt seinen Kopf
ab!“ So wurde Hani’ in Ketten an einen Ort auf dem
Marktplatz gebracht, wo Schafe verkauft wurden. Er rief: „O
Madhhidsch! Es ist heute kein Madhhidsch für mich da -
Madhhidsch! Madhhidsch! Wo ist Madhhidsch?“ Als er
erkannte, dass niemand ihm half, zog er seine Hand aus der
Fessel heraus und rief: „Ist da ein Stock, ein Messer, ein
Stein oder ein Knochen, mit dem ein Mann sich verteidigen
kann?“ Da stürzten sie sich auf ihn und zogen die Fesseln
fester. Dann wurde ihm befohlen, seinen Hals hinzuhalten, doch
er sagte: „Ich bin nicht so freigiebig mit meinem Leben,
und ich werde euch nicht helfen, mir das Leben zu nehmen.“
Da schlug ihn ein türkischer Gefolgsmann von ‘Ubaidullah
namens Raschid mit dem Schwert, richtete jedoch nichts damit
aus. Hani’ rief: „Zu Allah ist die Rückkehr, O Allah, zu
Deiner Barmherzigkeit und Deiner Zufriedenheit,“ dann
versetzte er ihm einen zweiten Schwertstreich und tötete ihn.
Über Muslim ibn ‘Aqil und Hani’ ibn ‘Urwa
(r.) schrieb Abdullah ibn al-Zubair al-Asadi: „Wenn ihr
nicht wisst, was der Tod ist, dann schaut Hani’ auf dem
Marktplatz und ‘Aqil an - (Schaut) auf den Helden, dessen
Antlitz das Schwert zerschmetterte, und ein anderer, der von
einem hohen Platz stürzte. - Der Befehl des Gouverneurs traf
sie, und sie wurden zu Legenden für jeden Reisenden auf allen
Wegen. - Du siehst einen Körper, dessen Antlitz der Tod
verändert hat, und der von Blut bespritzt ist, das in Strömen
geflossen ist. - Ein junger Mann, der schamhafter war als ein
scheues junges Mädchen, und schneidender als die geschärfte
Klinge eines Zweiklingen-Schwertes. - Reitet Asma’
ein pass-gehendes Pferd in Sicherheit, während Madhhidsch ihn
zur Rache drängte? - Die Murad wandern um ihn herum, sind sie
alle in Furcht vor dem Fragenden und demjenigen, der gefragt
wird, - wenn ihr für euren Bruder keine Blutrache übt, dann
seid Huren, die sich mit wenig begnügen.“
Als Muslim und Hani’ (r.) getötet wurden,
schickte ‘Ubaidullah ibn Ziyad ihre Köpfe mit Hani’ ibn Abi
Hayya al-Wadi´i und Zubair ibn Arwah al-Tamimi zu Yazid ibn
Mu´awiya. Er beauftragte seinen Sekretär (katib), Yazid zu
schreiben, was mit Muslim und Hani’ geschehen war. Der
Sekretär, dessen Name ‘Amr ibn Nafi’ war, schrieb einen langen
Brief, und er war der erste, der einen so langen Brief
schrieb. Als ‘Ubaidullah diesen sah, missfiel er ihm. Er
fragte: „Was soll diese lange Abhandlung? Schreibe: ‘Preis
sei Allah, Der den Anspruch des Fürsten der Gläubigen
bestätigte und ihm genügend Handhabe gegen seinen Feind gab.
Ich informiere den Fürsten der Gläubigen darüber, dass Muslim
ibn ‘Aqil im Hause von Hani’ ibn ‘Urwa al-Muradi Zuflucht
gesucht hat. Ich habe Spione auf die beiden angesetzt und die
Männer gegen sie intrigieren lassen. Ich habe gegen sie Ränke
geschmiedet, bis ich sie in die Hand bekam. Allah gab mir die
Macht über sie. So kam ich über sie und schlug ihnen ihre
Köpfe ab, und ich habe ihre Köpfe mit Hani’ ibn Abu Hayya und
Zubair ibn Arwah al-Tamimi zu dir geschickt, und sie sind
beide aufmerksame, gehorsame und aufrichtige Männer. Lasst den
Fürsten der Gläubigen sie über die Angelegenheit fragen, was
immer er will, denn sie besitzen Wissen, Aufrichtigkeit und
Frömmigkeit, was-salam.’“
Und Yazid schrieb ihm: „Du bist nicht
weiter gegangen, als ich wollte, und du hast klug gehandelt.
Und du hast die Attacke kaltblütig ausgeführt. Du hast mir
genügt, hast deine Aufgabe erfüllt und meine Ansicht über dich
bestätigt. Ich habe deine beiden Abgesandten gerufen und
vertraulich mit ihnen gesprochen, und ich fand sie in ihren
Ansichten und Vorzügen so, wie du gesagt hast. Behandele sie
gut. Ich habe gehört, dass Hussain unterwegs nach Irak ist,
darum stelle Späher und Bewaffnete (Wachen) auf und sei auf
der Hut, verhafte Verdächtige und töte (jeden) Angeklagten.
Schreibe mir (alles), was an Neuigkeiten passiert, so Allah
will.“
Der (versuchte) Angriff Muslim ibn ‘Aqils
(r.) in Kufa fand am Dienstag, den 8. Dhu-l-Hidscha
im Jahre 60 nach der Hidschra (680 n.Chr.) statt. Er (r.)
wurde am Mittwoch, den 9. Dhu-l-Hidscha getötet, am Tage von
Arafa. Al-Hussain (a.) hatte sich am Tage von Muslims Angriff
in Kufa von Mekka nach Irak aufgemacht - am Tage Tarwiya
- nachdem er den Rest von Scha´ban, den Monat Ramadan,
Schawwal und Dhu-l-Qa´da und acht Tage des Monats
Dhu-l-Hidscha
in Mekka geblieben war, im Jahre 60 nach der Hidschra (680
n.Chr.). Während der Dauer seines Verweilens in Mekka hatten
sich eine Anzahl von Bewohnern des Hidschaz und denen von
Basra um ihn herum versammelt und hatten sich an seine Familie
(Ahl-al-Bait) und seine Gefolgsmänner (mawali) angeschlossen.
Als al-Hussain (a.) sich auf den Weg
machen wollte nach Irak, verrichtete er die Umrundung des
(Heiligen) Hauses (Kaaba) und das Eilen zwischen Safa und
Marwa.
Dann trat er aus seinem Weihezustand (ihram) aus, nachdem er
die Kleine Pilgerfahrt (‘umra) verrichtet hatte, da er die
Große Pilgerfahrt nicht vollenden konnte, weil er Bedenken
hatte, dass er in Mekka ergriffen und zu Yazid ibn Muawiya
gebracht werden würde,
und so machte er sich früh am Morgen auf den Weg mit seiner
Familie, seinen Kindern und denjenigen seiner Schi´a, die sich
ihm angeschlossen hatten. Die Nachricht von Muslims
(Gefangennahme und Ermordung) hatte ihn noch nicht erreicht,
weil (diese sich erst) an dem Tag seines Aufbruchs ereignet
hatte, worüber wir berichteten.
Es wird überliefert, dass al-Farazdaq,
der Dichter, folgendes sagte: „Im Jahre 60. n.H. (680 n.Chr.)
vollzog ich die Hadsch mit meiner Mutter. Ich trieb gerade ihr
Kamel an, als ich in den Heiligen Bezirk eintrat, und da traf
ich al-Hussain ibn Ali (a.), als er gerade dabei war, Mekka zu
verlassen in Begleitung (einiger Männer, die) Schwerter und
Schilde trugen. ‘Wessen Karawane ist das?’, fragte ich
ihn. ‘Die des al-Hussain ibn Ali’, war die Antwort. So
ging ich zu ihm hin, begrüßte ihn und sagte: ‘Möge Allah
dir Deine Bitten und Hoffnungen erfüllen, was immer du willst,
bei meinem Vater und meiner Mutter, o Sohn des Gesandten
Allahs, doch was lässt dich von der Hadsch davoneilen?’
– ‚Wenn ich mich nicht beeile, dann werde ich
gefangengenommen,’ antwortete er, dann fragte er mich:
‘Wer bist du?’ – ‚Ein Araber,’ erwiderte ich. Und bei
Allah, er fragte mich nicht weiter. ‘Erzähle mir von den
Leuten, die hinter dir stehen,’ sagte er. ‘Das ist eine
gute Frage,’ sagte ich, ‘die Herzen der Menschen sind
für dich, doch ihre Schwerter sind gegen dich. Die Bestimmung
kommt vom Himmel, und Allah tut, was Ihm beliebt’ – ‚Du hast
die Wahrheit gesprochen,’ sagte er, ‘die Sache gehört
zu Allah.
‘Jeden Tag offenbart Er sich in
neuem Glanz’
.
Wenn das Schicksal herabsendet, was
wir wollen, preisen wir Allah für Seine Segnungen. Er ist
Derjenige, um Dessen Hilfe nachgesucht werden soll, damit wir
Ihm danken, und wenn das Schicksal nicht unsere Hoffnungen
erfüllt, so weist Er doch nicht diejenigen zurück, deren
Absicht die Wahrheit und in deren Herzen die Gottesehrfurcht
ist.’ – ‚Ja,’ antwortete ich, ‘möge Allah dir bringen,
was du wünschst und dich vor dem schützen, was dich bedroht.’
Dann fragte ich ihn nach Dingen hinsichtlich Gelübden und
Riten. Er gab mir darüber Auskunft, setzte sein Reittier in
Bewegung, verabschiedete sich von mir, und so trennten wir
uns.“
Als al-Hussain ibn Ali (a.) Mekka
verließ, stand ihm Yahya ibn Sa´id ibn al-Aas mit einer Gruppe
(von Männern) gegenüber, die ‘Amr ibn Sa´id
zu ihm geschickt hatte. „Kehre dorthin zurück,“ sagten
sie zu ihm, „von wo du gekommen bist.“ Doch er weigerte
sich und ging weiter. Die beiden Gruppen stießen zusammen und
schlugen einander mit Peitschen, und al-Hussain (a.) und seine
Gefährten leisteten erbitterten Widerstand. Al-Hussain (a.)
ging weiter, bis er nach al-Tan´im kam. Dort traf er eine
Kamel-Karawane, die aus Jemen kam. Er mietete von ihren Leuten
Kamele für sich und seine Anhänger. Dann sagte er zu den
Kameltreibern:
„Wer von euch sich uns nach Irak
anschließen will, dem werden wir seine Miete zahlen und uns
über seine Gesellschaft freuen. Wer uns lieber nach einer
gewissen Strecke verlassen möchte, dem werden wir seine Miete
entsprechen seiner zurückgelegten Wegstrecke bezahlen.“
Einige der Leute gingen mit ihm, während andere sich
weigerten.
Abdullah ibn Dscha´far (r.) schickte
seine beiden Söhne ‘Aun und Muhammad mit ihm, und er schrieb
ihm einen Brief, der folgendermaßen lautete: „Ich bitte
Dich bei Allah, zurückzukehren, wenn Du meinen Brief siehst.
Ich bin besorgt um Dich aufgrund der Richtung, die Du
eingeschlagen hast, da dies Deine Vernichtung und die
Ausrottung deiner Ahl-ul-Bait bedeuten wird. Wenn Du heute
vernichtet wirst, dann wird das Licht der Erde ausgelöscht
werden, denn Du bist das Banner der Rechtgeleiteten und die
Hoffnung der Gläubigen. Habe keine Eile bei Deiner Reise, denn
ich bin auf der Spur dieses Briefes, und salam.“
Abdullah ibn Dscha´far begab sich zu ‘Amr
ibn Sa´id und bat ihn, al-Hussain (a.) eine schriftliche
Sicherheitsgarantie zu geben und ihm Zugeständnisse zu machen,
damit er von der Richtung, die er eingeschlagen hatte, Abstand
nehmen würde. ’Amr ibn Sa´id schrieb ihm einen Brief und
versprach ihm darin Geschenke und eine Garantie für seine
Sicherheit. Er schickte ihn mit seinem Bruder Yahya ibn Sa´id.
Yahya ging hinterher (wie auch) Abdullah, nachdem er seine
beiden Söhne geschickt hatte. Die beiden übergaben (‘Amrs)
Brief an ihn (Imam Hussain, a.) und bemühten sich, ihn zur
Rückkehr (zu bewegen).
„Ich sah den Gesandten Allahs (s.) in
meinem Traum,“ sagte er (Imam Hussain, a.), „und er
befahl mir auszuführen, wohin ich gehe.“ – „Was war
jener Traum?,“ fragten die beiden. „Ich habe niemandem
davon erzählt,“ erwiderte er, „und ich werde auch
niemandem davon erzählen, bis ich meinen Herrn, Hoch und
Erhaben ist Er, treffe.“ Als Abdullah ibn Dscha´far es
aufgegeben hatte, (ihn zu überreden), befahl er seinen beiden
Söhnen ‘Aun und Muhammad, bei ihm (Imam Hussain, a.) zu
bleiben, mit ihm zu reisen und für ihn zu kämpfen. Er kehrte
mit Yahya ibn Sa´id nach Mekka zurück.
Al-Hussain (a.) nahm schnell und direkt
Kurs nach Irak, bis er bei Dha ‘Irq ankam. Sobald ‘Ubaidullah
ibn Ziyad vom Aufbruch al-Hussains (a.) von Mekka nach Kufa
erfahren hatte, sandte er al-Hussain ibn Numair, den
Kommandeur der Leibwache (schurta) nach al-Qadissiyya, damit
er dort und (in dem Gebiet) zwischen al-Qadissiyya und
al-Qutqutana Reiter von al-Qadissiyya bis Chaffan
stationierte. Und die Leute sagten: „Dieser Hussain will
(unbedingt in) den Irak.“
Als al-Hussain (a.) al-Hadschiz erreichte
(einen Hügel über) Batn al-Rumma, schickte er Qais ibn Muschir
al-Saidawi - manche sagen, es sei sein Milchbruder Abdullah
ibn Yuqtur gewesen - nach Kufa,
denn er hatte (zu jenem Zeitpunkt) noch nicht über (das
Schicksal von) Muslim ibn ‘Aqil (r.) erfahren. Er schickte
einen Brief mit ihm:
„Von al-Hussain ibn Ali zu seinen
Brüdern von den Gläubigen und den Muslimen. Salamun alaikum,
ich preise Allah vor Euch, außer Dem es keinen Gott gibt. Der
Brief Muslim ibn ‘Aqils ist bei mir angekommen, welcher mich
über Eure gute Meinung informierte sowie über die Übereinkunft
Eurer Führer, uns zu unterstützen und unser Recht zu fordern.
Ich habe Allah darum gebeten, dass Er (Eure) Handlung für uns
gut sein und Euch dafür größten Lohn zuteil werden ließe. Ich
bin am 8. Dhu-l-Hidscha zu Euch aufgebrochen, am Tage von
Tarwiya. Wenn mein Botschafter zu Euch gelangt, dann beeilt
Euch in der Sache und seid ernsthaft (darin), denn ich werde
in diesen (nächsten) Tagen zu Euch kommen, was-salamu alaikum
wa rahmatullah.“
Muslim hatte 27 Tage, bevor er getötet
wurde, an al-Hussain (a.) geschrieben, und die Kufiten hatten
ihm geschrieben: „Hier hast Du 100.000 Schwerter, verspäte
Dich nicht.“
Qais
ibn Muschir ging mit dem Brief al-Hussains (a.) nach Kufa.
Doch als er al-Qadissiyya erreicht hatte, ergriff ihn
al-Hussain ibn Numair und schickte ihn zu ‘Ubaidullah ibn
Ziyad. „Geh auf die Kanzel,“ sagte ‘Ubaidullah zu ihm,
„und beschimpfe den Lügner Hussain ibn Ali.“ Qais stieg
auf (die Kanzel), lobte und pries Allah, dann sagte er: „O
ihr Leute, dieser Hussain ibn Ali ist das beste der Geschöpfe
Allahs, der Sohn der Fatima, der Tochter des Gesandten Allahs,
und ich bin sein Botschafter zu euch, so antwortet ihm,“
dann verfluchter er ‘Ubaidullah ibn Ziyad und seinen Vater,
betete für Ali ibn Abu Talib (a.) um Verzeihung
und segnete ihn. ’Ubaidullah ordnete an, dass er vom Dach des
Palastes hinabgestürzt werden sollte. Sie stürzten ihn hinab,
und er wurde zerschmettert.
Es wurde (auch) Folgendes überliefert: Er
fiel in Ketten auf die Erde, seine Knochen wurden zerbrochen,
und nur sein letzter Atemzug war ihm geblieben. Da kam ein
Mann namens ‘Abd al-Malik ibn ‘Umair al-Lachmi und schnitt
seine Kehle durch. Als ihm gesagt wurde, dass er eine
schändliche Tat begangen habe, sagte er: „Ich wollte ihm
(sein Leiden) erleichtern.“
(Währenddessen) hatte al-Hussain (a.)
Hadschiz in Richtung Kufa verlassen, bis er zu einer
Wasserstelle der Araber kam. Dort war Abdullah ibn Muti’
al-Adawi, der dort verweilte. Als er al-Hussain (a.) sah,
erhob er sich ihm zu Ehren und sagte zu ihm: „Bei meinem
Vater und meiner Mutter, o Sohn des Gesandten Allahs, was
führte dich hierher?“ Er führte ihn (sein Reittier) voran
und half ihm bei Absteigen, und al-Hussain (a.) sagte: „Es
ist aufgrund des Todes von Mu´awiya, wie du vielleicht
erfahren hast, und die Iraker haben mir geschrieben und mich
zu ihnen gerufen.“ – „Ich möchte dich, o Sohn des
Gesandten Allahs, (an Allah) und die Heiligkeit des Islams
erinnern, damit sie nicht geschändet wird. Ich beschwöre dich
bei Allah, die Heiligkeit der Quraisch (zu bedenken). Ich
beschwöre dich vor Allah, die Heiligkeit der Araber (zu
bedenken). Bei Allah, wenn du verlangst, was in den Händen der
Banu Umayya ist, dann werden sie dich töten, und wenn sie dich
töten, dann werden sie nie mehr irgend jemanden nach dir
respektieren. Bei Allah, es ist die Heiligkeit des Islams, die
geschändet werden wird, die Heiligkeit der Quraisch und die
Heiligkeit der Araber. Tu es nicht, geh’ nicht nach Kufa,
liefere dich nicht den Banu Umayya aus.“ Doch al-Hussain
(a.) weigerte sich und bestand darauf, seine Reise
fortzusetzen.
(Währenddessen) hatte ‘Ubaidullah ibn
Ziyad befohlen, dass (das Gebiet) zwischen Waqisa
und den Wegen nach Syrien und Basra besetzt werden sollte, (so
dass) niemand herein- oder herausgelassen wurde. Al-Hussain
(a.) setzte seine Reise fort, und er wusste nichts (von
alldem), bis er (einige) Wüstenaraber traf. Er fragte sie nach
der Situation), und sie sagten: „Nein, bei Allah, wir
wissen nichts darüber, außer dass wir weder (nach Kufa)
herein- noch herauskönnen.“ Er setzte seine Reise in die
(von ihm gewünschte) Richtung fort.
Eine Gruppe der Fazara und Badschila
erzählte Folgendes: „Wir waren bei Zuhair ibn al-Qain
al-Badschali, als wir aus Mekka kamen. Wir hatten den gleichen
Weg mit al-Hussain (a.), und nichts war uns verhasster, als
mit ihm an einem Rastplatz anzuhalten. (Dennoch), als
al-Hussain (a.) unterwegs war und an einem Rastplatz Halt
machte, blieb uns nichts anderes übrig, als mit ihm
anzuhalten. Al-Hussain (a.) hielt auf der einen Seite (der
Straße) an, und wir auf der anderen. Als wir saßen und unsere
Mahlzeit zu uns nahmen, nahte ein Botschafter al-Hussains
(a.), grüßte uns und trat ein (in unser Lager). „Zuhair ibn
al-Qain, Abu ‘Abdillah al-Hussain hat mich zu dir geschickt,
damit du zu ihm kommst.“ Jeder von uns ließ fallen, was
sich in seiner Hand befand, es war (so überraschend), als ob
Vögel auf unseren Köpfen wären. „Gelobt sei Allah,“
sagte seine (Zuhairs) Frau zu ihm, „hat der Sohn des
Gesandten Allahs nach dir geschickt, und du gehst nicht zu
ihm? Wenn du zu ihm gehen würdest, dann würdest du (erst)
hören, was er sagt, dann könntest du wieder gehen.“ Zuhair
ibn al-Qain ging zu ihm hin, und es dauerte nicht lange, bis
er kam und ankündigte, dass er in Richtung Osten reisen würde.
Er ordnete an, (dass) sein Zelt (abgebrochen werden sollte)
und ließ sich sein Gepäck, Reittiere und Proviant bringen.
Sein Zelt wurde abgebrochen und zu al-Hussain (a.) gebracht.
Dann sagte er zu seiner Frau: „Du bist geschieden, gehe
zurück zu deiner Familie, ich möchte, dass dir meinetwegen
nichts als Gutes widerfährt.“ Dann sagte er zu seinen
Gefährten: „Wer von euch mir folgen möchte (, der möge es
tun), ansonsten ist er von seiner Verpflichtung mir gegenüber
entbunden (d.h. derjenige ist davon befreit, Zuhair als
Anführer der Stammesgruppe zu folgen). Ich werde euch von
einem Ereignis erzählen: ‘Wir machten einen Kriegszug in ein
Land,
und Allah bescherte uns den Sieg und wir machten (reichlich)
Beute. Salman al-Farsi (r.) sagte zu uns: ‘Freut ihr euch über
den Sieg, den Allah euch hat zuteil werden lassen und die
Beute, die ihr gemacht habt?’ ‘Ja,’ erwiderten wir. ‘Dann,
wenn ihr den (Herrn) der jungen Männer von der Familie
Muhammads (s.) trefft, dann seid (noch) glücklicher, mit ihnen
in den Kampf zu ziehen, als ihr jetzt über die Beute seid, die
ihr heute gemacht habt.’ Was mich betrifft, so bete ich, dass
Allah mit euch sei.“ Er blieb bei den Leuten al-Hussains
(a.), bis er Schahid wurde (möge Allah ihm gnädig sein).
Abdullah ibn Sulaiman und al-Mundhir ibn
al-Muschma´il, beide von al-Asad, überlieferten folgendes: Als
wir die Große Pilgerfahrt verrichtet hatten, hatten wir kein
anderes Ziel, als uns al-Hussain (a.) unterwegs anzuschließen,
damit wir sehen konnten, wie es um ihn stand. Wir ritten voran
und trieben unsere Kamelstuten schnell an, bis wir uns ihm bei
Zarud
anschlossen. Als wir uns näherten, sahen wir einen Mann aus
Kufa, der sich seitlich von Weg abgewandt hatte, als er
al-Hussain (a.) sah. Al-Hussain (a.) hielt an, als ob er ihn
(ansprechen) wollte, (doch) dann wandte (der Mann) sich ab und
ging weiter, und wir gingen auf ihn zu. Einer von uns sagte
zum anderen: ‘Lass uns zu diesem (Mann) gehen und ihn
fragen, ob er Neuigkeiten aus Kufa hat.’ So gingen wir
weiter, bis wir bei ihm angelangt waren. ‘As-salamu-alaik’,
sagten wir, und er antwortete: ‘Wa alaikum as-salam.’
– ‘Von welchem Stamm bist du, Herr?’ – ‚Ich bin ein Asadi,’
antwortete er. ‘Wir sind auch Asadis,’ sagten wir,
‘und wer bist du?’ – ‚Ich bin Bakr ibn so-und-so,‘ sagte
er. Wir nannten ihm unsere Abstammungslinien, dann sagten wir
zu ihm: ‘Gib uns Nachricht von den Leuten, die du
zurückgelassen hast’, und er sagte: ‘Ja, ich bin erst
aus Kufa ausgereist, als Muslim ibn ‘Aqil und Hani’ ibn ‘Urwa
getötet wurden. Ich sah, wie sie an den Füßen über den
Marktplatz geschleift wurden.’ Wir gingen weiter, bis wir
Hussain (a.) einholten, und wir gingen mit ihm mit, bis er am
Abend in al-Tha´labiyya anhielt. Als er anhielt, holten wir
ihn ein und grüßten ihn. Er erwiderte unseren Gruß. ‘Möge
Allah dir gnädig sein,’ sagten wir, ‘wir haben
Neuigkeiten für dich, wenn du willst, sagen wir es dir
öffentlich, und wenn du es wünschst, im Geheimen.’ Er
schaute seine Gefährten an, dann sagte er: ‘Es gibt
gegenüber diesen (Männern) nichts zu verbergen.’ – ‚Hast du
den Reiter gesehen, der nahe an dir dran war, gestern Abend?,’
fragten wir. ’Ja,’ antwortete er, ‘ich wollte ihn
(etwas) fragen.’ – ‚Bei Allah, wir haben die Nachricht für
dich von ihm geholt und dir seine Befragung erspart’,
antworteten wir, ‘er ist ein Mann von uns (d.h. von ihrem
Stamm), mit vernünftigen Ansichten, Aufrichtigkeit und
Verstand, und er hat uns erzählt, dass er erst aus Kufa
ausgereist war, als Muslim ibn ‘Aqil und Hani’ ibn ‘Urwa
getötet worden waren, und dass er sah, wie sie an ihren Füßen
über den Marktplatz geschleift wurden.’ – ‚Allahs sind wir,
und zu Ihm kehren wir zurück, möge Allah ihnen gnädig sein,’
und er wiederholte dies mehrmals. ‘Wir beschwören dich bei
Allah,’ sagten wir zu ihm, ‘für dein eigenes Leben und
das deiner Familie, dass du diesen Ort nicht verlässt, denn du
hast in Kufa weder Helfer noch Schi´a. Vielmehr fürchten wir
für dich, dass sie gegen dich sind.’“
Er schaute die Söhne ‘Aqils an und sagte:
‘Was meint ihr, wo Muslim wohl getötet worden ist?’“
Sie fuhren fort (mit ihrer Erzählung): „Bei Allah, wir
werden nicht zurückkehren, bis wir Rache genommen haben oder
das kosten werden, was er kostete.“
Al-Hussain (a.) kam zu uns heran und sagte: ‘Es gibt nichts
Gutes mehr im Leben nach jenen (Männern),’ und da wussten
wir, dass seine Ansicht zu dieser Reise feststand (sie
fortzusetzen). ‘Möge Allah dir Gutes (chayr) bescheren,’
sagten wir zu ihm. ‘Allah sei euch beiden barmherzig,’
erwiderte er. ‘Bei Allah,’ sagten seine Gefährten,
‘du bist nicht wie Muslim ibn ’Aqil. Wenn du nach Kufa gehst,
dann werden die Leute zu dir eilen (um dich zu unterstützen).’
Dann schwieg er und wartete bis zu Sahar.
Dann ordnete er seinen jungen Männern und Dienern an, dass sie
den Leuten viel Wasser zu trinken geben sollten. Sie taten
dies, dann machten sie sich auf den Weg. Sie gingen weiter,
bis sie nach Zubala
kamen, und (dort) erreichte sie eine Nachricht von Abdullah
ibn Yaqtur. Er (Imam Hussain, a.) zog einen Brief hervor und
las ihn ihnen vor: ‘Im Namen Allah, Des Gnädigen, Des
Barmherzigen. Schreckliche Nachrichten vom Mord an Muslim ibn
‘Aqil, Hani’ ibn ‘Urwa und Abdullah ibn Yaqtur sind zu uns
gedrungen. Unsere Schia hat uns im Stich gelassen. Wer von
euch es nun vorzieht, uns zu verlassen, der ist frei, uns zu
verlassen ohne schlechtes Gewissen.’
Die Leute begannen, sich von rechts und
links zu zerstreuen, bis diejenigen seiner Gefährten
übriggeblieben waren, die mit ihm aus Medina gekommen waren
und eine kleine Gruppe, die sich ihm (später) angeschlossen
hatte. Er (Imam Hussain, a.) tat dies, weil er wusste, dass
die Wüstenaraber, die zu ihm gekommen waren, ihm gefolgt
waren, weil sie annahmen, dass er in ein Land kommen würde,
dessen Bewohner ihm bereits gehorsam waren. Er wollte nicht,
dass sie mit ihm reisten, ohne dass sie wussten, was auf sie
zukam.
Als es Mitternacht wurde, befahl er
seinen Anhängern, große Wasservorräte mitzunehmen, dann
brachen sie auf, bis sie Batn al-Aqaba erreichten. Er (Imam
Hussain, a.) machte dort Halt. Da kam ein alter Mann vom
Stamme der Banu ‘Ikrima namens ‘Amr ibn Lawdhan zu ihm.
‘Wohin willst du gehen?,’ fragte er. ‘Nach Kufa,’
antwortete al-Hussain (a.). ‘Ich flehe dich an vor Allah,’
sagte der alte Mann, ‘dass du umkehrst, denn bei Allah,
dich erwartet nichts als Speerspitzen und Schwertklingen. Wenn
diejenigen, die nach dir geschickt haben, dir als
Unterstützung im Kampf genügen würden und dir alles
vorbereitet hätten und du dann zu ihnen kämest, dann wäre das
(eine) weise (Entscheidung). Aber in diesem Fall, den du
schilderst, meine ich, dass du es nicht tun solltest.’ –
‚Diener Allahs,’ sagte er (Imam Hussain, a.) zu ihm,
’die weise Entscheidung ist mir nicht verborgen, aber dem
Befehl Allahs Des Erhabenen kann nicht Widerstand geleistet
werden.’ Dann sagte er: ‘Sie (meine Feinde) werden mich
nicht in Ruhe lassen, bis sie mir dieses Herz aus meinem
Innersten gerissen haben. Wenn sie das tun, dann wird Allah
(andere) über sie herrschen lassen, die sie (so) demütigen
werden, so dass sie der erniedrigteste Teil unter den Nationen
sein werden.’
Dann ging er (weiter) von Batn al-Aqaba,
bis er bei Scharaf Halt machte. In der Zeit zwischen
Mitternacht und Morgendämmerung (Sahar) befahl er (Imam
Hussain, a.) seinen jungen Männern, einen großen Wasservorrat
(für die Reise) mitzunehmen, dann setzte er (die Reise) von
dort fort bis zum Mittag. Während er ging, rief einer seiner
Anhänger: „Allahu Akbar! (Allah ist am größten!)“ – „Allahu
Akbar!“ sagte al-Hussain (a.), „warum hast du ‘Allahu
Akbar’ gerufen?“ – „Ich habe Dattelpalmen gesehen,“
antwortete er (der Anhänger). „Dies ist ein Ort, an dem wir
niemals eine Dattelpalme gesehen haben,“ antwortete ihm
eine Gruppe seiner Anhänger. „Was denkt ihr dann, was es
ist?“, fragte al-Hussain (a.). „Wir sehen die Ohren
eines Pferdes, bei Allah“, sagten sie. „Ich sehe das,
bei Allah, auch“, sagte er. Dann sagte er: „So, dass wir
in einer Richtung auf sie zugehen (so dass wir nicht umringt
werden können) und uns hinter uns einen Fluchtpunkt offen
halten.“ – „Ja“, sagten wir, „zu deiner Linken ist
Dhu Husma, und wenn du es vor ihm erreichst, dann wird es (in
der Position) sein, die du willst“.
So begann er, nach links abzubiegen, und
wir bogen mit ihm ab. Noch bevor wir Zeit hatten, (die
Richtung zu ändern), erschien vor uns die Vorhut der
Reiter-Truppe, und wir konnten sie klar erkennen. Wir änderten
die Richtung, und als sie sahen, dass wir vom Weg abwichen,
änderten (auch) sie ihre Richtung und ritten auf uns zu. Ihre
Speerspitzen sahen aus wie Palmenbäume, deren Blätter
abgestreift worden sind, und ihre Banner wirkten wie Flügel
von Vögeln. Wir überholten sie und kamen vor ihnen in Dhu
Husma an. Al-Hussain (a.) ordnete an, dass seine Zelte
aufgeschlagen werden sollten, und so geschah es. Die Leute
kamen, es waren etwa tausend Reiter mit al-Hurr ibn Yazid
al-Tamimi (als ihr Anführer), bis er und seine Reiter-Truppe
gegenüber von al-Hussain (a.) anhielten. Es war in der
Mittagshitze, und al-Hussain (a.) und seine Anhänger trugen
ihre Turbane und hatten ihre Schwerter angelegt. Al-Hussain
(a.) sagte zu seinen jungen Dienern: „Gebt den Leuten
Wasser zu trinken und lasst sie damit ihren Durst stillen, und
lasst ihre Pferde Schluck für Schluck trinken,“ und sie
taten dies, indem sie ihre Schüsseln und Trinkgefäße mit
Wasser füllten und sie zu den Pferden brachten. Immer wenn ein
(Pferd) drei, vier oder fünf Schlucke getrunken hatte, wurde
(das Gefäß) zurückgezogen und dem anderen gereicht, bis sie
alle getränkt hatten.
Ali ibn al-Ta’an al-Muharibi
überlieferte: „Ich war an jenem Tage mit al-Hurr zusammen, ich
war einer der letzten, die mit seinen Anhängern kamen. Als
al-Hussain (a.) sah, wie durstig ich und mein Reittier waren,
sagte er: ‘Lasse dein Tier (rawiya) niederknien.’ Ich
dachte, er meinte damit mein Wasser-Gefäß. Er sagte:
‘Vetter, lass (dein) Kamel niederknien.’ Ich tat es, und
er sagte: ‘Trink,’ und ich trank, aber immer, wenn ich
trank, floss Wasser aus meinem Wasser-Gefäß. ‘Neige das
Gefäß,’ sagte er, aber ich wusste nicht, wie ich das
machen sollte. So kam er hoch (zu mir) und neigte es (in die
richtige Stellung). Dann trank ich und auch mein Reittier.“
Al-Hurr ibn Yazid war von al-Qadissiyya
gekommen. ’Ubaidullah ibn Ziyad hatte al-Hussain ibn Numair
geschickt und ihm befohlen, in al-Qadissiyya Stellung zu
beziehen. Dann hatte er al-Hurr mit tausend Reitern
beauftragt, al-Hussain (a.) entgegenzutreten. Al-Hurr blieb so
lange in Stellung gegenüber al-Hussain (a.), bis (die Zeit
für) das Mittagsgebet gekommen war. Al-Hussain (a.) befahl
al-Hadschadsch ibn Mashur, den Adhan (1.Gebetsruf) auszurufen.
Als die Iqama (2. Gebetsruf) ausgerufen werden sollte,
erschien al-Hussain (a.) (vor den Leuten) mit einem um die
Taille gegürteten Gewand (izar), einem Obergewand (rida’) und
einem Paar Sandalen bekleidet. Er lobte und pries Allah, dann
sagte er:
„Ihr Leute, ich bin erst zu euch
gekommen, als eure Briefe bei mir ankamen, die durch eure
Botschafter überbracht wurden (und folgendermaßen lauteten):
‘Komm zu uns, denn wir haben keinen Imam, auf dass Allah uns
unter deiner Führung und unter der Wahrheit einen möge.’ Da
das eure Ansicht war, bin ich zu euch gekommen. Darum gebt
mir, was ihr mir versprochen habt von euren Treueiden und
(geschworenen) Zeugnissen. Wenn ihr das nicht tut und (nun)
gegen mein Kommen Missfallen hegt, so werde ich mich von euch
abwenden und dorthin zurückkehren, woher ich zu euch gekommen
bin.“
Sie schwiegen vor ihm, und niemand von
ihnen sprach ein Wort. „Verlese die Iqama (zweiten
Gebetsruf),“ sagte er (Imam Hussain, a.) zu dem
Gebetsrufer, und der rezitierte die Iqama. „Möchtest du das
Gebet für deine Gefährten anführen?“ fragte (Imam Hussain
a.) al-Hurr ibn Yazid. „Nein,“ antwortete dieser,
„sondern bete du vor, und wir werden hinter dir beten“.
Al-Hussain ibn Ali (a.) führte sie im Gebet an, dann betrat er
(sein Zelt), und seine Anhänger versammelten sich um ihn
herum. Al-Hurr ging (wieder) zu seiner Stelle zurück, an der
er (mit seinen Männern) war und betrat das Zelt, das für ihn
aufgestellt worden war, und eine Gruppe seiner Gefolgsmänner
versammelten sich um ihn, und die Übrigen kehrten in ihre
Reihen zurück, in denen sie (vorher) waren. Dann nahm jeder
von ihnen die Zügel seines Reittiers und setzte sich in seinen
Schatten. Als es Zeit zum Nachmittagsgebet (‘asr) war, ordnete
al-Hussain ibn Ali (a.) die Vorbereitung für die Reise an, und
sie (die Männer) führten dies aus. Dann befahl er, dass der (Gebets-)Ruf
ausgerufen werden sollte, und der (Gebets-)Ruf für das
Nachmittagsgebet und die Iqama wurden ausgerufen. Al-Hussain
(a.) erhob sich und betete vor den Leuten. Dann beendete er
(das Gebet) mit dem abschließenden Gruß (des Gebets) (salam).
Er wandte sein Gesicht zu ihnen, lobte und pries Allah, dann
sagte er:
„Ihr Leute, wenn ihr Allah fürchtet
und das Recht derjeniger kennt, denen es gebührt, dann wird
Allah am zufriedensten mit euch sein, denn wir sind die Leute
des Hauses von Muhammad (s.) (Ahl-al-Bait), und (als solche)
der Führerschaft (wilaya) über euch würdiger in dieser Sache
als diejenigen, die beanspruchen, was ihnen nicht gehört. Sie
haben Tyrannei und Feindseligkeit unter euch gebracht. Und
wenn ihr euch weigert, dann nur aus Abneigung (gegen uns) oder
aus Unkenntnis über unser Recht. Wenn eure Ansicht jetzt eine
andere ist als die, die durch eure Briefe zu mir gedrungen ist
und die mir eure Botschafter brachten, dann werde ich euch
verlassen.“
„Bei Allah“, sagte al-Hurr,
„ich weiß nichts von diesen Briefen und den Botschaftern, die
du erwähnst.“ – „’Uqba ibn Sim´an“, sagte
al-Hussain (a.) zu einem seiner Gefährten, „hole die beiden
Satteltaschen, in denen sich ihre Briefe an mich befinden.“
Er brachte zwei Satteltaschen, die voller Papiere waren, und
sie wurden vor ihm ausgebreitet. „Wir gehören nicht zu
denen, die dir geschrieben haben“, sagte al-Hurr, „und
uns wurde befohlen, dass, wenn wir auf dich stoßen, wir uns
nicht von dir trennen sollen, bis wir dich nach Kufa zu
‘Ubaidullah gebracht haben.“ – „Eher wird dich der Tod
ereilen, als das (passiert)“; sagte al-Hussain (a.). Dann
befahl er seinen Anhängern: „Erhebt euch und steigt auf
(eure Reittiere)“, und sie stiegen auf, und er wartete,
bis ihre Frauen aufgestiegen waren. „Geht“, befahl er
seinen Gefährten. Und als sie sich anschickten, loszureiten,
gingen die Leute (um al-Hurr) zwischen sie und schlugen die
gleiche Richtung ein wie sie. „Möge deine Mutter dich
verlieren“, sagte al-Hussain (a.), „was willst du?“
– „Wenn irgendein anderer von den Arabern das zu mir sagen
würde“; sagte al-Hurr, „wenn sie in der gleichen
Situation wie du wären, würde ich es nicht unterlassen, zu ihm
das gleiche zu sagen, egal, wer es ist. Doch bei Allah, ich
kann über deine Mutter nichts als das Beste erwähnen, was
möglich ist.“ – „Und was willst du?“, fragte
al-Hussain (a.). „Ich will mit dir zum Gouverneur
‘Ubaidullah ibn Ziyad gehen,“ erwiderte al-Hurr. „Dann,
bei Allah, werde ich dir nicht folgen“, sagte al-Hussain
(a.). „Dann, bei Allah“, sagte al-Hurr, „werde ich
dich nicht gehen lassen“. Diesen Dialog wiederholten sie
dreimal, und als das Gespräch zwischen ihnen (an Schärfe)
zunahm, sagte al-Hurr: „Ich bin nicht beauftragt worden,
gegen dich zu kämpfen. Mir wurde nur befohlen, dich nicht
gehen zu lassen, bis ich mit dir nach Kufa gegangen bin. Wenn
du dich weigerst, dann nimm einen Weg, der dich weder nach
Kufa bringt, noch zurück nach Medina führt. Das soll zwischen
mir und dir ein Kompromiss sein, ich werde sogar an den
Gouverneur schreiben, und es wird an Yazid oder an den
Gouverneur (ein Brief) geschickt, auf dass Allah mich davon
befreien möge, dass ich dir etwas Schlechtes antue. So nimm
diesen (Weg) und halte dich links von der Straße nach
al-‘Udhaib und al-Qadissiyya.“
Al-Hussain (a.) machte sich auf den Weg,
und (auch) al-Hurr ging mit seinen Leuten mit., während er zu
ihm sagte: „O Hussain, ich möchte dich vor Allah ermahnen,
an dein Leben zu denken, denn ich bezeuge, dass du getötet
werden wirst, wenn du kämpfst.“ – „Willst du mir vor
dem Tod Furcht einflößen?“, fragte al-Hussain (a.).
„Kann euch denn etwas Schlimmeres passieren, als mich zu
töten? Ich werde das zu euch sagen, was ein Bruder von al-Aus
zu seinem Vetter sagte, als er die Hilfe von Allahs Gesandtem
(s.) verlangte. Sein Vetter fürchtete für ihn und sagte:
‘Wohin gehst du? Denn du wirst getötet werden.’ Er antwortete:
‘Ich werde mich auf den Weg machen, denn der Tod ist keine
Schande für einen jungen Mann, wenn immer das, was er
beabsichtigt, das Rechte ist und er als ein Muslim kämpft, der
rechtschaffene Männer durch (das Opfern) sein(es) Leben (s)
tröstet, einen Verfluchten zerschmettern und gegen einen
Verbrecher opponiert. Wenn ich lebe, werde ich nicht bereuen
(was ich getan habe), und wenn ich sterbe, werde ich keine
Schmerzen leiden. Es genügt dir, in Demütigung zu leben und
beschimpft zu werden.’“
Als al-Hurr das gehört hatte, wandte er
sich von ihm ab. Er und seine Leute ritten auf der einen
Seite, und al-Hussain (a.) auf der anderen, bis sie nach
al-‘Udhaib al-Hidschanat
kamen. Al-Hussain (a.) ging weiter, bis er nach Qasr Bani
Maqatil kam und machte dort Halt, und dort stand ein
aufgestelltes Zelt. „Wem gehört das?“, fragte er.
„Es gehört ’Ubaidullah ibn al-Hurr al-Dschu´fi“, war die
Antwort. „Ruft ihn, dass er zu mir kommt.“ Der
Botschafter ging zu ihm (‘Ubaidullah ibn al-Hurr al-Dschu´fi)
und sagte: „Dies ist Hussain ibn Ali (a.), und er ruft dich
zu sich.“ – „Allahs sind wir, und zu Ihm kehren wir
zurück“, sagte ‘Ubaidullah, „bei Allah, ich habe Kufa
nur verlassen, weil ich nicht wollte, dass Hussain dorthin
kommt, während ich dort bin, und bei Allah, ich will ihn nicht
sehen, noch will ich, dass er mich sieht.“ Der Botschafter
kehrte zu ihm (Imam Hussain, a.) zurück und berichtete ihm.
Al-Hussain (a.) erhob sich und ging zu ihm und trat bei ihm
ein (in sein Zelt). Er grüßte und setzte sich nieder. Dann
forderte er ihn auf, mit ihm auszuziehen, und ‘Ubaidullah ibn
al-Hurr wiederholte, was er vorher gesagt hatte und sucht
Ausflüchte von dem, wozu er (Imam Hussain, a.) ihn
aufforderte. „Wenn du uns nicht hilfst“, sagte
al-Hussain (a.), „dann fürchte Allah, dass du nicht von
denen sein mögest, die uns bekämpfen. Denn, bei Allah, es gibt
niemanden, der unseren (Hilfe-)Schrei hört und uns dann nicht
hilft, der nicht zugrunde geht.“ – „Dies
wird niemals sein, so Allah will.“ Dann erhob sich
al-Hussain (a.) von ihm und ging zu seinem Quartier.
Zum Ende der Nacht hin befahl er seinen
jungen Männern, Wasservorräte mitzunehmen, dann ordnete er den
Aufbruch an und machte sich von Qasr Bani Maqatil aus auf den
Weg.
‘Uqba ibn Sim´an berichtete (weiter):
„Wir brachen sofort mit ihm auf, und er nickte ein, während er
auf dem Rücken seines Pferdes saß. Er wachte auf und sagte:
„Wahrlich, Allahs sind wir, und zu Ihm kehren wir zurück.,
Preis sei Allah, dem Herrn der Welten.“ Dies tat er zwei-
oder dreimal. Sein Sohn Ali ibn Hussain (Imam Zain-ul-Abidien,
a.) kam zu ihm heran und fragte: „Warum hast du Allah
gepriesen und den Vers der Rückkehr (zu Allah) rezitiert?“
– „Mein Sohn“, erwiderte er, „ich nickte ein, und
ein Reiter auf einem Pferd erschien mir und sagte: ‘Die Leute
reisen, und ihre Geschicke reisen zu ihnen,’ und da wusste
ich, dass es unsere eigenen Seelen waren, die uns unseren Tod
ankündigten.“ – „Vater“, sagte er (Ali ibn
al-Hussain, a.), „sieht Allah dich als böse an? Sind wir
nicht im Recht?“ – „Doch“, sagte al-Hussain (a.),
„bei Dem, zu Dem (aller seiner) Diener Rückkehr ist.“ –
„Dann brauchen wir doch keine Sorge zu haben“, sagte er
(der Sohn), „wenn wir sterben und dabei im Recht sind.“
– „Möge Allah dir den besten Lohn geben“, sagte
al-Hussain (a.), „den ein Sohn für sein (Verhalten) zu
seinem Vater bekommen kann.“
Als der Morgen hereinbrach, stieg er ab
und verrichtete das Morgengebet, dann stieg er wieder eilig
auf (und setzte die Reise fort) und begann nach links zu
schwenken mit seinen Anhängern und wollte sich (von al-Hurr
und seinen Leuten) trennen. Doch al-Hurr ibn Yazid kam zu ihm
und trieb ihn und seine Anhänger (, davon) Abstand zu nehmen,
(in jene Richtung zu gehen), und er begann, sie mit starkem
Druck in Richtung Kufa zu treiben, aber sie widerstanden ihm
und so hörten sie auf (damit), gingen aber weiterhin so mit
ihnen, bis sie nach Ninawa kamen, den Ort, wo al-Hussain (a.)
abstieg. Da erschien ein Reiter auf einem rassigen (Pferd), er
trug Waffen und auf seiner Schulter einen Bogen, er kam aus
Kufa. Sie hielten alle an und warteten auf ihn. Als er bei
ihnen angelangt war, grüßte er al-Hurr und seine Leute, doch
er grüßte al-Hussain (a.) und dessen Gefährten nicht. Er
überreichte al-Hurr einen Brief von 'Ubaidullah ibn Ziyad, in
welchem stand:
„Wenn dieser Brief dich erreicht und
mein Botschafter zu dir kommt, dann bedränge Hussain (d.h.
zwinge ihn, anzuhalten), doch lasse ihn nur in einem offenen
Platz ohne Deckung und Wasser anhalten. Ich habe meinen
Botschafter angewiesen, dass er bei dir bleibt und nicht von
dir weggeht, bis du meinen Befehl ausgeführt hast, wa salam."“
Als al-Hurr den Brief gelesen hatte,
sagte er zu ihnen: „Das ist ein Brief vom Gouverneur
‘Ubaidullah. Er befiehlt mir, euch zu einem Ort zu bringen,
der in seinem Brief genannt wird, und er ist sein Botschafter,
den er angewiesen hat, nicht von mir wegzugehen, bis ich
seinen Befehl ausgeführt habe.“
Yazid ibn al-Muhadschir al-Kinani,
der bei al-Hussain (a.) war, schaute den Botschafter ibn
Ziyads an und erkannte ihn. „Möge deine Mutter dich
verlieren“, sagte Yazid zu ihm, „wozu bist du
gekommen?“ – „Ich habe meinem Anführer (Imam) gehorcht
und meinen Treueid erfüllt“, sagte er (der Botschafter).
„Vielmehr warst du deinem Herrn ungehorsam“, sagte ibn
al-Muhadschir, „während du deinem Imam gehorsam warst,
indem du die Vernichtung deiner Seele herbeigeführt und
Schande und das Feuer (der Hölle) verdient hast, und was für
ein übler Imam ist dein Imam doch. Allah Der Erhabene hat
gesagt: ‘Wahrlich, Wir haben sie zu Führern gemacht, die
zum Feuer rufen, und am Tage der Auferstehung wird ihnen nicht
geholfen werden.’.
Und dein Imam gehört zu denen.“
Al-Hurr ließ sie an einem Ort halt
machen, wo es weder Wasser noch ein Dorf gab, und al-Hussain
(a.) sagte zu ihm: „Wehe dir, lasse uns an diesem oder
jenem Dorf anhalten“, und er meinte Ninawa und
al-Ghadiriyya, und damit Schifna. „Nein, bei Allah“,
sagte al-Hurr, „das kann ich nicht. Dieser Mann ist als ein
Spion für mich geschickt worden.“ Da sagte Zuhair ibn
al-Qain zu ihm: „Ich glaube nur, dass das, was nach dem
kommt, was ihr seht, nur noch schlimmer sein kann, Sohn des
Gesandten Allahs. Wenn wir diese jetzt bekämpfen, so wird es
leichter für uns sein als gegen die zu kämpfen, die nach ihnen
kommen werden. Denn, bei meinem Leben, nach ihnen werden
(solche) zu uns kommen, denen wir nichts entgegenzusetzen
haben.“ – „Ich werde nicht anfangen, gegen sie zu
kämpfen“; sagte al-Hussain (a.),dann stieg er ab. Dies war
Donnerstag, der zweite Tag des Monats Muharram, im Jahre 61
n.H. (680 n.Chr.).
Am nächsten Tag brach ‘Umar ibn Sa´d ibn
Abu Waqqas aus Kufa zu ihnen auf mit 4000 Reitern. Er hielt in
Ninawa an und entsandte ´Urwa ibn Qais al-Ahmasi zu al-Hussain
(a.) und sagte zu ihm: „Gehe zu ihm und frage ihn, was ihn
herführt und was er will.“ ´Urwa gehörte zu denjenigen,
die al-Hussain (a.) geschrieben hatten, und er schämte sich,
zu ihm zu gehen. Das gleiche war der Fall mit den
Stammesführern, die ihm geschrieben hatten, sie weigerten sich
und waren nicht willens, das zu tun. Da erhob sich Kathir ibn
‘Abdillah al-Scha´abi, und er war ein mutiger Reiter, der vor
nichts zurückschreckte: „Ich werde zu ihm gehen, und bei
Allah, wenn du es wünschst, werde ich ihn angreifen.“ –
„Ich will nicht, dass du ihn angreifst“, sagte ‘Umar,
„aber gehe zu ihm und frage ihn, was ihn hierher führt.“
Als Kathir sich ihm (Imam Hussain, a.)
näherte, sah ihn Abu Thumama al-Sa´idi, und er sagte zu
al-Hussain (a.): „Möge Allah dir beistehen, o Abu
‘Abdillah, der Böseste der Erdenbewohner, der das meiste Blut
von ihnen vergossen hat und der am angriffslustigsten von
ihnen ist, ist zu dir gekommen!“ Dann stellte er (Abu
Thumama) sich ihm entgegen und sagte: „Lege dein Schwert
nieder.“ – „Nein, bei Allah“, erwiderte er (Kathir),
„ich bin nur ein Abgesandter. Wenn ihr mir zuhört, dann
will ich euch (das) mitteilen, womit ich zu euch geschickt
wurde. Wenn ihr das nicht wollt, dann werde ich (wieder) von
euch weggehen .“ – „Ich werde den Griff deines
Schwertes festhalten“, sagte er (Abu Thumama), „dann
sprich, was dein Anliegen ist“ – „Nein, du wirst es
nicht anrühren“, widersprach er (Kathir). „Sag mir (die
Botschaft), mit der du gekommen bist, und ich werde sie ihm
(Imam Hussain, a.) ausrichten. Ich werde nicht zulassen, dass
du dich ihm näherst, denn du bist ein Lügner“, und so
beschimpften sie sich gegenseitig, dann wandte er (Kathir)
sich ab und ging zu ‘Umar ibn Sa´d und berichtete ihm (was
geschehen war). ´Umar rief Qurra ibn Qais al-Hanzali und sagte
zu ihm: „Wehe dir, Qurra, (geh und) triff Hussain und frage
ihn, weshalb er gekommen ist und was er will.“ Und Qurra
ging zu ihm, und als al-Hussain (a.) ihn kommen sah, fragte
er: „Kennt ihr diesen (Mann)?“ – „Ja“, erwiderte
Habib ibn Muzahir, „er ist ein Mann vom Hanzala-Klan von
(dem Stamme der) Tamim, und er ist der Sohn unserer Schwester.
Ich kannte ihn immer als jemand mit guten Ansichten, und ich
hätte nicht gedacht, ihn bei dieser Szene anwesend zu sehen.“
Er (Qurra) kam, grüßte al-Hussain (a.) und verkündete ihm die
Botschaft von ‘Umar ibn Sa´d. „Die Bewohner dieser eurer
Stadt“; sagte al-Hussain (a.), „haben mir geschrieben,
dass ich kommen soll. Doch wenn ihr (jetzt) Widerwillen gegen
mich hegt, dann werde ich euch verlassen.“ – „Wehe dir“,
sagte daraufhin Habib ibn Muzahir zu ihm, „wohin wirst du
zurückkehren? Zu den Unterdrückern?“ – „Hilf diesem
Mann, durch dessen Vorväter Allah dich mit Ansehen gestärkt
hat.“ – „Ich werde (zuerst) zu meinem Befehlshaber mit
der Antwort auf seine Botschaft gehen“, erwiderte Qurra,
„und werde über meine Sicht (der Dinge) nachdenken.“ Er
ging zurück zu ‘Umar ibn Sa´d und überbrachte ihm die
Botschaft. „Ich hoffe“, sagte ‘Umar, „dass Allah es
mir ersparen wird, gegen ihn Krieg zu führen und zu kämpfen“,
und er schrieb an ‘Ubaidullah ibn Ziyad:
„Im Namen Allahs, Der Gnädigen, Des
Barmherzigen.
Als ich bei Hussain Stellung bezog,
schickte ich meine Abgesandten zu ihm und fragte ihn, was ihn
herführte und was er wollte. Er sagte: ‘Die Bewohner dieses
Landes haben mir geschrieben, ihre Botschafter kamen zu mir
und baten mich, herzukommen, und das habe ich getan. Doch wenn
sie mich nun nicht (mehr) wollen und sich für sie ihre
Situation gegenüber dem, was ihre Botschafter mir übermittelt
haben, verändert hat, dann werde ich von ihnen weggehen.’“
Hassan ibn Qa´id al-Absi berichtete: Ich
war bei ‘Ubaidullah, als dieser Brief bei ihm ankam. Als er
ihn gelesen hatte, sagte er: „Jetzt, wo unsere Klauen sich
an ihn krallen, hofft er auf Rettung, doch es ist keine Zeit
mehr, zu entrinnen.“ Und er schrieb an ‘Umar ibn Sa´d: „Ich
habe deinen Brief bekommen und verstanden, was du erwähnt
hast. Biete Hussain und all seinen Gefährten (die Möglichkeit)
an, Yazid den Treueid zu leisten. Wenn er das tut, dann werden
wir sehen, wie wir urteilen werden, wa salam.“ Als der
Brief ‘Ubaidullah ibn Ziyads bei ‘Umar ibn Sa´d ankam, sagte
dieser: „Ich fürchte, dass Ibn Ziyad nicht akzeptiert, dass
mir (der Kampf gegen Imam Hussain, a.) erspart bleibt.“
Unmittelbar danach kam (ein weiterer)
Brief von Ibn Ziyad bei ‘Umar ibn Sa´d an: „Positioniere
dich zwischen Hussain mit seinen Gefährten und dem Wasser, und
sie sollen keinen Tropfen davon kosten, so wie es mit dem
gottesfürchtigen und reinen ‘Uthman ibn ‘Affan geschah.“
Sofort schickte ‘Umar ibn Sa´d ‘Amr ibn
al-Hadschadsch mit 500 Reitern (los), und sie ließen sich auf
dem Weg nieder und postierten sich zwischen al-Hussain (a.)
mit seinem Anhängern und dem Wasser, damit sie keinen Tropfen
davon trinken sollten. Das geschah drei Tage vor (der Schlacht
der) Ermordung al-Hussains (a.). Abdullah ibn al-Hussain
al-Azdi, der zu den Badschila gehörte, rief so laut er konnte
aus: „Hussain, siehst du nicht das Wasser, als ob es in der
Mitte des Himmels läge? Bei Allah, ihr werdet keinen Tropfen
davon zu kosten bekommen, bis ihr an Durst sterbt.“
„Oh Allah“, betete al-Hussain
(a.), „lasse ihn an Durst sterben und vergib ihm niemals.“
Humaid ibn Muslim berichtete: Bei Allah, ich besuchte ihn
danach, als er krank war. Bei Allah, außer Dem es keinen Gott
gibt, ich sah ihn viel Wasser trinken, dann erbrach er sich.
„Durst, Durst!“, schrie er. Wieder trank er sehr viel
Wasser, erbrach sich und brannte vor Durst. Dieser Ablauf
hörte nicht auf, bis er starb, möge der Fluch Allahs auf ihm
lasten.
Als al-Hussain (a.) die Soldaten ‘Umar
ibn Sa´ds und ihre Verstärkungstruppen sah, die bei Ninawa
kampierten, um gegen ihn zu kämpfen, schickte er nach ‘Umar
ibn Sa´d, dass er ihn treffen wolle. Die beiden trafen in der
Nacht zusammen und berieten lange, dann kehrte ‘Umar ibn Sa´d
in sein Lager zurück und schrieb an ‘Ubaidullah ibn Ziyad:
„Allah hat den Hass ausgelöscht, (die Menschen) in einer
Meinung zur Eintracht gebracht und die Angelegenheiten der
Ummah zum Guten geleitet. Dieser Hussain hat mir (die Zusage)
gegeben, dass er dahin zurückkehren wird, woher er gekommen
ist oder an die Außengrenzen gehen wird, und er wird (irgend)
einer der (anderen) Muslime sein, mit den gleichen Rechten und
Pflichten, oder er wird zu Yazid, dem Fürst der Gläubigen,
gehen und ihm seine Hand reichen und sehen, ob das, was (an
Meinungsverschiedenheiten) zwischen ihnen (bereinigt werden
kann). In diesem (Angebot) liegen (für euch sein)
Einverständnis und das Heil der Ummah.“
Als ‘Ubaidullah den Brief las, sagte er:
„Dies ist der Brief von einem Aufrichtigen, der um seine
Leute besorgt ist.“ Da sprang Schimr ibn Dhi
al-Dschauschan auf und rief: „Wirst du denn das von ihm
akzeptieren, während er sich auf deinem Land niedergelassen
hat nahe bei dir? Bei Allah, wenn er aus deinem Land kommen
würde und nicht seine Hand in deine legen würde, ob er nun
mächtig oder schwach und hilflos sei, du würdest ihm nicht
diese Würde zugestehen, denn das ist (ein Zeichen) von
Schwäche. Vielmehr sollen er und seine Anhänger sich deiner
Autorität unterwerfen. Wenn du ihn bestrafst, so bist du (der,
der dazu berechtigt ist), und wenn du ihm vergibst, dann hast
du (auch) das Recht dazu.“
„Ja“, antwortete Ibn Ziyad,
„was du sagst, ist das Richtige. Geh mit diesem Brief zu ‘Umar
ibn Sa´d, und er soll Hussain und seinen Anhängern die
Unterwerfung unter meine Herrschaft anbieten. Wenn sie das
tun, dann soll er sie in Frieden zu mir schicken. Wenn sie
sich aber weigern, dann soll er sie bekämpfen. Wenn er (‘Umar
ibn Sa´d das) tut, dann hört auf ihn und gehorcht (ihm). Wenn
er sich aber weigert, sie zu bekämpfen, dann bist du der
Kommandeur über die Armee; köpfe ihn und schicke seinen Kopf
zu mir.“ Dann schrieb er an ‘Umar ibn Sa´d:
„Ich habe dich nicht zu Hussain
geschickt, damit du von ihm ablässt, dir mit ihm die Zeit
vertreibst, ihm Frieden und Überleben zusicherst,
Entschuldigungen für ihn vorbringst oder für ihn als
Fürsprecher bei mir auftrittst. Siehe zu, wenn Hussain und
seine Anhänger sich meiner Herrschaft unterwerfen und sich
ergeben, schicke sie zu mir in Frieden. Wenn sie sich aber
weigern, dann rücke gegen sie vor, um sie zu töten und sie als
ein abschreckendes Beispiel zu bestrafen, denn sie verdienen
das. Wenn Hussain getötet worden ist, dann lasse die Pferde
über seine Brust und seinen Rücken trampeln. Er ist ein
unverschämter Rebell, und ich meine nicht, dass dies nach dem
Tod irgendeinen Schaden bringen könnte. Aber ich sage, was ich
gesagt habe: Wenn ich ihn töte, dann mache ich das mit ihm.
Wenn du unserem Befehl ausführt, dann werden wir dich belohnen
als jemand, der aufmerksam und gehorsam ist. Doch wenn du dich
weigerst, dann werden wir dir (den Befehl) über die Provinz
und die Armee entziehen und sie Schimr ibn Dhi al-Dschauschan
überlassen. Wir haben ihm unsere Autorität überlassen. Wa
salam.“
Schimr brachte den Brief ‘Ubaidullahs zu
‘Umar ibn Sa´d. Nachdem er bei diesem angekommen und er ihn
gelesen hatte, sagte ‘Umar: „Was ist mit dir, wehe dir!
Möge Allah deinem Heim keine Gnade erweisen. Möge Allah
abscheulich machen, was du zu mir gebracht hast! Bei Allah,
ich hätte nicht gedacht, dass du ihn (Ibn Ziyad) davon
abhalten würdest, das, was ich ihm geschrieben habe, zu
akzeptieren, und dass du eine Angelegenheit verderben würdest,
von der wir gehofft hatten, sie ins Lot zu bringen. Bei Allah,
Hussain wird sich nicht ergeben, denn eine Seele (ähnlich) der
seines Vaters ist in seinem Körper.“ – „Sag mir“,
sagte Schimr, „was du tun wirst. Wirst du den Befehl des
Gouverneurs ausführen und gegen seinen Feind kämpfen, oder
wirst du das Kommando über die Armee mir überlassen?“ –
„Nein, bei Allah“; antwortete er, „(es wird) keine
Ehrung für dich (geben). Ich werde das in die Hand nehmen,
nicht du. Du hast den Befehl über das Fußvolk.“
‘Umar ibn Sa´d rüstete sich (und seine
Truppe) für (die Schlacht gegen) al-Hussain (a.) am Abend des
Donnerstag, des neunten Muharram. (Unterdessen) machte sich
Schimr auf den Weg, bis er vor den Anhängern al-Hussains (a.)
stand. Er sagt: „Wo sind die Söhne meiner Schwester?,“
fragte er. ‘Abbas, Dscha´far, (Abdullah) und ‘Uthman, (alles)
Söhne von Ali ibn Abu Talib (a.), traten vor. „Was willst
du?,“ fragten sie. „Ihr seid sicher, ihr Söhne meiner
Schwester,“ antwortete er. „Allah verfluche dich,“
erwiderten die jungen Männer, „und Allah verfluche deine
Sicherheitszusage, garantierst du uns Sicherheit, und dem Sohn
des Gesandten Allahs (s.) nicht?!“ – „Kavallerie
Allahs,“ rief dann ‘Umar ibn Sa´d aus, „steigt auf und
verkündet die Frohe Botschaft (des Todes)“, und die Leute
stiegen auf und rückten nach dem Nachmittagsgebet (‘asr) in
ihre (Imam Hussains, a.) Richtung vor. Al-Hussain (a.) saß vor
seinem Zelt, auf sein Schwert gestützt. Er war eingenickt mit
dem Kopf auf den Knien, als seine Schwester den Lärm hörte.
Sie ging zu ihrem Bruder und sagte: „Mein Bruder, hörst du
nicht die (Kampf-)Geräusche, die (immer) näherkommen?“
Al-Hussain (a.) hob seinen Kopf und erwiderte: „Ich habe
jetzt gerade den Gesandten Allahs (s.) in meinem Traum
gesehen, und er sagte zu mir: ‘Du wirst (bald) zu uns
kommen.’“ Seine Schwester schlug sich ins Gesicht und
weinte laut vor Kummer. „Du hast keinen Grund zum Kummer,
Schwester,“ sagte er zu ihr, „sei ruhig, möge Allah
barmherzig zu dir sein.“ ‘Abbas ibn Ali (r.) sagte zu ihm:
„Mein Bruder, sie sind gekommen.“ Er erhob sich und
sagte: „’Abbas, bei meinem Leben, reite du hinaus zu ihnen
und frage sie, was sie im Sinn haben und was ihnen angemessen
erscheint, und frage sie, was sie hergebracht hat (gegen
uns).“ ’Abbas ritt mit 20 Reitern auf sie zu, unter ihnen
waren (auch) Zuhair ibn al-Qain und Habib ibn Muzahir. ‘Abbas
fragte sie: „Wie seht ihr die Situation, und was wollt
ihr?“ Sie antworteten: „Es erging der Befehl des
Gouverneurs, dass wir euch das Angebot unterbreiten sollen,
dass ihr euch seiner Herrschaft unterwerft, oder wir (müssen)
euch bekämpfen,“ – „Habt keine Eile (für den Kampf), bis ich
zu Abu ‘Abdillah zurückgekehrt bin und ihm das unterbreitet
habe, was ihr gesagt habt,“ sagte er (‘Abbas). Sie blieben
stehen und sagten: „Gehe zu ihm und erstatte ihm Bericht,
dann komm zu uns und teile uns mit, was er dir sagt.“
‘Abbas kehrte im Galopp zu al-Hussain (a.) zurück und
berichtete ihm. (Währenddessen) sprachen seine Anhänger mit
den Leuten (von ‘Umar ibn Sa´d), ermahnten sie und versuchten,
sie von Kampf gegen al-Hussain (a.) abzuhalten.
‘Abbas ging zu al-Hussain (a.) und
berichtete ihm, was die Leute (Ibn Sa´ds) gesagt hatten, und
er (Imam Hussain, a.) sagte: „Gehe zu ihnen zurück, und
wenn du kannst, dann halte sie bis zum Morgen hin und halte
sie die Nacht über von uns fern, damit wir in der Nacht zu
unserem Herrn beten, Ihn anrufen und um Vergebung bitten
können. Er weiß, dass ich immer das Ritualgebet, die Verlesung
Seines Buches, das Bittgebet und das Flehen um Vergebung
geliebt habe.“ ’Abbas ging zu den Leuten und kehrte von
ihnen mit einem Abgesandten von ‘Umar ibn Sa´d zurück, der von
diesem folgendes ausrichtete: „Wir geben euch eine Frist
bis morgen. Wenn ihr euch ergebt, werden wir euch zu unserem
Gouverneur Ubaidullah ibn Ziyad schicken, und wenn ihr euch
weigert, werden wir euch nicht (länger) in Ruhe lassen“,
und dann ging er fort.
Gegen Abend versammelte al-Hussain (a.)
seine Getreuen. Ali ibn al-Hussain, Zain-ul-Abidien (a.),
berichtete: „Ich ging nahe an ihn heran, um zu hören, was er
ihnen sagen wollte, (obwohl) ich zu der Zeit krank war. Ich
hörte meinen Vater zu seinen Getreuen sagen:
‚Ich verherrliche Allah mit der
schönsten Verherrlichung, und ich lobpreise Ihn in Freude und
Leid. Oh Allah, ich lobpreise dich, da Du uns mit dem
Prophetentum gesegnet, uns den Qur´an gelehrt und uns die
Religion verständlich gemacht hast. Du hast uns Gehör,
Einsicht und Herzen gegeben, und Du hast uns zu den Dankbaren
gemacht. Ich kenne keine treueren und besseren Getreuen als
meine Getreuen, und keine frömmere und in besserem
Zusammenhalt festgefügte Familie (bzw. Leute des Hauses,
Ahl-ul-Bait) als meine Ahl-ul-Bait. Möge Allah euch von mir
reichlich belohnen. Denn wahrlich, ich glaube, dass dies der
letzte Tag ist, (der uns noch) von jenen (Leuten vergönnt)
ist. Ich gestatte euch nun, mich zu verlassen. Ich erteile
euch (hiermit) die Lossprechung (von eurem Schwur, mir zu
folgen), und ihr habt mir gegenüber keine Verpflichtung mehr.
Diese Nacht bedeckt euch, so nehmt sie als ein Kamel (d.h.
reitet im Schutze ihrer Dunkelheit fort).’“
Seine Brüder, Söhne, die Söhne seines
Bruders und die Söhne Abdullah ibn Dscha´fars sagten:
„Warum sollen wir das tun?! Damit wir nach dir weiterleben?!
Allah möge uns so etwas nicht erleben lassen.“ ‘Abbas ibn
Ali (r.) war der erste von ihnen, der mit dieser Äußerung
begann, und die ganze Gruppe folgte ihm und gab die gleiche
Erklärung ab.
„Söhne ‘Aqils,“ sagte al-Hussain
(a.), „es genügt für euch, dass (euer Vater) Muslim (r.)
ermordet wurde. So gehet denn, denn ich habe es euch erlaubt.“
– „Gepriesen sei Allah,“ sagten sie, „und was würden
die Leute sagen?! Sie würden sagen, dass wir unseren Scheich,
unseren Herrn, die Söhne unseres lieben Onkels, welcher der
beste der Onkel war; dass wir nicht an ihrer Seite Pfeile
abgeschossen haben; dass wir nicht an ihrer Seite (den Feind)
mit Lanzen durchbohrt haben; dass wir nicht an ihrer Seite das
Schwert geführt haben. Dann wüssten wir nicht, was sie getan
haben. Nein, bei Allah, wir werden das nicht tun, sondern wir
werden vielmehr unser Leben, unser Eigentum und unsere
Familien für dich opfern. Wir werden mit dir kämpfen, bis wir
deine Bestimmung erreichen, und möge Allah das Leben nach dir
(für uns) verabscheuungswürdig machen.“
Da erhob sich Muslim ibn Ausadscha.
„Wie könnten wir dich allein lassen,“ sagte er, „und
wie können wir uns bei Allah entschuldigen im Hinblick auf die
Ausführung unserer Pflicht gegen dich?! Bei Allah, ich werde
mit meiner Lanze in ihre Brust stechen, und sie mit meinem
Schwert schlagen, so lange sein Griff in meiner Hand ist.
Selbst wenn ich keine Waffe (mehr) habe, um damit zu kämpfen,
dann werde ich Steine gegen sie schleudern. Bei Allah, wir
werden dich niemals verlassen, bis Allah weiß, dass wir durch
dich (die Gesellschaft des) Gesandten Allahs (s.) in seiner
Abwesenheit bewahrt haben. Bei Allah, wenn ich wüsste, dass
ich getötet und dann wiederbelebt werden würde, dann
verbrannt, dann wieder zum Leben erweckt und dann
zerschmettert werden würde, und das mit mir siebzig Mal
gemacht werden würde, ich würde mich (dennoch) nicht von dir
trennen, bis mich der Tod ereilt anstatt dich. Wie könnte ich
es dann nicht tun (für Imam Hussain (a.) kämpfen), da es doch
nur eine Tötung geben wird, und die dann so eine Ehrung ist,
die niemals abgelehnt werden kann?“
Zuhair ibn al-Qain (r.) stand auf und
sagte: „Bei Allah, ich würde es vorziehen, dass ich getötet
werde, dann wieder zum Leben erweckt, dann wieder ermordet bis
ich auf diese Art tausend Mal getötet werde, und dass Allah,
Der Erhabene, deine Ermordung auf diese Weise verhindern würde
und die dieser jungen Männer aus deiner Familie.“ Und so
sprachen alle seiner Getreuen auf ähnliche einhellige Weise,
einer nach dem anderen. Al-Hussain (a.) bat (bei Allah) darum,
sie auf das Beste zu belohnen und zog sich in sein Zelt
zurück. Ali ibn al-Hussain (a.) berichtete weiter:
Ich saß an jenem Abend (vor dem Morgen
des Tages), an dem mein Vater ermordet wurde, und bei mir war
meine Tante Zainab, die mich pflegte, als mein Vater sich in
sein Zelt zurückzog. Dschuwain, der Gefolgsmann von Abu Dharr
al-Ghaffari (r.), war bei ihm, der dabei war, sein Schwert
vorzubereiten und herzurichten. Mein Vater sagte: ‚(Oh du)
Zeit, Schande auf dich als ein Freund! Wie viele von deinen
Morgendämmerungen und Sonnenuntergängen gibt es, wie oft wird
ein Gefährte oder ein Suchender zum Leichnam. Die Zeit wird
durch keinen Ersatz zufriedengestellt werden. Die Sache liegt
bei Dem Mächtigen, und jede lebende Kreatur wird meine Reise
antreten.’“
Er wiederholte das zwei- oder dreimal.
Ich verstand es und wurde mir bewusst, was er (sagen) wollte.
Tränen erstickten mich, und ich drängte sie zurück. Ich
bewahrte das Schweigen, und ich wusste, dass Unheil über uns
gekommen war. Meine Tante hatte (auch) das gehört, was ich
gehört hatte, doch sie war eine Frau, und Sanftheit und Trauer
gehört zu den Charaktereigenschaften der Frauen. Sie konnte
sich nicht beherrschen, und sie sprang auf und begann, ihre
Kleider zu zerreißen. Sie seufzte und ging zu ihm: „Dann
werde ich (meinen Bruder) verlieren! Würde mich doch der Tod
des Lebens heute berauben, denn meine Mutter Fatima (a.) ist
gestorben, mein Vater Ali (a.) und mein Bruder Hassan (a.),
der vorhergehende Kalif.“ Al-Hussain (a.) schaute sie an
und sagte zu ihr: „Meine liebe Schwester, lasse den Satan
nicht dir deinen Langmut nehmen,“ und seine Augen waren
voller Tränen. Er sagte: „Wenn die Flughühner nachts
alleingelassen werden, werden sie schlafen,“ d.h. die
Natur wird ihren Lauf nehmen. „Wehe!;“ rief sie,
„dein Leben wird dir auf widrige Art entrissen werden, und das
ist verletzender für mein Herz und härter für meine Seele!“
Dann schlug sie sich ins Gesicht, ergriff den Saum ihres
Gewandes und begann, es zu zerreißen. Dann fiel sie in
Ohnmacht.
Al-Hussain (a.) stand auf und goss Wasser
über ihr Gesicht und sagte zu ihr: „Meine Schwester,
fürchte Allah und suche bei Allah Trost. Wisse, dass die
Erdenbewohner sterben werden, und (auch) die Bewohner des
Himmels werden nicht ewig bleiben. (Wisse auch,) dass alles
der Zerstörung anheimfallen wird, außer dem Antlitz Allahs,
Der die Schöpfung durch Seine Macht geschaffen hat. Er sendet
die Geschöpfe, dann lässt Er sie zurückkehren, Er ist
einzigartig und allein. Mein Vater war besser als ich, meine
Mutter war besser als ich, mein Bruder war besser als ich. Für
mich und jeden Muslim ist der Gesandte Allahs (s.) ein ideales
Vorbild.“ Und er tröstete sie auf diese Weise und sagte:
„Meine liebe Schwester, ich schwöre dir - und ich halte
immer meine Eide - dass du nicht deine Kleider meinetwegen
zerreißen, noch dein Gesicht zerkratzen, noch in Wehgeschrei
für mich ausbrechen wirst, wenn ich vernichtet werde.“
Dann ging er zu ihr und ließ sie neben mir Platz nehmen. Dann
ging er hinaus zu seinen Gefährten und befahl ihnen, ihre
Zelte näher zueinander aufzustellen, so dass die Zeltstricke
eines Zeltes jeweils einer in dem Bereich des anderen Zeltes
waren, so dass wenn sie zwischen den Zelten waren, die Feinde
sich nur ihnen von einer Seite nähern konnten, da hinter ihnen
sowie rechts und links von ihnen sich Zelte befanden. So
würden (die Zelte) sie komplett umringen, außer von der Seite,
von der ihr Feind kommen würde.
Al-Hussain (a.) ging zu seinem Standort
zurück und verbrachte die ganze Nacht mit Gebet, Erbitten von
Allahs Vergebung und demütigen Bittgebeten. Auch seine
Gefährten verbrachten (die Nacht) genauso in Ritual- und
Bittgebeten sowie im Erbitten von Vergebung (Allahs).
Al-Dhahhak ibn Abdullah berichtete: Eine
Reitertruppe von Ibn Sa´d passierte uns, wobei sie uns
beobachteten, und al-Hussain rezitierte (folgenden Vers):
„Und die Ungläubigen sollen nicht wähnen, dass es zu ihrem
Heil ist, wenn Wir ihnen Aufschub gewähren; dass Wir ihnen
Aufschub gewähren, führt nur dazu, dass sie an Sünden
zunehmen; und ihnen wird eine erniedrigender Strafe. Allah
hätte die Gläubigen nicht in der Lage belassen wollen, in der
ihr euch befindet, bis Er die Schlechten von den Guten
gesondert hatte.“
Ein Mann von jenen Reitern namens
Abdullah ibn Samir hörte das, und er war (ein Mann), der viel
lachte; er war ein kühner Reiter, ein Meuchelmörder, und er
war angesehen. Er sagte: „Beim Herrn der Kaaba, wir sind
die Guten, wir haben uns von euch gesondert.“ – „Du
Sünder!,“ schrie Burair ibn Hudair, „zählt Allah (etwa)
dich zu den Guten?“ – „Wehe dir,“ erwiderte er
(Abdullah ibn Samir), „wer bist du?“ – „Ich bin
Burair ibn Hudair,“ war die Antwort, und sie beschimpften
sich gegenseitig.
Am Morgen mobilisierte al-Hussain ibn Ali
(a.) seine Getreuen nach dem Morgengebet. Er hatte
zweiunddreißig Berittene und vierzig vom Fußvolk bei sich. Er
gab Zuhair ibn al-Qain (das Kommando) über den rechten Flügel
seiner Gefährten, und Habib ibn Muzahir gab er das über ihren
linken Flügel. Das Banner gab er seinem Bruder ‘Abbas. Sie
positionierten sich so, dass die Zelte hinter ihnen waren. Er
befahl, dass das Holz und das Reisig, das hinter den Zelten
lag, in einen Graben geworfen, der dort ausgehoben worden war
und angezündet werden sollte, denn sie fürchteten, dass sie
(die Feinde) von hinten kommen würden.
Am Morgen jenen Tages, am Freitag -
manche sagen auch, am Samstag -mobilisierte ‘Umar ibn Sa´d
seine Gefährten. Er ging mit den (Männern), die bei ihm waren,
auf al-Hussain (a.) zu, und ‘Amr ibn al-Hadschadsch hatte das
Kommando über den rechten Flügel, Schimr ibn Dhi
al-Dschauschan das über den linken und ‘Urwa ibn Qais
kommandierte die Kavallerie. Das Kommando über das Fußvolk
hatte Schabath ibn Rib´i inne. Das Banner gab er seinem
Gefolgsmann (mawla) Duraid.
Von Ali ibn al-Hussain Zain-ul-Abidien
(a.) wird überliefert: „Als die Kavallerie sich al-Hussain
(a.) näherte, erhob er seine Hände und sprach: ‚Oh Allah,
Du bist mein Vertrauen in jeder Drangsal, und meine Hoffnung
in jeder Härte. Du bist mein Vertrauen und meine Ausrüstung in
allem, was mir zustößt, (egal) wie sehr das Herz dadurch
schwach zu werden scheint und die List (des Feindes meine
Hoffnung scheinbar) vermindert, der Freund mich anscheinend
verlässt, und der Feind zu sehr frohlockt. Es kommt durch Dich
über mich, und wenn ich mich darüber bei Dir beklage, so ist
es (nur) aus meinem Verlangen nach Dir, Dir allein. Du hast
mir Erleichterung verschafft und hast mir (seine Bedeutung)
offengelegt. Du bist der Herr aller Wohltaten, der Besitzer
jeglicher Schönheit, und das endgültige Ziel jeglicher
Sehnsucht.’“.
Er (Imam Zain-ul-Abidien a.) berichtete
(weiter): „Die Leute (von ‘Umar ibn Sa´d) begannen, das Zelt
al-Hussains (a.) zu umringen, und sie sahen den Graben hinter
ihnen und das Feuer, das das Holz und das Reisig verbrannte,
das dorthinein geworfen worden war. Da rief Schimr ibn Dhi
al-Dschauschan (möge Allah ihn verfluchen) mit lautester
Stimme: ‚Hussain, eilst du zu dem Feuer (der Hölle) noch
vor dem Tage der Auferstehung?’ – ‚Wer ist das ?,’
fragte al-Hussain (a.), „es klingt wie Schimr ibn Dhi
al-Dschauschan.“ – ‚Ja,’ antworteten sie, und er
sagte: ‚Sohn einer Ziegenhirtin, es ist angebrachter, dass
du dort eingehst.’ Muslim ibn Ausadscha schickte sich an,
einen Pfeil auf ihn zu schießen, doch al-Hussain (a.) hinderte
ihn daran und sagte: „Lass mich auf ihn schießen, denn er
ist ein Sünder und einer von den größten Tyrannen, und nun hat
Allah es ermöglicht, ihn (zu töten).“ – „Schieße nicht
auf ihn,“ sagte al-Hussain (a.), „denn es widerstrebt
mir, (den Kampf) gegen sie zu beginnen.“
Dann rief al-Hussain (a.) nach seinem
Pferd, stieg auf und rief mit lautester Stimme: „Ihr Leute
des Irak,“ - und die meisten begannen, ihm Gehör zu
schenken - „hört zu, was ich euch zu sagen habe, und habt
keine Eile (mich anzugreifen), damit ich euch wegen meiner
Rechte über euch ermahne, so dass ich mich bei euch (von
jeglicher Schuld) befreie (indem ich euch die Wahrheit sage).
Wenn ihr mir Gerechtigkeit gewährt, dann werdet ihr dadurch
glücklicher werden. Wenn ihr mir aber keine Gerechtigkeit
gewährt, von euch (als Einzelpersonen), dann einigt euch über
eure Angelegenheit, lasst eure Sache nicht in Sorge sein. Dann
führt gegen mich aus (was ihr vor habt) und säumt nicht.
Mein Beschützer ist Allah, Der das
Buch herabgesandt hat. Und Er beschützt die Rechtschaffenen.’
Dann pries und verherrlichter er Allah
und gedachte Ihm, wie es Ihm geziemt. Er bat um Segen (salawat)
für den Propheten (s.), und für die Engel Allahs und Seine
(anderen) Propheten. Man hörte niemals vor oder nach ihm
jemanden, der rhetorisch gewandter war als er.
Dann sagte er:
„Verfolgt meine Ahnenreihe zurück und
seht, wer ich bin. Dann schaut wieder auf euch und tadelt euch
selbst. Überlegt, ob es gut für euch ist, mich zu töten und
die Ehre meiner weiblichen Familienmitglieder zu
vergewaltigen? Bin ich nicht der Sohn der Tochter eures
Propheten, der Sohn seines Testamentsvollstreckers und seines
Vetters, des ersten Gläubigen, der den Gesandten Allahs in dem
bestätigte, was er von seinem Herrn brachte? War nicht Hamza,
der Herr der Märtyrer, mein Onkel? War denn nicht Dscha´far
al-Tayyar („der Fliegende“), der mit zwei Flügeln in den
Himmel
fliegt, mein Onkel? Sind nicht die Worte des Gesandten Allahs
(s.) zu euch gedrungen über mich und meinen Bruder: ‚Diese
beiden sind die Herren der jungen Männer im Paradies.’?! Ob
ihr nun glaubt, was ich sage - und es ist die Wahrheit - denn
bei Allah, ich habe nie eine Lüge geäußert, seit ich gelernt
hatte, dass Allah diejenigen hasst, die solches tun, oder ob
ihr mich als einen Lügner seht, dann sind unter euch solche,
die wenn ihr sie fragen würdet, euch (es) sagen würden: ‚Fragt
Dschabir ibn ‘Abdillah al-Ansari, Abu Sa´id al-Chudri, Sahl
ibn Sa´d al-Sa´idi, Zaid ibn Arqam und Anas ibn Malik’, sie
würden euch sagen, dass sie diese Worte von Gesandten Allahs
(s.) über mich und meinen Bruder gehört haben. Ist das nicht
genug (euch daran zu hindern), mein Blut zu vergießen?!“
„Wenn ich recht verstehe, was er
sagt,“ unterbrach Schimr ibn Dhi al-Dschauschan, „dann
diene ich Allah nur am Rande.“
– „Bei Allah,“ erwiderte Habib ibn Muzahir, „ich
sehe, dass du Allah (nur) am äußersten Rande dienst, und ich
bezeuge, dass du das richtig siehst. Du verstehst nicht, was
er sagt, denn Allah hat dein Herz (mit Verstocktheit)
geprägt.“ – „Wenn ihr darüber in Zweifel seid, dann
zweifelt ihr darüber, dass ich der Sohn der Tochter eures
Propheten bin. Bei Allah, unter euch und unter anderen
(Völkern) zwischen Osten und Westen ist kein Sohn eines
Propheten außer mir. Wehe euch! Fordert ihr (denn Rache) für
einen Toten von euch, den ich getötet habe, oder für Eigentum,
das ich (unrechtmäßig) durchgebracht habe, oder Vergeltung für
eine Verletzung (die ich zugefügt habe)?“ Niemand
antwortete. Er rief: „Schabath ibn Rib´i, Hadschar ibn
Abdschar, Qais ibn al-Asch´ath, Yazid ibn al-Harith, habt ihr
mir nicht geschrieben: ‘Die Frucht ist gereift, die Datteln
sind grün geworden, komm zu einer Armee, die für dich
aufgestellt worden ist’?!“ – „Wir wissen nicht, wovon du
sprichst,“ antwortete Qais ibn al-Asch´ath, „vielmehr
solltest du dich der Herrschaft der Söhne deines Onkels
beugen. Sie werden dir nur erweisen, was dir gefällt.“ –
„Nein, bei Allah,“ sagte al-Hussain (a.), „ich werde
ihm nicht die Hand reichen wie ein Gedemütigter, noch werde
ich wie ein (entflohener) Sklave fliehen.“ Dann rief er
aus:
„Und ich nehme meine Zuflucht zu
meinem Herrn und eurem Herrn, auf dass ihr mich nicht steinigt.
Ich
nehme meine Zuflucht bei meinem Herrn und eurem Herrn vor
jedem Hoffärtigen, der nicht an den Tag der Abrechnung glaubt.“
Dann ließ er sein Pferd niederknien und
befahl ‘Uqba ibn Sim´an, es anzubinden. Sie (die Kufiten)
begannen, auf ihn (Imam Hussain, a.) zuzurücken. Als al-Hurr
ibn Yazid sah, dass die Leute fest entschlossen waren,
al-Hussain (a.) zu bekämpfen, sagte er zu ‘Umar ibn Sa´d:
„’Umar, willst du diesen Mann bekämpfen?“ Dieser
antwortete: „Ja, bei Allah, es wird eine (schreckliche)
Schlacht werden, bei der leicht Köpfe rollen und
(abgeschnittene) Hände umherfliegen werden,“ – „Könnt
ihr nicht damit einverstanden sein, was er euch unterbreitet
hat?“ fragte al-Hurr. „Wenn ich zu entscheiden hätte,“
erwiderte ‘Umar, „dann würde ich es tun (d.h. auf Imam
Hussains Angebot eingehen), aber dein Gouverneur verweigerte
(jede Alternative).“
Al-Hurr ging und blieb entfernt von den
Leuten stehen. Bei ihm war ein Mann von seinem Stamm namens
Qurra ibn Qais. „Qurra,“ sagte er zu ihm, „hast du
deinem Pferd heute Wasser gegeben?“ „Nein,“ antwortete dieser.
„Willst du es nicht tränken?“ fragte er (al-Hurr).
Qurra erzählte (später): „Bei Allah, ich nahm an, dass er (al-Hurr)
sich von der Schlacht zurückziehen wollte, um sie nicht
mitzuerleben, und dass er nicht wollte, dass ich ihn dabei
sehe (bei seinem Rückzug). So sagte ich zu ihm: „Ich habe
es noch nicht getränkt, ich wollte es gerade tun.“ Er
entfernte sich von dem Platz, an dem er stand, und, bei Allah,
wenn er mir mitgeteilt hätte, was er tun wollte, wäre ich mit
ihm zu al-Hussain ibn Ali (a.) gegangen. Er begann, sich Stück
für Stück al-Hussain (a.) anzunähern. „Was willst du, Ibn
Yazid,“ fragte ihn al-Muhadschir ibn Aus, „willst du
angreifen?“ doch er (al-Hurr) antwortete nicht. Etwas wie
ein Zittern überkam ihn, und al-Muhadschir sagte zu ihm:
„Dein Benehmen ist verdächtig. Bei Allah, ich habe dich noch
niemals in so einer Haltung gesehen. Wenn man mich fragen
würde, wer der tapferste Kufit ist, würde ich unausweichlich
dich nennen. Was bedeutet das, was ich bei dir (heute) sehe?!“
– „Bei Allah,“ erwiderte al-Hurr, „ich lasse meine
Seele zwischen dem Paradiese und dem Feuer wählen. Und, bei
Allah, ich werde nichts dem Paradiese vorziehen, sollte ich
auch zerstückelt und verbrannt werden.“ Dann trieb er sein
Pferd an und schloss sich al-Hussain (a.) an. „Möge ich
dein Opfer sein, Sohn des Gesandten Allahs,“ sagte er zu
ihm, „ich bin dein Gefährte, der dich von der Rückkehr
abgeschnitten hat, ich verfolgte dich den Weg entlang und
zwang dich an diesem (schrecklichen) Ort, anzuhalten. Ich
hätte nicht gedacht, dass die Leute dein Angebot ablehnen und
zu so einer Einstellung gegen dich kommen würden (die sie
jetzt haben). Bei Allah, wenn ich gewusst hätte, dass sie das,
wobei ich sie (nun) sehe, (tatsächlich) auch bis zum Ende
durchziehen würden, hätte ich dich nicht verfolgt, wie ich es
getan habe. Ich bereue bei Allah, Dem Erhabenen, was ich getan
habe. Wirst du meine Reue annehmen?" – „Ja,“
erwiderte al-Hussain (a.), „Allah wird Sich (in Gnade) zu
dir wenden, so steige denn ab.“ – „Ich werde der beste
berittene Kämpfer für dich sein,“ sagte er (al-Hurr),
„und (wenn ich zu Fuß bin, der beste) Kämpfer zu Fuß. Ich
werde sie jetzt auf meinem Ross bekämpfen, und zu Fuß bis zum
bitteren Ende.“ – „Tue das,“ erwiderte al-Hussain
(a.), „Allah möge dir darin Gnade erweisen, was Er dir
bestimmt hat.“
Er (al-Hurr)
trat vor, bis er vor al-Hussain (a.) stand. Dann rezitierte
ein Mann der Anhänger al-Hussains (a.) (folgendes Gedicht):
„Wie gut ist doch al-Hurr, al-Hurr der
Banu Riayh,
und er ist (auch) Hurr
bei den gegnerischen Speeren.
Wie gut ist al-Hurr, wenn Hussain (zum
Kampf) ruft,
und er ist freigiebig mit seinem eigenen
Leben am Morgen.“
Dann sagte er (al-Hurr, r.): „Ihr
Leute Kufas! Eure Mütter werden ihre Söhne verlieren, und
(ihre) Tränen (werden fließen). Habt ihr diesen
rechtschaffenen Diener (Allahs) gerufen, und ihn (dann), als
er zu euch kam, (an den Feind) ausgeliefert? Habt ihr
behauptet, dass ihr mit eurem Leben für ihn kämpfen würdet,
und habt ihn dann angegriffen, um ihn zu töten? Ihr habt Hand
an sein Leben gelegt, ihr habt seine Kehle gepackt, ihr habt
ihn von allen Seiten umzingelt, um ihn daran zu hindern, zu
Allahs weiter Erde (d.h. Hidschaz) zu gehen. Er ist wie ein
Gefangener in eure Hände gefallen, so dass er nichts mehr tun
konnte, (um sich zu verteidigen). Ihr habt ihn, seine Frauen,
seine Kinder und seine Familie vom Wasser des Euphrat
abgeschnitten und sie nicht trinken lassen, (von dem Wasser,)
dass die Juden, Christen und Magier trinken, und welches
(sogar) die Schweine und Hunde des Sawad saufen. Hier sind
diese (Imam Hussain (a.) und seine Familie), die der Durst
niederschlägt. Wie böse doch habt ihr die Nachkommen Muhammads
(s.) bedroht, und Allah wird euch am Tage des Großen Durstes
(d.h. am Tage der Auferstehung) kein Wasser geben.“
Einige aus dem Fußvolk griffen ihn an,
indem sie Pfeile auf ihn schossen. Er trat vor, bis er vor
al-Hussain (a.) stand. „Duraid!,“ rief ‘Umar ibn Sa´d,
„bringe dein Banner (zu uns)!“. Dieser tat es. Er
(‘Umar) spannte den Bogen, hielt einen Pfeil davor und schoss
ihn ab. „Ihr seid Zeugen,“ sagte er, „dass ich der
Erste war, der schoss.“ Dann begannen die Männer
gegeneinander (Pfeile) zu schießen und traten gegeneinander
zum Einzelduell an. Yasar, der Gefolgsmann von Ziyad ibn Abu
Sufyan, trat vor, und Abdullah ibn ‘Umair (al-Kalbi, aus Imam
Hussains Reihen) trat gegen ihn an. „Wer bist du?,“
fragte Yasar, und er (Ibn al-Kalbi) nannte ihm seine
Abstammung. „Ich kenne dich nicht,“ sagte Yasar, „Zuhair
ibn al-Qain soll gegen mich antreten oder Habib ibn Muzahir.“
„Sohn einer Dirne,“ sagte Abdullah ibn ‘Umair zu ihm,
„du wolltest gegen einen der Leute antreten.“ Dann traf
er ihn hart mit seinem Schwert, bis er still war. Während er
damit beschäftigt war, ihn (Yasar) zu treffen, griff ihn Salim
an, der Gefolgsmann von ‘Ubaidullah ibn Ziyad. Und sie (die
Anhänger Imam Hussains (a.) schrieen: „Der (andere) Diener
ist nahe dran an dir!“ Er bemerkte (ihn) nicht, bis er
über ihn (herfiel). Er (Salim) versetzte ihm plötzlich einen (Schwert-)Hieb,
und Ibn ‘Umair wehrte ihn mit der linken Hand ab, und dabei
wurden die Finger der Hand abgetrennt. Dann griff er Salim
(mit dem Schwert) an und tötete ihn. Als er alle beide getötet
hatte, trat er vor und rezitierte (folgendes) Gedicht:
„Wenn ihr mich nicht kennt, ich bin
Ibn al-Kalbi,
ich bin ein Mann von Bitterkeit und mit scharfem Schwert,
und ich werde nicht schwach (im Angesichte) des Unheils.“’
Amr
ibn Hadschadsch, mit den Kufiten unter seinem Kommando, ritt
eine Attacke gegen den rechten Flügel. Als sie auf al-Hussain
(a.) zurückten, knieten sie vor ihm nieder und richteten ihre
Speere gegen sie. Die Pferde (der Angreifer) kamen nicht gegen
die Lanzen an und begannen, sich zur Flucht herumzuwerfen, und
die Anhänger al-Hussains (a.) schossen Pfeile auf sie (die
Feinde), wobei sie einige töteten und andere verletzten.
Ein Mann von den Banu Tamim namens
Abdullah ibn Haudha näherte sich dem Lager al-Hussains (a.),
und die Leute (Imam Hussains (a.)) riefen: „Wohin gehst du,
möge deine Mutter deiner beraubt werden?“ – „Ich gehe
zu einem Barmherzigen und einem Herrn, und einem Fürsprecher,
dessen Wort gehört wird, (d.h. dem Propheten)“ erwiderte
er. „Wer ist das?,“ fragte al-Hussain (a.) seine
Gefährten. “Das ist Ibn Haudha,“ war die Antwort. „O
Allah,“ rief al-Hussain (a.), „treibe ihn ins Feuer!“
Sein Pferd geriet mit ihm in seinem Lauf in Panik, und er
stürzte, und sein linker Fuß blieb in dem Steigbügel hängen,
und sein rechter war frei. Muslim ibn Ausadscha griff ihn an
und schlug ihm seinem rechten Fuß ab. Das Pferd galoppierte
mit ihm (ihn hinter sich herschleifend) davon, und sein Kopf
stieß an jeden Stein und jeden Baum, bis er starb und Allah
seine Seele eilends ins Feuer beförderte.
Noch mehr Kämpfe brachen aus, und eine
Menge wurden getötet. Al-Hurr ibn Yazid griff die Gefährten
‘Umar ibn Sa´ds an, dabei rezitierte er die Worte von ‘Antara:
„Ich werde immer wieder Hiebe gegen sein Gesicht und seine
Brust versetzen, bis sie (die Brust) mit Blut bekleidet ist.“
Yazid ibn Sufyan von den Banu al-Harith
(von den Tamim) kam auf ihn zu. Bald tötete ihn al-Hurr. (In
der Zwischenzeit) trat Nafi’ ibn Hilal vor und erklärte:
„Ich bin der Sohn Hilals. Ich glaube an die Religion Alis.“
Muzahim ibn Huraith ging auf ihn los und schrie: „Ich folge
der Religion von ‘Uthman!“ – „Nein, du folgst der Religion
Satans,“ antwortete Nafi’, griff ihn an und tötete ihn.
„Ihr dummen Männer,“ rief ‘Amr ibn
al-Hadschadsch seinen Leuten zu, „versteht ihr denn nicht,
wen ihr da bekämpft? Diese Reiter aus der Stadt sind Leute,
die den Tod suchen, so lasst niemanden von euch im Einzelkampf
gegen sie antreten. Sie sind nur wenige, und die Zeit ist
gegen sie. Vielleicht könnt ihr sie schon durch Steinewerfen
töten.“ – „Das ist eine wahre Aussage,“ sagte ‘Umar
ibn Sa´d zu ihm. Er ließ den Kommandeuren ausrichten, dass
niemand von ihren Männern in einen Einzelkampf gehen sollte.
‘Amr ibn al-Hadschadsch ritt eine Attacke
gegen al-Hussain (a.) vom Euphrat aus. Sie kämpften eine Zeit
lang erbittert. Muslim ibn Ausadscha (r.) wurde
niedergeschlagen, und ‘Amr und seine Leute zogen sich zurück.
Als der Staub sich gelegt hatte, fanden sie (die Anhänger Imam
Hussains, a.) ihn (auf der Erde) ausgesteckt, und er lag im
Sterben. Als al-Hussain (a.) zu ihm hin ging, war er dem Tode
nahe. „Muslim,“ sagte al-Hussain (a.), „möge Allah
barmherzig mit dir sein.“ (Dann rezitierte er folgenden
Vers):
„Es sind welche unter ihnen, die
ihr Gelübde erfüllt haben, und welche, die noch warten, und
sie haben nichts verändert.“
Habib ibn Muzahir kam heran und sagte:
„Muslim, dein Tod ist für mich schwer zu ertragen, doch ich
bringe dir die Frohe Botschaft des Himmels (wohin du gehen
wirst).“ – „Möge Allah dir auch die frohe Botschaft bringen,“
erwiderte Muslim mit schwacher Stimme. (Habib antwortete):
„Selbst wenn ich wüsste, dass ich dir in diesen Moment folgen
werde, würde ich gern alle deine Angelegenheiten ausführen.“
Dann kamen die (feindlichen) Leute auf al-Hussain (a.) zu (,
um ihn anzugreifen). Schimr ibn Dhi al-Dschauschan attackierte
mit seinem linken Flügel (Imam Hussains, a.) linken Flügel,
aber sie blieben gegen sie standhaft und wehrten sie ab (mit
ihren Speeren). Al-Hussain (a.) und seine Anhänger wurden von
allen Seiten angegriffen, aber diese kämpften hart. Dann
begann ihre Kavallerie den Angriff, und obwohl sie nur
zweiunddreißig Reiter waren, griffen sie keine Seite der
kufitischen Kavallerie an, ohne sie in die Flucht zu schlagen.
Als ‘Urwa ibn Qais das sah - er war der Befehlshaber über die
kufitsche Kavallerie - schickte er (folgende) Notiz an ‘Umar
ibn Sa´d: „Siehst du nicht, was meine Kavallerie von dieser
geringen Anzahl (von Männern) einstecken muss? Schicke die
Fußtruppen und die Bogenschützen gegen sie.“
Er (‘Umar ibn Sa´d) schickte die
Bogenschützen gegen ihn los. Das Pferd al-Hurrs ibn Yazid
wurde lahmgeschossen. Er stieg ab und rief: „Ihr habt zwar
mein Pferd lahmgeschossen, doch ich bin der Sohn der Freiheit,
und ich bin mutiger als ein Löwe.“ Er schlug mit seinem
Schwert gegen sie, aber eine große Anzahl (Soldaten) griff ihn
an. Ayyub ibn Musarrih und ein anderer der kufitischen Reiter
waren an seiner Ermordung beteiligt.
Die Anhänger al-Hussains (a.) kämpften
weiterhin tapfer gegen den Feind, bis es Mittag wurde. Als
al-Hussain ibn Numair, der Kommandeur der Bogenschützen, die
Standhaftigkeit von al-Hussains (a.) Anhängern sah, rückte er
mit fünfhundert Bogenschützen gegen sie vor, und sie
beschossen die Gefährten al-Hussains (a.) mit Pfeilen. Sie
schossen so lange auf sie, bis sie (die meisten) ihre (r)
Pferde lahmgeschossen hatten und die meisten Männer verwundet
hatten. Dann marschierten sie gegen sie, und eine erbitterte
Schlacht wurde für einige Zeit ausgefochten. Schimr ibn Dhi
al-Dschauschan griff sie (auch) mit seinen Anhängern an,
jedoch Zuhair ibn al-Qain und zehn Anhänger al-Hussains (a.)
konterten (den Angriff) und trieben sie von den Zelten weg.
Schimr ibn Dhi al-Dschauschan griff sie wiederum an, doch
(einige) seiner Männer waren getötet worden, und die
restlichen hatten sich auf ihre Positionen zurückgezogen. (Die
Anzahl) der Getöteten unter den Anhängern al-Hussains (a.) war
aufgrund ihrer geringen Zahl offensichtlich, während die
derjeniger unter ‘Umar ibn Sa´ds Anhängern nicht so offenbar
wurde, weil sie so viele waren. Die Schlacht ging unerbittlich
und hitzig weiter. Die Anzahl der Getöteten und Verletzten
unter den Anhängern Abu ‘Abdillah al-Hussains (a.) stieg an,
bis die Sonne sich zu neigen begann (nach ihrem
Mittagshöchststand). Al-Hussain (a.) und seine Gefährten
verrichteten das Ehrfurcht-Gebet.
Hanzala ibn Sa´d al-Schibami erschien vor
al-Hussain (a.) und rief: „Ihr Leute Kufas,“ (dann
rezitierte er folgenden Vers:)
„O mein Volk, ich fürchte für euch
das gleiche, was den Verbündeten (widerfuhr). O mein Volk, ich
fürchte für euch den Tag der gegenseitigen Hilferufe.
O Leute, tötet Hussain nicht, denn
Er (Allah) wird euch durch eine Strafe vernichten. Wer eine
Lüge ersinnt, der wird eine Enttäuschung erleben.“
Er trat vor und kämpfte, bis er Märtyrer
wurde, möge Allah ihm Barmherzigkeit erweisen. (Danach)
erschien Schaudhab, der Gefolgsmann (mawla) von Schakir (und
sagte): „Gegrüßt seiest du, Abu ‘Abdillah, und möge Allah
Seine Gnade und Segnungen für dich anhäufen.“ Er kämpfte,
bis er Märtyrer wurde, möge Allah ihm barmherzig sein. Dann
kam ‘Abis ibn Schabib al-Schakiri. Er grüßte al-Hussain (a.)
und kämpfte, bis er den Märtyrertod fand.
Al-Hussains (a.) Anhänger traten Mann für Mann vor, bis
al-Hussain (a.) nur noch seine Familienmitglieder geblieben
waren.
Sein Sohn Ali ibn al-Hussain (a.) war der
nächste (der zum Kampf vortrat). Seine Mutter war Laila, die
Tochter Abu Murras ibn ‘Urwa ibn Mas´ud al-Thaqafi. Er war
einer der gutaussehendsten Männer jener Zeit. An jenem Tage
war er (erst) neunzehn Jahre alt. Er attackierte den Feind und
rief: „Ich bin Ali ibn al-Hussain Ibn Ali. Bei dem Hause
Allahs, wir stehen dem Propheten am nächsten. Bei Allah, der
Sohn einer schändlichen Frau wird uns nicht regieren. Ich
werde mein Schwert für die Verteidigung meines Vaters führen.
Ich werde kämpfen mit dem Schwertschlag eines Haschimiten,
eines Quraischiten.“
Er wiederholte dies mehrmals, und die
Kufiten hatten Angst, ihn zu töten. Dann erblickte ihn Murra
ibn Munqidh al-Abdi. Er sagte: „Mögen die Banden der
Wüstenaraber über mich kommen, wenn er an mir vorbeigeht und
das gleiche macht wie eben, und ich ihn dann nicht seiner
Mutter wegnehme (d.h. ihn töte).“ (Ali ibn al-Hussain, a.)
griff weiterhin den Feind an, wie er es (bereits) getan hatte,
doch dann stürzte sich Murra ibn Munqidh auf ihn und stach ihn
nieder. Er wurde niedergeschlagen, und die Feinde fielen über
ihn her und stachen mit ihren Schwertern auf ihn ein.
Al-Hussain (a.) ging zu ihm hin, bis er über ihm stand, und
sagte: „Möge Allah diejenigen töten, die dich getötet
haben, mein Sohn. Wie schamlos sind sie gegen den
Barmherzigen, indem sie die Heiligkeit der Familie des
Gesandten Allahs (s.) schänden.“ Seine Augen füllten sich
mit Tränen, und er sagte: „Nach dir wird es nur noch Staub
auf der Welt geben.“
Zainab, die Schwester al-Hussains (a.)
eilte herbei und schrie: „Mein Bruder, mein Neffe!“ Sie
kam und warf sich über ihren toten Neffen. Al-Hussain (a.) hob
ihren Kopf und führte sie zurück zu ihrem Zelt. Er sagte
seinen jungen Männern: „Tragt euren Bruder zurück.“
Sie trugen ihn fort und legten ihn vor
das Zelt, vor dem sie gekämpft hatten. Dann schoss einer von
‘Umar ibn Sa´ds Männern namens ‘Amr ibn Subaih einen Pfeil auf
Abdullah ibn Muslim ibn ‘Aqil. Abdullah versuchte, mit der
Hand seine Stirn zu schützen. Der Pfeil durchbohrte seine Hand
bis auf seine Stirn, und nagelte so die Hand daran fest. Er
konnte sie nicht bewegen, als ein anderer Mann sich mit einer
Lanze auf ihn stürzte, sie ihm ins Herz stieß und ihn (so)
tötete.
Abdullah ibn Qutba al-Ta´i griff ‘Aun ibn
Abdullah ibn Dscha´far ibn Abu Talib an und tötete ihn. ‘Amir
ibn Naschhall al-Tamimi griff Muhammad ibn Abdullah ibn
Dscha´far bin Abu Talib an und tötete ihn. ‘Uthman ibn Chalid
al-Hamdani stürzte sich auf ‘Abd ar-Rahman ibn ‘Aqil ibn Abu
Talib und tötete ihn.
Humaid ibn Muslim (auf der Seite gegen
Imam Hussain, a.) berichtete: Ich war unter unseren Leuten in
dieser Situation (viele von den Gefährten al-Hussains (a.)
waren von der Armee ‘Umar ibn Sa´ds getötet worden), als ein
junger Mann gegen uns marschierte. Sein Gesicht war jung wie
der allererste Schein der neuen Mondsichel, und er trug ein
Schwert. Er trug ein Hemd, ein Taillengewand (izar) und ein
Paar Sandalen, eine davon hatte einen gerissenen Riemen. ‘Umar
ibn Sa´d ibn Nafail al-Azdi sagte zu mir: „Ich werde ihn
angreifen,“ und ich erwiderte: „Subhanallah (Gepriesen
sei Allah)! Wozu willst du das tun? Lass ihn. Denn wenn nur
einer von der Familie Hussains überleben wird, wird das
ausreichen, um seinen Tod an dir zu rächen.“ Doch er
bestand darauf: „Bei Allah, ich werde ihn angreifen.“
So rannte er ihm entgegen und kam nicht zurück, bis er seinen
Kopf mit seinem Schwert getroffen und ihn gespalten hatte. Der
junge Mann fiel auf sein Gesicht und schrie „Oh mein
Onkel!“
Da griff Hussain an (mit der Wut)eines
angreifenden Falken. Er ritt eine Attacke wie ein wütender
Löwe und traf ‘Umar ibn Sa´d ibn Nufail mit seinem Schwert.
Jener versuchte, den Schlag mit seinem Arm abzuwehren, doch
sein Arm wurde vom Ellenbogen abgeschnitten, und er stieß
einen lauten (Schmerzens-)Schrei aus, der selbst im Lager noch
vernommen werden konnte. Als Hussain (a.) von ihm abließ,
griffen die kufitischen Reiter an, um ihn zu retten, doch sie
trampelten ihn dabei (aus Versehen) mit den Hufen ihrer Pferde
nieder, und der Staub legte sich (auf ihn).
Ich sah, wie Hussain (a.) bei dem Haupte
des jungen Mannes stand und auf seine Füße schaute, und
al-Hussain (a.) sagte: „Mögen diejenigen, die deinen Tod
verursacht haben, zugrunde gehen. Denn derjenige, der am Tage
der Auferstehung für dich als ihr Gegner auftreten wird, wird
dein Großvater sein“
Dann fuhr er fort: „Bei Allah, es ist hart für deinen
Onkel, dass du ihn gerufen hast, und er dir nicht helfen
konnte, oder vielmehr half er dir, aber dein Hilferuf kam zu
spät, als dass er dir noch helfen konnte. Denn, bei Allah,
diejenigen, die seine Verwandten töten, sind viele, aber
diejenigen, die ihm helfen, sind wenige.“ Dann trug er ihn
auf seinen Armen (fort). Es ist mir, als ob ich die Beine des
jungen Mannes noch vor mir sehe, wie sie (Schleif-)Spuren in
der Erde hinterlassen. Er nahm ihn und legte ihn zu seinem
Sohn Ali ibn al-Hussain (a.) und die anderen Mitglieder seiner
Ahl-al-Bait, die ermordet worden waren. Ich fragte nach dem
Jungen, und man sagte mir, dass er al-Qasim ibn al-Hassan ibn
Ali ibn Abu Talib (a.) sei.’
Dann setzte sich al-Hussain (a.) vor das
Zelt. Er brachte seinen Sohn Abdullah ibn al-Hussain (a.), der
noch ein Baby war, und setzte ihn auf seine Knie. Doch einer
von den Banu Asad schoss einen Pfeil ab, der das Kind
niedermetzelte. Al-Hussain (a.) fing das Blut des Kindes mit
seiner hohlen Hand auf. Als seine Hand sich mit Blut gefüllt
hatte, goss er es auf die Erde und sprach: „O Herr, wenn es
so sein sollte, dass Du die Hilfe des Himmels von uns
ferngehalten hast, dann lasse es deshalb sein, weil (Deine
Gründe) besser sind (als sofortige Hilfe). Räche Dich an
diesen Leuten, die solche Unterdrücker sind.“ Dann trug er
das Kind weg und legte es zu den anderen Mitgliedern seiner
Ahl-ul-Bait, welche getötet worden waren.
(Dann) schoss Abdullah ibn ‘Uqba
al-Ghanawi einem Pfeil auf Abu Bakr ibn al-Hassan ibn Ali (a.)
und tötete ihn. Als al-Abbas ibn Ali die Anzahl seiner
Familienmitglieder sah, die getötet worden waren, sagte er zu
seinen Brüdern mütterlicherseits, Abdullah, Dscha´far und
‘Uthman: „Meine Brüder durch meine Mutter, tretet an, so
dass ich sehe, dass ihr Allah und Seinem Gesandten treu
geblieben seid, denn ihr habt keine Kinder, (die ihr
verteidigen müsstet).“
Abdullah (r.) trat (zum Kampf) an und
kämpfte tapfer. Er lieferte sich ein Schwertgefecht mit Hani’
ibn Schabib al-Hadhrami, und Hani’ tötete ihn. Nach ihm trat
Dscha´far vor, und Hani’ tötete (auch) ihn.
Chawali ibn Yazid al-Asbahi (l.)
kämpfte gegen ‘Uthman, der den Platz seines Bruders
eingenommen hatte. Er feuerte einen Pfeil auf ihn und streckte
ihn damit nieder. Einer der Banu Darim griff ihn an (während
er am Boden lag) und köpfte ihn.
Die Truppe (‘Umar ibn Sa´ds) ritt dann
einen Angriff gegen al-Hussain (a.) und schnitten ihn den
Zugang zu seinem Lager ab. Sein Durst wurde brennend, und er
machte sich auf den Weg zum Damm und versuchte, den Euphrat zu
erreichen. Vor ihm war sein Bruder ‘Abbas. Jedoch blockierte
ihm die Kavallerie ‘Umar ibn Sa´ds (l.) den Weg. Unter ihnen
war ein Mann der Banu Darim, dieser sagte zu der Kavallerie:
„Wehe euch! Hindert ihn daran, den Euphrat zu erreichen,
lasst ihn kein Wasser trinken!“ Dann rief al-Hussain (a.):
„O Allah, ich bin durstig!“ Der Darimi
wurde ärgerlich und schoss einen Pfeil auf ihn ab, welcher in
seiner Kehle stecken blieb. Al-Hussain (a.) zog den Pfeil
heraus und hielt seine Hand unter seine Kehle. Seine
Handflächen füllten sich mit Blut, das er wegschüttete. Dann
sagte er: „O Allah, ich klage zu Dir über das, was mit dem
Sohn der Tochter Deines Propheten geschieht.“ Dann kehrte
er auf seine Position zurück, während sein Durst (noch)
schlimmer geworden war.
Währenddessen hatten die feindlichen
Truppen al-Abbas umzingelt und ihn von al-Hussain (a.)
abgeschnitten. Er griff sie alleine an, bis er getötet wurde,
möge Allah Sich seiner erbarmen. Die beiden, die an seiner
Ermordung beteiligt waren, waren Zaid ibn Warqa al-Hanafi und
Hakim ibn al-Tufail al-Schabsi, nachdem er mit Wunden bedeckt
war und sich nicht mehr bewegen konnte.
Als al-Hussain(a.) vom Damm zu seinen
Zelten zurückkehrte, kam Schimr ibn Dhi al-Dschauschan mit
einer Gruppe seiner Anhänger auf ihn zu und umzingelte ihn.
Der Flinkeste von ihnen war ein Mann namens Malik ibn
al-Nusair al-Kindi. Er beschimpfte al-Hussain (a.) und schlug
ihm mit seinem Schwert auf den Kopf. (Imam Hussain, a.) trug
eine Kappe. Das Schwert durchschnitt diese bis auf seinen Kopf
und fügte ihm eine blutende Wunde zu. Die Kappe füllte sich
mit Blut. Al-Hussain (a.) sagte zu ihm: „Mögest du niemals
mit deiner rechten Hand essen oder trinken. Möge Allah dich
(am Tage der Auferstehung) mit den Sündern versammeln.“
Dann warf er die Kappe fort und rief nach einer anderen,
setzte sie auf und wickelte sie um (den Kopf) wie einen
Turban.
Schimr ibn Dhi al-Dschauschan und
diejenigen, die bei ihm waren, hatten sich von ihren
(früheren) Positionen zurückgezogen. Nach eine kurzen Weile
kamen sie wieder gegen ihn und umzingelten ihn. Abdullah ibn
al-Hassan ibn Ali (a.) trat ihnen entgegen, er war erst ein
Junge, der noch nicht alt genug war, dass er die Frauen
verlassen musste. Er rannte nach vorne, bis er neben seinem
Onkel al-Hussain (a.) stand. Dann kam Zainab, die Tochter Alis
(a.), hinter ihm her, um ihn zurückzuhalten, und (auch)
al-Hussain (a.) sagte ihr, dass sie ihn aufhalten sollte.
Jedoch er (Abdullah) weigerte sich (, von ihr Kenntnis zu
nehmen) und hinderte sie daran (ihn wegzubewegen). Er sagte:
„Bei Allah, ich werde meinen Onkel nicht verlassen.“
Da
rannte Abdschar ibn Ka´b auf al-Hussain (a.) zu. Der Junge
sagte zu ihm: „Wehe dir, du Sohn einer unziemlichen Frau,
willst du meinen Onkel töten?“ Abdschar schlug mit dem
Schwert nach ihm. Der Junge versuchte, (den Schlag) mit seinem
Arm abzuwehren. Das Schwert durchschnitt den Arm bis auf die
Haut (auf der anderen Seite). Da hing der Arm (an der Haut).
Der Junge rief: „O meine Mutter!“ Al-Hussain (a.)
packte und umarmte ihn. Er sagte zu ihm: „Mein Neffe,
versuche zu ertragen, was dir passiert ist, und tröste dich
mit der Nachricht, dass Allah dich mit deinen rechtschaffenen
Vorfahren vereinigen wird.“ Dann hob al-Hussain (a.) die
Hand und sagte: „O Allah, auch wenn Du das Leben für eine
Zeit für sie angenehm gemacht hast, teile sie in Gruppen,
lasse sie die Regeln der (verschiedenen) Gruppen befolgen, und
lass ihre Herrscher niemals mit ihnen zufrieden sein. Sie
riefen uns, damit sie uns unterstützen, und dann wurden sie
feindselig gegen uns und töteten uns.“
Die Fußtruppen (‘Umar ibn Sa´ds) begannen
Angriffe von rechts und links gegen diejenigen, die noch bei
al-Hussain (a.) geblieben waren, bis nur noch eine Gruppe von
dreien oder vieren bei ihm waren. Als al-Hussain (a.) das sah,
ließ er sich eine jemenitische Hose bringen. Er zerriss sie
und zog sie an. Er zerriss sie deshalb, damit er, nachdem er
getötet worden war, nicht entblößt werden würde (indem man ihm
die Hosen ausziehen würde). Als al-Hussain (a.) getötet worden
war, stürzte Abdschar ibn Ka´b sich auf ihn, riss ihm die Hose
vom Leib und ließ ihn entblößt liegen. Danach wurden die Hände
Abdschar ibn Ka´bs (l.) im Sommer so trocken wie Zweige und so
tropfnass im Winter, so dass Blut und Eiter von ihnen tropfte,
bis Allah ihn vernichtete.
Als al-Hussain (a.) niemand mehr außer
einer Gruppe von drei seiner Familienmitgliedern geblieben
war, marschierte er gegen die (feindlichen) Männer (‘Umar ibn
Sa´ds), während die drei ihn beschützten, bis sie alle drei
getötet worden waren. Al-Hussain (a.) war nun allein. Trotz
seiner auf ihm lastenden Wunden an Kopf und Körper kämpfte er
mit seinem Schwert gegen sie, und sie zerstreuten sich rechts
und links von ihm.
Dann sagte Humaid ibn Muslim: „Bei
Allah, niemals zuvor sah ich so eine Beharrlichkeit. Nachdem
seine Söhne, Familienmitglieder und Gefährten getötet worden
waren, bewahrte er dennoch Haltung und verlor nicht den Mut.
Als die Fußtruppen ihn angriffen, stürmte er mit seinem
Schwert gegen sie an, und er trieb sie von seiner Rechten und
von seiner Linken auseinander wie Ziegen, wenn ein Wolf sie
angreift.“
Als Schimr ibn Dhi al-Dschauschan das
sah, rief er nach der Kavallerie, und sie kamen hinter den
Fußtruppen hervor. Er gab den Bogenschützen den Befehl, auf
ihn (Imam Hussain, a.) zu schießen, und sie beschossen ihn mit
Pfeilen, bis die Pfeile ihn bedeckten wie (die Stacheln) den
Igel. Er zog sich von ihnen zurück, und sie standen ihm
gegenüber. Seine Schwester Zainab trat aus der Tür des Zeltes
und rief ‘Umar ibn Sa´d ibn Abu Waqqas zu: „Wehe dir,
‘Umar! Wird Abu ‘Abdillah (Imam Hussain, a.) denn getötet,
während du zuschaust?“ ‘Umar antwortete ihr nicht. Sie
rief: „Wehe euch (allen)! Ist denn kein Muslim unter euch?“
Niemand antwortete. Dann schrie Schimr ibn Dhi al-Dschauschan
die Fußsoldaten und die Kavallerie an: „Wehe euch! Was
wartet ihr denn auf den Mann (ohne ihn zu töten)? Mögen eure
Mütter euch verlieren!“ Da griffen sie ihn (Imam Hussain,
a.) von allen Seiten an. Zur´a ibn Scharik versetzte ihm einen
(Schwert-)Hieb auf das linke Schulterblatt und durchschnitt
es. Ein anderer von ihnen hieb ihm auf die Schulter, und er
(Imam Hussain, a.) fiel davon vornüber auf sein Gesicht. Sinan
ibn Anas al-Nacha´i durchbohrte ihn mit einer Lanze. Chawali
ibn Yazid al-Asbahi (l.) rannte zu ihm hin und beugte sich
herab, um seinen Kopf abzuschneiden, doch er zitterte zu sehr.
„Möge Allah dich schwach werden lassen,“ sagte Schimr,
„was zitterst du?“ Dann beugte Schimr sich herab und
enthauptete ihn, dann reichte er seinen (Imam Hussains, a.)
Kopf Chawali ibn Yazid und sagte: „Bringe ihn zum
Gouverneur ‘Umar ibn Sa´d.“ Dann begannen sie, al-Hussain
(a.) auszuplündern. Ishaq ibn al-Hayat al-Hadhrami (l.) nahm
sein Hemd, und Abdschar ibn Ka´b seine Hose. Achnas ibn
Marthad (l.) bemächtigte sich seines Turbans. Einer der Banu
Darim nahm sein Schwert an sich. Sie plünderten seinen Sattel,
seine Kamele mit dem, womit sie beladen waren, und rissen
seinen weiblichen Familienmitgliedern die Kleider weg.
Humaid ibn Muslim berichtete: „Bei Allah,
ich habe nicht eine von seinen (Imam Hussains, a.) Frauen,
Töchtern oder (anderen weiblichen) Familienmitgliedern
gesehen, deren Kleiden nicht von ihren Rücken gerissen und
gewaltsam heruntergezerrt wurden. Dann kamen wir zu Ali ibn
al-Hussain (a.). Er lag schwer krank auf einem Bett
ausgestreckt. Schimr hatte eine Gruppe Fußsoldaten bei sich,
und sie fragten ihn: „Sollen wir diesen Kranken nicht
töten?“ – „Gelobt sei Allah,“ sagte ich, „werden
denn Jugendliche (auch) getötet? Er ist doch nur ein Junge,
was auch immer mit ihm ist,“ und ich zog mich nicht
zurück, bis ich sie von ihm abgehalten hatte.
Dann kam ‘Umar ibn Sa´d, und die Frauen
schrieen ihm weinend ins Gesicht. Er sagte zu seinen Leuten:
„Niemand von euch soll die Zelte dieser Frauen betreten
oder diesen kranken Jungen stören.“ Die Frauen fragten
ihn, ob sie die Sachen, die ihnen genommen worden waren,
wiederbekommen könnten, damit sie sich bedecken könnten. Er
sagte: „Wer immer von ihren Sachen etwas weggenommen hat,
soll es ihnen zurückgeben.“ Doch, bei Allah, niemand von
ihnen brachte irgendetwas zurück. Dann stellte er eine Gruppe
Männer, die bei ihm waren, (für die Bewachung) des (Haupt-)Zelts
und den Zelten der Frauen ab. Er sagte: „Bewacht sie, so
dass niemand von ihnen entkommt, und tut ihnen (den Frauen)
nichts an.“
Dann kehrte er zu seinem Zelt zurück und
rief seinen Gefährten zu: „Wer will freiwillig zu Hussain
gehen und sein Pferd mit seinen Hufen auf seinen Körper
trampeln lassen?“ Zehn meldeten sich. Zu ihnen gehörten
Ishaq ibn Hayyat und Achnas ibn Marthad. Sie trampelten mit
ihren Pferden auf den Leichnam al-Hussains (a.), bis sie
seinen Rücken zerschmettert hatten. ‘Umar ibn Sa´d schickte an
jenem Tag - es war der Tag ‘Aschura - den Kopf al-Hussains
(a.) mit Chawali ibn Yazid al-Asbahi und Humaid ibn Muslim zu
‘Ubaidullah ibn Ziyad. Dann befahl er, dass die Köpfe der
übrigen seiner (Imam Hussains, a.) Anhänger und der Mitglieder
seiner Ahl-ul-Bait abgetrennt werden sollten. Es waren
zweiundsiebzig Köpfe. Er sandte Schimr ibn Dhi al-Dschauschan,
Qais ibn Asch´ath und ‘Amr ibn al-Hadschadsch mit ihnen. Sie
brachten sie zu Ibn Ziyad. Er (Umar ibn Sa´d) blieb dort für
den Rest des Tages (‘Aschura) und den nächsten Tag bis Mittag.
Dann rief er die Leute für die Abreise zusammen und machte
sich nach Kufa auf den Weg. Er nahm die Töchter und Schwestern
al-Hussains (a.) mit, zusammen mit Ali ibn al-Hussain (a.).
Letzterer litt noch immer an Ruhr und war dem Tode nahe.
Als Ibn Sa´d abreiste, gingen einige der
Banu Asad, die in al-Ghadiriyya Halt gemacht hatten, zu
al-Hussain (a.) und seinen Anhängern. Sie verrichteten das
Totengebet für sie. Dann bestatteten sie al-Hussain (a.) dort,
wo sein Grabmal immer noch liegt, und sie begruben seinen Sohn
Ali ibn al-Hussain al-Asghar (den Jüngeren) am seinem Fuße.
Sie hoben rund um das Gebiet nahe den Füßen al-Hussains (a.)
für die Märtyrer seiner Ahl-ul-Bait und seine Anhänger eine
Grube aus und begruben sie alle miteinander. Jedoch begruben
sie al-Abbas ibn Ali (a.) an dem Ort, an dem er getötet worden
war, auf dem Wege al-Ghadiriyya, wo sich noch immer sein
Grabmal befindet.
Als der Kopf al-Hussains (a.) bei Ibn
Ziyad angelangt war und nachdem Ibn Sa´d am nächsten Tag mit
den Töchtern und Familienangehörigen al-Hussains (a.)
angekommen war, setzte sich Ibn Ziyad vor die Leute im
Gouverneurspalast. Er hatte die Leute offiziell zusammenrufen
lassen und ihnen befohlen, anwesend zu sein (um den Kopf Imam
Hussains zu sehen). Er legte diesen vor sich, und schaute ihn
mit einem Lächeln an. In seiner Hand hatte er einen kleinen
Rohrstock und schlug damit an die Zähne (des Kopfes Imam
Hussains, a.).
Als Zaid ibn Arqam, ein Gefährte des
Propheten (s.) ihn mit dem Rohrstock an die Zähne schlagen
sah, sagte er: „Nimm deinen Rohrstock weg, denn, bei Allah,
außer Dem es keinen Gott gibt, ich habe die Lippen von Allahs
Gesandtem (s.) zahllose Male diese Lippen küssen sehen.“
Und er begann zu weinen. „Lässt Allah deine Augen weinen?“,
fragte Ibn Ziyad. „Oder weinst du, wegen Allahs Sieg?
Wenn du nicht ein alter Mann wärst, der senil geworden und den
Verstand verloren hat, dann würde ich dich köpfen.“ Zaid
ibn Arqam stand auf und ging nach Hause.
(Währenddessen) wurde die Familie
al-Hussains (a.) vor Ibn Ziyad gebracht. Zainab, die Schwester
al-Hussains (a.), kam in der Mitte der Gruppe, unerkannt; und
sie trug ihre (verbliebenen) schäbigsten Kleider. Sie ging und
setzte sich in eine Ecke des Palastes, und ihre Gefährtinnen
scharten sich um sie. „Wer ist diese Frau, die sich mit
ihren Gefährtinnen abseits in eine Ecke gesetzt hat?,“
fragte Ibn Ziyad, doch Zainab antwortete ihm nicht. Er
wiederholte die Frage nach ihr ein zweites Mal. „Das ist
Zainab, die Tochter Fatimas (a.), der Tochter des Gesandten
Allahs (s.),“ sagte einer ihrer Gefährtinnen. zu ihm.
„Preis sei Allah,“ sagte Ibn
Ziyad, als er auf sie zuging, „der euch beschämt, getötet
und die Falschheit eurer Behauptungen offengelegt hat.“ –
„Preis sei Allah,“ erwiderte Zainab, „Der uns mit
Seinem Propheten (s.) gesegnet hat, und Er hat uns vollkommen
von Sünde gereinigt. Er beschämt nur den großen Sünder und
legt die falsche Natur des Lasterhaften offen. Solch Männer
sind nicht unter uns, Gepriesen sei Allah.“ – „Und wie
bewertest du, wie Allah eure Familie behandelt hat?,“
fragte Ibn Ziyad. „Allah hat ihnen den Tod beschieden,“
antwortete Zainab, „und sie gingen tapfer zu ihren
Ruhestätten. Allah wird euch und uns zusammen versammeln. Ihr
werdet eure Entschuldigungen bei Ihm vorbringen, und wir
werden eure Gegner vor Ihm sein.“
Ibn Ziyad wurde zornig und kochte vor
Wut. „O Gouverneur,“ ging ‘Amr ibn Huraith dazwischen,
„sie ist doch nur eine Frau, und Frauen sind nicht für das,
was sie sagen, verantwortlich. Nimm ihr ihre Fehler nicht
übel.“ – „Allah hat meine Seele von deiner Tyrannei und
der Rebellion deiner Familie geheilt,“ sagte Ibn Ziyad.
Zainab (a.) verlor die Zurückhaltung und
begann zu weinen. „Bei meinem Leben,“ rief sie, „du
hast die Ehrwürdigen (meiner Familie) getötet; du hast meine
jungen Zweige (d.h. junge Familienangehörige) abgeschnitten;
du hast meine Familie zerrissen; und du hast meine Wurzeln
ausgerissen. Wenn dich das heilen soll, dann bist du geheilt
worden.“ – „Bei meinem Leben,“ erklärte Ibn Ziyad,
„diese Frau ist eine Dichterin. Dein Vater war (ebenfalls)
ein Dichter.“ – „Was hat eine Frau mit Dichtkunst zu
tun?,“ fragte sie. „Ich habe in der Tat Dinge, die mich
so beschäftigen, dass sie mich von der Dichtung ablenken, aber
mein Herz lässt mich sagen, was ich sage.“ Ali ibn
al-Hussain (a.) wurde ihm vorgeführt. „Wer bist du?,“
fragte er (Ibn Ziyad). „Ich bin Ali ibn al-Hussain,“
antwortete er. „Hat Allah Ali ibn al-Hussain (a.) nicht
getötet?“ – „Ich habe einen Bruder, der (auch) Ali
heißt,“ erwiderte Ali (a.), „die Leute haben ihn
getötet.“ – „Vielmehr hat Allah ihn getötet,“
beharrte Ibn Ziyad. (Ali ibn al-Hussain (a.) antwortete mit
folgendem Vers:
„Allah nimmt die Seelen (der
Menschen) zur Zeit ihres Sterbens (zu sich).“
– „Wie kannst du es wagen, mir so zu
antworten!“ schrie Ibn Ziyad wütend, „und das soll das
letzte (Wort) von dir gewesen sein, wegen deiner Antwort zu
mir. Führt ihn ab und köpft ihn!“ Seine Tante Zainab
umklammerte ihn (Ali ibn al-Hussain, a.) und schrie: „O Ibn
Ziyad! Hast du noch nicht genug von unserem Blut?“ Dann
klammerte sie sich an ihn und sagte: „Bei Allah, ich werde
nicht von ihm lassen. Wenn du ihn tötest, dann töte mich mit
ihm!“
Ibn Ziyad schaute sie an und sagte:
„Wie wundervolle sind doch Familienbande! Ich denke, sie will,
dass ich sie mit ihm zusammen töte. Lasst ihn, denn ich sehe
nun, was mit ihm ist.“
Er erhob sich von seiner Audienz, um den
Palast zu verlassen und in die Moschee zu gehen. Er stieg auf
die Kanzel, pries und lobte Allah, dann sagte er: „Preis
sein Allah, Der die Wahrheit und deren Anhänger offenkundig
gemacht hat, und Er hat Den Fürsten der Gläubigen, Yazid und
dessen Partei den Sieg verliehen, und Er hat den Lügner, der
der Sohn eines Lügners ist sowie dessen Schia getötet.“
Da erhob sich Abdullah ibn Afif al-Azdi,
der zu der Schia des Fürsten der Gläubigen (Imam Ali, a.)
gehört hatte, und rief: „O Feind Allahs, Du bist ein
Lügner, und dein Vater und derjenige, der dich und deinen
Vater (zum Gouverneur) ernannt hat, (auch). O Ibn Murdschana,
du tötest die Söhne des Propheten und nimmst (widerrechtlich)
den Platz der Wahrhaftigen auf der Kanzel ein.“
„Her mit ihm zu mir,“ befahl Ibn
Ziyad. Die Soldaten ergriffen ihn, doch er stieß den
Kampfschrei (des Stammes) der al-Azd aus. Siebenhundert von
ihnen versammelten sich (sofort) und entrissen ihn den
Soldaten. In der Nacht sandte Ibn Ziyad jemanden, der ihn aus
seinem Hause verschleppen sollte. Er wurde hingerichtet und in
al-Sabcha gekreuzigt, möge Allah ihm barmherzig sein.
Am (nächsten) Morgen schickte ‘Ubaidullah
ibn Ziyad den Kopf al-Hussains (a.), nachdem er durch
sämtliche Strassen und Stammesgebiete Kufas geführt worden war
(, zu Yazid). Zaid ibn Arqam überlieferte: „Er (der Kopf)
wurde vorbeigetragen, er war auf einen Speer gespießt, und ich
befand mich in einem Raum in meinem Hause. Als er (der Kopf)
sich mir gegenüber befand, hörte ich ihn rezitieren:
„Meinst du wohl, die Gefährten der
Höhle und „al-Raqim“ (Inschrift) seien ein Wunder unter
Unseren Zeichen?“
Ich erschauderte und rief aus:
‚O Sohn Allahs Gesandten (s.), dein Kopf ist ein Wunder, ein
Wunder.’“
Als sie damit fertig waren, ihn durch
Kufa zu tragen und ihn zurück zum Palasttor gebracht hatten,
gab Ibn Ziyad ihn an Zahar ibn Qais weiter, und auch die Köpfe
der Gefährten (Imam Hussains, a.). Er schickte sie zu Yazid
ibn Muawiya mit Abu Burda ibn Auf al-Azd und Tariq ibn Abi
Zubiyan al-Azdi mit einer Gruppe Kufiten, um sie zu Yazid nach
Damaskus zu bringen.
Abdullah ibn Rabi´a al-Himyari
berichtete: „Ich war bei Yazid ibn Muawiya in Damaskus, als
Zahar ibn Qais den Kopf zu ihm brachte. ‚Wehe dir!,’
rief Yazid, „was ist das hinter dir? Was hast du da?“ –
‚O Fürst der Gläubigen,’ antwortete er (Zahar ibn Qais),
‚ich bringe gute Nachrichten von dem Siege Allahs und
Hilfe. Hussain ibn Ali kam mit achtzehn Mann aus seiner
Familie und sechzig seiner Schia gegen uns. Wir zogen aus, um
ihn zu treffen, und wir sagten ihm, dass er sich entweder
ergeben und sich der Macht des Gouverneurs unterwerfen sollte,
andernfalls würde es Kampf geben. Sie zogen den Kampf der
Ergebung vor. Wir griffen sie an, als die Sonne aufging und
umzingelten sie von allen Seiten. Unsere Schwerter forderten
ihren Tribut von den Köpfen der Leute, und sie begannen, vor
uns zu fliehen, ohne einen Zufluchtsort zu haben. Sie
(versuchten) vor uns auf Hügeln und in den Gräben Zuflucht zu
suchen, wie die Tauben vor einem Falken Zuflucht suchen. Bei
Allah, o Fürst der Gläubigen, es war nichts anderes als das
Schlachten von Schlachtvieh. (Es war nur die Zeit vergangen,
die) ein Mann für seine Mittagspause (braucht), bis wir uns
auf den Letzten von ihnen gestürzt hatten. Da waren ihre
entblößten Leichen, ihre blutverschmierten Kleider, ihre
Gesichter im Staub. Die Sonne brannte auf sie herab; der Wind
streute Sand über sie; ihre Besucher waren (aasfressende)
Adler und Geier.’
Yazid senkte für eine Weile den Kopf,
dann erhob er sein Haupt und sagte: „Ich wäre mit eurem
Gehorsam (meine Befehle auszuführen) zufrieden gewesen, ohne
dass ihr Hussain tötet. Wenn ich da gewesen wäre (anstelle Ibn
Sa´ds), hätte ich ihm so ein Schicksal erspart.“
Nachdem ‘Ubaidullah ibn Ziyad den Kopf
al-Hussains (a.) losgeschickt hatte, befahl er, dass die
Frauen und Jugendlichen für die Abreise bereitgemacht werden
sollten. Er ließ Ali ibn al-Hussain (a.) eine Kette um seinen
Hals legen, Dann schickte er sie mit Muhaffir ibn Tha´laba
al-A´idhi und Schimr ibn Dhi al-Dschauschan hinter den Köpfen
her. Diese machten sich mit ihnen auf den Weg, bis sie
diejenigen, die die Köpfe bei sich hatten, eingeholt hatten.
Als sie das Tor (zu) Yazids (Palast) erreichten, erhob
Muhaffir ibn Tha´laba seine Stimme und rief: „Hier ist
Muhaffir ibn Tha´laba, der dem Fürsten der Gläubigen diese
gemeinen Rebellen überbracht hat.“ Ali ibn al-Hussain (a.)
antwortete ihm: „Hat die Mutter Muhaffirs etwas Schlimmeres
und Verderblicheres geboren (als ihn)?“
Als die Köpfe, unter denen sich auch der
Kopf al-Hussains (a.) befand, vor Yazid gebracht wurden,
rezitierte Yazid (folgendes Gedicht): „Wir werden die
Schädel der stolzen (Männer) zerspalten, die gegen uns
aufstehen, sie waren sehr ungehorsam und unterdrückerisch.“
Yahya
ibn al-Hakam, der Bruder Marwan ibn al-Hakams, rezitierte
(daraufhin):
„Am Ufer (des Flusses) traf eine große
Armee auf ihn, der einen näheren Verwandtschaftsgrad (zu
Yazid) hat als Ibn Ziyad, der Mann von verächtlicher Abkunft.
Die Banu Umayya (Umayyaden) haben eine große Zahl von
Nachkommen, während die Tochter des Gesandten Allahs keine
Nachkommenschaft (mehr) hat.“
Da schlug Yazid Yahya ibn al-Hakam vor
die Brust und schrie: „Sei still!“ Dann sagte er zu Ali
ibn al-Hussain (a.): „Ibn al-Hussain, dein Vater hat die
Verwandtschaftsbande zu mir abgeschnitten, war sich meines
Rechtes (auf das Kalifat) nicht im klaren und versuchte, mir
meine Macht zu entreißen, und so hat Allah mit ihm gemacht,
was du gesehen hast.“
„Es geschieht kein Unheil auf Erden
die an euch, das nicht in einem Buch (verzeichnet) wäre, bevor
Wir es ins Dasein rufen - fürwahr, das ist für Allah ein
Leichtes,“
erwiderte Ali ibn al-Hussain (a.).
„Antworte ihm,“ sagte Yazid seinem
Sohn Chalid, doch Chalid wusste nicht, was er ihm erwidern
sollte. Da sagte Yazid: „Sag ihm:
‘Und was euch an Unglück treffen
mag, es erfolgt auf Grund dessen, was eure Hände gewirkt
haben. Und Er vergibt vieles’“
Dann ließ er die Frauen und Jugendlichen
rufen und sie vor ihm Platz nehmen. Was er sah, war furchtbar.
„Möge Allah Schande über Ibn Murdschana
bringen,“ sagte Yazid, „wenn zwischen ihm und euch
Verwandtschaftsbande bestünden, dann hätte er euch dies nicht
angetan, er hätte euch nicht in diesem Zustand geschickt.“
Fatima, die Tochter al-Hussains (a.)
berichtete: „Als wir vor Yazid saßen, zeigte er Mitleid mit
uns. Ein Mann von den Syrern namens Ahmar stand auf und sagte:
‚O Fürst der Gläubigen, gib mir dieses Mädchen da’, und
er meinte mich, ich war ein unschuldiges Mädchen. Ich
erschauerte und glaubte, das es ihnen erlaubt sei, und ergriff
die Kleider meiner Tante Zainab, und sie sagte, dass das nicht
passieren würde. Sie sagte zu dem Syrer: ‚Bei Allah, du
bist ein Lügner und unedel, bei Allah, dies steht weder dir
noch ihm zu (, das zu entscheiden).’ Da wurde Yazid zornig
und rief: ‚Du hast gelogen, das steht mir zu, wenn ich
etwas will, dann tue ich es!’
‚Nein, bei Allah,’
sagte sie, ‚Allah würde dich das nur dann tun lassen, wenn
du unseren Glauben verlässt und dich zu einem anderen bekennen
würdest.’ Da verlor Yazid vor Wut die Beherrschung und
schrie. ‚Mir wagst du so entgegenzutreten?! Es sind dein
Vater und dein Bruder, die den Glauben verlassen haben!’ –
‚Du wirst von der Religion Allahs, der Religion meines
Vaters und der Religion meines Bruders geleitet,’
antwortete Zainab, ‚wie auch dein Großvater und dein Vater,
wenn du Muslim bist.’ – ‚Du lügst,’ schrie er, ‚du
Feindin Allahs!’ – ‚Du bist der Gouverneur,’
erwiderte sie, ‚dennoch schmähst du in ungerechter Weise
und übst deine Macht mit Gewalt aus.’ Er (Yazid) schwieg,
als ob er sich schämte. ‚Gib mir dieses Mädchen,’
wiederholte der Syrer. ‚Geh weg,’ sagte Yazid, ‚möge
Allah dich ins Verderben stürzen.’ “
Dann ließ er die Frauen und ihren Bruder
Ali ibn al-Hussain (a.) in ein abgelegenen Haus bringen. Ein
Haus wurde ihnen abgeteilt, das mit dem Haus Yazids verbunden
war. Sie hielten sich einige Tage dort auf. Dann beauftragte
er Nu´man ibn Baschir, Vorbereitungen zu treffen, die Frauen
nach Medina zu bringen. Als er sie vorbereiten wollte, rief er
Ali ibn al-Hussain (a.) und nahm ihn beiseite. Er sagte:
„Allah verfluche Ibn Murdschana. Wenn ich bei deinem Vater
gewesen wäre, nie hätte er mich um etwas gebeten, ohne dass
ich es ihm gegeben hätte, und ich hätte mit allem, was in
meiner Macht stünde, den Tod von ihm ferngehalten. Doch Allah
hat das bestimmt, was du gesehen hast. Schreib mir aus Medina,
und alles, was du brauchst, soll dein sein.“ Er
überreichte ihm und seiner Familie Kleider. Er schickte in
seiner Schar einen Botschafter, der ihm sagte, dass er nachts
mit ihnen reisen solle, so dass sie vor ihm gehen, aber
niemals sich außer seiner Sicht aufhalten sollten. Wenn sie
Halt machten, sollte er sich von ihnen abwenden und er und
sein Gefolge sollten von ihnen entfernt um sie herumstehen wie
Wächter. Sie sollten sich nur von ihnen entfernen, wenn jemand
aus der Gruppe die rituelle Waschung vollziehen oder einem
Bedürfnis nachgehen wollte, damit sie nicht beschämt würden.
Er (der Botschafter) ging mit ihnen unter
der Gruppe von Nu´man. Er blieb bei ihnen auf dem Weg, und er
war freundlich zu ihnen, wie Yazid ihm aufgetragen hatte, und
er führte die Aufsicht über sie, bis sie nach Medina kamen.
Nachdem Ibn Ziyad den Kopf al-Hussains
(a.) zu Yazid geschickt hatte, ging er zu ‘Abd al-Malik ibn
Abu Harith al-Sulami und sagte zu ihm: „Gehe zu ‘Amr ibn
Sa´id ibn al-As nach Medina und überbringe ihm die freudige
Botschaft über die Tötung al-Hussains.“
‘Abd al-Malik berichtete: Ich bestieg
mein Pferd und reiste nach Medina. (Unterwegs) begegnete mir
ein Mann von den Quraisch, der mich fragte: „Was für eine
Nachricht (hast du)?“ – „Die Nachricht ist für den
Gouverneur, du wirst sie (auch) hören,“ antwortete ich.
„Allahs sind wir, und zu Ihm kehren wir zurück,“ sagte er,
„bei Allah, Hussain ist getötet worden.“ Als ich zu
‘Amr ibn Sa´d kam, fragte dieser: „Was ist dein Anliegen?“
– „(Etwas,) was den Gouverneur erfreuen wird, Hussain ibn
Ali ist getötet worden.“ – „Gehe hinaus und verkünde
(öffentlich), dass er getötet wurde,“ sagte er (‘Amr). Ich
verkündete es. Ich habe noch niemals so ein Jammern und Weinen
gehört wie das Weinen der Banu Haschim um Hussain ibn Ali (a.)
in ihren Häusern, als sie die Ankündigung von seiner Ermordung
hörten. Ich ging zu ‘Amr ibn Sa´id (zurück), und als er mich
sah, lächelte er mir zu und lachte. Dann zitierte er einen
Vers von ‘Amr ibn Ma´dikarib: „Die Frauen Ibn Ziyads
erhoben ein großes Geschrei wie das Geschrei unserer Frauen
nach (der Schlacht) von al-Arnab.“
„Dieses Wehgeschrei ist die Antwort
auf das Wehgeschrei für ‘Uthman,“
erklärte ‘Amr. Dann bestieg er die Kanzel und informierte
die Leute über die Ermordung Hussain ibn Alis (a.), und er
rief sie zu (dem Gehorsam gegenüber) Yazid ibn Muawiya auf,
dann stieg er hinab.
Einer der Gefolgsmänner (mawali) Abdullah
ibn Dscha´far ibn Abu Talibs verkündete den Tod seiner beiden
Söhne und äußerte die Formel „’Inna lillahi wa inna ilaihi
radschi´un’ - Allahs sind wir, und zu Ihm kehren wir zurück.“
„Das ist nun, was uns durch Hussain ibn Ali zugestoßen ist,“
sagte Abu Salasyl, der Gefolgsmann Abdullahs. „Sohn einer
Dirne, sagst du so etwas über al-Hussain?“ rief Abdullah
ibn Dscha´far und zog seine Sandale aus (um ihn damit zu
schlagen), „bei Allah, wenn ich ihn erlebt hätte, hätte ich
es vorgezogen, mich nicht von ihm zu trennen und mit ihm
zusammen getötet zu werden. Bei Allah, ich hätte diese beiden
nicht von ihm abgehalten, und ich bin dadurch getröstet, was
ihnen zugestoßen ist, denn sie wurden mit meinem Bruder und
Cousin zusammen getötet, während sie ihn trösteten und mit ihm
(dem Feind) standhielten.“ Dann ging er zu den anderen
Sitzungsteilnehmern und sagte:
„Preis sei Allah, Der mir die tödliche
Verletzung al-Hussains hart (zu ertragen) gemacht hat. Da ich
schon al-Hussain (a.) nicht mit meinen (eigenen) Händen
getröstet habe, so haben es meine beiden Söhne getan.“
Umm
Luqman, die Tochter ‘Aqil ibn Abu Talibs (r.), trat weinend
vor, als sie die Nachricht von al-Hussains (a.) Tod hörte, und
bei ihr waren ihre Schwestern Umm Hani’, Asma’, Ramla und
Zainab, die Töchter ‘Aqil ibn Abu Talibs (r.). Sie weinte um
ihre (Verwandten), die am Ufer (des Euphrat) getötet worden
waren, und sie rezitierte folgenden (Gedichts-)Vers:
„Was würdet ihr sagen, wenn der
Prophet euch fragen würde: ‘Was habt ihr, die letzten der
(religiösen) Gemeinden, mit meinen Nachkommen und meiner
Familie getan, nachdem ich von ihnen gegangen war? Unter ihnen
sind Gefangene, und sie sind blutbespritzt.
Was für ein Lohn ist das für meinen
Rat an euch, dass ihr gegen mich (eingestellt) seid, indem ihr
meinen Verwandten Böses antut?“
Als auf jenen Tag, an dem ’Amr ibn Sa´id
in Medina die Nachricht von al-Hussains (a.) Ermordung
bekanntgegeben hatte, die Nacht folgte, hörten die Einwohner
Medinas eine Stimme rufen. Sie hörten die Stimme, sahen aber
niemanden:
„Oh ihr, die ihr Hussain in
Unwissenheit getötet habt, hört (nun) die Botschaft von Strafe
und Vergeltung. Alle Bewohner des Himmels, die Propheten, die
Engel und die (auf Allahs Weg) Getöteten beten gegen euch
(d.h. um eure Strafe). Ihr seid verflucht durch die Zunge des
Sohns Davids (Salamon, a.), Moses und des Statthalters des
Evangeliums (Jesus, a.).“