Überblick über die Berichte über die Ruhmestaten Abu
Dscha´fars (a.) und die Beweise (für sein Imamat) und seine
Wunder
Al-Ma´mun
hatte eine große Zuneigung zu Abu Dscha´far (a.) aufgrund der
großen Tugenden, die er von ihm trotz seines geringen Alters
sah, wegen des Wissens, der Weisheit und der Vollkommenheit
des Verstandes, die er erreichte und in denen niemand der
Gelehrten seiner Zeit ihm gleichkam. Daher verheiratete er (al-Ma´mun)
ihn mit seiner Tochter Umm al-Fadhl. Er (Abu Dscha´far
al-Dschawad) nahm sie mit nach Medina. Al-Ma´mun sparte nicht
an Ehrung, Verherrlichung und größter Wertschätzung für ihn.
Al-Hassan ibn Muhammad ibn Sulaiman
überlieferte von ´Ali ibn Ibrahim ibn Haschim, von seinem
Vater, von al-Rayyan al-Schabib, welcher berichtete: Als
al-Ma´mun seine Tochter Umm al-Fadhl mit Abu Dscha´far
Muhammad ibn Ali (a.) verheiraten wollte, kam das den
Abbasiden zu Ohren und (diese Nachricht) schockierte sie und
stimmte sie in höchstem Maße besorgt, denn sie fürchteten,
dass die Angelegenheit (das Kalifat) so enden würde wie mit
al-Ridha (a.) und waren bestürzt darüber.
Er (al-Ma´mun) versammelte die Nächsten
seiner Familienangehörigen, und sie sagten zu ihm: „Wir
beschwören dich bei Allah, o Fürst der Gläubigen, dass du von
diesem Plan Abstand nimmst, zu dem du dich entschlossen hast,
nämlich der Verheiratung des Sohnes al-Ridhas (mit deiner
Tochter), denn wir fürchten, dass du von uns etwas von der
Macht nimmst, die Allah uns zueigen gemacht hat und uns das
ausziehen wirst, womit Allah uns bekleidet hat. Du weißt, was
zwischen uns und diesen Leuten ist, früher und heute, und
(auch die Politik) der Rechtgeleiteten Kalifen vor dir, sie
(die Ahl-al-Bait, a.) zu isolieren und zu erniedrigen. Wir
sind erschrocken über dein Vorhaben mit al-Ridha, bis Allah
uns in dieser wichtigen Sache genügt. Bei Allah, wir bitten
Dich, bringe uns nicht den Gram zurück, dem wir entkommen
sind, und nimm von deiner Meinung über den Sohn al-Ridhas
Abstand. Nimm jemand anderen, den du als gleichwertig
erachtest von deiner Familie, der für diese Sache tauglich
ist.“ Da sagte al-Ma´mun zu ihnen: „Ihr seid doch der
Grund für das, was zwischen euch und der Familie von Abu Talib
war. Es wäre besser für euch, wenn ihr sie gerecht behandeln
würdet. Was nun das betrifft, was diejenigen vor mir mit ihnen
getan haben, so war das ein Einschnitt in die Verwandtschaft,
und ich nehme meine Zuflucht zu Allah davor. Bei Allah, ich
bereue nicht, dass ich al-Ridha zu meinem Stellvertreter
gemacht habe. Ich bat ihn, diese Aufgabe zu übernehmen und ich
wollte mein (Kalifat) aufgeben, aber er weigerte sich. Der
Befehl Allahs war eine beschlossene Sache. Was Abu Dscha´far
Muhammad ibn ´Ali angeht, so habe ich ihn ausgewählt aufgrund
seiner Überlegenheit gegenüber allen übrigen tugendhaften
Männern an Wissen und Tugend trotz seiner Jugend sowie wegen
seiner wundersamen Natur darin. Ich hoffe, dass er den Leuten
zeigen wird, was ich schon von ihm weiß, so dass sie verstehen
mögen, warum ich dies Ansicht über ihn habe.“
Sie sagten: „Dieser Junge, der dir
gefällt, braucht Anleitung, denn er ist ein Junge ohne
Einsicht (ma´rifa) und Kenntnis (fiqh). So lasse ihm noch
Zeit, so dass er Erziehung und Verständnis in der Religion
gewinne. Dann mach, was du für ihn als richtig erachtest.“ –
„Wehe euch“, rief er, „ich weiß besser über diesen
Jungen Bescheid als ihr, denn er ist von den Ahl-al-Bait,
deren Wissen von Allah kommt, und die von Ihm Liebe und
Eingebung bekommen. Seine Vorfahren sind noch immer reich an
Wissen um Religion und Literatur, welches weit über dem des
Volkes ist, dem es an Rang (ihrer) Vollkommenheit mangelt.
Wenn ihr wollt, dann prüft Abu Dscha´far, auf dass er euch
klarmache, dass sein Zustand so ist, wie ich euch beschrieben
habe.“ – „Wir sind damit einverstanden, ihn zu prüfen,
für dich und für uns“, erwiderten sie, „so lasst uns
unter uns jemanden bestimmen, der in deiner Anwesenheit ihn
nach etwas aus dem Religionsrecht fragt. Wenn er darauf
korrekt antwortet, dann werden wir da nicht mehr widersprechen
und die richtige Ansicht des Fürsten der Gläubigen (Ma´mun)
wird sowohl der Elite als auch der Allgemeinheit klar werden.
Aber, wenn er dazu unfähig ist, dann werden wir ihm in dieser
Hinsicht Schutz gewähren.“ – „Das ist eure Sache“,
sagte Ma´mun, „und sie wird stattfinden, wann ihr wollt.“
Sie verließen ihn und kamen darin
überein, Yahya ibn Aktham zu fragen. Dieser war zu der Zeit
der Richter und in der Lage, eine Frage zu stellen, die er
(Abu Dscha´far, a.) nicht würde beantworten können. Sie
versprachen ihm wertvolle Dinge dafür. Sie kehrten zu Ma´mun
zurück und baten ihn, einen Tag für die Versammlung
auszuwählen, und er gab dem statt.
So kamen sie an dem verabredeten Tag
zusammen, und Yahya ibn Aktham war (ebenfalls) anwesend. Er (Ma´mun)
ließ für ihn (Abu Dscha´far, a.) einen Sessel mit zwei
ledernen Polstern bringen. Abu Dscha´far (a.) trat hervor, und
er war zu der Zeit neun Jahre und einige Monate alt. Er setzte
sich zwischen die Lederpolster und Yahya ibn Aktham setzte
sich ihm gegenüber. Die Männer standen in ihren angeordneten
Positionen, und al-Ma´mun saß auf dem Sessel unmittelbar neben
dem Abu Dscha´fars (a.).
„Fürst der Gläubigen“, sagte Yahya
ibn Aktham, „erlaubst du mir, dass ich Abu Dscha´far
frage?“ – „Frage ihn, ob er das erlaubt“,
antwortete al-Ma´mun. Da ging Yahya ibn Aktham zu ihm (Abu
Dscha´far, a.) hin und fragte: „Erlaubst du mir - möge ich
dein Opfer sein - dich (etwas) zu fragen?“. – „Frage,
wenn du willst“, erwiderte Abu Dscha´far (a.). „Was
sagst du - möge ich dein Opfer sein - über einen Muhrim,
der auf der Jagd (ein Tier) tötet?“, fragte Yahya ibn
Aktham. „Tötete er es in dem nicht-heiligen Bereich (hill)
oder im Heiligen Bereich (haram)? War er sich dessen bewusst,
dass er Muhrim war oder war er sich dessen unbewusst? Tötete
er es absichtlich oder aus Versehen? War der Pilger ein freier
Mann oder ein Sklave, jung oder alt? Für das erste Mal oder
zum wiederholten Mal? (War) das gejagte (Tier) Geflügel oder
anderes? Klein oder groß? Bestand er darauf, was er getan
hatte, oder war er reuig? Fand die Jagd bei Nacht oder bei Tag
statt? War er ein Muhrim auf der Umra oder bei der Hadsch?“
Yahya ibn Aktham war verwirrt, und auf
seinem Gesicht spiegelten sich Ratlosigkeit und
Unentschlossenheit wider. Er stotterte so, dass die bei der
Versammlung Anwesenden die Lage erkannten, und Ma´mun sagte:
„Gepriesen sei Allah für diese Wohltat und den Erfolg (in
der Bestätigung) meines Urteils“, dann schaute er seine
Familiemitglieder an und sagte zu ihnen: „Gebt ihr jetzt
zu, was ihr immer verneint habt?“ Dann ging er zu Abu
Dscha´far hin und sagte zu ihm: „Würdest du zu uns
sprechen, Abu Dscha´far?“ – „Ja, Fürst der Gläubigen“,
erwiderte dieser, und Ma´mun sagte: „So sprich - möge ich
dein Opfer sein - über dich, denn ich für meinen Teil bin mit
dir zufrieden. Ich möchte dich mit meiner Tochter Umm al-Fadhl
verheiraten, trotz (des Widerwillens) der Leute darüber.“
– „Preis sei Allah“, sagte Abu Dscha´far, „für die
Bestätigung Seiner Wohltat. Es gibt keinen Gott außer Allah,
(ich bezeuge) aufrichtig Seine Einheit. Allah segne Muhammad,
den Herrn Seiner Geschöpfe und die Reinen seiner Familie.“
Dann fuhr er fort: „Es gehört zu der Gnade Allahs Seinen
Geschöpfen gegenüber, dass er sie mit (der Unterscheidung) des
Erlaubten von dem Unerlaubten bereicherte.“ Dann zitierte
er (folgenden Vers):
‚Verheiratet die Witwen unter euch,
die Rechtschaffenen unter euren Sklaven und Dienerinnen. Wenn
sie arm sind, dann wird Allah sie aus Seiner Fülle reich
machen. Allah ist Allumfassend, Allwissend.’“
Er fuhr fort: „So wird Muhammad ibn
Ali ibn Musa um die Hand Umm al-Fadhls anhalten, der Tochter
von Abdullah al-Ma´mun. Er hat für sie eine Brautgabe
bereitgestellt, die Brautgabe seiner Urgroßmutter Fatima, der
Tochter von Muhammad (a.), die 500 gute Dirham beträgt. Willst
du ihn, Fürst der Gläubigen, für diese Brautgabe mit ihr
verheiraten?“ – „Ja“, erwiderte al-Ma´mun, „ich
habe Abu Dscha´far mit meiner Tochter Umm al-Fadhl für die
erwähnte Brautgabe verheiratet, akzeptierst du die Heirat?“
– „Ich habe dieses akzeptiert und bin damit zufrieden.“,
sagte Abu Dscha´far (a.). Al-Ma´mun befahl den Leuten, sich
auf die höheren und niederen Ränge zu setzen. Al-Rayyan
berichtete: „Es dauerte nicht lange, und wir hörten Stimmen
wie die von Seefahrern in ihren Gesprächen. Dann erschienen
Sklaven und zogen ein Boot aus Silber mit Seilen aus Seide und
Karren gefüllt mit Ghalia.
Al-Ma´mun ordnete an, dass die Bärte der Hochangesehenen mit
diesem Ghalia parfümiert werden sollten, dann wurde es an die
von niederem Rang weitergereicht und sie wurden damit
(ebenfalls ) parfümiert. Tische wurden aufgestellt, und die
Leute aßen, für alle wurden gemäß ihres Ranges Geschenke
verteilt.
Als die Leute sich zerstreuten, blieben
nur einige Hochrangige übrig. Ma´mun sagte zu Abu Dscha´far:
„Möge ich dein Opfer sein, würdest du uns das Gesetz (fiqh)
mitteilen, das die Aspekte des Tötens (eines Tieres) durch
einen Muhrim auf der Jagd detailliert festlegt, so dass wir es
wissen und davon profitieren können?“ – „Ja“,
antwortete Abu Dscha´far (a.), „wenn der Muhrim außerhalb
des Heiligen Bereiches ein Tier tötet und es Geflügel und
ausgewachsen war, dann (hat er eine Sühne) von einem Schaf zu
leisten. Wenn er es innerhalb des Heiligen Bezirks (haram)
erlegt hat, dann obliegt ihm die doppelte Sühne. Wenn er einen
Jungvogel außerhalb des Heiligen Bezirks getötet hat, dann
obliegt ihm (die Sühne) von einem entwöhnten Lamm. Wenn er es
in dem Heiligen Bezirk getötet hat, dann muss er ein Lamm und
(den Wert) eines Jungvogels (entrichten). Was das Wild angeht,
wenn es ein Wildesel war, dann muss er ein Rind opfern. Wenn
es ein Strauß war, muss er ein Kamel opfern. Wenn es eine
Gazelle war, dann muss er ein Schaf opfern. Wenn er irgendeins
davon im Heiligen Bezirk getötet hat, dann obliegt ihm das
doppelte an Sühne als Opfer, das die Kaaba erreicht. Und wenn
der Muhrim etwas erlegt hat, was ein Opfer erfordert und er
den Ihram für die Hadsch angelegt hat, dann muss er in Mina
opfern. Wenn sein Ihram für die Umra war, muss er in Mekka
opfern. Die Sühne für einen Wissenden und einen (um das
Verbot) Unwissenden ist gleich. Wenn er es absichtlich getan
hat, ist es eine Sünde. Die Sündhaftigkeit wird von ihm
genommen, wenn er es aus Versehen getan hat, und der Freie
muss für sich selber Sühne leisten, und der Herr für seinen
Sklaven. Der Minderjährige muss keine Sühne leisten, jedoch
ist es verpflichtend für den Volljährigen. Der Reuige entkommt
durch seine Reue der Strafe des Jenseits, jedoch der, der
darauf besteht, wird im Jenseits Strafe zu erleiden haben.“
Da sagte al-Ma´mun zu ihm: „Das hast du schön gesagt,
Abu Dscha´far, Allah hat dir Gutes gegeben. Meinst du, du
kannst Yahya eine Frage stellen, wie er dir eine gestellt
hat?“ – „Darf ich dich etwas fragen?“, fragte Abu
Dscha´far Yahya. „Möge ich dein Opfer sein“, erwiderte
dieser, „das liegt bei dir, doch wenn du die Antwort auf
deine Frage weißt, dann werde (auch) ich nur davon
profitieren.“ – „Sage mir“, sagte Abu Dscha´far:
„Was ist das für ein Mann, der eine Frau bei Tagesbeginn
angeschaut hat, und es war für ihn verboten, sie anzusehen?
Wenn aber der Tag voranschritt, war sie ihm erlaubt. Mittags
war sie für ihn verboten, und nachmittags war sie ihm erlaubt.
Bei Sonnenuntergang war sie ihm verboten, doch als die Nacht
hereinbrach, war sie ihm erlaubt. Bei Mitternacht war sie ihm
verboten, und als die Morgendämmerung heraufzog, war sie ihm
erlaubt. Was ist der Zustand der Frau, und warum war sie ihm
zu verschiedenen Zeiten erlaubt und verboten?“ – „Bei
Allah, Er hat mich nicht dahingehend geleitet, diese Frage
beantworten zu können“, sagte Yahya, „und ich kenne
nicht den Zugang dazu. Meinst du, du könntest uns davon
profitieren lassen?“ Da sagte Abu Dscha´far (a.):
„Diese Frau ist eine Sklavin eines Mannes. Ein Fremder (adschnabiy)
schaute sie bei Tagesbeginn an, und es war für ihn verboten,
sie anzuschauen. Als der Tag voranschritt, kaufte er sie von
ihrem Herrn, und so wurde sie ihm erlaubt. Am Mittag ließ er
sie frei, und so wurde sie ihm (wieder ) verboten. Als es
Nachmittag wurde, heiratete er sie, und so wurde sie ihm
erlaubt. Bei Sonnenuntergang machte er Zihar
zu ihr, und so wurde sie ihm verboten. Bei Einbruch der Nacht
leistete er für das Zihar Sühne, und sie war ihm (wieder )
erlaubt, bei Mitternacht schied er sich mit der ersten
Scheidungserklärung von ihr, da war sie ihm verboten, bei
Morgendämmerung nahm er sie zurück, und sie war ihm (wieder)
erlaubt.“ Dann ging al-Ma´mun zu den Anwesenden seiner
Familie hin und sagte ihnen: „Ist unter euch jemand, der
auf diese Frage so hätte antworten oder auf die vorhergehende
Frage etwas hätte sagen können?“ – „Nein, bei Allah“,
sagten sie, „wahrlich, der Fürst der Gläubigen weiß besser,
was er entscheidet.“ – „Wehe euch“, sagte er zu
ihnen, „die Mitglieder dieser Familie wurden unter der
Schöpfung auserwählt für ihre Ruhmestaten, die ihr seht, und
geringes Lebensalter hindert sie nicht an der Perfektion.
Wisst ihr denn nicht, dass der Gesandte Allahs (s.), seine
Einladung zum Islam (da´wa) damit begann, dass er Ali ibn Abu
Talib (a.) dazu aufrief, ihm zu folgen, als dieser (erst) zehn
Jahre alt war, und dass (dieser) von ihn den Islam annahm und
damit Recht sprach? Er hat niemanden anderen in seinem Alter
(zum Islam) aufgerufen. Al-Hassan und al-Hussain (a.)
leisteten ihnen (dem Propheten und Imam ´Ali, a.) den Treueid,
als sie jünger als sechs Jahre waren. Er nahm von keinem
anderen Kind außer den beiden den Treueid an. Begreift ihr
jetzt, wie Allah diese Menschen ausgezeichnet hat? Sie sind
Nachkommen, die aufeinander folgen, so dass der Letzte von
ihnen das ausführt, was der Erste von ihnen nicht ausführen
konnte?!“ – „Du hast die Wahrheit gesprochen, Fürst der
Gläubigen“, antworteten sie, dann erhoben sich die
(anwesenden) Leute.
Am nächsten Tag kamen die Leute (wieder)
und (auch) Abu Dscha´far (a.). Die Führer, die Kammerleute,
die Höflinge und die einfachen Leute kamen, um al-Ma´mun und
Abu Dscha´far (a.) zu gratulieren. Drei Tabletts aus Silber
wurden gebracht, worauf sich haselnussgroße Stücke aus Moschus
und geknetete Safran befanden, und diese Stücke enthielten
Stücke von Papier, worauf ansehnlicher Reichtum
niedergeschrieben war, das jährliche Einkommen und Landgüter.
Ma´mun ließ sie unter die Höflinge verteilen. Jeder, in dessen
(Hand) diese Nuss fiel, nahm ein Schriftstück heraus, und er
ersuchte um dessen Einlösung, die ihm gewährt wurde. Große
Geldsummen wurden an die Führer und andere verteilt. Die Leute
zerstreuten sich und waren aufgrund der Geschenke und Gaben
reich geworden, und al-Ma´mun gab Almosen an alle Armen, und
er war immer großzügig zu Abu Dscha´far (a.), verherrlichte
ihn sein Leben lang und empfahl ihn seinen Kindern und seiner
gesamten Familie an.
Die Leute haben überliefert: Umm al-Fadhl,
die Tochter al-Ma´muns, schrieb ihrem Vater aus Medina einen
Brief und beklagte sich über Abu Dscha´far (a.):
„Er hat Sklavinnen genommen (und
befreit) und mich damit eifersüchtig gemacht“, und
al-Ma´mun schrieb ihr (zurück): „Mein Töchterchen, wir
haben dich nicht mit Abu Dscha´far verheiratet, um ihm zu
verbieten, was erlaubt ist. Erwähne das, was du geschrieben
hast, nicht noch einmal.“
Als sich Abu Dscha´far (a.) mit Umm
al-Fadhl von al-Ma´mun in Bagdad in Richtung Medina aufmachte,
kam er an die Straße, an der sich das Tor von Kufa befindet,
wo ihn die Leute begleiteten. Er machte bei Sonnenuntergang
bei dem Haus von Musayyib Halt, stieg ab (von seinem Reittier)
und ging in die Moschee. In deren Hof war ein Lotusbaum, der
noch keine Früchte getragen hatte. Er ließ einen Krug mit
Wasser bringen und verrichtete die rituelle Waschung (wudhu´)
an den Wurzeln des Lotusbaumes und verrichtete mit den Leuten
das Abendgebet. In der ersten (rak´at)
verlas er die Sure „al-Hamd“
(al-Fatiha) und die Sure „al-Nasr“,
in der zweiten (rak´at) verlas er „al-Fatiha“ und „Al-Ichlas“
und vor der Verbeugung (ruku´ der zweiten rak´at) betete er
das Qunut-Bittgebet. Dann betete er die dritte (rak´at) und
verrichtete die Bekenntnisverlesung (taschahhud) und den
(abschließenden) Friedensgruß (salam). Danach saß er eine
Weile und gedachte Allahs, Des Erhabenen. Anschließend stand
er auf, ohne ein dem Gebet nachfolgendes Bittgebet zu sprechen
(ta´qib) und verrichtete vier Gebetsabschnitte (rak´at)
freiwilliges Gebet (nafilah). Danach sprach er ein
anschließendes Bittgebet (ta´qib) und verrichtete zwei
Dankbarkeits-Niederwerfungen (sadschda al-schukr), dann ging
er hinaus. Als er an den Lotusbaum kam, trug er schöne
Früchte. Die Leute sahen dies und wunderten sich darüber, sie
aßen davon und fanden süße Lotusfrüchte ohne Kerne vor. Sie
verabschiedeten sich von ihm, und er ging zu dieser Zeit in
Richtung Medina. Er blieb da, bis al-Mu´tasim ihn im Jahre 220
n.H. (835 n.Chr.) nach Bagdad entsandte. Er blieb dort, bis er
am Ende des Monats Dhu al-Qa´da im gleichen Jahr starb. Er
wurde hinter seinem Großvater Abu al-Hassan Musa (a.)
bestattet.
Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad, von
Muhammad ibn Ya´qub, von Ahmed ibn Idris, von Muhammad ibn
Hassan, von Ali ibn Chalid, der berichtete: „Ich war in
al-Askar (Samarra´), und es wurde mir gesagt, dass dort ein
Mann gefangen war, der aus Syrien in Ketten hergebracht worden
war. Man sagte, er habe sich als ein Prophet ausgegeben. Ich
ging zum Tor (des Gefängnisses) und überredetet die
Wachmänner, bis ich zu ihm kam, und ich sah einen verständigen
und intelligenten Mann. Ich fragte ihn: ‚Du, was ist deine
Geschichte?’, und er erwiderte: ‚Ich war ein Mann in
Syrien, der Allah an einem Ort diente, von dem des hieß, dass
der Kopf von al-Hussain (a.) dort aufgespießt sein sollte.
Eines Nachts war ich an meinem (Gebets-)Platz der Gebetsnische
(mihrab) zugewandt, und gedachte Allahs, Des Erhabenen, als
ich einen Mann vor mir stehen sah. Ich schaute ihn an, und er
sagte, ich sollte aufstehen. Ich stand auf mit ihm, und er
ging mit mir ein wenig. Plötzlich waren wir bei der Moschee
von Kufa, und er fragte: ‚Kennst du diese Moschee?’,
und ich antwortete: ‚Ja, das ist die Moschee von Kufa’,
und er sagte: ‚Lass uns beten’, und ich betete mit ihm,
bis er hinausging, und ich ging mit ihm. Er ging mit mir eine
Weile, dann waren wir plötzlich bei der Moschee vom Gesandten
Allahs (s.) . Er betete, und ich betete mit ihm. Danach ging
er hinaus, und ich ging mit ihm mit. Er ging (wieder) eine
Weile, dann waren wir plötzlich in Mekka, er umrundete das
(Heilige) Haus, und ich umrundete es mit ihm. Danach ging er
von dort weg und wanderte eine Weile, und da war ich plötzlich
(wieder) an meinem Platz in Damaskus, an dem ich Allahs, Des
Erhabenen, zu gedenken pflegte. Der Mann verschwand aus meinen
Augen, und ich blieb verwundert zurück und war ergriffen von
dem, was ich gesehen hatte. Das nächste Jahr sah ich jenen
Mann (wieder) und freute mich (ihn zu sehen). Er rief mich,
und ich antwortete ihm. Er tat (wieder) das Gleiche, das er im
vorhergehenden Jahr gemacht hatte. Als er sich in Damaskus von
mir trennen wollte, sagte ich zu ihm: ‚Ich bitte dich bei
der Wahrheit, von der ich schätze, dass du sie besitzt
nachdem, was ich von dir gesehen habe: Würdest du mir sagen,
wer du bist?’ – ‚Ich bin Muhammad ibn Ali ibn Musa ibn
Dscha´far’. Ich erzählte jemandem, der zu mir kam, diese
Geschichte über ihn. Dies erreichte Muhammad ibn ´Abd al-Malik
al-Zayyat,
und er ließ mich holen, festnehmen und in eisernen Ketten
legen. Er brachte mich nach Irak und ich wurde eingesperrt,
wie du siehst, und des Betruges angeklagt.’ – ‚Ich
werde deine Geschichte Muhammad ibn ´Abd al-Malik al-Zayyat
vortragen’, versprach ich. ‚Tu das’, antwortete er.
Ich schrieb diese Geschichte und erläuterte seine (jenes
Mannes) Anliegen darin und schickte sie zu Muhammad ibn Abd
al-Malik ibn al-Zayyat. (Der Brief wurde zurückgeschickt), und
auf seiner Rückseite stand folgendes: ‚Sage doch dem, der
dich nachts von Damaskus nach Kufa gebracht hat, und von Kufa
nach Medina, von Medina nach Mekka, und dich dann von Mekka
nach Damaskus zurückgebracht hat, dass der dich aus diesem
Gefängnis befreien soll.’ Das betrübte mich für sein
Anliegen, ich hatte Mitleid mit ihm, ging fort und war traurig
für ihn. Ich verließ ihn betrübt. Am nächsten Tag ging ich
früh zum Gefängnis, um ihn über die Situation zu unterrichten
und ihn zu Standhaftigkeit und Geduld zu mahnen, und ich fand
dort die Soldaten, die Wachmänner, Gefängniswärter und eine
große Menschenmenge hin- und her eilen. Ich fragte, was mit
ihnen sei, und man sagte mir: ‚Der Mann aus Damaskus, der
sich als Prophet ausgegeben hat, verschwand gestern aus dem
Gefängnis, und man weiß nicht, ob die Erde ihn verschluckt
oder die Vögel ihn geschnappt haben!’ “
Dieser ´Ali ibn Chalid (war) ein Zaidit,
doch er bekannte sich zum Imamat (von Abu Dscha´far, a.), als
er das gesehen hatte, und sein Glaube berichtigte sich.
Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad
berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von Muhammad
al-Hussain ibn Muhammad, von Mu´alla ibn Muhammad, von
Muhammad ibn ´Ali, von Muhammad ibn Hamza, von Muhammad ibn
´Ali al-Haschimi, der berichtete: „Ich (d.h. Muhammad ibn Ali
al-Haschimi) ging am frühen Morgen nach seiner Hochzeit mit
der Tochter Ma´muns zu Abu Dscha´far Muhammad ibn Ali (a.). In
der Nacht hatte ich Medizin eingenommen. Ich war der Erste,
der ihn an jenem Morgen besuchte. Mich überkam Durst, aber ich
wollte nicht gern nach Wasser fragen. Abu Dscha´far (a.)
schaute in mein Gesicht und sagte: ‚Ich sehe, dass du
durstig bist’, und ich bejahte das. ‚Junge, bring uns
Wasser’, sagte er (zu seinem Diener). Ich sagte zu mir
selbst: ‚Sie werden ihm jetzt vergiftetes Wasser geben’
und ich war deswegen traurig. Der Diener kam mit Wasser. (Al-Dschawad,
a.) lächelte mir ins Gesicht und sagte: ‚Diener, gib mir
Wasser.’ Der gab ihm das Wasser und er (Abu Dscha´far, a.)
trank es, dann gab er es mir, und ich trank. Ich war längere
Zeit bei ihm und wurde (wieder) durstig. Er ließ Wasser
bringen, und er tat so, wie er das erste Mal getan hatte, er
trank, dann gab er es (das Wasser) mir und lächelte.“ Muhammad
ibn Hamza fügte hinzu: „Muhammad ibn ´Ali al-Haschimi sagte zu
mir: ‚Bei Allah, ich glaube, dass Abu Dscha´far wusste, was
in den Seelen (der Menschen) ist, wie die Rafidhiten
behaupten.’ “
Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad
berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von einer Gruppe
seiner Gefährten, von Ahmad ibn Muhammad, von al-Hadschal und
´Amr ibn ´Uthman, von einem Mann aus Medina, von Mitrafi, der
erzählte: „Abu al-Hassan al-Ridha (a.) starb, während er mir
4000 Dirham schuldetet, und niemand außer ihm und mir wusste
davon. Abu Dscha´far (a.) ließ mich am darauffolgenden Tag zu
sich rufen, und ich ging am nächsten Morgen zu ihm. ‚Abu
al-Hassan ist gestorben, während er dir 4000 Dirham
schuldete?’, fragte er. ‚Ja’, erwiderte ich, und er
hob den Gebetsteppich hoch, der sich unter ihm befand, und
darunter waren (eine Anzahl) von Dinaren, und er zahlte sie
mir aus. Ihr Wert entsprach zu der Zeit 4000 Dinaren.´“
Abu al-Qasim berichtete mir von Muhammad
ibn Ya´qub, von al-Hussain ibn Muhammad, von Mu´alla ibn
Muhammad, (von ´Ali ibn Asbat),
und er (Mu´alla ibn Muhammad) sagte: „Ali Abu Dscha´far (a.)
war ein junger Mann, als sein Vater dem Tode nahe war, und ich
schaute auf seine Gestalt, damit ich meinen Gefährten seine
Erscheinung beschreiben konnte. Er setzte sich hin, dann sagte
er: „Ali
, Allah hat das Imamat
bewiesen, wie er auch das Prophetentum bewiesen hat’“ und
er rezitierte (folgenden Vers): Und Wir gaben ihm (Yahya,
a.) die Urteilskraft (hukm) im Kindesalter.
Abu al-Qasim, von Muhammad ibn Ya´qub,
von ´Ali ibn Muhammad, von Sahl ibn Ziyad, von Dawud ibn
al-Qasim al-Dscha´fari, der sagte: „Ich (Dawud ibn al-Qasim
al-Dscha´fari) besuchte Abu Dscha´far (a.), und ich hatte drei
Schriftstücke bei mir, die ohne Namen waren, und ich zweifelte
darüber (wem sie gehörten) und war deswegen bekümmert. Er nahm
eines davon und sagte: ‚Dies ist das Schriftstück von
Rayyan ibn Schabib’, dann nahm er das zweite und bemerkte:
‚Dies ist das Schriftstück von dem und dem’, und ich
sagte: ‚Ja, möge ich dein Opfer sein.’ Und er gab mir
300 Dinare und befahl mir, es zu einem seiner Cousins zu
bringen und sagte: ‚Er wird zu dir sagen: ‚Zeig mir den (Geschäfts-)Partner,
der für mich damit Hausrat kaufen will’, und ich sagte:
‚Ja’. Unterwegs sprach mich ein Kameltreiber an und bat
mich, (Abu Dscha´far, a.) darauf anzusprechen, einen seiner
Gefährten in seine Angelegenheiten einzuführen. So ging ich zu
ihm, um mit ihm zu sprechen, und ich fand ihn mit einer Gruppe
(von Leuten) beim Essen, so dass ich nicht mit ihm sprechen
konnte. ‚Iss, Abu Haschim’, forderte er mich auf, und
er stellte das vor mich hin, wovon ich essen sollte, dann fing
er an zu sprechen, ohne dass ich gefragt hatte: ‚Diener,
sieh nach dem Kameltreiber, mit dem Abu Haschim zu uns
gekommen ist und geselle dich zu ihm’.
Eines Tages ging ich mit ihm (al-Dschawad,
a.) in einen Garten. Ich sagte zu ihm: ‚Möge ich dein Opfer
sein, ich habe das Verlangen, Erde zu essen, so bete für mich
zu Allah’. Er schwieg, dann sagte er zu mir nach einigen
Tagen: ‚Von nun an, Abu Haschim, hat Allah (das Verlangen,)
Erde zu essen, von dir genommen’. Von dem Tage an war mir
nichts verhasster als das.“
Die Berichte mit solcher Bedeutung sind
zahlreich, und die, die wir angeführt haben, sind für unsere
Zwecke ausreichend, so Allah will.