Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib

Die Schlacht von Dhat al-Salasil

(Die Rolle, die) der Fürst der Gläubigen in der Schlacht von Wadi al-Raml (spielte) - sie wird (auch) die Schlacht von al-Salsila genannt - ist von den Gelehrten bewahrt, von den Rechtsgelehrten aufgeschrieben, von den Chronisten (ashab al-athar) überliefert und von den Geschichtsschreibern (naqala al-achbar) berichtet worden, als eine der Dinge, die seinen Qualitäten zugeschrieben werden, und die beschrieben wurde als eine seiner hervorragenden Verdienste in der Schlacht, und sie ähnelt seinen Ruhmestaten im Kampf (Dschihad). Über die Bedeutung des Ereignisses herrscht unter allen Menschen Übereinstimmung.

Die Biographen (über das Leben) des Propheten (ashab al-siyar) haben berichtet, dass der Prophet (s.) eines Tages dasaß, als ein Beduine zu ihm kam, vor ihm nieder kniete und sagte; „Ich bin zu dir gekommen, um dir einen Rat zu geben“, und (der Prophet) fragte: „Und was rätst du mir?“ „Eine Gruppe von Beduinen“, sagte er, „plant, dass sie dich nachts in Medina angreifen werden“, und er beschrieb sie ihm.

Er (der Prophet) befahl dem Fürsten der Gläubigen (a.), zum Gemein­schaftsgebet zu rufen, und die Muslime versammelten sich. Er bestieg die Kanzel, lobpries Allah, dann sagte er: „Ihr Leute, es gibt einen Feind von Allah und von euch, der auf euch zukommt, und es heißt, dass er euch heute Nacht in Medina angreift. Wer also von euch wird zum Tal gehen?“ Ein Mann von den Muhadschirun[1] stand auf und sagte: „Ich werde dorthin gehen, o Gesandter Allahs“, und so gab er ihm das Banner und sammelte siebenhundert Männer für ihn und sagte zu ihm: „Gehe im Namen Allahs.“ Er ging und kam zu den Leuten nach Sonnenaufgang. Sie sagten: „Wer ist dieser Mann?“ „Ich bin ein Abgesandter des Gesandten Allahs“, sagte er. Entweder sagt: „Es gibt keinen Gott außer Allah allein, und er hat keinen Teilhaber, und dass Muhammad Sein Diner und Sein Gesandter ist, oder ich werde euch mit dem Schwert treffen.“ Sie sagten: „Geh zurück zu deinem Herrn, denn wir sind so viele, dass du damit nicht mithalten kannst.“ Der Mann kehrte zurück und berichtete dem Gesandten Allahs (s.) darüber, und der Prophet (s.) fragte (erneut): „Wer geht zum Tal?“ Einer der Muhadschirun stand auf und sagte: „Ich, o Gesandter Allahs.“ Er gab ihm das Banner, und er ging los, dann kam er so zurück, wie (auch) sein Gefährte erst zurückgekehrt war. Da sagte der Gesandte Allahs (s.): „Wo ist ´Ali ibn Abi Talib?“, und der Fürst der Gläubigen (a.) erhob sich und sagte: „Ich bin hier, o Gesandter Allahs“, und er sagte: „Gehe zum Tal“. „Ja“, erwiderte er (Imam ´Ali, a.), und er besaß einen Turban, den er erst umbinden sollte, wenn der Prophet (s.) ihn auf eine ernste Mission schicken würde.

Er ging zum Hause Fatimas (a.) und bat sie um den Turban. „Wohin wirst du gehen?“, fragte sie, „wohin hat mein Vater dich geschickt?“ „Zum Tal Al-Raml“, antwortete er, und sie weinte aus Angst um ihn. Der Prophet (s.) kam zu ihr, als sie in diesem Zustand war. „Warum weinst du?“, fragte er. „Fürchtest du, dass dein Gatte getötet werden könnte? In der Tat, das wird ohne Allahs Wille nicht geschehen.“

„Enthalte mir nicht das Paradies vor, o Gesandter Allahs“, sagte ´Ali (a.). Dann zog er mit dem Banner des Propheten (s.) aus, bis er nach Mitternacht auf die Leute traf. Er blieb bis zum Morgen, dann verrichtete er mit seinen Gefährten das Morgengebet. Er ordnete sie in Reihen an und stützte sich auf sein Schwert, als er auf den Feind zuging und rief ihnen zu: „Ihr Männer, ich bin der Abgesandte des Gesandten Allahs zu euch, damit ihr erklärt, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist. Wenn ihr das nicht tut, dann werde ich euch mit dem Schwert angreifen.“ „Gehe zurück, wie auch deine Gefährten“, und er sagte: „Ich soll zurückgehen?! Nein, bei Allah, (ich werde nicht zurückweichen), bis ihr den Islam annehmt, oder ich werde euch mit diesem meinem Schwert niederschlagen, ich bin ´Ali ibn Abi Talib ibn ´Abd al-Muttalib.“

Die Leute gerieten in Unruhe, als sie ihn erkannten. Sie fassten den Mut, gegen ihn zu kämpfen, und sie kämpften gegen ihn (a.). Er tötete sechs oder sieben von ihnen, und die Götzendiener ergriffen die Flucht. Die Muslime waren siegreich. Sie sammelten die Beute ein und machten sich auf den Weg zum Propheten (s.).

Es wurde von Umm Salama[2] (r.) überliefert, dass sie berichtete: „Der Prophet hielt gewöhnlich Mittagsruhe in meinem Haus, als er von einem Traum aufschreckte. ‚Allah ist dein Beschützer‘, sagte ich zu ihm. ‚Du hast recht gesprochen‘, sagte er, ‚Allah ist mein Beschützer, jedoch Dschibril (a.) gab mir Nachricht, dass ´Ali kommen wird.‘“

Dann ging er zu den Leuten hinaus und befahl ihnen, ´Ali (a.) zu empfangen. Die Muslime formierten sich in zwei Reihen mit dem Gesandten Allahs (s.). Als er (Imam ´Ali, a.) den Propheten erblickte, stieg er von seinem Pferd ab und beugte sich zu dessen Füßen herab, um sie zu küssen. Der Prophet (s.) sagte zu ihm: „Steig auf, Allah, Der Erhabene, und Sein Gesandter sind mit dir zufrieden.“ Der Fürst der Gläubigen (a.) weinte vor Freude und machte sich auf den Weg zu seinem Haus. Die Muslime übergaben die Beute.

Der Prophet (s.) sagte zu einigen, die mit ihm (Imam ´Ali, a.) in der Armee waren: „Wie habt ihr von eurem Anführer gedacht?“ „Wir haben nichts von ihm bemerkt, außer, dass er kein Gebet von uns leitete, ohne darin zu rezitieren:‚Sprich: Er ist Allah, Der Einzige[3]‘,“ antworteten sie . „Ich werde ihn darüber befragen“, sagte der Prophet (s.). Als er zu ihm kam, fragte er ihn: „Warum hast du in den Pflichtgebeten nur die Sure „Al-Ichlas[4]“ gelesen?“ „Ich liebte sie, o Gesandter Allahs“, antwortete er. „Wahrlich, Allah liebt dich so, wie du Ihn liebst“, sagte der Prophet (s.). Dann sagte er zu ihm: „´Ali, wenn ich nicht die Sorge hätte, dass einige Gruppierungen über dich das sagen werden, wie die Christen über Jesus, den Sohn der Maria sagen, dann würde ich heute sagen, dass du nie eine Versammlung von Menschen passieren wirst, ohne dass sie (vor Ehrfurcht) die Erde unter deinen Füßen nehmen werden[5].“

Der Sieg in dieser Schlacht ist ganz besonders dem Fürsten der Gläubigen (a.) zuzuschreiben, nachdem andere vor ihm gescheitert waren. ´Ali (a.) wurde vom Propheten (s.) besonders lobend hervorgehoben. Dies sind Ruhmestaten, die von keinem anderen vollbracht wurden. Viele Biographen (über das Leben) des Propheten (ashab al-siyar) haben berichtet, dass im Hinblick auf diese Schlacht die Sure „Al-Adiyat“[6] - „Die schnaubenden Renner“ dem Propheten (s.) offenbart worden war, und dass sie die Umstände erwähnt, in den der Fürst der Gläubigen (a.) agierte.

[1] Die „Auswandernden“, die mit dem Propheten von Mekka nach Medina ausgewandert waren (Hidschra).

[2] Eine Ehefrau des Propheten (s.), Anm. d. Übers.

[3] Sure 112, 1

[4] Die 112. Sure des Heiligen Qur´an, Anm. d. Übers.

[5] Weil die Erde unter den Füßen von Heiligen als heilig gilt, Anm. d. Übers.

[6] Die 100. Sure des Heiligen Qur´an, Anm. d. Übers.

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