Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib

Die Geheimhaltung der Eroberung Mekkas[1]

(Ein weiterer Beweis für die Auszeichnung Imam Alis (a.) ist die Begebenheit,) als der Prophet (s.) Mekka erobern wollte. Da bat er Allah, Erhaben ist Sein Name, darum, die Informationen darüber vor den Quraisch zu verbergen, so dass sie nicht plötzlich (die Stadt) betreten könnten. Er (Imam Ali, a.) hatte seinen Plan, dorthin zu reisen, auf die Geheimhaltung aufgebaut. Aber Hatib ibn Abu Balta´a schrieb den Mekkanern (einen Brief), in dem er ihnen von dem Entschluss des Gesandten Allahs (s.) mitteilte, die Stadt zu erobern. Er gab den Brief einer farbigen Frau, die nach Medina gekommen war, um dort für die Leute um Entschuldigung zu bitten, damit ihnen vergeben werden möge. Er befahl ihr, ihn (einigen) Leuten von den Mekkanern zu geben, deren Namen er ihr nannte, und er sagte ihr, sie sollte nicht den Hauptweg benutzen. Da kam darüber eine Offenbarung zum Gesandten Allahs (s.) herab. Er rief den Fürsten der Gläubigen (a.) und sagte: „Einer meiner Gefährten hat den Mekkanern geschrieben, um sie über uns zu informieren. Ich hatte Allah, den Allamächtigen, gebeten, dass er die Informationen über uns geheimhalten möge. Eine farbige Frau hat den Brief, und sie hat einen der Nebenwege genommen. So nimm dein Schwert, hole sie ein, und nimm ihr den Brief weg. Lasse sie gehen und bringe ihn (den Brief) zu mir.“

Dann rief er al-Zubair ibn al-Awwam und sagte zu ihm: „Gehe mit Ali ibn Abi Talib auf diese Reise“, und sie machten sich auf den Weg, ohne den Hauptweg einzuschlagen. Sie holten die Frau ein, und al-Zubair ging zuerst zu ihr hin und fragte sie nach dem Brief, den sie bei sich hatte. Doch sie leugnete es und schwor, dass sie nichts bei sich hatte und weinte. „Ich sehe keinen Brief an ihr, Abu al-Hassan“, sagte al-Zubair, „lass uns zum Gesandten Allahs zurückkehren und ihm berichten, dass ihre Reise harmlos ist.“ „Der Gesandte Allahs (s.) hat mir mitgeteilt, dass sie einen Brief bei sich hat“, sagte der Fürst der Gläubigen (a.), „und er befahl mir, ihn ihr wegzunehmen, und du sagst, dass sie keinen Brief bei sich hat?“ Dann zog er sein Schwert, ging auf sie zu und sagte: „Bei Allah, wenn du den Brief nicht herausgibst, dann werde ich dich entschleiern und danach köpfen.“ „Da doch kein Ausweg daraus ist“, erwiderte sie, „dann wende dein Gesicht von mir ab, Ali ibn Abi Talib“. Er (a.) wandte sein Gesicht von ihr ab, und sie enthüllte ihren Schleier und zog den Brief aus ihrem Haar hervor. Der Fürst der Gläubigen nahm ihn an sich und ging damit zum Propheten (s.).

Er ordnete an, dass zu einem gemeinsamen Gebet gerufen werden sollte (d.h. jeder sollte daran teilnehmen), und die Leute wurden in die Moschee gerufen, bis sie mit ihnen gefüllt war. Dann stieg der Prophet (s.) auf die Kanzel, nahm den Brief in die Hand und sagte: „Ihr Leute, ich hatte Allah, den Mächtigen und Erhabenen, darum gebeten, dass Er die Information über uns (d.h. über die beabsichtigte Eroberung Mekkas) vor den Quraisch verborgen halten möge. Doch einer von euch hat den Einwohnern Mekkas einen Brief geschrieben und ihnen (darin) über uns berichtet. Derjenige, der den Brief geschrieben hat, soll aufstehen. Wenn er das nicht tut, dann wird die Offenbarung (Allahs) ihn enthüllen.“ Niemand erhob sich. Der Gesandte Allahs (s.) wiederholte ein zweites Mal, was er gesagt hatte, und er sagte: „Der Schreiber des Briefes soll sich erheben, ansonsten wird ihn die Offenbarung enthüllen“, und Hatib ibn Abu Balta´a erhob sich, und er zitterte wie ein Palmblatt an einem stürmischen Tag. „Gesandter Allahs,“ sagte er, „ich habe den Brief geschrieben. Ich habe keine Heuchelei begangen, nachdem ich den Islam angenommen hatte, noch habe ich Zweifel nach meiner festen Überzeugung (über den Islam).“ „Was brachte dich dann dazu, diesen Brief zu schreiben?“, fragte der Prophet (s.). „Gesandter Allahs,“ sagte er, „ich habe Familienangehörige in Mekka, und ich habe keine anderen Stammesangehörigen (´aschira) dort, und ich befürchtete, dass ihnen unsretwegen ein Unglück geschehen könnte. Dieser Brief war (ein Versuch), meiner Familie eine helfende Hand zu reichen, um sie zu unterstützen. Ich habe es nicht getan, weil ich Zweifel an der Religion hatte.“ Umar ibn al-Chattab sagte: „Oh Gesandter Allahs, lass mich ihn töten, denn er hat einen Akt der Heuchelei begangen.“ „Er ist einer von denen, die (die Schlacht von) Badr mitgekämpft haben,“ sagte der Gesandte Allahs (s.), „vielleicht wird Allah (gnädig) auf sie schauen und ihnen vergeben. Bringt ihn aus der Moschee.“ Dann begannen die Leute, ihn in den Rücken zu stoßen, bis sie ihn hinausgebracht hatten, wobei er zum Propheten (s.) gewandt diesen um Gnade anflehte. Da befahl der Prophet, ihn zurückzubringen und sagte zu ihm: „Ich habe dir vergeben, und für dein Verbrechen bitte deinen Herrn um Vergebung, und begehe so ein Verbrechen nicht noch einmal.“

Und diese großartige Tat schließt sich denen an, die ihr vorangingen. Dadurch vollendete der Gesandte Allahs (s.) die Vorbereitung für das Einmar­schieren in Mekka, sich vor den Leuten zu schützen und ihr Wissen von seinen Absichten ihnen gegenüber zu verhindern, bis er sie plötzlich überraschte. In der Angelegenheit des Briefes, welcher der Frau fortgenommen wurde, konnte er sich auf niemanden verlassen außer auf den Fürst der Gläubigen (a.), denn er fragte niemanden um Rat in dieser Sache außer ihm, und er verließ sich auf keinen anderen außer auf ihn. Durch ihn (a.) wurde der wichtigen Aufgabe Genüge getan und das gewünschte (Ziel) erreicht; seine Ordnung wurde festgelegt, das Wohlergehen der Muslime (wurde gesichert) und die Religion verbreitet. Die Tatsache, dass Zubair mit dem Fürsten der Gläubigen (a.) entsandt worden war, kann ihm nicht als Verdienst angerechnet werden, denn er erfüllte seine Aufgabe nicht (da er der Frau den Brief nicht entlocken konnte), und seine Ausführung war nutzlos. Der Gesandte Allahs (s.) hatte ihn nur deshalb geschickt, weil er durch seine Mutter Safiyya bint ´Abd al-Muttalib zu den Banu Haschim gehörte, und er wollte die Aufgabe, deren Ausführung der Geheimhaltung bedurfte, speziell einem Mitglied seiner Familie geben. Al-Zubair war mutig, zusätzlich zu seiner verwandtschaftlichen Bindung zu dem Fürsten der Gläubigen (a.). Er (der Prophet, s.) wusste, dass er (al-Zubair) ihm (Imam Ali, a.) in seiner Mission helfen würde, denn die Ausführung der Aufgabe war für beide wichtig, denn sie hing mit ihnen insoweit zusammen, da das, was die Banu Haschim allgemein betraf, für sie beide besonders galt. Al-Zubair war ein Anhänger des Fürsten der Gläubigen (a.). Doch es unterliefen ihm (Fehler) während seiner Mission, die mit einem korrekten Urteilsvermögen nicht in Einklang standen, und der Fürst der Gläubigen (a.) hinderte ihn daran (,diesen Taten zu folgen). Es gibt darin, was wir in dieser Geschichte dargelegt haben, Beweise für die Vorrangstellung des Fürsten der Gläubigen (a.) hinsichtlich seiner Ruhmestaten und Tugenden, die niemand mit ihm gemein hatte, und niemand anders konnte ihn an Verdiensten auch nur annähernd erreichen, und Allah ist der Gepriesene.

[1] Siehe al-Tabari, 1626-7, Ibn Ishaq in seiner „Sira“ zitierend 833-40, und al-Waqidi „al-Maghazi“, 2: 797-9. In der ersten beiden Berichten ist es Imam Ali, (a.) der die Frau dazu bringt, den Brief herauszugeben. In al-Waqidi's Bericht sind beide Männer gleichermaßen dafür verantwortlich, sie dazu zu veranlassen, den Brief herzugeben.

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