Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib
Berichte über den Ort des Grabes des Fürsten der Gläubigen
(a.) und Erklärung der Umstände seines Begräbnisses
‘Abbad ibn Ya´qub al-Rawadschini
überlieferte: Hayyan ibn ‘Ali al-Anazi erzählte uns: Ein
Gefolgsmann (mawla) von ‘Ali ibn Abi Talib (a.) sagte mir:
Als der Fürst der Gläubigen (a.) dem Tode nahe war, sagte er
zu al-Hassan und al-Hussain (a.): ‚Wenn ich sterbe, legt mich
auf eine Bahre, dann nehmt mich herunter und tragt mich am
Ende der Bahre, ihr beide werdet den vorderen Teil davon
schützen. Dann bringt mich nach al-Ghariyyayn. Ihr beide
werdet einen weißen, vor Licht strahlenden Felsen sehen. Grabt
dort, dort werdet ihr einen Schild finden, begrabt mich
darin.“ Als er starb, trugen wir ihn hinaus und begannen, ihn
am hinteren Teil der Bahre zu tragen, während wir den vorderen
Teil schützten. Wir hörten ein Dröhnen und Rascheln, bis wir
nach al-Ghariyyayn kamen, und da sahen wir einen weißen
Felsen, der vor Licht erstrahlte. Wir gruben dort, und da war
ein Schild, auf dem geschrieben stand: „Dies ist eines der
Dinge, die Nuh (a.) für ‘Ali ibn Abi Talib (a.) aufbewahrt
hat.“ Wir bestatteten ihn dort und gingen fort. Wir waren
glücklich über die Ehrung, die Allah dem Fürsten der Gläubigen
(a.) zuteil werden ließ. Eine Gruppe der Schi´a folgte uns,
aber sie waren nicht bei dem Gebet für ihn anwesend gewesen.
Wir berichteten ihnen, was geschehen war und von der Ehrung,
die Allah, Der Allmächtige, dem Fürsten der Gläubigen erwiesen
hatte. Sie sagten, dass sie auch gerne das sehen würden, was
wir gesehen hatten. Wir sagten ihnen: ‘Der Platz ist seinem
Vermächtnis gemäß verborgen worden.’ Sie gingen los, kehrten
zurück und berichteten, dass sie zwar gegraben, aber nichts
gefunden hatten.“
Muhammad ibn ‘Umara berichtete: Dschabir
ibn Yazid al-Dschu´fi sagte zu mir: „Ich fragte Abu
Dscha´far Muhammad ibn ‘Ali al-Baqir, wo der Fürst der
Gläubigen (a.) begraben sei. Er sagte: „Er wurde in der Nähe
von al-Ghariyyayn begraben. Er wurde noch vor der
Morgendämmerung begraben. Al-Hassan, al-Hussain (a.) und
Muhammad, die Söhne ‘Alis, sowie ‘Abdullah ibn Dscha´far (r.)
gingen in das Grab hinein.“
Ya´qub ibn Yazid berichtete von Ibn Abi
‘Umair, von seinen Männern: „Al-Hussain ibn ‘Ali (a.) wurde
gefragt: ‘Wo habt ihr den Fürsten der Gläubigen (a.)
begraben?’, ‘Wir gingen mit ihm in der Nacht an der Moschee
von al-Asch´ath vorbei, bis wir mit ihm an die Hinterseite
neben al-Ghariyyayn kamen und bestatteten ihn dort.’“
Muhammad ibn Zakariyya berichtete:
‘Abdullah ibn Muhammad sagte uns von Ibn A´ischa, der sagte:
‘Abdullah ibn Hazim berichtete mir: „Wir gingen eines Tages
mit al-Raschid von Kufa aus auf die Jagd. Wir kamen in die
Region von al-Ghariyyayn und al-Thawiyya und sahen einige
Gazellen. Wir schickten die Jagdfalken und -hunde auf sie los.
Sie verfolgten sie eine Stunde lang, doch die Gazellen
flüchteten auf einen Hügel. Sie hörten auf, sie zu jagen; die
Falken flogen zum Boden hinab, und die Hunde kehrten zurück.
Al-Raschid wunderte sich darüber, dann kamen die Gazellen den
Hügel hinab, auch die Falken und die Hunde. Da kehrten die
Gazellen zum Hügel zurück, und die Falken und Hunde gingen
wieder weg von ihnen, und das wiederholte sich dreimal. Da
sagte Harun al-Raschid: “Rennt los und bringt mir den, den ihr
dort trefft“, und wir brachten einen alten Mann zu ihm von den
Banu Asad. „Sage mir, was es mit diesem Hügel auf sich hat“,
sagte Harun al-Raschid. „Wenn du mir Sicherheit garantierst,
dann werde ich es dir berichten“, antwortete er. „Du hast das
Versprechen und den Bund Allahs“, sagte (Harun al-Raschid),
„dass ich nicht wütend auf dich sein oder dir Schaden zufügen
werde.“ Da sagte der alte Mann: „Mein Vater berichtete mir von
seinen Vorvätern, dass sie zu sagen pflegten, dass sich auf
diesem Hügel das Grab von ‘Ali ibn Abi Talib (a.) befinde, und
dass Allah es zu einem Heiligtum gemacht habe, so dass alles
(und jeder), der dort Zuflucht sucht, sicher ist.“ Harun stieg
hinab und rief nach Wasser. Dann vollzog er die rituelle
Reinigung (wudhu’) und betete beim Hügel. Er rieb sich mit dem
Sand (des Hügels) ein und begann zu weinen. Dann gingen wir
fort.“ Muhammad bin ‘A´ischa sagte: „Mein Herz konnte das
nicht akzeptieren, und einige Tage später vollzog ich die
Pilgerfahrt nach Mekka. Dort traf ich Yasir, einen von
al-Raschids Männern. Er pflegte mit uns zu sitzen. Als wir die
Umkreisung der Kaaba (tawwaf) beendet hatten, ging das
Gespräch weiter, bis er sagte: „Al-Raschid sagte mir eines
Nachts, als wir aus Mekka gekommen waren und in Kufa Halt
machten: ‘Yasir, sage ‘Isa ibn Dscha´far, dass er (mit mir)
losreiten soll.’ Und sie ritten los, und ich ritt mit ihnen,
bis wir nach al-Ghariyyayn kamen. ’Isa legte sich nieder und
schlief ein. Aber al-Raschid ging zum Hügel und betete dort,
und immer, wenn er zwei Rak´at gebetet hatte, sprach er ein
Bittgebet (Du´a), weinte und rieb sich mit dem Sand des Hügels
ein, dann sagte er: ‘O Cousin, bei Allah, ich kenne deine
Vorzüge und deinen Vorzug (im Islam). Bei Allah, du hast in
meiner Versammlung gesessen, als ich da war, und du warst, wie
du warst, aber deine Nachkommen fügen mir Schaden zu und
stellen sich gegen mich.’ Danach stand er auf und betete, dann
wiederholte er diese Worte laut und weinte, bis es Mitternacht
war. Dann sagte er : ‘Yasir, wecke ‘Isa auf,’ und ich weckte
ihn, und er sagte zu diesem: ‘’Isa, wach auf und bete am Grabe
deines Cousins. ’’Welcher Cousin vom mir ist das?’, fragte
‘Isa. Er sagte: ‘Das ist das Grab von ‘Ali ibn Abi Talib,’
antwortete er. Dann verrichtete ‘Isa seine rituelle Waschung
und stand auf zum Gebet. Er hörte damit nicht auf, bis die
Morgendämmerung heraufzog. Dann sagte ich : ‘Fürst der
Gläubigen, es ist Morgen geworden.’ So ritten wir fort und
kehrten nach Kufa zurück.“