Zivilisation und ...

Azmi Efendis Gesandtschaftsreise an den preußischen Hof

Ein Beitrag zur Geschichte der diplomatischen Beziehungen Preußens zur Hohen Pforte unter Friedrich Wilhelm II.

Dissertation Otto Müller 1918 n.Chr.

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Zustand der Poststationen

Weil von niemand dem Volke Belästigung oder Bedrückung widerfährt, wie oben beschrieben ist, so lebt sowohl das österreichische wie das preußische Volk in friedlichen Verhältnissen, und deshalb findet man dort jede Stunde je 3 bis 5 Dörfer. Um dem Reisenden Mühe zu ersparen und die eigenen Postpferde nicht zu verderben, ist alle 4 Stunden eine Post-Station. Da für die mit wichtigen Angelegenheiten kommenden und gehenden Kuriere auf jeder PostStation 16 und manchmal 20 ja 24 Pferde und besondere Postwagen vorhanden sind, dazu ihre Poststationen nahe aufeinander folgen und außerdem ebene Wege für sie angelegt sind, so kann ein Kurier von ihnen in 4 Stunden die nächste Poststation erreichen.

Die Pferde kehren dann sogleich wieder zurück. So haben die Kuriere betreffs der Pferde durchaus keine Schwierigkeit; ja sogar zu füttern brauchen sie sie nicht. Wenn einmal ein Gesandter oder Kaufmann mit sehr viel Gepäck erscheint und mit der Post zu reisen wünscht, so gibt er 1 oder 2 Tage vorher von dem Ort, wo er ist, an die folgenden Poststationen Nachricht, an welchem Tage er fahren und wieviel Post-Stationen er täglich zurücklegen will. Dann werden außer den auf der Poststation vorhandenen Pferden in dem betreffenden Dorfe soviel geeignete kräftige Landpferde, wie für die Poststrecke nötig werden können, durch die Posthalter und die Dorfältesten von den Bauern angefordert, vor die Wagen gespannt und geschickt.

Da von einer Poststation bis zur anderen die Vergütung für ein Pferd ein Piaster ist und der Lohn des Postillons gleichfalls ein Piaster beträgt, so zieht dieser bei der Ankunft auf einer Poststation durch den Posthalter für die Anzahl der Pferde, die jeder hatte, seinen ganzen Lohn ein und kehrt damit wieder zurück. Aber dieser Postillonlohn ist nur für den amtliehen Postillon; den Bauern wird ein kleines Trinkgeld gegeben. Die Poststationen sind auch von dem König je einem besoldeten, zuverlässigen Posthalter anvertraut. Am Ende des Jahres wird das Unterhaltungsgeld der Poststation mit dem Gehalt des Posthalters, sowie dem Preis für das Heu und den Hafer der Pferde und sonstige notwendige Ausgaben von dem eingenommenen Geld abgezogen. Der Überschuss fließt dann in die Kasse des Königs. Von Seiten des Fiskus oder der Bevölkerung des Ortes wird dem Posthalter kein Heller und kein Korn gegeben.

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