Lorient, November 1877
Ein jedes Leben hat Zeiten voller Verdrießlichkeiten, die
schlecht und recht überwunden werden müssen, indem man der
Wirklichkeit ins Auge schaut. Ein solcher Zeitraum ist mir
angebrochen: seit meiner Wiederkehr nach Frankreich rings
Schwierigkeiten und Verdruß. Ich hatte geplant, nach Paris zu
fahren und diese Reise ist aufs Ungewisse vertagt. Ich hoffte,
in Ruhe mich meiner Lieben freuen zu dürfen, meines alten
Hauses, meiner Kindheitserinnerungen. Nun ward mir in
Rochefort militärischer Dienst ohne Ende, Einschiffungen und
unfreiwillige Spazierfahrten durch die Reede der Insel von Aix.
Nur ganz wenig streifte ich bisher durch meine lieben Wälder
von Fontbruant und La Limoise, die mir nun, und für lange
wohl, entrückt sind. Ich habe zwei gute Kameraden aus der
Marineschule verloren, und jeder von ihnen läßt eine kleine
Leere in meinem Dasein zurück. Und noch einen Verlust beklage
ich: In der Ecke meines Hofes habe ich eine schwarz-weiße
Katze begraben, die mir treue Gefährtin war auf meinen
Wanderfahrten.
Das ist das Ergebnis all dessen, was sich in diesem Herbst
begab. Meine Bemühungen, in die Türkei zurückzugelangen,
führten dahin, daß ich hierher nach Lorient verschlagen wurde,
wo ich nun als Spielball des Zufalls hocken muß.
Ungenützt schleicht die Zeit. Vom Morgen bis zum Abend
vergehen mir die Tage tief im Waldesinnern. So lang ich bin,
liege ich im Heidekraut, bis die Nacht kommt und mich
verscheucht.
Ich habe gehört, daß meinem armen Freund in Annecy vor
einiger Zeit bei der Arbeit die Hand zermalmt ward, und ich
erfuhr auch auf indirektem Wege, daß er und seine alte Mutter
infolge dieses Unglücksfalles in bitterste Not geraten sind.
Ich habe versucht, ihm zu dem Schadenersatz zu verhelfen, auf
den er ein Anrecht hat, aber vergebens. Was nützt es, daß man
sich bemüht, in einem geordneten und gesitteten Lande, wie
unseres ist, zu leben, wenn es hier nicht möglich ist,
Gerechtigkeit zu erlangen?!
Von allen Seiten und überall sehe ich nichts als düstere
Bilder.