Joinville, 11. März 1875.
Ich bin einen Monat lang krank gewesen, und ich bin noch
immer schwach ... Der Kummer hat mich krank gemacht, ich hätte
nicht gedacht, daß es möglich wäre. Mein Arzt hat sich
übrigens nicht getäuscht, trotzdem ich ihm das Ganze immer
verbergen wollte. Viel Qualen hab' ich still erduldet, hab'
all meine Verzweiflung hinuntergewürgt, ohne auch nur eine
Träne zu vergießen. Dann mußte eben die Reaktion kommen, der
Kummer schlug mich nieder und streckte mich auf mein Lager
hin, wo ich körperliche Qualen tragen lernte. Ich hatte starke
Kopfschmerzen, ununterbrochen Fieber, und zeitweise lag ich im
Delirium. Meine Erinnerungen an das Sonnenland erstanden dann
in erstaunlicher Greifbarkeit, einer Fata Morgana gleich; ohne
Unterlaß sahen meine Augen die Dünen von Dakar, die Sandwüsten
von Bobdiarah. Der lange Winter in Joinville hatte auch dazu
beigetragen, mich so herabzubringen, denn seine Kälte und
seinen Schnee, all seine trübe Öde konnte ich auf die Dauer
nicht ertragen...
Meine Kameraden, einige Unteroffiziere, wachten bei mir und
besuchten mich in regelmäßiger Einteilung. Mein militärischer
Diener hingegen verbrachte ganze Tage damit, auf Befehl des
Arztes meinen Körper mit Melissensaft einzureiben, damit er
sich neu belebe, und alle wähnten, daß ich vor dem Scheiden
stehe, man wußte nicht wie, noch warum ...
Dennoch geschah es eines sonnigen Tages, daß ich mich erhob
und sorgsam ankleidete.
Meine Beine trugen mich fast nicht mehr, aber ich konnte
mich doch bis ins Freie schleppen. Und von diesem Tage an war
ich gerettet.
Jetzt fühle ich mich immer wohler, und immer, wenn die
Sonne kommt, verlasse ich das Haus ...
Ich war bisher nicht gewohnt, zu leiden, ich kannte weder
Krankheit, noch diese grenzenlose Schwäche. Nun mir all dies
unbekannte vertraut ward, ist es mir ein schmerzliches
Verwundern.