Auf fernen Meeren

Auf fernen Meeren

Tagebuchfragmente und Briefe

1924 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

An Bord des »Jean Bart«.

Smyrna, Februar 1870.

9 Uhr abends. Zum erstenmal in meinem Leben bin ich heute abend in Smyrna gewesen. Es war im militärischen Frondienst, und ich blieb nur eine halbe Stunde lang. In Strömen troff der Regen nieder und ringsum war schwarze Nacht. Wilde Hunde, die sich verlaufen hatten, heulten in den engen, finsteren Straßenlabyrinthen. Menschen, die wie Märchengestalten gekleidet waren, und die Stöcke und Waffen trugen, huschten beim Schein ihrer Laternen aneinander vorüber; lange Reihen riesenhafter Tiere wandelten durch die Finsternis und ließen viele tausend Glöckchen klingen ... Ich sah, es waren die Kamele der großen asiatischen Karawanen ... All das war mir wie ein Traum.

4 Uhr morgens. – Immer noch der Eindruck der tiefdunklen Nacht. Kleine Gassen in der Art jener, die in »Tausend und Eine Nacht« abgebildet sind. Die jungen Aspiranten des »Jean Bart« defilieren, mit Kappe und Achselband, Laternen in den Händen.

Sie singen im Chor ein Lied von anständigen Mädchen, die Bildung haben usw. Die Hunde heulen jämmerlich dazu, und die Türken, die dieser Sang aus dem Schlaf auffahren ließ, erscheinen an ihren Fenstern, die Nachtmütze auf dem Kopf. –

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