An Bord des »Jean Bart«.
Blidah (Algerien), Januar 1870.
Der Tag neigte sich bereits zu Ende, als wir die Herberge
von Mr. Paul verließen, die ganz tief in den Schluchten der
Chiffa liegt. Der Himmelsstrich, den wir über unseren Häuptern
sahen, war von der sinkenden Sonne in Glut getaucht, und das
Tal, noch feucht von geschmolzenen Schneemassen, prangte wie
ein herrlicher grüner Smaragd.
Mr. Paul geleitete uns bis zur Biegung des Weges, dann
übergab er uns unsere Reitpeitschen, wünschte uns eine gute
Reise und riet uns, unsere Tiere zur Eile anzutreiben, damit
wir noch vor Nacht die Schluchten hinter uns hätten.
So galoppierten wir denn in schwindelndem Lauf, Seite an
Seite, den Abgrund entlang. Breite Palmwedel, buschige Zweige
grüner Eichen, der Dunkelheit schon verschmolzen, glitten wie
Schatten hoch über uns hinweg. Zuweilen schnellte die traurige
Gestalt eines arabischen Hirten im weißen Burnus
gespensterhaft aus dem Gesträuch hervor ...
Und dann, ganz plötzlich, wurden die Schluchten breit und
die Ebene von Medjerdah breitete sich vor uns aus in ihrer
Unendlichkeit ... Unsere Pferde, die der weite Raum wild
erregte, beschleunigten noch ihren Lauf und gingen in jenen
zügellosen Galopp über, den indianische Mären schildern. Die
Nacht war gekommen; vom mattroten Horizont, wo Wolken sich
zusammenballten, lösten sich die scharfen Umrisse einiger
ferner Berge, und unter uns schlängelte sich undeutlich
verschwimmend die Chiffa durch die dunklen Massen der
Johannisbrotbäume.
Ein für Algerien charakteristischer Duft lag in den Lüften.
Irrregeführt auf diesem nicht deutlich sichtbaren Weg,
erstarrt von Kälte, Wind und rasender Schnelligkeit,
überließen wir den Pferden die Führung.
Nach einer kurzen Rast in einer Kolonistenfarm erreichten
wir Blidah, einer nach dem andern.