Yahya ibn Chalid
  Yahya ibn Chalid

Aussprache:
arabisch:
يحيى بن خالد
persisch:
يحيى بن خالد
englisch:
Yahya bin Khalid

??? - ??? n.d.H.
??? - 806 n.Chr.

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Yahya ibn Chalid ibn Barmak gilt als das prominenteste Mitglied der Barmakiden. Er diente Harun al-Raschid als langjähriger Wesir.

Yahya war der Sohn von Chalid ibn Barmak, dem ersten Familienmitglied, das unter den Abbasiden eine herausragende Stellung am Hof erlangte.

Als sein Vater Chalid ibn Barmak Gouverneur von Tabaristan war (766/67–772 n.Chr.), wurde Yahya zu seinem Repräsentanten in Ray ernannt, wo Mahdi (reg. 775–785 n.Chr.), damals als Vizekönig für das östliche Kalifat eingesetzt war. Dort kamen sich die beiden Männer so nahe, dass Mahdi jüngerer Sohn, der zukünftige Harun al-Raschid (reg. 786–809), als er geboren wurde, von Yahyas Ehefrau, Zubayda bint Munir, erzogen wurde, während al-Mahdi Frau Chayzuran bint Atta Yahyas kleinen Sohn al-Fadhl aufzog, der wenige Tage zuvor geboren worden war. Diese Beziehung schuf starke Bindungen zwischen ihnen, die sich als entscheidend für das zukünftige Schicksal der Barmakiden erweisen sollte.

Bereits 775 n.Chr. wurde Yahya selbst zum Gouverneur von Aserbaidschan ernannt. Als sein Vater Chalid ibn Barmak unter Mahdi in sein zweites Gouverneursamt nach Fars berufen wurde, begleitete ihn Yahya erneut als sein Assistent.

Im Jahr 778 n.Chr. wurde Yahya er zum Privatlehrer und Sekretär von Harun ernannt. Yahya wurde eine Art Vaterfigur für den jungen Thronfolger, während Yahya und seine Familie wiederum ihr Vermögen an Harun banden. Als Harun 780 n.Chr. erstmalig als eingeständiger Befehlshaber ausgesandt wurde, um einen Feldzug gegen Byzanz zu leiten, begleitete ihn Yahya. Yahya war für die Versorgung der Armee verantwortlich, während er gleichzeitig zusammen mit Rabi ibn Yunus (der ein politischer Verbündeter von Yahya werden sollte) als Berater von Harun bei allen militärischen Entscheidungen fungierten. Der Feldzug war ein kleiner Erfolg, der zur Eroberung der Festung von Samalu führte und Yahyas Position weiter stärkte. Als Harun zum zweiten Erben ernannt wurde (nach seinem älteren Bruder Hadi) und ihm die Verantwortung für die Provinzen Aserbaidschan und Armenien übertragen wurde, verwaltete Yahya diese in seinem Namen.

Als Mahdi im Juli 785 plötzlich auf der Jagd starb, war Yahya maßgeblich daran beteiligt, eine reibungslose Nachfolge zu gewährleisten und einen Aufruhr der Truppen zu vermeiden, die wahrscheinlich die Gelegenheit nutzen würden, um die Zahlungen für mehrere Jahre aus der Staatskasse zu ziehen. Yahya und Königin Chayzuran bint Atta hielten den Tod geheim, entließen die Truppen mit einem Geschenk von 200 Dirham, begruben Mahdi und beorderte Hadi zurück nach Bagdad, der sich damals in Dschuzdschan befand, um den Thron zu übernehmen. Nachdem die Wahrheit bekannt wurde, randalierten die Truppen und erkämpften sich eine Zahlung von zwei Jahresgehältern, doch die unmittelbare Krise war abgewadt worden.

Nach Hadis Amtsantritt wurde Yahya in seinem Amt bestätigt, mischte sich aber bald in den Kampf um die Nachfolge ein. Hadi wollte als Kalif seinen Bruder Harun aus der Nachfolge streichen und stattdessen seinen eigenen Sohn Dschafar ernennen. Harun selbst schien bereit zu sein, sich dieser Degradierung zu fügen, aber dies bedrohte Yahyas eigene Position, die von Haruns Status als offensichtlicher Erbe abhängig war. Folglich versuchte er zusammen mit Rabi ibn Yunus und der einflussreichen und mächtigen Königinmutter Chayzuran bint Atta, Haruns Position aufrechtzuerhalten. Zu dieser Zeit war Königin Chayzuran bint Atta die mächtigste Person im Kalifat, und Hadi hasste diese immense Autorität seiner Mutter.

Yahya versuchte, zwischen den beiden Brüdern zu vermitteln, und drängte Harun zu einer entschiedeneren Verteidigung seiner Rechte und Hadi zu einer versöhnlicheren Haltung. Die Rivalität zwischen den beiden Brüdern war auch Ausdruck eines umfassenderen Konflikts zwischen einer von Hadi bevorzugten militärischen Fraktion und einer höfisch-bürokratischen Fraktion, die sich hinter den Barmakiden und Rabi ibn Yunus mit Harun als ihrem Kandidaten versammelte.

Im September 786 spitzte sich der Konflikt zu: Yahya wurde inhaftiert und sollte hingerichtet werden, aber in derselben Nacht wurde Hadi tot aufgefunden. Die genaue Todesursache von Hadi ist unbekannt, aber mehrere Quellen implizieren, dass Chayzuran bint Atta dafür verantwortlich war, indem sie eine ihrer Sklavinnen den Kalifen im Schlaf ersticken ließ. In derselben Nacht wurde al-Hadis kleiner Sohn Dschafar verhaftet und gezwungen, auf seine Rechte auf die Nachfolge zu verzichten, und Harun wurde als Thronfolger eingesetzt. In einer von Tabari berichteten Version befreite Harun seinen Lehrer Yahya, sobald er auf dem Thron saß, während in einer anderen Version Yahya frei kam und sich beeilte, seinen schlafenden Schützling mit den Worten zu wecken: „Erhebe dich, o Befehlshaber der Gläubigen“.

Tabari übermittelt auch ein Gedicht des Hofdichters Ibrahim al-Mawsili zur Thronbesteigung von Harun al-Rashid:

Hast du nicht gesehen, dass die Sonne kränklich war,
aber als Harun die Macht übernahm, strahlte sein Licht hervor.
Durch die verheißungsvollen Wirkungen des Vertrauten Gottes, Harun, des Freigiebigen?
Denn Harun ist sein Herrscher und Yahya sein Wesir.

Unter Nachdem Harun al-Rashid wurde Yahya sofort zum Wesir ernannt mit bevollmächtigter Autorität über alle Regierungsangelegenheiten sowie freier Hand bei der Auswahl des Personals. Nach dem Tod der Königinmutter Chayzuran bint Atta wurde Yahya auch die Position des Siegelwächters zuerkannt, wobei die Quellen berichten, dass Harun sein Siegel persönlich überreichte, um die seinem Wesir übertragenen Befugnisse zu symbolisieren.

Yahya machte seine beiden älteren Söhne Al-Fadhl und Dschafar zu seinen Mitarbeitern und teilte mit ihnen alle Pflichten und Befugnisse seines Amtes, bis zu dem Punkt, dass sie auch das Siegel des Kalifen trugen und anscheinend auch als Wesire bezeichnet wurden. Diese Machtkonzentration leitete die Periode ein, die in den Quellen als "Herrschaft der Barmakiden" bekannt wurde. Es war eine Ära vergleichsweisen Friedens und Wohlstands, in der selbst die Einträge in al-Tabaris Chronik aufgrund des Mangels an bemerkenswerten Ereignissen ungewöhnlich kurz sind. Die Verfolgung der Ahl-ul-Bait (a.) fand bei Tabari wenig Aufmerksamkeit, ging aber auch unter der Herrschaft Harun al-Rashids unvermindert weiter.

Im Laufe der Jahre gingen die Aufgaben der Regierungsführung mehr und mehr auf Yahyas Söhne über, und im Jahr 798 n.Chr. bat Yahya während einer der Pilgerfahrten [hadsch] des Harun um Erlaubnis, sich nach Mekka zurückziehen zu dürfen. Dies dauerte nicht lange, denn innerhalb eines Jahres war er wieder auf seinem Posten in Bagdad.

Yahya wurde für seine Förderung von Gelehrten und Dichtern und insbesondere für die Förderung einer massiven Übersetzungsarbeit indischer Werke aus dem Sanskrit ins Arabische ausgezeichnet. Auch verdankt die Westliche Welt dem Wirken jener Zeit den Erhalt vieler altgriechischer Meisterwerke, wie z.B. Elemente des Euklid.

Neben den Übersetzungen brachte Yahya auch zahlreiche indische Ärzte in ein eigens errichtetes Krankenhaus nach Bagdad. Er beauftragte den Dichter Aban al-Lahiqi, die Geschichten von Kalila und Dimna, Sindbad und viele andere mehr in Versform im Arabischen aufzuschreiben. So gab es auch viele Versammlungen von Gelehrten, die von den Barmakiden organisiert worden sind. So lange die Macht der Abbasiden nicht gefährdet war und die Ahl-ul-Bait (a.) nicht auftreten durften, bestand ein gewisses Maß an Freiheit, was zur Entwicklung des Reichs führte.

Die größte Schwäche der Position der Barmakiden war ihre mangelnde Unterstützung durch das Militär. Als der Staatshaushalt durch Misswirtschaft in eine Schieflage geriet, wurden durch die Barmakiden die Steuern erhöht. Die Folge war eine Revolte von Walid ibn Tarif im Jahr 794. Sie konnte nur durch das alte militärische Establishment zurückgeschlagen werden, wodurch das Machtmonopol der Barmakiden geschwächt wurde.

Auch die Beziehung Yahyas zu seinem alten Verbündeten zu Rabi ibn Yunus wich einer Rivalität, da Rabi ibn Yunus zunehmend das Vertrauen Haruns erlangte. Grund für diese Rivalität war auch, dass Harun den Einfluss der Barmakiden schwächen wollte, da diese nach Ansicht von Harun nicht erbittert genug die Anhänger der Ahl-ul-Bait (a.) verfolgten. Im Jahr 803 n.Chr. geriet seine Familie in Ungnade und er wurde ins Gefängnis geworfen, wo er 806 n.Chr. starb.

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