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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Topkapi-Palast (Topkapı Sarayı) bzw. Topkapi-Serail ist ein
Palastsystem in unmittelbarer Nähe der
Hagia Sophia in
Istanbul und war Jahrhunderte lang der Wohn- und
Regierungssitz der
Osmanen.
Mit dem Bau des Palastes wurde
bereits kurz nach der Eroberung
Istanbuls (1453 durch
Fatih Sultan Mehmed) 1466 n.Chr. begonnen, nachdem die
benachbarte
Hagia Sophia in eine
Moschee umgewandelt worden war. Ursprünglich soll
Sultan Mehmed II. die Errichtung eines Palastes auf dem
heutigen Beyazitplatz (Beyazıt Meydanı) angedacht haben. Doch
er änderte seine Meinung und ließ den Palast letztendlich an
einem Ort errichten, der heute den Namen Sarayburnu trägt.
Sarayburnu bedeutet sinngemäß "Landzunge des Palastes" und
deutet auf die Position an der Spitze einer Halbinsel hin, die
sich in den Bosporus hinein erstreckt und einen umfassenden
Panoramablick auf beide Seiten des Bosporus ermöglicht. An
jener Stelle standen Reste des byzantinischen Mangana-Palastes,
die überbaut wurden. Der Neue Palast war 1478 n.Chr.
bezugsfertig.
Umfangreiche Renovierungen und Erweiterungen beendeten den
Komplex erst Anfang des 18. Jahrhunderts. Alle osmanischen
Herrscher residierten zunächst im Topkapi-Palast, bis Sultan
Abdülmecit I. im Jahre 1856 in die neue Residenz am Ufer
des Bosporus, den
Dolmabahtsche-Palast (Dolmabahçe Sarayı), umzog. Der
Topkapi-Palast ist heute ein Museum.
Der Palastkomplex besteht aus mehreren einzelnen Gebäuden,
die auf einer großen Gartenanlage verteilt sind. Die
Gesamtanlage war mit seiner Größe von über 700.000 m2
eine eigene Stadt. Darin befanden sich 10
Moscheen, drei kleinere Gebetsstätten, 8
Bedienstetenunterkünfte, 14 Badehäuser (Hamam), 2
Krankenhäuser, 2 Apotheken, 5 Schulen, 12 Bibliotheken, 7
Schatzkammern, 6 Türme, 22 Brunnen, 11 Quellen, 6 Becken, 20
Küchen, 348 Sultansräume und Sommerresidenzen. Bis zu 5000
Menschen lebten in den Räumlichkeiten. Das heutige verbliebene
Museum umfasst nur noch 80.000 m2.
Der Palast ist in vier Höfe unterteilt, die jeweils durch
eigene Tore erreicht werden.
Im ersten und größten Hof, der über das Tor Bab-i Hümayun
erreichbar ist, waren vorwiegend Räumlichkeiten für
Dienstleistungen untergebracht. Auf dem parkähnlichen Platz
wurden Paraden abgehalten, wofür hier hinreichend Platz war.
Heute befindet sich hier unter anderem die Kasse zum Eintritt in das
Museum, eine Wachposition, ein Zugang zur
Hagia Irene, sowie ein Weg zum
Archäologischen Museum Istanbul.
Der zweite Hof, der über das Tor Babü-s Selam (Friedenstor)
erreichbar ist, war das politische Zentrum und beherbergte
Staats- und Verwaltungsräume. Auf der Ostseite war über die
gesamte Länge die Palastküche untergebracht, die täglich bis
zu 6000 Mahlzeiten herstellte. Des Weiteren befanden sich auch
die Unterkünfte der Lanzenträger und die Leibgarde des
Sultans, auf diesem Hof. Auch der Empfangssaal für Gäste
befand sich im zweiten Hof. Davor der
Marktplatz-Brunnen (Meydan Çeşmeleri).
Der dritte Hof durfte nur nach ausdrücklicher Erlaubnis
betreten werden. Hier befand sich der Thronsaal für Empfänge
der höchsten Staatsbediensteten, der Wesire, und ausländischer
Gäste. Beiderseits des Tores war die Palastschule, wo der
Nachwuchs für die Staats- und Verwaltungsberufe ausgebildet
wurde. Des Weiteren befand sich der so genannte Harem mit den
Privatgemächern des Sultans und seiner Haremsdamen in dem Hof
mit Räumlichkeiten für bis zu 2000 Frauen, die unter der
Leitung der Sultansmutter in ihren Räumen lebten. Hier
befindet sich auch die
Enderun Bibliothek.
Im vierten Hof befanden sich weitere Parkanlagen und Gärten
auf verschiedenen Terrassen. Hier befindet sich auch der
Beschneidungs-Pavillon und der
Bagdad-Pavillion.
Der erste im Palast geborene
Sultan
war
Osman II., der erste im Palast inthronisierte
Sultan
war
Bayezit II. und der erste im Palast verstorbene
Selim
II..
Mustafa I. hat 30 Jahre seines Lebens im Palast in
Gefangenschaft verbracht, übertroffen von
Osman
III., der 51 Jahre in Gefangenschaft war. Und der erste im
Palast ermordete
Sultan
war
Ibrahim I.. Der letzte im Palast inthronisierte
Sultan
war
Mehmed VI..
Die Einrichtung der Räume des Palastes ist ein Beleg für
den unermesslichen irdischen Reichtum der
osmanischen Herrscher und den verschwenderischen und
unislamischen Charakter ihres Privatlebens. Nur edelstes
Baumaterial wie Marmor und Tropenhölzer, kostbarste Teppiche
und teuerstes Mobiliar wurden verwendet; zudem wurde
tonnenweise Gold zur Ausschmückung und Verzierung verarbeitet,
das teilweise heute noch vorhanden ist. Das Palastgelände ist
durch eine 5 km lange hohe Mauer gesichert.
Mit Beschluss des Ministerrats vom 3.4.1924 wurde der
Topkapi-Palast in ein Museum umgewandelt und am 9.10.1924
kamen die ersten Besucher. Es beinhaltet 86.000 Einzelstücke,
darunter Sammlungen von Porzellan, Handschriften, Portraits,
Gewändern, Juwelen (darunter der
Löffelmacher-Diamant und der
Topkapi-Dolch)
und Waffen aus dem
Osmanischen Reich. Insbesondere die islamischen Reliquien,
die als Insignien der Herrschaft der
Osmanen dienten, werden von vielen
Muslimen besucht. Dazu zählen Waffen des
Propheten Muhammad (s.) und der ersten vier
Kalifen,
eines der ältesten Koranexemplare, einige Barthaare des
Propheten Muhammad (s.), Reste einer Einladungsschrift zum
Islam
des
Propheten Muhammad (s.) an benachbarte Herrscher, ein
Fußabdruck des
Propheten Muhammad (s.), der so genannte
Edle Mantel und weitere Gegenstände, die
teilweise auf frühere
Propheten zurück geführt werden, wie z.B. der angebliche
Stab des
Moses
(a.). Nur zeitweise ausgestellt werden zwei Kleider, die
der
Fatima (a.), und ein Kleid, das
Imam Husain (a.) zugeordnet werden. Es bestehen allerdings
teilweise erhebliche Zweifel an der Echtheit einiger der
Ausstellungstücke, da die
Osmanen ihre Herkunft nicht einwandfrei dokumentiert
haben. Zudem besitzt das Museum eine Originalschatulle, die
Fatima (a.) gehört haben soll. Ein Kopie der Schatulle
wurde im
Imam Husain Museum ausgestellt.
Unmittelbar vor dem Tor des Topkapi Palastes befindet sich
der
Sultan Ahmed III. Brunnen. Innerhalb des Palastgartens
befindet sich der
Def-I Gam Hatun Brunnen.
Der Begriff "Topkapi"
bedeutet Kanonentor und deutet auf die durch Kanonen
gesprengte byzantinische Mauer um das ehemalige Konstantinopel
hin, wodurch der Einmarsch der
Osmanen erst ermöglicht wurde. Ein gesamter Stadtteil
Istanbuls ist danach benannt, liegt aber fern vom
Topkapi-Palast. Der Name lautete anfangs "Neuer Palast" (Yeni
Sarayı), bevor sich im 18. Jahrhundert der Name Topkapı Sarayı
durchsetzte.
Ein maßstabsgetreues Miniaturmodell des
Topkapi-Palastes ist in
Miniatürk ausgestellt.