Taqiyuddin
Taqiyuddin Schami

Aussprache: taqiy-yud-diyn al-schaamiy
arabisch:
تقي الدين الشامي
persisch:
englisch: Tahir bin Husain

1526 - 1585 n.Chr.

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Taqiyuddin Abu Bakr Muhammad ibn Qadhi Maruf ibn Ahmad al-Schami al-Asadi al-Raschid, bekannt als Taqi ad-Din, Taqiyaddin bzw. Taqiyuddin, war ein Universalgelehrter und Wissenschaftler im osmanischen Reich im 16. Jh. n.Chr.

Er ist 1526 n.Chr. in Damaskus geboren; daher auch sein Beiname "al-Schami" (der Damaszener). Seine Ausbildung erfolgte in Kairo. Zunächst war er, wie zuvor sein Vater Richter [qadhi] und arbeitete in Damaskus, Kairo und Nablus. Er arbeitete nebenbei als Lehrer in einer Madrasa und beschäftigte sich mit Astronomie. Damals schrieb er bereits seine ersten Bücher.

In 1571 n.Chr. wechselte er nach Istanbul und wurde Astronom am Hof von Selim II. Nach dessen Ableben 1574 baute er für Murat III. in Istanbul eine der größten Sternwarten der damaligen Zeit. Die Sternwarte von Istanbul wurde 1577 n.Chr. fertig gestellt, aber bereits 1580 n.Chr. wieder abgerissen aufgrund einer fehlerhaften Weissagung von Taqiyuddin. Fünf Jahre später in 1585 n.Chr. starb Taqiyuddin in Istanbul.

Sein wissenschaftlicher Ruhm war aber inzwischen derart gewachsen, dass auch dieser Rückschlag daran nichts ändern konnte. Zu seinen bedeutendsten Erfindungen zählen eine Dampfturbine, eine komplexe Kolbenpumpe, verschiedene mechanische Uhren (siehe Taqiyuddins Uhr), die Weiterentwicklung eines Teleskops und zahlreiche astronomische Instrumente.

Entgegen der Vorstellung in der Westlichen Welt, welche die Erfindung der Dampfmaschine auf das 17 Jh. verlegt, beschrieb Taqiyuddin bereits 1551 n.Chr. in seinem Werk "Al-Turuq al-Samiyya fi al-Alat al-Ruhaniyya" (Die hohen Methoden der geistigen Maschinen) eine einfache Impuls-Dampfturbine als Antrieb für einen Drehspieß. Als Dampfquelle diente ein geschlossener mit Wasser gefüllter Kupferkessel, der den Dampf über eine Düse verdichtete. Der Kessel wurde über einem Feuer zum Kochen gebracht, der Dampf blies als Strahl aus der Düse auf ein Flügelrad welches davon angetrieben wurde. Seine Konstruktion geht auf Beschreibungen von al-Dschazari aus dem 13. Jh. n.Chr. zurück. Ein Nachbau der Erfindung ist im Istanbuler Museum für Geschichte der Wissenschaft und Technik im Islam ausgestellt (siehe Foto unten). Taqiyuddin beschreibt auch eine komplexe Kolbenpumpe mit sechs Zylindern, Gegengewichten und Rückschlagventilen, die über eine zentrale Nockenwelle gesteuert und angetrieben werden. Die Pumpe wurde mit Wasserkraft angetrieben und diente als Brunnenpumpe, die bis zu 11m Höhe überwinden konnte.

Taqiyuddins Name findet zudem unter anderem Erwähnung in den Disziplinen Astronomie, Ingenieurswissenschaften, Optik, allgemeine Physik, Pharmazie und Medizin. Er selbst war zudem Uhrmacher, Richter, Philosoph und Gelehrter [faqih]. Er schrieb wohl mehr als 90 Werke in sehr unterschiedlichen Disziplinen. Allerdings gelten nur 24 davon als erhalten.

In der Bestimmung der Zeit erkannte Taqiyuddin eine wichtige Voraussetzung zur Bestimmung der Himmelskörper und deren Bewegung und versuchte als Uhrmacher möglichst präzise Uhren zu entwickeln. Seine Uhren waren durch Federwerke angetrieben und zeigten auf drei Zifferblättern die Zeit minutengenau. Später fasste er die drei Zifferblätter zu einem zusammen und verbesserte die Genauigkeit bis in den zweistelligen Sekundenbereich (Intervalle von 1/5 Minute = 12 Sekunden). Eine derartige Ganggenauigkeit hatte vorher niemand erreicht.

Seine Kenntnisse in Optik und Biologie koppelte er in seinen Untersuchungen zum menschlichen Auge und zur Natur des Lichtes. Hierzu schrieb er mindestens drei Bücher. Er erkannte, dass die Farbe des weißen Lichtes durch Überlagerung und Brechung von Licht verschiedener Farben entsteht, untersuchte die Spiegelung von Licht an Platten aus poliertem Kupfer und die Brechung mit Linsen aus geschliffenem Kristall und mit den Erkenntnissen daraus entwickelte er ein einfaches Linsenfernrohr (Refraktor).

Er baute riesige Armillarsphären, Astrolabien und weitere Instrumente für die Astronomie und verfügte über einen vergleichsweise genauen Globus der damalig bekannten Zeit.

Taqiyuddin gilt als der erste Astronom, der zur Berechnung von Winkelfunktionen statt des bis dahin üblichen Sexagesimalsystems das Dezimalsystem verwendete. Er war der erste, der den Sinus von 1° präzise berechnete. Bereits im 16. Jh. hat er die Idee eines Perpetuum mobile verworfen, was in der Westlichen Welt erst im 19. Jh. gelang. Bereits im 16. Jh. wies er auf die Unmöglichkeit eines Perpetuum Mobile hin, eine Erkenntnis, die sich in Europa erst im 19. Jh. durchgesetzt hat.

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