Scheichulislam
Scheichulislam, Scheichülislam

Aussprache: schaych-ul-islaam
arabisch:
شيخ الإسلام
persisch:
شيخ الإسلام
englisch: Sheikh ul-Islam

Bild: Zeichnung eines Scheichulislam des 18. Jh.n.Chr.

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Der Scheichulislam war der oberste religiöse Würdenträger des Osmanischen Reichs. In der Literatur sind auch folgende Schreibweisen üblich: Scheichülislam, Scheichulislam, Scheikulislam, Scheik ül-Islam, Şeyhülislam oder Şeyh-ül-islam.

Die Funktion des Scheichulislam wurde dadurch notwendig, dass die islamisch nicht zu rechtfertigende Erbmonarchie seit der Zeit der Umayyaden ohne religiöse Legitimation herrschte. Die Osmanen, die zwar die Funktion des so genannten Kalifen für sich beanspruchten, merkten aber, dass sie die Funktion des religiösen Gelehrten nicht erfüllen konnten bzw. wollten. Daher schufen sie diese Form der frühen Säkularisation und setzten eine Art "Obersten islamischen Gelehrten" ein, den sie "Scheich des Islam" nannten.

In der Regierungszeit Fatih Sultan Mehmeds wurde der oberste Mufti von Istanbul als herausragender Gutachter des islamischen Rechts [scharia] hervorgehoben, um auch die Stellung des neuen Kalifatssitzes Istanbul aufzuwerten. Später unter Süleyman I. wurde er auch oberster Leiter des Gelehrtenkorps. Damit wurde der Scheichulislam über die beiden Heeresrichter und die persönlichen Lehrer des Sultans gestellt und war damit dem Großwesir gleichgestellt. Hauptaufgabe des Scheichulislam war die Führung des Gelehrtenkorps bzw. der Gelehrten. Damit war er  gleichzeitig oberster Gesetzesausleger und stand über dem obersten Richter. Der Scheichulislam hatte das Recht, den obersten Richter [qadhi] zu ernennen. Als Hofimam der Sultane sichtete sich seine Rechtsprechung aber nie gegen die Kalifen, selbst wenn diese das islamischen Recht beugten.

Die Amtseinführung eines neuen Sultans war ebenfalls die Aufgabe des Scheichulislam der dem Sultan in einer feierlichen Zeremonie das Schwert umgürtete.

Die Jungtürken schränkten ab 1916 dieses System weitgehend ein. 1924 wurde das Amt des Scheichulislam zusammen mit dem Kalifat abgeschafft. Als Nachfolgeinstitution wurde für Muslime ein "Präsidium für Religiöse Angelegenheiten" eingerichtet, das sich als Nachfolger des Scheichulislam in einem laizistischen Staat versteht.

Der Titel war allerdings lange vor den Osmanen durchaus geläufig und wurde als Ehrung eines Würdenträgers verwendet. Auch ein Rektor der Al-Azhar-Universität wurde in der bekannten Konsultation [al-muradschaat] mit Scheichulislam angeschrieben.

Auch konkurrierende Systeme wie die Safawiden verwendeten den Titel und die Funktion.

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