Regaib Kandil
Regaib Kandil (Lailat-ur-Raghaib)

Aussprache:
arabisch:
ليلة الرغائب
persisch:
englisch:
Laylat al-Raghaib

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Als Regaib Kandil, auch als Lailat-ur-Raghaib bekannt, wird die erste Nacht zum Freitag im Monat Radschab bezeichnet und gilt bei manchen Muslimen als Kandil.

Die Schreibweise müsste eigentlich Raghaib sein, da die Nacht aber fast durch türkischstämmige Muslime in Deutschland bekannt wurde, ist die türkische Schreibweise bekannter.

Die Nacht gilt als Nach der Sehnsucht und des Wunsches am Anfang der Heiligen drei Monate. In ihr soll Prophet Muhammad (s.) im Leib ihrer Mutter empfangen worden sein.

Der Name al-Ragha'ib ist der Plural zu „al-Raghiba“ [الرغيبة], was so viel wie Erwünschtes, Ersehntes und große Spende bedeutet oder im Speziellen: Empfängnis.

Die Ragaib-Bräuche werden auf eine Überlieferung [hadith] zurückgeführt, die bei Abu Hamid Ghazzali in seinem Ihya Ulum ad-Din (Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften) interpretiert wird, wonach das Fasten [saum] am Tag vor dieser Nacht empfohlen [mustahab] sei. In diesem Zusammenhang gab es besondere Gebete und ein besonderes Ritualgebet.

Ibn Dschauzi hingegen war der Meinung, dass jene Riten frei erfunden seien und gab als Quelle für die Erfindung Abdurrahman ibn Utba (Ibn Dschahdam) an.

Im frühen 13. Jh. n.Chr. fand in Damaskus zwischen den beiden Gelehrten Izz ad-Din Ibn Abd as-Salam (gest. 1262 n.Chr.) und Ibn as-Salah (gest. 1245 n.Chr.) eine öffentliche Debatte über die Ragaib-Bräuche stattt, insbesondere über das dazugehörige Gebet. Izz ad-Din Ibn Abd as-Salam stufte das Gebet (und die Nacht) als unzulässige Hinzufügung [bida] ein. Ibn as-Salah betrachtete es als zulässig. Die meisten damaligen Gelehrten folgten der ersten Meinung. Der Ayyubide al-Malik al-Kamil verbot deshalb die Verrichtung des Ragaaib-Gebets in den Moscheen. Die Texte des damaligen Disputs wurden im Jahr 1960 von Muhammad Nasir ad-Din al-Albani und Muhammad al-Schawisch neu herausgegeben.

Es ist letztendlich nicht eindeutig geklärt, wann die Nacht eingeführt worden ist, aber sie hat sich als Gedenknacht vor allem unter den Osmanen verbreitet. Das geht auf Molla Fenari zurück. Er verfasste eine Abhandlung, in der er die Ragaib-Bräuche lobte. Erst unter den Osmanen wurde verbreitetet, dass in dieser Nacht Amina bint Wahb verstanden habe, dass sie den Propheten Muhammad (s.) empfangen hätte. Ab dem 18. Jh. n.Chr. wurden für diesen Kandil spezielle Lobgedichte auf den Prophet Muhammad (s.) verfasst, die mit Musikbegleitung vorgetragen wurden. Diese Lobgedichte wurden Regaibiyye genannt. Als bekannteste Regaibiyye gilt der von Selahaddin Uschschaaki (gest. 1783 n.Chr.) verfasste Masnawi Matlaul-Fadschr.

In Gebieten außerhalb des ehemaligen Herrschaftsgebietes der Osmanen ist die Nacht im Zusammenhang mit der Empfängnis eher unbekannt. Auch unter den Osmanen bekam die Nacht erst im 18. Jh. n.Chr. mit dem Aspekt der Empfängnis eine weite Verbreitung.

Für die Bewohner der türkischen Stadt Manisa hat das Regaip Kandili zudem eine besondere Bedeutung. In der Nacht des Regaip Kandili 1313 (am 13. November 1313) eroberte der seldschukische Fürst Saruhan Bey die byzantinische Festung Magnesia (Sandıkkale) und beendete den Einfluss der Byzantiener in der Region. Zur Erinnerung an dies Ereignis wird das Fest in Manisa unter anderem mit Feuerwerken gefeiert.

In den Werken der Schiiten wird die Nacht von Sayyid ibn Tawus erwähnt. Demnach werde berichtet, dass Prophet Muhammad (s.) am ersten Donnerstag des Radschab zu fasten pflegte und zwischen dem Abendgebet [salat-ul-maghrib] und dem Nachtgebet [salat-ul-ischa] zwölf Gebetsabschnitte [raka] in sechs Ritualgebeten durchzuführen, wobei er in jedem Gebetsabschnitt [raka] nach der Fatiha dreimal die Sure al-Qadr (97. Sure) und zwölfmal die Sure al-Ichlas (112. Sure) rezitierte. Nach Beendigung aller zwölf Gebetsabschnitte [raka] rezitierte er zahlreiche Bittgebet mehrfach wiederholt einige davon in einer zusätzlich verrichteten Niederwerfung [sadschda].

Es wurde auch überliefert, dass derjenige, der vor dem Schlafengehen die Sure Ya Sin rezitiert und besondere Gebete für Lailat al-Raghaib verliest, vor den Schrecken des Grabes bewahrt wird.

Die Überlieferung [hadith] wurde von Sayyid ibn Tawus ohne Überlieferungskette [isnad] erwähnt. Daher wird angenommen, dass er sie aus sunnitischen Quellen übernommen hat. Zeitgenössische Gelehrte [faqih] der Schiiten lehnen die Authentizität ab. In historischen Werken von Sunniten wurde der Überlieferung [hadith] ebenfalls kein Glaube geschenkt. Ibn Dschauzi behauptete, sie sei eine Fälschung. Und al-Nawawi betrachtet die Riten in seinem Kommentar zu Sahih Muslim als unzulässige Hinzufügung [bida].

Die oben genannten Aspekte haben dazu geführt, dass die Nacht im Wesentlichen in türkischen Moscheen zelebriert wird. Als Einstiegsfreitag in die Drei Monate wird aber das Fasten [saum] an dem Tag von einigen Gelehrten [faqih] empfohlen.

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