Nachmitternachtsgebet
Nachmitternachtsgebet
[salat-ul-lail]

Aussprache: salat-ul-lail
arabisch:
 صلوة الليل
persisch:
نماز شب
englisch: after midnight prayer

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Das Nachmitternachtsgebet ist ein freiwilliges empfohlenes [mustahab] Ritualgebet nach Mitternacht.

Das Nachmitternachtsgebet war religiöse Verpflichtung [wadschib] für Prophet Muhammad (s.) wie auch für frühere Propheten, nicht aber für ihre Anhänger. In zahlreichen Versen des Heiligen Quran wird darauf verwiesen, wie besonders demütige Menschen die Nächte im Gebet verbringen (vgl. 3:17, 3:113, 21:20, 50,40, 51:49, 73:2, 73:20 und weitere).

Gemäß den Überlieferungen der Ahl-ul-Bait (a.) entfaltet das Nachmitternachtsgebet auch eine Schutzwirkung am Tag, ist eine Sühne [kaffarah] für die Sünden des Tages, erfüllt das Haus, in dem das Nachmitternachtsgebet verrichtet wird, mit Licht [nur], ist ein Merkmal heiliger Menschen und erhöht ihre Stellung bei ALLAH. Das Nachmitternachtsgebet gibt körperliche wie auch seelische Erleichterung und bringt einen näher an die Liebe.

Der Ritus des Nachmitternachtsgebets besteht aus elf Gebetsabschnitten [raka]. Die ersten acht Gebetsabschnitte werden in vier Ritualgebeten mit jeweils zwei Gebetsabschnitten verrichtet mit der Absicht [niyya] des Nachmitternachtsgebets [salat-ul-lail]. Zwei anschließende Gebetsabschnitte heißen "das Paar" [al-schafi]. Diese somit insgesamt ersten zehn Gebetsabschnitte werden wie das Morgengebet gebetet (also 5 x 2, wobei der letzte eine andere Absicht hat). Wie das Morgengebet werden die Gebetsabschnitte stimmhaft verlesen mit dem empfohlenen Qunut-Bittgebet im zweiten Gebetsabschnitt. Es gibt allerdings auch Gelehrte, wie z.B. Großayatollah Ali Sistani, die das Qunut-Bittgebet nicht als Teil des "Al-Schafi" betrachten. Hingegen betrachten Imam Chomeini und Imam Chamene'i das Qunut-Bittgebet als empfohlenen Bestandteil auch in diesem Teil.

Der letzte von den elf Gebetsabschnitten heißt Einzelgebetsabschnitt - [witr]. Er wird stimmlos verlesen. Es ist empfohlen, bei ihrem Qunut-Bittgebet um Vergebung und für die Gläubigen zu bitten und um die Erfüllung der Bedürfnisse durch ALLAH, dem Wohltätigen, zu beten gemäß der in Bittgebetsbüchern erwähnten Ordnung.

Es ist empfohlen nach jeweils zwei Gebetsabschnitten [raka] und dem dazugehörigen Abschlussgruß [salam] eine Lobpreisung [tasbihat] mit dem Lobpreisungskranz [tasbih] gemäß dem Vorbild der Fatima (a.) durchzuführen.

Die Zeit für das Nachmitternachtsgebets ist ab Mitternacht bis vor der Dämmerung [fadschr], wobei das letzte Drittel der Nacht [lail] vor der Dämmerung [fadschr] den meisten Vorzug hat bzw. empfohlen [mustahab] ist.

Der genannte Ritus entspricht dem Ideal. Allerdings gelten auch weniger gebetete Gebetsabschnitte in der betreffenden Zeit als empfohlen [mustahab]. Die Nachtzeit gilt als besondere Zeit, in der das Geschöpf zurückgezogen allein mit dem Schöpfer [chaliq] sein kann, wie auch sich liebende Ehepartner sich insbesondere in der Nacht zurückziehen, um miteinander allein sein zu können.

Imam Sadiq (a.) stuft das Nachmitternachtsgebet unter die drei Freunde des Gläubigen [mumin]:

ثلاث فرحات للمؤمن في الدنيا: لقاء الاخوان و تفطير الصائم و التهجد في آخر الليل

„Die Freude eines Gläubigen im Diesseits sind drei: den Gebrüdern zu begegnen, den Fastenden das Fastenbrechen [iftar] zu geben und sich (durch Nachmitternachtsgebet) am Ende der Nacht anzustrengen“

Die unabgelenkte innige Zuneigung, die der Betende zu ALLAH verspürt, kann an einem Nachmitternachtsgebet Imam Chameneis verdeutlicht werden. Ungefähr zwei Stunden nach dem Martyrium von General Qassim Sulaimani wurde einer der Söhne Imam Chameneis darüber in Kenntnis gesetzt. Er ging zu seinem Vater und sah, dass er dabei war das Nachmitternachtsgebet zu verrichten. So schrieb er die Nachricht auf ein Blatt Papier und legte es neben dem Gebetsteppich seines Vaters. Als Imam Chamenei ein Gebet beendet hatte, las er die Nachricht und setzte seine Gebete fort. Erst nach dem Morgengebet begann er mit der Arbeit und der Recherche bezüglich der Ermordung des Generals.

Das Nachmitternachtsgebet wird oft im Zusammenhang mit der umfassenderen Nachtwache [tahadschdschud] erwähnt.

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