Hugo Marcus
Hugo Marcus

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??? - ??? n.d.H.
6.7.1880 - 18.4.1966 n.Chr.

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Hugo Marcus war ein Mitglied der jüdischen Gemeinde in Berlin zur Zeit der Weimarer Republik, der angab, den Islam angenommen zu haben und versuchte dann öffentlich Homosexualität und Islam miteinander zu vereinbaren.

Er ist am 6. Juli 1880 in Posen im damaligen Königreich Preußen als Sohn des jüdischen Industriellen Joseph Marcus und dessen Ehefrau Cäcilie (geborene Hepner). Er soll zwei Brüder gehabt haben.

Im Jahr 1898 schloss er seine Schulausbildung mit dem Abitur ab und wechselte nach Berlin. Hier engagierte er sich vor allem dafür, alle Gesetze gegen Homosexualität abzuschaffen. Dabei arbeitete er vor allem mit Sexualwissenschaftler und Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung, dem Juden Magnus Hirschfeld zusammen. Er arbeitet auch für die pazifistische Zeitschrift "Das Ziel" des berühmten Aktivisten der ersten Schwulenbewegung in Deutschland, dem Juden Kurt Hiller. Ab 1903 studierte er Berlin Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität und war auch als Autor aktiv.

Während des Ersten Weltkrieges arbeitet Marcus als Unterstützung für Krankenpfleger, wobei er allerdings vor allem Verwaltungsaufgaben ausführte. Durch die Abtrennung seines Geburtsortes von Deutschland und Angliederung an Polen soll Marcus' Familie ihr Vermögen weitgehend verloren haben. Marcus verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch Tutorien für Studenten, wodurch er mit muslimischen Stundenten in Kontakt kam, vor denen er allerdings seine Homosexualität zunächst verheimlichte. Im Jahr 1925 soll er unter Aufsicht der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung den Islam angenommen haben. Fortan nannte er sich "Hamid", ist aber nicht aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten.

Von 1923 bis 1938 half Hugo Marcus der von der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung geleiteten Wilmersdorfer Moschee in der Verwaltung und erlangte das Vertrauen der Leitung. Er arbeitet auch bei der Zeitschrift Moslemische Revue mit. In all der Zeit seiner Aktivitäten im Bereich der Wilmersdorfer Moschee blieb er gleichzeitig Mitglied der jüdischen Gemeinde. Er begründete das damit, dass er keinen Widerspruch zwischen diesen beiden Religionen sehen würde, was allerdings bei vielen Muslimen Unverständnis hervorrief, da sie den Islam als Bekenntnisreligion, das Judentum aber als Stammesreligion kannten. Auch blieb er in der Homosexuellenbewegung aktiv, was wiederum auf Unverständnis der Muslime stieß, die inzwischen davon erfahren hatten. Ab 1935 n.Chr. war er nicht mehr so aktiv unter Muslimen und 1936 trat er aufgrund der Stimmung im Land aus der jüdischen Gemeinde aus.

Er muss allerdings sehr hochrangige Unterstützer im Nazi-Regime gehabt haben. Am 9. November 1938 wurde er zwar im Rahmen der Novemberpogrome verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingewiesen. Aber im gleichen Monat kam er wieder frei. Auch muss er über beachtliche Insiderkenntnisse verfügt haben. Am 23. August 1939, wenige Tage vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, floh er in die Schweiz. Nach dem Krieg schrieb er unter dem Pseudonym Hans Alienus für eine Homosexuellenzeitschrift. In der Schweiz trat er nicht weiter als Muslim auf. Er starb am 18. April 1966 in Basel.

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