.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Hugo Marcus war ein Mitglied der jüdischen Gemeinde in Berlin
zur Zeit der Weimarer Republik, der angab, den
Islam
angenommen zu haben und versuchte dann öffentlich
Homosexualität und
Islam
miteinander zu vereinbaren.
Er ist am 6. Juli 1880 in Posen im damaligen Königreich
Preußen als Sohn des
jüdischen Industriellen Joseph Marcus und dessen Ehefrau
Cäcilie (geborene Hepner). Er soll zwei Brüder gehabt haben.
Im Jahr 1898 schloss er seine Schulausbildung mit dem
Abitur ab und wechselte nach Berlin. Hier engagierte er sich
vor allem dafür, alle Gesetze gegen Homosexualität
abzuschaffen. Dabei arbeitete er vor allem mit
Sexualwissenschaftler und Mitbegründer der ersten
Homosexuellen-Bewegung, dem
Juden
Magnus Hirschfeld zusammen. Er arbeitet auch für die
pazifistische Zeitschrift "Das Ziel" des berühmten Aktivisten
der ersten Schwulenbewegung in Deutschland, dem
Juden
Kurt Hiller. Ab 1903 studierte er Berlin Philosophie an der
Friedrich-Wilhelms-Universität und war auch als Autor aktiv.
Während des Ersten Weltkrieges arbeitet Marcus als
Unterstützung für Krankenpfleger, wobei er allerdings vor
allem Verwaltungsaufgaben ausführte. Durch die Abtrennung
seines Geburtsortes von Deutschland und Angliederung an Polen
soll Marcus' Familie ihr Vermögen weitgehend verloren haben.
Marcus verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch Tutorien
für Studenten, wodurch er mit
muslimischen Stundenten in Kontakt kam, vor denen er
allerdings seine Homosexualität zunächst verheimlichte. Im
Jahr 1925 soll er unter Aufsicht der
Lahore-Ahmadiyya-Bewegung den
Islam
angenommen haben. Fortan nannte er sich "Hamid", ist aber
nicht aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten.
Von 1923 bis 1938 half Hugo Marcus der von der
Lahore-Ahmadiyya-Bewegung geleiteten
Wilmersdorfer Moschee in der Verwaltung und erlangte das
Vertrauen der Leitung. Er arbeitet auch bei der Zeitschrift
Moslemische Revue mit. In all der Zeit seiner Aktivitäten
im Bereich der
Wilmersdorfer Moschee blieb er gleichzeitig Mitglied der
jüdischen Gemeinde. Er begründete das damit, dass er keinen
Widerspruch zwischen diesen beiden Religionen sehen würde, was
allerdings bei vielen
Muslimen
Unverständnis hervorrief, da sie den
Islam
als Bekenntnisreligion, das Judentum aber als Stammesreligion
kannten. Auch blieb er in der Homosexuellenbewegung aktiv, was
wiederum auf Unverständnis der
Muslime
stieß, die inzwischen davon erfahren hatten. Ab 1935 n.Chr.
war er nicht mehr so aktiv unter
Muslimen
und 1936 trat er aufgrund der Stimmung im Land aus der
jüdischen Gemeinde aus.
Er muss allerdings sehr hochrangige Unterstützer im
Nazi-Regime gehabt haben. Am 9. November 1938 wurde er zwar im
Rahmen der Novemberpogrome verhaftet und in das KZ
Sachsenhausen eingewiesen. Aber im gleichen Monat kam er
wieder frei. Auch muss er über beachtliche Insiderkenntnisse
verfügt haben. Am 23. August 1939, wenige Tage vor dem Beginn
des Zweiten Weltkriegs, floh er in die Schweiz. Nach dem Krieg
schrieb er unter dem Pseudonym Hans Alienus für eine
Homosexuellenzeitschrift. In der Schweiz trat er nicht weiter
als Muslim
auf. Er starb am 18. April 1966 in Basel.