Mamluken
Mamluken, Mameluken, Mamelicken

Aussprache: mamliik
arabisch:
مماليك
persisch: مملوکان
englisch: Maluk

Bild: Miniatur mit Szene der Thronbesteigung Barquqs und der Ableistung des Treueids durch die Fürsten aus dem Siyer-i-Nebi (1595 n.Chr.)

.Bücher zu Gesundheit im Islam finden Sie im Verlag Eslamica.

Mamluken waren ursprünglich Militärsklaven in einigen muslimischen Herrschaftsgebieten, aus denen sich später eine Herrschaftsdynastie entwickelte.

Den Mamluken gelang es unter anderem im Jahre 1250 n.Chr. in Ägypten die Herrschaft zu erringen und sie zehn Jahre später auch auf Schaam auszudehnen. Danach wurde der Begriff für mehrere Herrscherdynastien verwendet, die von Mamluken abstammten, aber meist selbst keine Sklaven gewesen waren. 1517 n.Chr. wurden die ägyptischen Mamluken von den Osmanen unterworfen, beherrschten Ägypten aber weiter bis zur Schlacht bei den Pyramiden.

Das arabische Wort "mamluk" geht auf den Begriff "König" [malik] zurück und würde übersetzt etwa "gekönigt" heißen. Es handelt sich also nicht um einfache Sklaven, sondern um Königssklaven, die ausschließlich für den Militärdienst verwendet wurden und die sich vielfach freiwillig selbst verkauften.

Erste Sklaven zumeist aus Turkvölkern - "Mamluken" - wurden von Abbasiden seit dem 9. Jh. n.Chr. eingesetzt. Besonders Musta'sim baute eine Leibwache aus Sklaven auf. Die Samaniden in Transoxanien kontrollierten den Handel mit Krieger-Sklaven und hatten ein eigenes Trainingssystem entwickelt. Sie wurden allerdings 1005 durch eine Sklavendynastie (Ghaznawiden) abgelöst.

Auch die Leibgarde Saladins bestand aus Soldaten, die meist im Kindes- und Jugendalter auf den Märkten für Sklaven des nördlichen Anatolien oder des Kaukasus gekauft und dann durch eine Schulung zu Reitersoldaten und durch eine islamische Erziehung auf ihren Dienst vorbereitet wurden. Sie waren meist dem Herrscher freiwillig ergeben. Sie konnten sogar die Freiheit erlangen und dann ihrerseits Mamluken erwerben und an sich binden.

Nach dem Tod des Sultans der Ayyubiden as-Salih 1249 und der Ermordung seines Sohnes Turan Schah ergriff der Mamlukengeneral Aybak zusammen mit der Witwe des Sultans, Schadschar ad-Dur, die er heiratete, die Macht über Ägypten. Aybak, der als al-Malik al-Muizz von 1250 bis 1257 regierte, begründete den ägyptischen Mamlukenstaat und die Dynastie der Bahri-Mamluken.

Nach dem Tod Aybaks mussten sich die Mamluken der Bedrohung durch die mongolischen Il-Chane erwehren, die 1258 Bagdad und 1260 Schaam eroberten. Sie konnten aber von den Mamluken unter Qutuz und Baibars bei Ain Galut geschlagen werden. Damit war das Mamlukenreich in Ägypten das einzige Land im Nahen Osten, welches sich gegen die Mongolen behaupten konnte.

Baibars (1260-1277) nutzte den Sieg aus, um selbst die Macht in Ägypten zu erringen und festigte seine Herrschaft auch in Schaam. 1261 setzte Baibars einen Kalifen der Abbasiden in Kairo ein, der unter seiner Kontrolle stand, um seine eigene Herrschaft zu legitimieren. Trotz aller Erfolge gelang es Baibars aber nicht, seinem Sohn Berke Qan (1277-1279) die Nachfolge zu sichern. Dieser wurde schon 1279 von Qalawun, dem Begründer der Bakri-Dynastie gestürzt.

Auch die Burgiyya-Dynastie (1382-1517 n.Chr. ) konnte die Grenzen des Mamlukenreichs zunächst erfolgreich verteidigen. Doch geriet Ägypten durch die hohen Steuerlasten der Kriege, Missernten, Hungersnöte und den durch Pestepidemien ausgelösten Bevölkerungsrückgang zunehmend in eine schwere Wirtschaftskrise. Da sich die Mamluken auch gegen die Übernahme der "unehrenhaften" Feuerwaffen wehrten, wurde das Reich schließlich 1516/1517 n.Chr. von den Osmanen erobert, die es in ihr Reich eingliederten. Das Herrschaftssystem der Mamluken bestand aber unter osmanischer Oberherrschaft weiter.

Ab 1630 n.Chr. verdrängten Mamluken die Janitscharen und gelangten schrittweise wider an die Macht. Allerdings bekämpften sich die Fraktionen der Mamluken erbittert untereinander. 1730 n.Chr. schlossen sich die Überlebenden zunächst zusammen. 1768 dann erhob sich Ali Bey zur Revolte und fiel als selbsternannter Sultan sogar in Schaam ein. Er wurde von seinem eigenen Schwiegersohn geschlagen, doch nach dessen Tod stritten erneut verschiedene Mamluken-Fraktionen um die Macht. Schließlich gelang es den miteinander verbündeten Mamluken-Emiren Murad Bey und Ibrahim Bey, 1790 die mit den Osmanen verbündeten Mamluken-Fraktion um Ismail Bey endgültig von der Macht zu verdrängen.

Napoleons Ägypten-Feldzug (1798) und die Herrschaft Muhammad Alis, der 1811 in einem Massaker in Kairo etwa 500 Mamluken ermorden und tausende weitere in ganz Ägypten töten ließ, beendete die Herrschaft der Mamluken.

Ein kleiner Teil soll angeblich in den Sudan entkommen sein und den dortigen Lokalherrschern zunächst als Söldner gedient, dann aber 1818 auch dort die Macht an sich gerissen haben. Zumindest bot genau dieses Argument Ägypten 1820 einen Vorwand für einen Einmarsch bzw. die Eroberung des Sudan.

Doch trotz ihrer scheinbaren Vernichtung nahm nach dem Tod Muhammad Alis und seiner ersten Nachfolger, besonders aber seit dem ägyptisch-osmanischen Ausgleich 1867, der Einfluss der Tscherkessen und Osmanen wieder zu, Nachfolger der Mamluken und neu hinzugekommene Kaukasier stellten die meisten Offiziere im ägyptischen Heer sowie Schlüsselpositionen im Staatsapparat. Der von den Briten niedergeschlagene Aufstand ägyptischer Militärs unter Urabi Pascha 1881 richtete sich auch gegen diese osmanisch-tscherkessische Konkurrenz.

Daneben waren die Ghaznawiden eine Mamluken-Dynastie in Transoxanien, später auch in Afghanistan und Indien. Die von Ghuriden, den Nachfolgern der Ghaznawiden, gegründete Dynastie, die 1206 n.Chr. über Indien das Sultanat von Delhi errichtete und bis 1526 n.Chr. existierte, wird ebenfalls als Mamluken-Dynastie bezeichnet.

Herrscher der Mamluken

Die Bahri Dynastie in Ägypten

bullet1250 - 1382 siehe Bahri-Mamluken

Burdschi Dynastie in Ägypten

bullet1382 az-Zahir Saif ad-Din Barquq (erste Herrschaft)
bullet1389 Hadschi II (zweite Herrschaft) (mit dem zusätzlichen Titel al-Muzaffar oder al-Mansur) – temporäre Bahri Herrschaft
bullet1390 az-Zahir Saif ad-Din Barquq (zweite Herrschaft) – die Burdschi Herrschaft wird wieder etabliert
bullet1399 An-Nasir Naseer ad-Din Faradsch (erste Herrschaft)
bullet1405 Al-Mansoor Azzaddin Abdal Aziz
bullet1405 An-Nasir Naseer ad-Din Faradsch (zweit Herrschaft)
bullet1412 Al-Adil Al-Musta'in
bullet1412 Al-Muayad Sayf ad-Din Schaich
bullet1421 Al-Muzaffar Ahmad
bullet1421 Az-Zahir Saif ad-Din Tatar
bullet1421 As-Salih Nasir ad-Din Muhammad
bullet1422 Al-Aschraf Saif ad-Din Barsbay
bullet1438 Al-Aziz Dschamal ad-Din Yusuf
bullet1438 Az-Zahir Saif ad-Din Dschaqmaq
bullet1453 Al-Mansoor Fahr ad-Din Uthman
bullet1453 Al-Aschraf Saif ad-Din Inal
bullet1461 Al-Muayad Schihab ad-Din Ahmad
bullet1461 Az-Zahir Saif ad-Din Chuschkadam
bullet1467 Az-Zahir Saif ad-Din Balbay
bullet1468 Az-Zahir Timurbugha
bullet1468 Al-Aschraf Saif ad-Din Qaitbay
bullet1496 An-Nasir Muhammad
bullet1498 Az-Zahir Qanschaw
bullet1500 Al-Aschraf DSchanbulat
bullet1501 Al-Adil Saif ad-Din Tuman Bay I
bullet1501 Al-Aschraf Qansuh al-Ghawri
bullet1517 Al-Aschraf Tuman Bay II

In Indien

bulletQutb-ud-din Aybak (1206–1210)
bulletAram Schah (1210–1211)
bulletSchams ud-Din Iltutmisch (1211–1236)
bulletRukn ud-Din Firuz (1236)
bulletRazia Sultana (1236–1240) (Tochter von Iltutmisch)
bulletMuiz ud-Din Bahram (1240–1242)
bulletAla ud-Din Masud (1242–1246)
bulletNasir ud din Mahmud (1246–1266)
bulletGhiyas ud-Din Balban (1266–1286)
bulletMuiz ud-Din Qaiqabad(1286–1290)
bulletKayumars (1290)

 

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de