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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Kairo [al-qahira] heißt "die Glorreiche" bzw. "die Starke".
Kairo
ist die Hauptstadt
Ägyptens und gilt zugleich als größte Stadt der arabischen
Welt. Von Ägyptern wird die Stadt oftmals auch einfach mit dem
Landesnamen bezeichnet: hocharabisch "misr" [مصر],
ägyptisch-arabisch "masr".
Kairo ist das politische,
wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Ägyptens. Die Stadt ist
Sitz der ägyptischen Regierung, des Parlaments, aller
staatlichen und religiösen Zentralbehörden sowie zahlreicher
diplomatischer Vertretungen.
Kairo liegt im Nordosten des Landes auf dem rechten
Nilufer. Die Stadt umfasst auch die beiden Inseln Gezira
(الجزيرة, mit dem Stadtteil Zamalek) und Roda (الروضة). Ihr
gegenüber liegt am westlichen Ufer das Gouvernorat al-Dschiza
(el-Giza), unter anderem mit den historischen Anlagen von
Gizeh.
Kairos Ursprünge liegen in mehreren Siedlungen. Die
altägyptische Siedlung am Ostufer des Nils wurde im 1.
Jahrhundert n. Chr. unter den Römern gegründet und später zur
Festung ausgebaut. Am 9. April 641 eroberten die Araber die
römische Festung. Sie fanden bei ihrer Ankunft eine riesige
Burganlage mit 42 Kirchen, großen Türmen und Bastionen vor.
Nördlich davon wurde von
Amr ibn Aas im Jahre 643 n.Chr. das Lager
Fustat
gegründet, das sich allmählich zu einer Stadt entwickelte.
Beide Siedlungen wuchsen an der Stelle der heutigen Altstadt
von Kairo zusammen. Während von der frühislamischen Stadt
Fustat außer einer Moschee nichts übrig geblieben ist, ist das
koptische Viertel bis heute erhalten.
Bis zum Ende des 9. Jh. n.Chr. war der Ort ein Karawanenlager
und -stützpunkt und hatte keine große Bedeutung für
Umayyaden und
Abbasiden. Mehrere Brände zerstörten die Stadt immer
wieder.
Als die
Fatimiden unter Dschawar im Jahre 969 n.Chr.
Ägypten eroberten, richteten sie in Kairo ihr
Hauptquartier ein. Dschawar gründete an dieser Stelle im
gleichen Jahr eine neue Residenzstadt. Der fatimidische Kalif
Abu Tamin al-Muizz ließ sie zunächst al-Mansuriyya ("die
Siegreiche") nennen, benannte sie jedoch vier Jahre später bei
einem Besuch der Stadt in al-Qahira um. Das ist der bis heute
gültige Name für die Stadt.
Die neue Stadt wurde 973 Hauptstadt des
fatimidischen Reichs. Viele der prachtvollen Bauten, die
bis heute im muslimischen Kairo zu sehen sind, stammen aus
dieser Zeit. Mit dem Bau der
Al-Azhar-Universität rückte Kairo schnell ins Zentrum der
islamischen Gelehrsamkeit.
Als etwa 200 Jahre später die
Ayyubiden Ägypten wieder an Bagdad angliederten, blieb
Kairo das religiöse Zentrum der islamischen Welt. Für Saladin
(1137-1193), der mit der
ayyubidischen Eroberung Kairos die Führung der arabischen
Welt übernommen hatte, war oberste Priorität, die schiitischen
Einflüsse der Fatimiden auszumerzen. Er ließ neue Moscheen
errichten und schuf die Grundmauern der späteren
Zitadelle von Saladin.
Den Ayyubiden folgten 1250 die
Mamluken, die Kairo wieder zur Hauptstadt machten. Sie
ließen viele Paläste, Moscheen und Karawansereien errichten,
um ihre Macht zu demonstrieren. Kairo wurde zum bedeutendsten
Wirtschafts- und Kulturzentrum der islamischen Welt.
Am 13. April 1517 wurde Kairo von
osmanischen Streitkräften erobert, deren Regierungszeit in
Ägypten bis ins späte 18. Jahrhundert andauerte. Sie erklärten
das Land zu ihrer Provinz und verminderten so den Einfluss
Kairos. Am 24. Juli 1798 übernahmen französische Truppen unter
Napoléon Bonaparte (1769-1821) während dessen ägyptischer
Expedition die Kontrolle über Kairo. Am 18. Juni 1801 kam die
Stadt wieder unter
osmanische Herrschaft.
Ein wirklicher Bedeutungswandel vollzog sich für Kairo im
19. Jahrhundert mit der Entstehung des Khediven-Reiches.
Ismail Pascha, der zwischen 1863 und 1879 regierte, ließ in
der Stadt zahlreiche Gebäude errichten und nahm die Eröffnung
des Sueskanals im Jahre 1869 zum Anlass, Kairo den
europäischen Mächten als blühende Metropole zu präsentieren.
Der überwiegende Teil der Entwicklung wurde jedoch über
Auslandsanleihen finanziert, wodurch besonders Großbritanniens
Einfluss zunahm. Aus der Zeit stammt auch die
Muhammad-Ali-Moschee. Bis Ende des 19. Jahrhunderts hatten die
Auslandsverschuldung Ägyptens und die Schwäche des Osmanischen
Reiches einen wachsenden europäischen Einfluss in Kairo zur
Folge.
Mit der Besetzung Ägyptens durch britische Truppen und der
Zerschlagung der Urabi-Bewegung (1881-1882) übernahm
Großbritannien die Kontrolle über das Land, ohne dessen
formelle Zuordnung zum
Osmanischen Reich zu beenden. Der Khedive von Ägypten
blieb formell weiterhin Vasall der Osmanen. Die Urabi-Bewegung
entstand im Herbst 1881, als nach dem finanziellen Ruin
Ägyptens unter Ismail Pascha das Land unter internationale
Finanzkontrolle geriet. Gegen diese internationale Kontrolle
von Finanz- und Wirtschaftspolitik und die autokratische
Herrschaft der Dynastie des Muhammad Ali wandte sich die
Bewegung. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Kairo zur
Kulturhauptstadt bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Zwischen den Weltkriegen wuchs die Einwohnerzahl Kairos
rasch an und hatte bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
die Zweimillionengrenze erreicht. Das Wachstum der Bevölkerung
hielt auch in der Folgezeit an.
Zu den bekanntesten Museen Kairos zählt das Ägyptische
Museum mit einer bedeutenden Sammlung ägyptischer
Kunstschätze, unter anderem dem Goldsarg von König Tutanchamun
(Tutenchamun) mit all seinen Goldmasken und Schmuckstücken.
Das Museum Arabischer und Islamischer Kunst (eröffnet 1903)
umfasst eine umfangreiche Sammlung zur frühen islamischen
Kultur. Das 1901 eröffnete Koptische Museum verfolgt die
Geschichte der koptischen Gemeinde in Ägypten zurück. Im 1963
fertig gestellten Mahmoud-Khalil-Museum am Westufer des Nils
sind Werke von Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Peter Paul
Rubens und anderen namhaften europäischen und ägyptischen
Malern ausgestellt.
Die islamische Altstadt von Kairo wurde von der UNESCO im
Jahre 1979 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
In Kairo sind zwei Gedenkzeremonien [maulud, mulid]
interessant, und zwar das "Mulid Sayyidna Hussein" im dritten
islamischen Monat und das "Mulid Sayyida Zainab" im zweiten
islamischen Monat. Beide Mulids sind sehr große Feste, die zu
Ehren des Enkels
Imam Husain (a.) beziehungsweise der Enkelin
Zainab
des
Propheten Muhammad (s.) veranstaltet werden. Das Mulid der
Zainab
ist eines der größten im Land und wird mehrere Tage lang mit
viel Musik, sufischen Tänzen, Gebeten und Prozessionen
gefeiert. Es sind Überbleibsel der
fatimidischen Geschichte der Stadt. Dementsprechend gibt
es auch ein Mausoleum, das beansprucht
Zainab
zu beherbergen, sowie ein Mausoleum, das beansprucht das Grab
des Kopfes
Imam Husains (a.) zu beinhalten. In beiden Fällen wird
aber von Wissenschaftlern außerhalb Kairos davon ausgegangen,
dass der Anspruch nicht haltbar ist. Es verdeutlicht aber die
Nähe der Bevölkerung zu den
Ahl-ul-Bait (a.).
Zu den Sehenswürdigkeiten
der Stadt gehören: