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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Alija Izetbegović war ein bosnischer Politiker. Er war von
1990 bis 1992 Präsident der jugoslawischen Teilrepublik
Bosnien und Herzegovina und von 1992 bis 2000 führendes
Mitglied des siebenköpfigen, kollektiven Staatspräsidiums
Bosnien-Herzegowinas. 1992 erklärte er im Ergebnis eines
international überwachten Referendums in Bosnien die
Unabhängigkeit Bosniens.
Izetbegović wurde am 8.8.1925
als Sohn eines Buchhalters in der nordbosnischen Stadt
Bosanski Šamac geboren. Später siedelte die Familie nach
Sarajevo über. Dort wächst Izetbegović unter slawischen
Muslimen auf.
Während des Zweiten Weltkriegs schloss er sich der Gruppe
der Jungen Muslime, einer antikommunistischen Organisation,
an. Wegen dieser Aktivitäten wurde er nach der Machtübernahme
durch den KP-Chef Tito bereits unmittelbar nach Gründung der
ersten jugoslawischen Nachkriegsregierung 1946 für drei Jahre
ins Gefängnis verbannt. Nach seiner Freilassung studierte er
in Sarajevo Jura.
In 1970 gab er das Manifest "Die islamische Deklaration"
heraus. 1980 erschien sein Buch "Der Islam zwischen Ost und
West". Wegen der islamischen Deklaration, die von der
kommunistischen Zensur verboten war und daher illegal
kursierte, wurde er vom jugoslawischen Regime 1983 zu 14
Jahren Gefängnis verurteilt. Die kommunistische Regierung warf
ihm in verschwörerische Pläne zur Errichtung eines
Islamischen Staates vor. Er wurde allerdings nach fünf
Jahren 1988 nach Veränderungen im Machtsystem Jugoslawiens aus
der politischen Haft entlassen.
In 1990 gründete er gemeinsam mit dem Geschäftsmann Fikret
Abdić, der später zu einem Rivalen wird, die Partei der
demokratischen Aktion (SDA). Aus der Wahl am 16.11.1990 in
Bosnien geht sie als Sieger hervor. Obwohl bei den
gleichzeitig stattfindenden Wahlen zum Präsidenten Abdić die
meisten Stimmen bekam, übernahm nach internen Diskussionen
Izetbegović dieses Amt und wurde Präsident
Bosnien-Herzogowinas.
Nachdem Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit von
Jugoslawien erklärt hatten war Izetbegović zunächst für den
Verbleib Bosnien-Herzegowinas bei Restjugoslawien und sprach
sich für eine „gesunde Föderation“ aus. Doch bald entwickelte
sich die Lage, auch aufgrund äußerer Zwänge und innerem Druck
derart, dass er die Unabhängigkeit anstrebte, während die
jugoslawische Volksarmee unter Kommando des bereits im
Kroatien-Krieg hervorgetretenen Generals Mladić einen offenen
Krieg für Fall einer Unabhängigkeitserklärung Bosniens
vorbereitete. Am 15. Januar 1992 erkannte die Europäische
Union Slowenien und Kroatien als souveräne Staaten an und
stellte auch Bosnien-Herzegowina die Anerkennung unter der
Bedingung in Aussicht, dass die Bevölkerung in einem
Referendum für die Unabhängigkeit votieren würde.
In dieser Phase unterzeichnete Izetbegović am 23. Februar
1992 ein Abkommen über die Bildung einer Konföderation mit den
bosnischen Serben und Kroaten. Nachdem sich am 26. Februar
Vertreter der nationalistischen bosnischen Parteien HDZ und
SDS getroffen hatten, um über die Aufteilung des Territoriums
zu verhandeln, revidierte er diese Position. Am 29. Februar
ließ er ein Referendum zur Unabhängigkeit abhalten. Die
Volksgruppen der Kroaten und Bosniaken stimmten mit über 90 %
dafür, die Serben boykottierten die Abstimmung.
Nach der Anerkennung Bosniens am 6. 4.1992 durch die EU
suchte Izetbegović nach einer Aufteilung des ehemaligen
Jugoslawien ohne Blutvergießen. Erst als die militärische
Eskalation nicht mehr abzuwenden war und die EU das
muslimische Bosnien im Stich ließ, wandte sich Izetbegović
an
muslimische Länder um Hilfe.
Nach dem verlustreichen Bosnienkrieg 1992–95 n.Chr. wurde
auf einer Militärbasis in Dayton 1995 in wochenlangen
Verhandlungen das Dayton-Abkommen ausgehandelt, in dem
US-Unterhändler Holbrooke Izetbegović unter Druck setzte, den
nationalistischen Interessen des serbischen und des
kroatischen Präsidenten teilweise nachzugeben. Am Ende fand
sich die multiethnische bosnische Führung unter Izetbegović
zum Unterzeichnen des Friedensvertrages in Paris gemeinsam mit
dem kroatischen Staatspräsidenten Tuđman und dem serbischen
Staatspräsidenten Milošević bereit.
Alija Izetbegović wurde durch die ersten Nachkriegswahlen
1996 wieder bestätigt und vertrat als Präsident Bosniens seine
Partei SDA im kollektiven Staatspräsidium von
Bosnien-Herzegowina, das er gemeinsam mit den nationalen
Repräsentanten Zubak HDZ und Krajsnik SDS wahrnahm, bis er
sich 2000 aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Izetbegović
wurde Ehrenvorsitzender seiner Partei SDA, was er bis zu
seinem Tode blieb.
Am 10.9.2003 erlitt der 78-jährige Izetbegović nach einem
Sturz in seinem Haus einen Ohnmachtsanfall und dabei vier
Rippenbrüche sowie innere Blutungen. Sein Gesundheitszustand
verschlechterte sich am 16. Oktober 2003, und er wurde auf die
Intensivstation eines Krankenhauses verlegt. Am Vortag seines
Todes schien er zu ahnen, dass er nicht mehr genesen werde.
Der amtierende türkische Ministerpräsident Recep Tayyip
Erdoğan reiste nach
Sarajevo, um noch einmal mit ihm zu sprechen. Izetbegović
rief an diesem Tag in einem telefonischen Interview mit dem
privaten TV-Sender Hayat in Sarajevo nochmals zur Versöhnung
auf und mahnte, dass die Republik Bosnien-Herzegowina nur
überleben würde, wenn der Hass zwischen den Völkern überwunden
werde. Gleichzeitig mahnte Izetbegović die Einheit des Staates
Bosnien-Herzegowina an: Serben, Kroaten und Bosniaken sollten
ihrer nationalen Identität treu bleiben, aber „sie sollten
alle Bosnier sein“. Am
19.10.2003 n.Chr. starb Izetbegović, den seine Anhänger
liebevoll "Dedo" (Großvater) riefen. Er wurde unter großer
Anteilnahme der Bevölkerung und Anwesenheit vieler Staatsgäste
in
Sarajevo nach islamischen Ritus
beigesetzt.