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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Alim Idris war ein tatarischer Kriegsgefangener in Berlin, der
unter anderem als
Gelehrter [faqih] im
Weinberglager fungierte.
Er ist am 1.5.1887 in
Kasachstan geboren. Er studierte
Islam
und Philosophie in
Buchara und
Istanbul.
In
Istanbul arbeitete er unter anderem für die Zeitschrift
"Türk Yurdu" (Türkische Heimat). Während des ersten
Weltkrieges wurde er von
Max von Oppenheim angeheuert, für die tatarische Ausgabe
von
El Dschihad mitzuarbeiten. So kam er nach Deutschland.
Er war unter anderem
Vorbeter im
Weinberglager und Sprecher der Gefangenen tatarischen
Muslime. Im Juni 1917 veranlasste man im Preußischen
Kriegsministerium, dass Alim Idris von seinem Posten als "LagerMullah"
entfernt wurde mit der Begründung, dass er für die Disziplin
der Tataren hinderlich sei. Doch bereits am 1. August 1917
entschied man sich, ihn wieder einzusetzen, offensichtlich,
weil man seinen positiven Einfluss auf die Kriegsgefangenen
unterschätzt hatte. Am 21. Juli 1917 wurde in der
Wunsdorfer Moschee das
Fitr-Fest gefeiert. Die Festtagsansprache hielt Alim Idris,
genau so auch am
Fitr-Fest 10. Juli 1918.
Ab Mai 1917 wurde im Lager Sprachen unterrichtet. Den
Türkischkurs mit 22 Schülern leitete Alim Idris als Lehrer.
Alim Idris regte am 31. März 1918 in einer Eileingabe an
Kaiser Wilhelm II. den Bau einer Moschee in Berlin an als
Ausdruck der "unwaldelbaren Freundschaft zwischen dem
Deutschen Reich und der Türkei". Die innere Ausstattung würde
Mehmed V. übernhemn. Nachdem der Kaiser nicht abgeneigt
war, wurde im September 1918 ein Arbeitsausschuss
konstituiert, zu dem auch Alim Idris gehörte. Zum ersten
Vorsitzenden wurde Dr. Jaeckh gewählt. Zweiter Vorsitzender
war Alim Idris. I Lager setzt er sich auch dafür ein, dass die
muslimischen Gefangenen am Freitag nicht arbeiten müssen, was
zu einer Verminderung der Fluchtrate führt.
Im Dezember 1918 gab Alim Idris eine
Kriegsgefangenenzeitung für Tataren mit den Titel "Tatar Ili"
(Tatarisches Land) heraus. Finanziert wurde die Zeitung von
den Arbeitslöhnen der Kriegsgefangenen. Der Druck erfolgte in
der Reichsdruckerei.
Alim Idris setzte sich intensiv für die Freilassung der
muslimischen Kriegsgefangenen ein, blieb aber selbst in
Deutschland und arbeitete später für das Auswärtige Amt. Als
1944 ein Leiter für die neue
SS-Mullah-Schule in Dresden gesucht wurde, übernahm er
diese Aufgabe. Er konnte allerdings nur drei Tage in der Woche
in Dresden sein, da er in Berlin für Radiosendungen für den
sowjetisch-asiatischen Raum zuständig war.
In einem Bericht schildert Professor Idris die Inhalte
seiner Schulungen: "In meinen politischen Vorträgen habe
ich hauptsächlich die imperialistische und islamfeindliche
Politik der drei Mächte England, Amerika und Sowjetunion und
die islamfreundliche Politik Deutschlands (...) mit Beispielen
aus der Geschichte dargelegt und bewiesen, dass im Falle eines
anglo-amerikanischen-sowjetischen Sieges 2 Milliarden Menschen
ohne Ausnahme lange Jahre Sklaven der 15.000.000
internationalen Juden sein würden (...). Deshalb müssen nicht
nur die Türkischen Mohammedaner sondern auch andere
Bevölkerungen Rußlands neben den tapferen deutschen Soldaten
gegen die Anstürme Jüdisch-Sovjet-Rußlands unter Einsatz ihrer
ganzen Kraft kämpfen" (Prof. Idris an den
General des Freiwilligen-Verbandes im OKH Hauptmann Michel am
19. Januar 1945. Archiv des Institutes für Zeitgeschichte,
Film MA 356).
Insgesamt hat Idris in der Dresdner SS-Mullah-Schule 62
muslimische Feldgeistliche ausgebildet, obwohl er selbst der
Meinung war, dass diese Ausbildung viel zu spät begonnen
wurde.
Nach den Luftangriffen auf Dresden am 13. und 14. Februar
1945 stellte die Schule ihre Lehrtätigkeit ein. Am 19. Januar
1945 vermerkt er in Entgegnung mancher Äußerungen von
Bertold Spuler der die
Muslime sehr gespalten beurteilte: „In meinen
religiösen Vorträgen habe ich den richtigen Islam und den
wichtigsten Teil seiner 67 Verbote und 41 Gebote erklärt und
bewiesen, dass der Sunnismus und Schiismus eine reine
politische, keinesfalls aber religiöse Streitfrage zwischen
den Muslimen ist.“
In den Wirren der Nachkriegszeit muss Alim Idris nach
München gekommen sein, wo wohl auch seine Kinder ihre
Ausbildung absolviert haben. Er starb am 22.9.1959 und wurde
Waldfriedhof München begraben, wo in seiner unmittelbaren
Nähe auch seine Kinder und nahe Verwandte liegen.