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Ein Groß-Ayatollah oder Großayatollah [ayatollah-ul-Udhma] ist
ein Titel eines
schiitischen
Geistlichen der jüngeren Geschichte.
Der Titel
Groß-Ayatollah etablierte sich endgültig erst Anfang des 20.
Jh. n.Chr. Als Abdulkarim
Hairi im Jahr 1922 n.Chr. das islamische Seminar von
Qum zum Zentrum
schiitischer Islamstudien
weiterentwickelt, wurden mehrere große Gelehrte, die sich dort
versammelt hatten als
Ayatollah bezeichnet. Allmählich wurden daraufhin
prominente Gelehrte [faqih], die
die Position eines
Vorbildes der Nachahmung erreicht hatten, als Ayatollah
al-Uzhma (Groß-Ayatollah) bezeichnet.
So ist Groß-Ayatollah der Rang eines
Ayatollahs, der als
Vorbild der Nachahmung wirkt. Er zeichnet sich durch
eine sehr hohe Qualifikation aus, die es ihm ermöglicht
religiöse Rechtsurteile nicht nur für sich selbst, sondern
auch für seine Anhänger zu fällen, die zumeist in einem
religiösen Regelwerk [risala] gesammelt werden. Dadurch
wirkt er als
Vorbild der Nachahmung. Im digitalen Zeitalter werden
solche religiösen Regelwerke online gepflegt und häufig
aktualisiert und ergänzt.
Die
Religions-Hochschulen, wie z.B. in
Qum
und
Nadschaf veröffentlichen in periodischen Abständen Listen
mit den aktuellen Groß-Ayatollahs. Die Listen können je nach
Hochschule voneinander abweichen, sind aber nicht bindend für
die
Nachahmer [muqallid].
Im 20. Jh. n.Chr. gab es immer weniger als 20
Groß-Ayatollahs, die Mehrheit davon im
Iran.
Der Aufstieg zu einem Groß-Ayatollah ist für einen schiitischen
Geistlichen ein langer und beschwerlicher Weg, der mindestens
25 bis 30 Jahre intensiven Studiums erforderlich macht sowie
eine tadellose Lebensführung. Für einen Groß-Ayatollah ist es
ein großes Bestreben unter seinen Schülern einen geeigneten
Nachfolger aufzubauen. So hat z.B.
Imam
Chomeini frühzeitig seinen Schüler
Imam
Chamenei als geeigneten Nachfolger für sein Wirken
vorgestellt.
Ayatollah Kazhim Hairi war Nachfolger von
Muhammad Baqir al-Sadr.
Ein Großayatollah wirkt in der
Regel bis zu seinem Ableben in der Funktion als
Vorbild der Nachahmung. Erstmalig in der jüngeren
Geschichte ist
Ayatollah Kazhim Hairi im Jahr 2022 n.Chr. zu Lebzeiten
von dieser Aufgabe zurückgetreten.