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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Als Grabeskirche wird die Kirche in der Altstadt von
Jerusalem bezeichnet, die
sich an der überlieferten Stelle des Grabes
Jesu (a.) befinden soll, unweit
der Stelle der Kreuzigungsvorstellung am Golgota-Hügel.
Grabeskirche ist die Bezeichnung in der
Westliche Welt. Bei
orthodoxen Christen wird das Gebäude Auferstehungskirche (Anastasis)
genannt, so auch im
Arabischen. Die Grabeskirche zählt zu den größten Heiligtümern
und wichtigsten Wallfahrtorten des
Christentums. Die Kirche
ist gleichzeitig der Sitz des griechisch-orthodoxen
Patriarchen von Jerusalem und des katholischen Erzpriesters
der Basilika des heiligen Grabes.
Nach Angaben einiger Schriftsteller des 4. Jh. n.Chr.
wurden 325 n.Chr. im Zuge eines Besuchs von Helena, der Mutter
des Kaisers Konstantin, in
Jerusalem die Stätten von angeblichen Ableben und
Auferstehung
Jesu (a.) unter
einem römischen Tempel aus dem 2. Jh. n. Chr. aufgefunden. Der
Bau des Tempels durch die Römer sollte das Gedenken an
Jesu (a.) verhindern.
Der Urbau der Grabeskirche wurde im Jahr darauf 326 n.Chr.
von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben und am 13. September
336 eingeweiht. Der Golgatha-Felsen, heutzutage innerhalb der
Grabeskirche, befand sich beim ersten Bau unter freiem Himmel
zwischen den zwei Gebäuden, der Rotunde und der Basilika.
Die Kirche wurde im Jahre 614 n.Chr. bei der Eroberung
Jerusalems durch
Chosrau II. Parwez durch
Feuer beschädigt, wobei das Heilige Kreuz durch den General
Schahrbaraz nach Ktesiphon verschleppt wurde. Im Jahre 630
marschierte Kaiser Herakleios triumphierend in
Jerusalem ein und brachte das
Kreuz - wahrscheinlich ein neues - in die reparierte
Grabeskirche zurück. Nach Einzug des
Islam in
Jerusalem
wurden Stätten der
Christen geschützt und bleiben auch unter ihrer Kontrolle.
Erst am 18. Oktober 1009 wurde die Grabeskirche unter der
Herrschaft von
Al-Hakim bi Amrullah (996-1021) aber bereits 1055 unter
der Herrschaft von
Al-Mustansir Billah (1036-1094) wieder aufgebaut.
Mehrfach wechselte die Kontrolle über die Kirche und sie
wurde im Laufe der zeit mehrfach umgebaut und renoviert. Unter
den
Osmanen gab es ständig Streitereien unter den christlichen
Konfessionen bezüglich der Kontrolle über die Kirche.
Seit einer Renovierung im Jahre 1555 wechselte die
Kontrolle über die Kirche zwischen den Franziskanern und den
Orthodoxen, je nachdem, welche Konfession für bestimmte Zeit
einen
Ferman von der
Hohen Pforte erhalten konnte. Da die Streitereien nicht
aufhörten und die
Osmanen nicht eine Konfession begünstigen wollten, erließ
die
Hohe Pforte 1767 einen
Ferman, der die Kirche zwischen den Parteien aufteilte. Ein
anderer
Ferman
aus dem Jahr 1852 bestätigte das Arrangement und ließ es zu
einer permanenten Regelung werden, wobei der Schlüssel der
Kirche neutralerweise von
Muslimen beaufsichtigt wurde.
Wegen der Streitigkeiten verwahrt die
muslimische
Dschuda Familie (Joudeh) seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche.
Seit dem 12. Jh. n.Chr. bringt ein Mitglied der
Familie
Dschuda den Schlüssel zweimal täglich zur Grabeskirche,
worauf seit dem 15. Jh. n.Chr. ein Mitglied der ebenfalls
muslimischen
Naschaschibi Familie das Tor auf- oder
zusperrt. Außerdem traten die Familienmitglieder oft als
Schlichter auf.
Der Streit um die Schutzherrschaft über die
Grabeskirche
war 1853 n.Chr. vordergründig Auslöser des Krimkrieges um die
Vorherrschaft im zerfallenden Osmanischen Reich, in dem sich
Russland einerseits und das Osmanische Reich, Frankreich und
Großbritannien andererseits gegenüberstanden.
Heute ist die Grabeskirche in der Hand sechs christlicher
Konfessionen: Die Hauptverwaltung der Kirche haben die
Griechisch-Orthodoxe, die Römisch-Katholische Kirche (der
Orden der Franziskaner) und die Armenische Apostolische Kirche
inne. Im 19. Jh. n.Chr. kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche
von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Sie bekamen nur einige kleinere
Schreine und Aufgaben zugeteilt, die Äthiopier leben in einer
kleinen Gruppe nur auf einem Dach der Kirche im
Abessinischen Kloster. Protestantische Konfessionen sind in der
Kirche nicht vertreten, sie besitzen eine eigene Kirche an der
Via Dolorosa (die Erlöserkirche).
Nicht nur der Besitz in der Kirche ist genau geregelt,
sondern auch wer wann wo wie lange beten darf. So muss zum
Beispiel das Grab für die tägliche Prozession der Franziskaner
von den Orthodoxen frei gemacht werden. Besonders kritisch
wird die Situation immer zu Ostern, wenn alle Kirchen das
Hochfest der Auferstehung feiern. Da die Katholiken selten am
Termin der Ostkirche feiern, kommt es da vor allem zum
Konflikt unter den Orthodoxen. So kommt es gelegentlich zu
Handgreiflichkeiten zwischen Mönchen wegen der nicht
eingehaltenen Gebetsordnung. Auch während der Sperrzeiten in
der Nacht bleiben Mönche aller Konfessionen in der Kirche.
Gleich neben dem Eingang der Grabeskirche führt eine steile
Treppe hinauf zur sogenannten Golgata-Kapelle. Die rechte
Seite, zum Vorplatz der Kirche hin, gehört den Katholiken.
Gustav Bauernfeind hat die Golgata-Kapelle in seinem
Gemälde "Golgatha-Kapelle in Jerusalem" gewürdigt. Das Gemälde
ist im
Bauernfeind Museum ausgestellt.