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Die Ertughrul (Ertuğrul) war eine Fregatte der
Osmanen im 19. Jh. n.Chr., die bei den
osmanisch-japanischen Beziehungen eine tragische Rolle
gespielt hat.
Die Ertughrul (Ertuğrul) ist nach
Ertughrul Gazi (Ertuğrul Gazi) benannt und hatte am 19.
Oktober 1863 ihren Stapellauf als Segelfregatte der
osmanischen Marine. Sie war 1854 von
Abdülaziz bestellt worden und wurde auf der Taşkizak-Werft
(Tersâne-i Âmire) am
Goldenen Horn gebaut.
Als sie 1890 von einer Freundschafts-Reise aus Japan
zurückkehrte, wurde sie vor der Küste von Wakayama von einen
Taifun erfasst, der dass Schiff auf ein Riff trieb. Das Schiff
wurde schwer beschädigt und sank. Der Seeunfall führte zum
Verlust von 533 Seeleuten, darunter Konteradmiral Ali Osman
Pasha. Nur 69 Matrosen und Offiziere überlebten und kehrten
später an Bord von zwei japanischen Korvetten zurück. Der
Tragödie wird bis heute als Grundlage der japanisch-türkischen
Freundschaft gedacht.
Die Fregatte war 79 Meter (260 Fuß) lang, 15,5 Meter breit
und hatte einen Tiefgang von 8 Metern (26 Fuß). Sie segelte im
Jahr 1864 nach England, wo sie mit Dampfmaschinen und
hochmoderne Anlagen einschließlich einer elektrischer
Beleuchtung ausgestattet worden ist.
Am 18. Februar 1865 verließ sie Portsmouth, um mit zwei
anderen Schiffen der osmanischen Marine, Kosova und
Hüdavendigâr, nach Hause zurückzukehren. Nach ihrer Ankunft in
Istanbul lag sie eine Weile im
Bosporus vor dem
Dolmabahtsche-Palast (Dolmabahçe Sarayı) und beteiligte
sich später an einem Feldzug gegen den kretischen Aufstand im
Jahre 1866.
Im November 1878 kam die Schaluppe Seiki der japanischen
Kaiserlichen Marine in
Istanbul an und der Gesandte wurde von
Abdülhamid II. empfangen und geehrt. Es folgten viele
weitere Besuche der Japaner. Im Jahr 1887 beschloss die
Regierung der
Osmanen im Gegenzug ein Schiff auf eine Reise nach Japan
zu entsenden.
Der Großwesir Kamil Pascha sandte am 14. Februar 1889 einen
Brief an den Marinechef Bozcaadalı Hasan Hüsnü Pascha, in dem
er den Namen und das mögliche Abreisedatum eines
Schlachtschiffes anfragte, das geeignet war, um in die Meere
von Indochina und Japan zu segeln. Am 25. Februar 1889
informierte Hasan Hüsnü Pascha den Großwesir, dass die
Fregatte Ertughrul (Ertuğrul) für den Einsatz geeignet sei und
innerhalb einer Woche die erforderlichen Vorbereitungen
treffen und innerhalb eines Monats in See stechen könne. Grund
der Reise war die Vertiefung der freundschaftlichen
Beziehungen zu Japan.
Am 6. April 1889 ernannte das Marineministerium als
Kommandeur Hauptmann Ali Osman Bey als am besten geeigneten
Offizier aufgrund seiner Kenntnisse mehrerer Fremdsprachen und
seiner Fähigkeiten ein Schiff zu führen. Das Schiff, das
bereits 25 Jahre lang in Dienst war, wurde kurz vor der Reise
überholt, und die meisten Holzteile des Schiffskörpers wurden
erneuert.
Die Ertughrul (Ertuğrul) startete mit ca. 607 Seeleuten -
darunter 57 Offiziere - an Bord am 14. Juli 1889 unter dem
Kommando von Kapitän Ali Osman Bey. Der erste Halt sollte in
Marmaris erfolgen, der nächste in Port Said vor der Durchfahrt
durch den Suezkanal. Nach Dschidda sollten Besuche in Aden und
Somalia folgen. Das Schiff sollte auch in Pondicherry und
Kalkutta in
Indien
vorfahren. Nachdem sie in Port Akabod und Singapur angedockt
hatte, sollte sie über die Straße von Malakka weiterfahren.
Halts in Saigon und dann in einigen Häfen in China und
Hongkong sollten folgen. Amoy und Shanghai wären die letzten
Stationen vor Japan nach Plan gewesen. Schließlich sollte das
Schiff nach einem Aufenthalt in Nagasaki ihr eigentliches Ziel
in Yokohama erreichen. Die Rückkehr war für Oktober des
gleichen Jahres geplant.
Während ihrer langen Reise hatte das Schiff dann allerdings
einige Probleme. Am 26. Juli 1889 fuhr sie in den Suezkanal
ein, lief auf Grund, zerstörte dabei das Heck und verlor das
Ruder. Nach Reparaturen setzte Ertughrul (Ertuğrul) am 23.
September die Segel. Beim Segeln im westlichen Indischen Ozean
nahm das Schiff Wasser vom Bug auf. Die Besatzung war nicht in
der Lage, die notwendigen Reparaturen durchzuführen, bis sie
Singapur erreichten. Die Ertughrul (Ertuğrul) wurde in
Singapur repariert und verließ am 22. März 1890 wieder den
Hafen. Nach einem zehntägigen Aufenthalt in Saigon kam sie am
7. Juni 1890 in Yokohama an. Die Reise von
Istanbul dauerte etwa elf Monate. Kapitän Ali Osman Bey
wurde während der Reise zum Konteradmiral befördert.
In Yokohama wurden Konteradmiral Ali Osman Pascha und die
Offiziere am 13. Juni 1890 von Kaiser Meiji in Japan
empfangen. Die Geschenke und die Medaillen, die von
Abdülhamid II. mitgeschickt wurden, wurden ihren
beabsichtigten Empfängern überreicht. Ali Osman Pascha wurde
im Gegenzug mit hohen japanischen Orden geehrt. Andere
Marineoffiziere wurden ebenfalls mit Medaillen dekoriert. In
der Folge wurden osmanische Offiziere von der Kaiserin
empfangen. Am 14. Juni 1890 erpfing der noch junge Prinz
Yoshihito Haru den osmanischen Konteradmiral. An den folgenden
Tagen fanden viele Empfänge, Abendessen und Zeremonien statt.
Während ihres Aufenthaltes von drei Monaten in Japan verlor
die Ertughrul (Ertuğrul) zwölf Besatzungsmitglieder durch
Krankheiten. Am Mittag des 15. September 1890 brach das Schiff
zur Rückreise auf.
Zum Zeitpunkt der Abfahrt waren die Wetterbedingungen gut,
aber am nächsten Morgen begann ein Gegenwind zu wehen, der
gegen Abend stärker wurde. Bei Einbruch der Dunkelheit
erreichte der Wind eine Stärke, so dass die Segel eingezogen
werden mussten. Zur gleichen Zeit begannen heftige Wellen
gegen das Schiff zu schlagen, das trotz Motorleistung nicht
mehr vorankam. Der 40 m hohe Mast brach zusammen und
verursachte schwere Schäden. Während der Sturm weiter an Kraft
gewann brach Wasser in das Kohlelager im Kesselraum ein. In
den nächsten vier Tagen versuchte die Besatzung die Schäden zu
beheben.
Trotz aller Bemühungen stand der Zusammenbruch des Schiffs
unmittelbar bevor und die einzige Möglichkeit bestand darin,
in einem nahe gelegenen Hafen Zuflucht zu suchen. Daher fuhren
mit letzter Kraft und notdürftig gesetzten Segeln und der
Motorleistung nach Kobe.
Durchbrechendes Meerwasser löschte schließlich einen der
Öfen im Maschinenraum. Nahezu unbeweglich ohne Hauptsegel und
genügend Antrieb, und nur den Wind und die Wellen ausgesetzt,
trieb die Ertughrul (Ertuğrul) auf die gefährlichen Felsen an
der Ostküste von Kii Ōshima zu. Die Besatzung versuchte das
Schiff vor den Felsen durch eine Notankerung zu stoppen, was
nicht gelang. Das Schiff traf auf die Riffe und brach am 18.
September 1890 gegen Mitternacht beim ersten Aufprall
auseinander. Vorort starben rund 533 Matrosen, darunter
fünfzig Offiziere einschließlich des Kommandeurs Konteradmiral
Ali Osman Pasha. Nur sechs Offiziere und dreiundsechzig
Matrosen überlebten. Sechs der Überlebenden waren unverletzt,
neun schwer verwundet und die anderen erlitten leichte
Verletzungen. Nach der Rettungsaktion wurden zwei Überlebende
von japanischen Schiffen nach Kobe gebracht, zwei weitere von
einem japanischen Schlachtschiff und fünfundsechzig von
deutschen Kanonenbooten. Alle neunundsechzig Überlebenden
wurden im Oktober 1890 an Bord der japanischen Korvetten Kongō
und Hiei zurück nach
Istanbul gebracht. Sultan
Abdülhamid II. traf sich am 5. Januar 1891 mit den
Offizieren der japanischen Schiffe und drückte seine
Wertschätzung für die Hilfeleistungen aus.
Dieser Unfall schuf in Japan ein allgemeines Mitgefühl für
die Türken und führte zur Gründung einer starken Basis, der
Freundschaft zwischen der Türkei und Japan.
Im Februar 1891 wurde ein Friedhof für die 150 vom Meer
geborgenen Leichen eingerichtet, daneben wurde in der Nähe des
Leuchtturms in der Stadt Kushimoto, Wakayama, ein Denkmal
errichtet. Am 3. Juni 1929 besuchte Kaiser Hirohito den
Friedhof, der im selben Jahr erweitert wurde. Die Türkei
renovierte das Denkmal 1939. Im Jahr 1974 wurde ein
"Türkisches Museum" eingerichtet, in dem ein maßstabsgetreues
Modell des Schiffes, Fotografien und Statuen der Matrosen
ausgestellt werden.
Alle fünf Jahre wird am Tag des Unfalls in Kushimoto unter
Beteiligung von hochrangigen Vertretern aus der Türkei und
Japan eine Gedenkveranstaltung abgehalten. Im Juni 2008 reiste
der damalige türkische Präsident Abdullah Gül während eines
Staatsbesuchs in Japan von Tokio nach Kushimoto, um an einer
Gedenkfeier teilzunehmen.
Am 4. Januar 2007 startete ein archäologisches
Unterwasserprojekt die Ausgrabung des Wracks in Zusammenarbeit
des Instituts für Nautische Archäologie (INA) in Bodrum, der
Yapı Kredi Pension Partnership und der Türkischen Stiftung für
Nautische Archäologie. Es ist beabsichtigt, die Überreste des
Schiffes im Museum neben dem Ertuğrul-Denkmal in Kashino,
Kushimoto, auszustellen. Amerikanische und japanische
nautische Archäologen und Historiker schlossen sich dem
Ausgrabungsteam an.
Am 28. Januar 2008 erreichte das Archäologenteam unter der
Leitung von Tufan Turanlı (damaliger Direktor von INA-Bodrum)
während der zweiten Phase des Unterwasser-Ausgrabungsprojektes
den Munitionslagerabschnitt des Wracks während eines
Tauchgangs.
Im Keller des
Seefahrtsmuseum Istanbul ist eine Sonderausstellung für
die Ertughrul (Ertuğrul) und ihre Geschichte eingerichtet. Im
Nezahat Gökyigit Botanischer Garten (Nezahat Gökyiğit Botanik
Bahçesi) gibt es eine
Gedenkstätte für die Märtyrer der Ertughrul Fregatte (Ertuğrul
Fırkateyni Şehitleri Anıtı).