.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Das Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“ gilt als das
bedeutendste Werk von
Ilan Pappe.
Es erscheint 2006 im Englischen Original und
2007 in deutscher Übersetzung erschien. Zwischen 2013 und 2014
war es allerdings sehr lange in Deutschland nicht erhältlich,
was unter anderem das Gerücht aufkommen ließ, dass ein reicher
Gegner Pappes die Auflage aufgekauft hätte.
Auf Basis von inzwischen frei gegebenen Armeedokumenten und
der intensiven Analyse des Tagebuches von Ben Gurion und
Aufzeichnungen von sowie Interviews mit Zeitzeugen beweist
Pappe, dass die planmäßige Vertreibung von Vornherein Ziel der
zionistischen Anführer war und bis heute ist.
Der weltberühmte Journalist John Pilger bezeichnete
Ilan Pappe aufgrund dieses Buches als den mutigsten,
unbestechlichsten und am schärfsten urteilenden Historiker
Israels. Zionisten hingegen haben ihn sehr scharf verurteilt
und bedroht.
Nahezu alle zionistischen Gründungmythen des Staates Israel
werden als Propaganda entlarvt. Bereits zuvor hatte Pappes
israelischer Kollege Simcha Flapan mit seinem Buch „Die Geburt
Israels“ auf die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität
in der
Westlichen Welt hingewiesen aber Pappe konnte auf
inzwischen freigegeben Dokumente zurückgreifen, die diese
Thesen besser belegen können. Demnach hat die
völkerrechtswidrige Vertreibung der einheimischen Bevölkerung
noch vor dem Teilungsbeschluss der UNO (November 1947)
stattgefunden. Einzelne militärischen Aktionen der
Untergrundarmee Hagana sowie der Terrorgruppen Irgun und
Stern-Gruppe werden genauso detailliert erläutert, wie die
Kollaboration der
Drusen
mit den zionistischen Besatzern im Gegensatz zu den
Christen, die daraufhin zusammen mit den
Muslimen vertrieben wurden.
Insgesamt wurden 531 palästinensische Dörfer und elf Städte
zwangsgeräumt und zum großen Teil zerstört, mindestens 800 000
Menschen wurden vertrieben. Es kam zu dokumentierten
Massakern, Plünderungen und Vergewaltigungen. Die
zionistischen Befehlshaber von damals waren teilweise spätere
Spitzenpolitiker, die sogar mit dem Friedensnobelpreis
ausgezeichnet wurden. Heute befinden sich an den verwüsteten
Orten zumeist Wälder, Parks und Freizeiteinrichtungen, um jede
Erinnerung und jede Hoffnung auf das eingeforderte
Rückkehrrecht der Vertriebenen auszuschließen.
Das Erstaunliche an dieser ethnischen Säuberung, die die
Palästinenser
Nakba
(die Katastrophe) nennen, ist nach
Ilan Pappe, dass die
Westliche Welt diese Verbrechen nicht wahrgenommen hat
bzw. nicht wahrnehmen wollte, obwohl es hinreichend Warnungen
gab. Selbst die Ermordung des UNO-Vermittlers
Folke Bernadotte durch zionistische Terroristen, führte zu
keinem Umdenken in der
Westlichen Welt.
Pappe schrieb über diese Wahrnehmungsverweigerung:
„Aber jenseits der Zahlen ist die tiefe Kluft zwischen
Realität und Darstellung das wirklich Bestürzende am Fall
Palästina. Es ist tatsächlich schwer zu verstehen und somit
auch kaum zu erklären, wieso ein Verbrechen, das in unserer
Zeit und an einem kritischen Punkt der Geschichte begangen
wurde, der die Anwesenheit ausländischer Reporter und
UNO-Beobachter verlangt hätte, so vollständig ignoriert wurde.
Und doch lässt sich nicht leugnen, dass die ethnische
Säuberung von 1948 nahezu vollständig aus dem kollektiven
globalen Gedächtnis gelöscht und aus dem Bewusstsein der Welt
getilgt wurde. Man stelle sich einmal vor, dass in irgendeinem
Land, das man kennt, die Hälfte der gesamten Bevölkerung
innerhalb eines Jahres zwangsweise vertrieben, die Hälfte der
Städte ausradiert und dem Erdboden gleichgemacht wurden. Man
stelle sich einmal vor, diese Taten würden niemals Eingang in
die Geschichtsbücher finden und sämtliche diplomatische
Bemühungen um eine Lösung der Konflikte, die in diesem Land
ausbrächen, würden diese katastrophalen Ereignisse völlig
außer Acht lassen, wenn nicht gar ignorieren. Ich habe
vergebens in der uns bekannten Weltgeschichte nach einem
solchen Fall und einem solchen Schicksal gesucht.“
Immer wieder stellt
Pappe auch die Frage, wie denn
Juden,
die gerade er st dem Holocaust entronnen waren, derartige
Verbrechen mit Vertreibungen tatenlos mit ansehen konnten.
Seine Offenlegungen sieht
Pappe als einen erster Schritt, um die Spirale der Gewalt
zu beenden und zu Versöhnung von Israelis und Palästinensern
beizutragen ohne sich einer Illusion hinzugeben, denn er
schreibt: "Ich gebe mich keinerlei Illusion hin, dass es
mehr als das vorliegende Buch brauchen wird, um eine Realität
zu verändern, die ein kolonisiertes, vertriebenes und
besetztes Volk dämonisiert und das Volk glorifiziert, das es
kolonisiert, vertrieben und besetzt hat."
Die Offenlegung erfolgt allerdings in einer Deutlichkeit,
wie sie kein bekanntes Buch seit der zionistischen Besatzung
jemals verwendet hat: „Es ist die einfache, aber
entsetzliche Geschichte der ethnischen Säuberung Palästinas,
eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit, das Israel leugnen
und die Welt vergessen machen wollte. Es ist unsere Pflicht,
es aus der Vergessenheit zu holen, und zwar nicht nur als
längst überfällige historiographische Rekonstruktion oder
professionelle Aufgabe; meiner Ansicht nach ist es eine
moralische Entscheidung, der allererste Schritt, den wir tun
müssen, wenn wir wollen, dass Versöhnung jemals eine Chance
haben und der Frieden in den zerrissenen Ländern Palästina und
Israel Fuß fassen sollen.“