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Die Aq Qoyunlu oder Ak Koyunlu ((jene) mit weißen
Hammeln), waren eine turkmenische Stammesföderation, die nach
der Mongolenherrschaft in Diyarbakir in der heutigen
Türkei aufstieg. Sie beherrschten den Osten
Anatoliens,
Aserbaidschan und weite Teile des
Irak
und des
Iran im Zeitraum 1389 -1507 n.Chr.
Das Herrscherhaus der Aq Qoyunlu gehörte dem Clan
Bayundur der Oghusen an. Die Föderation bestand neben den
Bayundur aus verschiedenen weiteren oghusischen Clans (Bayat,
Döger, Cepni, etc.), die mit den
Seldschuken aus Zentralasien angekommen waren
Die Aq Qoyunlu waren ursprünglich ein nomadisierender
Turkmenenstamm bzw. in späterer Zeit eine
Stammeskonföderation. In geschichtlicher Hinsicht waren sie
das Gegenstück zu den Schwarzen Hammeln (Qara Qoyunlu), einem
rivalisierenden Turkmenenstamm. Die Herkunft der Bezeichnungen
ist nicht geklärt, entweder versteht man darunter Totemtiere
oder man nimmt an, dass die jeweilige Farbe (schwarz/weiß) bei
den Schafherden überwog.
Die frühen Jahre sowohl der Aq Qoyunlu - als auch der Qara
Qoyunlu -Stämme sind im türkischen Erzählzyklus Dede Korkut
erwähnt. In byzantinischen Quellen wird die Bayundur-Familie
(das Herrscherhaus der Aq Qoyunlu) erstmals im Jahr 1340 n.Chr.
erwähnt. Die Aq Qoyunlu sind seit dem 14. Jh. um Diyarbakır
historisch einwandfrei nachweisbar und haben sich
wahrscheinlich nach dem Untergang der
Seldschuken formiert. Der Name der herrschenden Sippe
Bayindir ist schon für die vormongolische Zeit belegt und wird
von Raschid ad-Din (um 1303) mit den 24 Oghusenstämmen in
Verbindung gebracht. Die Dynastiechronik (um 1470) führt die
Herkunft auf einen legendären Oghus Khan zurück.
Seit 1340 unternahmen die Aq Qoyunlu Angriffe gegen
Mesopotamien,
Schaam
und in besonderem Maße gegen
Trapezunt. Ihr Anführer Tur Ali Beg wurde bereits zu
Ghazans Zeiten Emir. Im Jahre 1348 erschienen sie vor
Trapezunt. Kaiser Alexios III. verheiratete vier Jahre später
seine Schwester mit dessen Sohn Kutlu Beg. In der Folgezeit
wurden noch weitere Ehen mit
Trapezunts Kaiserhaus geschlossen.
Als eigentlicher Stammesgründer ist Qara Yoluk Uthman Beg
(reg. 1389–1435) bekannt. Er machte 1399 n.Chr.
Tamerlan (Timur Lenk) in Karabag seine Aufwartung, als
sich die übrigen Turkmenenführer (insbesondere sein Rivale
Qara Yusuf von den Qara Qoyunlu) gegen diesen stellten. Als
Tamerlans Verbündeter wurde er mit Diyarbakır belehnt und
nahm 1402 n.Chr. an dessen Feldzug gegen die
Osmanen teil, verlor aber mit
Tamerlans Tod viel Rückhalt und bekam erneut Probleme mit
seinem Rivalen Qara Yusuf. Nach seinem Tod 1435 (bei einem
Gefecht gegen die Qara Qoyunlu) geriet die Föderation unter
den Druck der Qara Qoyunlu und verlor viele der beherrschten
Gebiete.
Die Söhne Uthman Beys zerstritten sich, ihr Territorium
schrumpfte wieder auf das Ausgangsgebiet um Diyarbakir
zusammen und die Qara Qoyunlu erlangten die Vorherrschaft.
Daran änderte sich auch unter Uthmans Enkel Gahangir nichts,
der gegen seine Onkel und Vettern antreten musste. 1453 wurde
Gahangir von seinem Bruder Uzun Hasan in einem Handstreich
entmachtet.
Erst unter Uzun Hasan (reg. 1453-1478 n.Chr.) kam es erneut
zum Aufstieg und zur Glanzzeit der Aq Qoyunlu, nachdem er 1467
die Qara Qoyunlu unter Dschahan Schah vernichtend geschlagen
und deren Reich im
Iran,
Irak
und
Aserbaidschan erobert hatte. Zu seiner Zeit reichten die
Grenzen des Reiches vom Kaspischen Meere bis
Schaam
und von
Aserbaidschan bis
Irak.
Deshalb sah sich Uzun Hasan selbst als "Wahrer der türkischen
Einheit" und verglich sich mit
Tamerlan, dessen ehrgeizigen Nachfolger Abu Said er 1469
besiegte und tötete. Die Herrschaft Uzun Hasans war den
nomadischen Traditionen entsprechend indirekt. Er forderte die
jährlichen Tribute und Steuern von den örtlichen Fürsten,
baute aber bis zur Verlegung der Hauptstadt nach
Täbriz keine feste Residenz und errichtete keine
tragfähigen Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen.
Die Eroberung des verbündeten und familiär eingeflochtenen
Trapezunt durch die
Osmanen 1461 n.Chr. konfrontierte Uzun Hasan mit diesem
neuen Gegner. Er machte schließlich Pläne, die Gefahr zu
beseitigen: Zu diesem Zwecke hat er mit europäischen Ländern
Beziehungen aufgenommen, um sich die gefürchteten Feuerwaffen
zu verschaffen. Seit 1471 kämpfte er in Ostanatolien im
Bündnis mit Venedig gegen die
Osmanen, wurde aber von
Fatih Sultan Mehmed am 11. August 1473 in der Schlacht von
Otlukbeli bei Erzincan schwer geschlagen, da die
Osmanen Artillerie einsetzen konnten, über die Uzun Hasan
nicht verfügte.
In die letzten Jahre Uzun Hasans fällt auch die
Zusammenstellung einer Gesetzessammlung, welche die
Bevölkerung vor allem vor den üblichen willkürlichen Steuern
und Abgaben schützen sollte.
Der Gegensatz zu dem zentralisierten, sunnitischen
Osmanenreich, und die darauf basierende Unterstützung Uzun
Hasans für den
Safawiden-Scheich Gunaid (gest. 1460) und dessen Sohn
Haidar half den
Safawiden, im Rahmen ihrer volkstümlichen, aber letztlich
schiitischen Bewegung (1301 gegründet) Turkmenenstämme aus
Ustac, Mossul, Tekke, Bayburt, Karadağ, Dulkadir, Varsak und
Afschar um sich zu versammeln. Diese bildeten später den Kern
der sogenannten Qizilbasch.
Uzun Hasans Sohn Yaqub (reg. 1478–1490) hielt den Staat
zusammen, indem er die Großen des Reiches für sich zu gewinnen
suchte und Kriege soweit möglich vermied. Er schlug 1480 eine
ägyptische Streitmacht, die zur Eroberung Diyarbakırs
ausgesendet worden war. Schon 1488 musste er den umtriebigen
Scheich Haidar beseitigen, da dieser inneren Streit verursacht
hatte. Haidar war durch Heiratsbeziehungen übrigens Yaqubs
Vetter und Schwager, und seine Söhne Ali (gest. 1494) und
Ismail (*1487) führten den Safawiyya-Orden dann fort.
Problematisch wurde die Lage aber erst, als Yaqub 1490
plötzlich starb und seine Nachfolger in einen Thronfolgestreit
gerieten, der das Land in chaotische Zustände versetzte.
Dadurch gerieten die Aq Qoyunlu zunehmend unter den Druck der
aufstrebenden
Safawiden unter Ali und dem jugendlichen Ismail, wobei
letzterer 1501 gegen den Thronanwärter Alwand Täbriz eroberte
und 1507 den letzten Regenten der Aq Qoyunlu in Mardin
stürzte. So hat Schah Ismail, der Gründer des
Safawiden-Reiches (1501-1736) schließlich die politische
Einheit Persiens am Beginn der Neuzeit hergestellt. Die
Überlebenden der Bayindir ließen sich in Tripoli, Aleppo und
Siwas nieder.
Zu der Dynastie der Aq Qoyunlu gehören: